Volltext Seite (XML)
Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KeslHäftsstekten: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moste und G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend: Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: V ierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Blatt und des Stadtrathes Amts- des Königs Amtsgerichts z° Wussnih. Königsbrück, Nndrberg, Nadrburg, Moritzburg und Amgegcud. D UN und E-b-° MchsuudvlWjigKer Jahrgang. Dvr ntwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. 28. November 1894. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben des Hausbesitzers und Schuhmachermeisters Friedrich Louis Schurig in Gro^röhrsdurs soll das zu dessen Nachlaß gehörige Hütts- und Garten grundstück, Cataster-Nummer 271 L, Fol. 989 des Grund- und Hypothekenbuches, Parzelle Nr. 394 des Flurbuchs für Großröhrsdorf, welches 4,^ Ar umfaßt und mit 31,^ Steuereinheiten belegt, von den Ortsgerichten auf 9000 Mark gewürdcrt worden ist, ausMgss UNd herbergssrei Montag, den 10. Deeember 1894, Vormittags 10 Uhr, im Mittelgasthof zu Großröhrsdorf freiwillig öffentlich zur Versteigerung gelangen. Die Versteigerungsbedingungen sind aus den am Gerichtsbrett und im Mittelgasthof zu Großröhrsdorf aushängenden Anschlägen zu ersehen. P u l s n i tz, den 23. November 1894. Königliches Amtsgericht. Petermann, Nef. Bekanntmachung, die Kohlenfuhren betreffend. Es ist beschwerdesührend darüber Anzeige anher erstattet worden, daß die mit Kohlen und insbesondere mit klarer Kohle beladenen Wagen ost bis unmittelbar an den oberen Rand der Aufsatzbretter beladen werden, so daß beim Fahren durch die Stadt in Folge des Erschütterns der Wagen oder weil die Aufsatzbretter nicht gehörig schließen, Kohlenstücken in größeren oder geringeren Mengen auf die Straße herabfallen, Tage lang auf derselben liegen bleiben und die Straße verunreinigen. Es wird daher hiermit angeordnet, daß Kohlenwagen keinesfalls bis unmittelbar an den Rand der obersten Aufsatzbretter, sondern so zu beladen sind, daß ein Herab- fallen von Kohle auf die Straße vermieden wird. Dasselbe gilt für die Abfuhr von Sand, Lehm und Schutt. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden auf Grund 8 366, 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark, oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Die Bestrafung trifft nicht allein die Geschirrführer der verbotswidrig beladenen Wagen, sondern auch die Lader der Letzteren und es werden übrigens auf Kosten derselben die verunreinigten Straßen gereinigt. Pulsnitz, am 27. November 1894. Der Stadtrat h. — - Schubert, Brgrmstr. . Mittwoch, 3. December 18SL r Viehmarkt in Radeberg. Montag, -. 1V Decbr. 18SL: Viehmarkt in Bischofswerda. Der Zwist Bebel-Vollmar. Daß die auf dem Frankfurter Parteitage mit Mühe und Noth geglückte Verkittung des Zwiespaltes in der Sozialdemokratie nicht lange Vorhalten konnte, war voraus zusehen. Herr Bebel ist nicht der Mann, der aus Nütz lichkeitsgründen seine Ueberzeugung zurückstellt, der einst so mächtige Diktator hat nichts von seinem früheren Dok trinarismus verloren und er sucht ihn auch jetzt noch zur Geltung zu bringen, wo der süddeutsche Wind immer stärker nach Norden heraufweht. Er will sich und seinen Ideen nicht die Herrschaft entreißen lassen; eigensinnig beharrt er auf der von ihm für gut befundenen Taktik, und jemehr er merkt, daß Vollmar, der „praktische Revo lutionär", ihm über den Kopf wächst, desto erbitterter zieht er wider ihn zu Felde. Kürzlich hat er in Berlin eine Art Scherbengericht über den süddeutschen Mitstreiter abg, halten, dessen Ürtheil an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt und das von höchster Wichtigkeit für die Parteigestaltung im Lande ist, weil es möglicherweise zu bedeutsamen Personaländerungen im Vorstand der sozial demokratischen Fraktion führt. Herr Bebel nahm sich in seiner 1'/r stündigen Rede kein Blatt vor den Mund. Die sozialdemokratische Partei, sagte er, müsse die schärfste Selbstkritik an sich üben. Daran habe man es bis jetzt vielfach fehlen lassen, um den Feinden nicht Wasser auf die Mühle» zu liefern; ober wie die Verhältnisse jetzt lägen, dürfte dieser Grund nicht mehr maßgebend sein. Es sei an der Zeit, schonungs lose Kritik zu üben, wenn die Partei nicht versumpfen solle. Noch kein Parteitag habe in ihm einen so peinlichen Eindruck hinterlassen, wie der Franksmter. In den letzten Jahren habe sich die Partei quantitativ vermehrt — aber nicht qualitativ verbessert. Es seien eine Anzahl Elemente m die Partei gekommen, die von der Sozialdemokratie Nicht die leiseste Ahnung hätten, und diese Leute — inan Nenne sie die Gemäßigten, in der That seien es Spieß bürger — werden sogar mit der Leitung der Parteigeschäfle beauftragt, zu Vertrauensmännern und Delegirten gewählt. Unter diesen Umständen habe er den Entschluß gefaßt, sich an der Parteileitung überhaupt nicht mehr zu betheiligen, weil er nicht in der Lage sei, als Mitglied bes Parteivorstandes die unsicheren Elemente mit der nöthjgen Energie zu bekämpfen. Nur auf vieles Zureden i" er wieder von diesem Entschluß abgegangen. Wie lange er es aber noch mit ansehen werde, das könne er nicht sagen. Sehr unerquicklich hätten sich die Dinge in Bayern gestaltet. Unter len bayerischen Genossen herrsche der Geist des Kleinbürgerthums, das sich je länger je mehr von den Grundsätzen 0er Sozialdemokratie entferne. Das könne sich die Sozialdemokratie nicht länger gefallen lassen. Der Parteitag hätte gegen Vollmar unbedingt Stellung nehmen müssen; daß er es nicht gethan, werde sich schwer rächen. Es gebe keine bayerischen, keine wärt- tembergischen, keine badischen Sozialdemokraten! Die Sozialdemokratie sei international, das habe Vollmar und sein Anhang vergessen, darum stehe er im direktesten Widerspruche zu dem sozialdemokratischen Gedanken! Die Debatte über die Agrarfrage habe kein befriedigendes Resultat ergeben. Vollmars Absicht sei, die Bauern um jeden Preis zu gewinnen, und wenn es geschehen müßte, unter Verschleierung der letzten Ziele der Sozialdemokratie. Das sei grundfalsch! Nicht an die Bauern müsse man sich wenden, sondern an die ländlichen Arbeiter, die sehr wohl auf Grund des kommunistischen Programms zu ge winnen seien. Die „Moral" dieser Ausführungen faßte Bebel in einer Resolution zusammen, welche mit einer geringfügigen Aenderung einstimmig zur Annahme gelangte, und der wir folgende Sätze entnehmen: Die Anzeichen mehren sich, daß die Zerfahrenheit und Unklarheit über die Einheit der Interessen und Grundsätze der Partei in der Zunahme begriffen sind. Die Versammlung legt entschieden Protest dagegen ein, daß, unter dem Vörgeben, „berechtigte Be strebungen" zu vertreten, dem spießbürgerlichen Partikula- rismus Vorschub geleistet wird, was nothwendig die Zer störung der Einheit der Partei zur Folge haben muß. Vollmar, der eine Armee hinter sich weiß, wird nicht zögern, den hingeworfenen Handschuh aufzuheben. Er fühlt sich ja bereits als Herr dec sozialdemokratischen Zukunft; sein Anhang vergrößert sich mit jedem Jahr, und der noch in Halle bescheiden zurückging, konnte in Frankfurt bereits als Tliumphator über König Bebel auftreten. Die Be fürchtung der Rotradikalen, die sozialdemokratische Partei könne sich allmählich ganz „verbürgerlichen", hat bereits solchen Umfang angenommen, daß mehrere Genossen in Anknüpfung an Bebels Rede ein neues Sozialistengesetz herb iwünschten, weil sie sich von ihm allein eine Festigung, einen Zusammenschluß ihrer zerfahrenen Heeressäulen ver sprechen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Anläßlich des Todtenfestes war nicht nur der Vormittagsgottesdienst in unserer Kirche sehr zahlreich besucht, auch nach unserm Friedhof wanderten, na mentlich in den Nachmittagsstunden, außerordentlich viel Be sucher, war doch die Witterung so freundlich, wie sel ten in dieser vorgerückten Jahreszeit. Die Gräber der Verstorbenen waren zum größten Theil reich ge schmückt worden und zeugten so mithin von der Liebe und dem Gedenken für die zur ewigen Ruhe Eingegangenen seitens der Hinterbliebenen. Pulsnitz. An den nun folgenden 4 Sonntagen vor den Weihnachtsfeiertagen können sämmtliche Geschäfte, außer den bestimmten Vormittags- und Mittagsstunden von Nachmittags 7r3 Uhr bis Abends 10 Uhr geöffnet bleiben. (Siehe Bekanntmachung vom 1. Juli 1892 ß 10). Pulsnitz. Im Saale des Hotels „Grauer Wolf" Wird nächsten Freitag, den 30. November, das Trompeter chor des König!. Sachs. I. Königs - Husaren - Regiment Nr. 18 ein Concert geben. Schon öfter hatten die Musik freunde Gelegenheit, Concerien dieser Kapelle beizuwohnen und die Leistungen anzuerkennen, und kann wohl infolge dessen ein reger Zuspruch vorausgesetzt werden. Bischofswerda, 21. Oktober. Die hiesige Ein wohnerschaft blieb bekanntlich längere Zeit in berechtigter Aufregung erhalten über das Vorkommen zahlreicher, auf den Genuß verdorbenen Fleisches zurückzuführender Krank heitsfälle, welche Aufsehen im ganzen Lande erregten. Ist auch über den Zusammenhang der dabei unterlaufenen Vorgänge bis jetzt noch keine amtliche Darstellung erfolgt und wie es scheint, wohl auch noch nicht eine derartige volle Auf klärung geschaffen, daß etwaige Schuldige zur Verantwor tung gezogen werden könnten, so erweckt doch bei jedem Einsichtigen große Befriedigung die jetzt erfolgte, als so nothwendig erwiesene Einführung einer zwangsweisen Fleischbeschau in unserer Stadt. Die Fleischbeschau er streckt sich sowohl auf das hier zur Abschlachtung kommende Schlachtvieh, als auch auf von auswärts zur Einbringung in die Stadt gelangendes und zum menschlichen Genuß bestimmtes Fleisch.