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Wochenblatt Telegramm - Messe: Wochenblatt pukM. K Druck und Verlag von E. L. Försters Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr auszugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Vile Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des Aonigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, lveißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Al.-Dittmannsdorf, Peruspnecber --- No. ,8. --- r:- für Pulsnitz und Umgegend Aints-Blatt -es König!, klmtsgepidits un- -es §ta-tpatlies 2» pulsnik« Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landet«. Beilage. Nbonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlich z.25, bei freier' Zustellung ins Haus sowie durch die Post unter No. 8059 i-40. Ar. 5. Dienstag, den 14. Januar 1S02. S4. Jahrgang. ^onkursverferHren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Guts- und Steinbruchsbesitzers Karl Heinrich Böhme in Oberlichtenau ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf ' den 6. Kebruar 1902, vormittags 10 Uhr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden, Pulsnitz, am 8. Januar 1902. Königliches Amtsgericht. Montag, den 20. Zan. 1002: Viehmarkt m Bischofswerda. Aus der allgemeineu Etatsdebatte des Reichstages. Auch die diesmalige erste Beratung des Etats im Reichstage hat sich, entsprechend einem langjährigen parla mentarischen Brauche, wiederum zu einer allgemein gehal tenen Debatte gestaltet, die sich vom Hundertsten ins Tau sendste erstreckte. Immerhin ist hierbei das eigentliche Ver handlungsthema, der Etat, mehr wie in früheren Sessionen erörtert worden, was der ungünstige Stand der NeichSfinan- zen und das demselben entsprechende getrübte Bild des neuen Reichshaushaltsetats bewirkten. Ueber die Entstehung des 60 Millionen Defizits in letzteren wie über die notwen dige Deckung des bedauerlichen Fehlbetrages gingen aber die Meinungen zwischen dem Reichsschatzsekretär Freiherrn von Thielemann und einem Teile der Volksvertreter erheblich auseinander, speziell der Vorschlag des Staatssekretärs, zur Beseitigung des Defizits eine Zuschußanleihe mit zu Hilfe zu nehmen, wurde von den Redern des Zentrums, der Na tionalliberalen und der Freisinnigen mit Entschiedenheit be kämpft. Immerhin ist es noch eine offene Frage geblieben, wie eigentlich eine geeignete Deckung der vermehrten Reichs- auSgaben beschafft werden soll, zumal eine weitere Erhöhung der Matrikularbeiträge der Bundesstaaten keine besonderen Aussichten besitzt. Natürlich wurde bei diesen finanzpoli- tischen Erörterungen auch wieder der Plan einer Reichs finanzreform berührt, doch hat die allgemeine Etatsdebatte in dieser Beziehung nichts gezeitigt, was auf eine baldige Wiederaufnahme dieses Projektes hindeuten könnte, und hier mit vermag die Reichsregierung auch so lange nicht ernst lich vorzugehen, als die Meinungsverschiedenheiten in der deutschen Volksvertretung über die geeignetste Art und Weise der Neugestaltung des Reichsfinanzwesens noch fortdauern. WaS die herrschende wirtschaftliche Krisis anbelangt, welche zweifellos mit von Einfluß auf die gedrückte Lage der Reichs finanzen gewesen ist, so wurde in der allgemeinen Etatsde batte des Reichstages fast allseitig die Anschauung bekundet, daß nunmehr das Schlimmste überstanden sei und daß es allmälich mit unserem wirtschaftlichen Leben wieder auf wärts gehe, wenn auch zunächst ganz langsam. Ein bemerkenswertes Moment in dieser gesamten Dis kussion bildete die eingehende Berührung des bekannten Zwischenfalls mit dem englischen Kolonialminister Chamber lain. Die fein-diplomatische und dabei doch überaus deut liche Abfertigung, welche der Reichskanzler Graf Bülow am ersten Tage der Debatte Herrn Chamberlain wegen seiner unerhörten Beschuldigung der deutschen Truppen in Frank reich zu Teil werden ließ, hat im ganzen Reiche Zustimmung gefunden, und tiefe Genugthuung erregt. Auch im Reichs tage selbst erfreute sich die Abkanzlung Mr. Chamberlains durch den Grafen Bülow allseitiger Billigung, von der äußersten Rechten bis hinüber zu den Sozialdemokraten war man damit einverstanden, daß Chamberlain diese empfind liche Zurechtweisung vollauf verdient habe, ein seltener Fall absoluter Einmütigkeit unter den Parteien des deutschen Reichsparlaments! Bedauerlicher Weise brachte dann aber der antisemitische Abgeordnete Liebermann von Sonnenberg einen Mißklang in diese gehobene Stimmung, indem er in der Freitagssitzung die Chamberlain'sche Angelegenheit noch mals besprach und sich hierbei von seinem Temperament Hinreißen ließ, den englischen Kolonialminister als den „ver ruchtesten Buben" ,u bezeichnen, den eS bis jetzt gegeben habe. Sofort rief Präsident Graf Ballestroem wegen dieser Beleidigung eines Ministers eines fremden Staates den antisemitischen Redner zur Ordnung, doch gleich darauf mußte sich derselbe auch vom Reichskanzler eine scharfe Re- primande gefallen lassen. Unter öfterem lebhaften Beifall aus dem Hause wie» der leitende Staatsmann die ehren- rührige Charakteristik Chamberlains durch den Abgeordneten Liebermann von Sonnenberg wie auch dessen Ausfälle gegen Englands Volk und Heer zurück, betonend, das reale Inte resse Deutschlands erheische bestimmt die fortdauernde Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu England. Einen weiteren Tadel äußerte der Kanzler für Herrn von Liebermann wegen dessen Betrachtungen über innerösterrcichische Verhältnisse, was Graf Bülow sich allerdings um so eher gestatten durste, als er ja in seiner ersten Rede ein so warmes Lob des Dreibundes gesungen hatte. Was im Uebrigen den äußerlichen Verlauf der allge meinen E^atsberatung des Reichstages anbelangt, so wies dieselbe im Großen und Ganzen einen besonders ruhigen Charakter auf, eine auffällige kampsesfrohc Stimmung trat eigentlich nirgend hervor. Es kann nur gewünscht werden, daß auch die weitere Session sich im Zeichen ruhiger und sachlicher Verhandlungen entwickeln möge, eS würde dies lediglich im Interesse ersprießlicher Ergebnisse der jetzigen Tagung des Neichsparlaments liegen. Oerttiche rmd sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. ES wird darauf aufmerksam' gemacht daß Anmeldungen von neuen Fernsprechanschlössen an be stehende Vermittelungkonstalten, welche im Frühjahrs-Bau abschnitt zur Ausführung kommen sollen, spätestens bis zum 1b. Februar bei dem zuständigen Vcrmittelungsamt zu bewirken sind. Sollen nach diesem Zeitpunkt ein- gehende Anmeldungen noch berücksichtigt werden, so ist zur Deckung deS Mehraufwandes ein entsprechender Kostenzu schuß zu entrichten. Pulsnitz. Der Dieb, welcher am Freitag Nach mittag aus dem Hause deS Herrn Schlossermeister Garten das Fahrrad gestohlen hat, ist sehr bald ermittelt worden. In Dresden wurde der in Riesa gebürtige Schlosser Abert Hähnel festgenommen, als er bei einem Händler das ge stohlene Rad, das einen Wert von 80 Mark hat, für 20 Mark verkaufen wollte. Hähnel gestand ein, daß er in PulSnitz beim Vorsprechen am Freitag Vormittag das Rad gesehen und sich alSdann nachmittags dasselbe ge holt habe. *— Am vorigen Sonntage Nachmittag 4 Uhr hielt der Bezirksverein für Obstbau im Gasthof Schwan zu Lich tenberg eine Wanderversammlung ab, die von Lichtenberg und Umgegend stark besucht war. Die Versammlung wurde geleitet von Herrn Lehrer Jährig-Kamenz, der aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen als Pomologe wieder holt höchst instruktive Darbietungen gab. Der Hauptvor trag ruhte in den Händen des Herrn Wanderlehrers Schänder aus Bautzen. Der Redner fesselte die Anwesenden mit seinem lehrreichen Vortrage. Besonders dankbar begrüßte man seine Aufklärungen über die Obstverwertung. Er nannte die Einrichtung von ObstankaufSvermittelungLstellen des Vereins, wies darauf hin, daß der Obstbau und seine Erweiterung, beim Bau guter Sorten sehr lohnend sei, da an Obst (Rohobst und Konserven) für zirka 70—100 Mil- lioncn Mark jährlich bei uns noch eingesührt würden. Man solle von wenig Sorten viel pflanzen, damit durch größere Quanten die Großhändler angezogen würden und solle besondere Sorgfalt auf Pflücken und Verpackung der einzelnen größeren Früchte legen. Durch die sorgfältige Behandlung seiner Früchte erziele das Ausland wesentlich höhere Preise als wir bei gleichwertigen Sorten. Sehr wertvoll waren ferner noch die Ausführungen über Pflan zung, Düngung, Pflege der Odstbäume und die Hilfsmittel gegen ihre Schädlinge. An den Vortrag, für den man seinen Dank durch Erheben von den Plätzen Herrn Lehrer Schänder darbrochte, schlrß sich eine lebhafte Debatte an, nachdem zuvor von den Versammelten ein telegraphischer Dankesgruß an den Vorsitzenden des Obstbauvereins Herrn AmtShaupimann von Erbmannsdorff, der leider noch in der letzten Stunde an seinem Erscheinen behindert worden war, zur Abfassung gelangte. Höchstbefriedigt über das Gehörte trennte man sich in vorgerückter Stunde. — Für die nachgenannten Ausstellungen ist die fracht freie Rückbeförderung der ausgestellten Tiere oder sonstigen Ausstellungsgegenständen auf den Linien der sächsischen StoatSeisenbahnen unter den üblichen Bedingungen bewilligt worden: GeflügelauSstellungen in: Burkhardtsdorf, Kötz- lchenbroda, Chemnitz-Gablenz, Neudörfel bei OrtmannSdorf, Niederhaußlou, Langenberg (Reuß), Beierfild und Lößnitz i. Erzgeb den 13. Januar d. I.; in JanSdorf, Hannover und Wildenfels den 14. Januar; in Lichtenstein-Callnberg, Freiberg, Radeburg und Eisenach den 20. Januar; in Breitenbrunn den 26. Januar; in Chemmtz, Syrau i. V., Pirna und Langenhessen (Pleiße) den 27. Januar d. IS.; in Neukirchen i. E., Altgeringswalde und Neugersdorf i. S. den 28. Januar; in Halle a. S. den 2. Februar; in Stoll berg den 4. Februar, in Mittweida den 9. Februar, in in Breitingen und Hainichen den 11. Februar, in Rade berg den 12. Februar, in Döbeln den 16. Februar, in Greiz und Schleiz den 17. Februar, in Hof den 3. März, in Gotha den 24 März d. IS.; Kaninchenausstellungen in Zeitz und in Esther den 13. Januar d. I., Kanarien- und Käninchenausstellung in Pirna den 13. Januar v. I. Geflügel- und Kaninchenausstellungen in Werdau und in Adorf i. V. den 13. Januar d. I.. sowie in Reinersdorf bei Zwickau den 3. Februar d. I. — Für Gastwirte! Die Bahnhofswirtschaften zu Zschopau und Marienberg sollen vom 1. April 1902 und diejenige zu Wolkenstein vom 1. Juli 1902 ab auf je sechs Jahre verpachtet werden. Dte allgemeinen Bedingungen liegen auf den sächsischen Bal nhöfen auS. Pachtgebote sind bis 1b. Februar 1902 an die König!. Eisenbahnbetriebs direktion Chemnitz einzusenden. Die Bewerber um die beiden erstgenannten Wirtschaften bleiben bis 31. März und diejenigen um die Bahnhofswirtschaft Wolkenstein bis 30. Juni an ihre Gebote gebunden. Wer bis dahin keinen Bescheid erhält, hat seine Bewerbung als abgelehnt zu be trachten. Zeugnisse werden unberücksichtigten Bewerbern ohne Bescheid zurückgesandt. — Zu dem bereits in Thonberg-Prietitz in voriger Nummer gemeldeten Feuer sei noch folgendes mitgeteilt: Es brannte ein zum Fabrikgebäude der Chamotte- und Thonwerke gehöriger, aus Fachwerk gebauter Trocken schuppen nebst den darin aufgespeicherten Holzvorräten. Von auswärtigen Spritzen waren die der Gemeinden Wiesa und der Feuerwehr Elstra am Brandorte thätig und ist eS den selben zu banken, daß das anstoßende Fabrikgebäude er halten blieb. Der Schuppen wurde dagegen durch den Brand total in Asche gelegt. Die EntstehungSursoche deS Feuers ist noch unaufgeklärt, doch wird Brandstiftung ver mutet. — Dresden läßt Leipzig den Ruhm, die größte Stadt Sachsens zu sein, nicht lange. ES wird sich dem nächst 11 Vororte einverleiben und damit aus 460000 Ein wohner steigen. Damit rückt Dresden zugleich unter den deutschen Großstädten von der 6. an die 4. Stelle. — Sächsischer Landtag. Die 2. Kammer ge nehmigte am Freitag debattelos Kap. 27 und 28 deS or dentlichen Etats in der Schlußberatung. Dresden, 13. Januar. Hier brach heute Vor mittag auf der Schreibergasse im b. Stockwerk Feuer auS. Drei Kinder im Alter von 2, 3 und 4 Jahren sind mehr oder weniger verletzt, das jüngste schwer, sodaß dieses ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Ursache deS Brandes ist noch nicht ermittelt worden. Die Mutter der Kinder war nicht zu HauS.