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Dresdner Journal : 22.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186912224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-12
- Tag 1869-12-22
-
Monat
1869-12
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 22.12.1869
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1869 O 297 Mittwoch, den 22. December FvmnwmeMsorrlse: DreMerIonnml .^Verantwortlicher, Redacteur: I. G. Hartmann -MS-S »aseratnnnmaym« auswürts: k"«. N»^«v»r»rr«», t)owou»,lou>» cke» vr««ck»«r ^ourn»I»; «d«o<t»».: N kl««».»», d'uir; N»wdar,->»rU»- Vi«ll-I-«ip»>k-v»„I-rr»okkurt ». U.: Unsixi,^«!» t Voor-r«, Ssrlui. ki»oi iv»'se>>« kncUI». Ullro»», ktvi>oi.kii Nr«w«ll L 8cnl.or»»s Lr«,I»ü:I, 8^-üo»»', ^unonosn^nr««», .!»»,««, kr^L kr-lllikurt ».H : Nueük.; LSI»; ^v. n-vti«ki«. r»ri»: NtVL», livi-i-l«« LOo.» (S, ?I»c« 6« I» üourssi; ?r»^: t'« >!«»i.lci»'» Nuedk.» Vi«»! Xi.. O«»«l.n- Hrraurgrdtr. NSoi^I. Lrpoäition ck«, vr«»üo«r üoilrL»I>, Or»»ä«o, U»ri»o«tr»»»» Uo. 7. l» kr,»»««» tritt )L^rU«k i "rklr. 8t»wv«Ix«düüe, »u»»«rü»Id a«> «orä<l. Limit«» Löst uilä 8t«mp«t»u»>:tlt»rl»io»» TLKrUvd: «rklr—»-r ^^drlied.. 1 ., 1b ,. iloo»tlivü:— „ Id „ Li»»»lQ«Kils»w«rQ: 1 „ »aseratrnprrtser Idir ü«n k»om «iasr x«»p»Iten«o 2eil«: 1 kt^r. v»t»r „Linxe»»iiät" cki« 2«il«. S tixr Lrschetnnl: 0L«U«d, mit Xn,o»kio« ä«r 8ovo no6 k»l»r1«U«, Xd«Qä» tue ck«u tolx«uä«u 1^ Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Italienische und amerikanische Blätter.) TageSgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — Ber lin: Chinesische Gesandtschaft. Neuer Präses der Genrralordevscommission. Graf Bismarck. Bun- k. drsrathSsitzung. Vom Zollbundcsrathe. Mitglieder K deS Oberhandelsgerichts. Herrenhaus Verhandlungen. ^Vermischtes. — München: Vom Hofe. Ministerium > complctirt. — Stuttgart: Bischofsvereidigung.— ^Wten: Ministerkrisis. Vom NcichSrathe. — Pa rris: Soldatenunterstützungsvrreine. Hannöversche Legionäre. Spanische Flüchtlinge. — Bern: ^Ständerath. — Rom: Tagesbericht. — London: Ä Irländisches. — Riga: Zur Sprachenfrage. — New-Uork: Neuestes. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- naS-richten. Beilage. DandtagSvrrhandlnngen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 20. December.) rovinzialnachrichten. (Leipzig. Mittweida.) erichtsverhandlungen. (Zwickau.) Statistik und LolkSwirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 21. December, Nachmitt. (W T. B ) Das Herrenhaus genehmigte in seiner heutigen Sitzung daS Etatgesetz für 18^0 mit einem Commissivnsantrag auf Vorlegung eines Gesetz entwurfs wegen Aufhebung der Diäten für dte Abgeordneten. Der zweite Theil diese» Com- misfionSantragS: die Regierung möge bis zur Vor- Icgung dieses Gesetzentwurfs die Zahlung der Diä- ten aussctzen, wurde abgclehnt. LarlSruhe, Montag, 2V. December, AbendS. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat den Etat deS Krieg-Ministeriums mit großer Majorität, und die Verlängerung des ContingentgesetzeS auf zwei Jahre mit allen gegen 6 Stimmen angenommen. Wien, Dienstag, 21. December. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter melden, daß eine Ent scheidung bezüglich der MinisterkrifiS noch nicht erfolgt ist. Ein Privattelegramm der „Presse" meldet, daß die Unterwerfung der Insurgenten von Braic nicht angenommen worden ist, weil dieselben neue Be dingungen stellten. Paris, Montag, 20. December» AbendS. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung des gesetzgeben den Körpers intcrpcllirte Rochefort die Regierung über die Ausweisung deS spanischen Deputirten Paul y Angulo aus Frankreich. Rochefort sagte: Paul y Angulo sei aus Spanien exilirt worden, weil er seine Pflicht gcthan habe. Wäh rend die französische Regierung diese Ausweisung für nöthig halte, gestatte sie der abgesetzten Königin Isabella, auf französischem Boden offen zu conspiriren. Der einzige Grund dieser Härte sei der, daß die franzö sische Regierung das Erstehen einer Republik im Nach- barstaatc fürchte. — Der Minister des Innern, de Forcade la Roquette, beantwortete diese Interpella tion sofort. Er erklärte, Frankreich übe in edelmüthi- gcr Weise Gastfreundschaft ohne Unterschied gegen fremde Könige und Unterthanen. Paul y Angulo habe indrß das französische Gebiet betreten nachdem er cinen Ver such gemacht habe, den Bürgerkrieg in seinem Vater lande anznfachen. Er habe, bereits auf französischem Boden stehend, die Pflichten verletzt, welche ihm seine Eigenschaft als politischer Flüchtling auferlege, indem er die Spanier zum offenen Ausstand aufgerufen habe. Da erst sei die französische Regierung eingeschritten und habe auf Grund der ihr gesetzlich zustehenden Be- fugniß die Ausweisung desselben verfügt. Die Regie rung, schließt der Minister, ist entschlossen, jeden Ver such der Unordnung zu behandeln, wie er es verdient, und wird die ohnmächtige Minorität n cht durch Ge walt, sondern durch ihr moralisches Ansehen und mit Beihilfe des ganzen Landes in Schranken zu halten wissen. (Beifall.) — Rochefort erwiderte noch einige Worte und wies namentlich auf Belgien und die Schweiz hin, welche Staaten jederzeit republikanische Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Damit war der Zwischenfall er- ledigt. (Vgl. unter „TageSgeschichte".) In den heutigen Abendzeitungen veröffent licht Emile Ollivier eine Erklärung, welcher zufolge die seit acht Tagen von verschiedenen Blät tern verbreitete Behauptung, er habe nach Wieder zusammentritt des gesetzgebenden Körpers Auftrag erhalten, ein neues Cavinet zu bilden, durchaus unbegründet ist. Dresden, 21. December. Das ucue italienische Cabinct dürfte der heimathlichen Presse gegenüber einen ziemlich schweren Stand haben. Die conscrvativen Journale verhalten sich den neuen Ministern gegenüber in strengster Re serve; die liberalen nehmen eine zuwartende Stellung ein und betonen, daß sie erst Thaten sehen wollen, ehe sie ihre Unterstützung dem zusammengcwürf ltcn Cabi- net leihen werden; die radikalen Blätter verspotten cs bereits und nennen es ein Skbinotto äolia äikLäenr». Selbst tue „Optnionc", welche nebst der „Italic" dem Cabinet Lanza-Sclla noch die meisten Sympathien entgegenbrtngt, bat, obgleich sie überzeugt ist, die Ge nannten würden sich nie Lauheit in der Verwaltung zu Schulden kommen lassen, wenig Vertrauen auf die Dauerhaftigkeit seines Bestandes; denn — schließt die „Opinione" eine längere Betrachtung über diesen Ge genstand — „das Werk, das die Minister vorhaben, hängt zumeist von ihrer Einträchtigkeit, Mäßigung und Thätigkeit, aber noch mehr v^n der Kammer ab, weil ein ausschließlich parlamentarisches Cabinct seine Ideen und sein Programm nur dann aussührcn könnte, wcnn ihm die sichere und gesetzliche Unterstützung derjenigen Majorität zu Theil wird, deren wirkliche und legitime Verkörperung cs selbst ist." — Die Angriffe der „Na- zionc" gelten zunächst dem Ministerpräsidenten Lanza, der von jeher ein Antagonist der durch die „Nazione" repräsertlrteu conservativen Partei w r. Den Mi nister des Aeußern, Visconti-Venosta, begrüßt das Blatt mit süß-sauren Worten und fordert sodann seine parlamentarischen Anhänger zur Bildung einer com pacten Minorität auf, deren Aufgabe cs sein müsse, dte Reinheit der Nepräseniativregurm g kräftig zu wah ren. — Die „Riforma" bezeichnet als Hauptschwie rigkeit für das neue Cabinet den Argwohn, den cs nothwcndiger Weise mehrer» Führern der vormaligen Majorität einflößen müsse, und ist auch keineswegs von dem Programme Lanza's befriedigt; man müsse, erklärt das Organ der Linken, dem Lande von allem Anfänge an ernsthafte Garantien und die Versiche rung geben, daß das alte System bei Seite gelegt und eine neue Aera inaugurirt werden soll. — Das „Di- ritto" erinnert daran, daß gerade Sella der intellec- tuelle Autor der Mahlsteuer ist, daß er der Urheber der Uebertragung der Schatzmeisterfunctionen auf die italienische Nationalbank war, welche er mit eincr un erhörten Verletzung der Verfassung ins Werk setzte. Das „Diritto" steht demnach immer wieder dieselben Männer an das Staatsruder zurückkehrcn, welche dcm Reiche durch Vcrwaltungsmaßrcgelu aufhelfen wollten und statt dessen ihm die Schwindsucht zuzogen, diesel ben Männer, welche Italien die militärischen Einrich tungen zu Lande und zur Lee gaben, die zu den Nie- Verlagen von Custozza und Lissa führten, dieselben, welche die ungerechten und verhängnißvollen Monopole der sardischen Bank einführtcn. Es lasse sich nicht ab- sehen, wie Lanza sich mit diesen Männern abgrfunden haben mag. Entweder Sella oder Lanza habe seine bisherige Ueberzeugung in dcm neuen Compromiß ge opfert, und ein so gebildetes Ministerium biete wenig Garantie für seine Lebensfähigkeit. — Die „Gaz- »etta del Popolo" meint, das neue Ministerium sei nur geworden, weil man eben das alte, das sei nerzeit bloS als Nothwendigkeit acceptirt worden, nicht mehr gewollt hatte — Die „Gazzetta di Torino" ist der Ansicht, das Cabinct Lanza werde sich eine Zeit lang halten und manches Gute stistcn können; ein langes Leben und die schließliche Erreichung des aufgestcckten finanziellen Zieles könne ihm jedoch nicht prognosticirt werden. Auf die Beziehungen zwischen Mexico und der nordamcrikanischen Union, wie sie sich seit dem Tode des Kaisers Maximilian gestaltet haben, fällt ein inten ssantcs Streiflicht durch die Verhandlungen des mexikanischen Conarcsscs übcr rin von der Negierung ihm zugegangcncsProjekt zurConcessivnirung ciner ame rikanischen Gesellschaft, die eine interoceamsche Eisen bahn von Tampico im mexikanischen Golfe nach San Blas am stillen Occan zu bauen beabsichtigt. Die Regierung ist diesem Plane besonders geneigt und nach dcm Entwürfe der betreffenden Concession sollen jener Gesellschaft bedeutende Strecken von Negierungslände- rcien zur Colonisation überwiesen werden. Gegen die Zuweisung von Terrain hat sich nun eine bedeutende Opposition erhob, n, die bereits im Laufe der Diskus sion das ganze Projekt entschieden bekämpfte. Diese Partei wittert in den amerikanischen Colonisten, welche sich längs der zu erbauenden Eisenbahn ausicdeln sollen, die Avantgarde jener auglo-sächsischen Einwanderung, die bcsl.mmt ist, den Boden Mexicos für die Annexion an den mächtigen Nachbar vorzubcreiten. In einem Theile der unabhängigcn mexikanischen Presse fin- d.t diese Ansicht lebhafte Unterstützung. „Eine solche Con- ccssion bewilligen", sagt ein Blatt, „heißt Mexico mit gebundenen Händen seinem furchtbarsten Feinde über liefern." Diese Phrase ist bezeichnend für die voll ständige Umwandlung, die sich bei einem nicht unbe deutenden Bruchthetle der Mexikaner in ihrer Ansicht, betreffs der Beziehungen des Landes zu den Vereinig ten Staatcn, vollzogen hat. Während des Kampfes gcgcn die französische Intervention und das Kaiserreich galten Regierung und Bevölkerung der großen Nach- barrcpublik für die einzigen und wahren Freunde Me xicos , während glübendcr Haß gegen alle europäischen Regierungen, welche das Kaiserreich anerkannt hatten, die Stimmung der Situation kennzeichnete. Aber schon bald nach errungenem Siege trat eine m rkliche Ab kühlung in dieser Anschauungsweise ein, und heute wird bereits Nordamerika in einem beachtungswerthen Bl-ttc der gefährlichste Feind Mexicos genannt; ja es fehlt nicht an Stimmen, welche selbst so weit gehen, der mexikanischen Negierung anzuralhcn, durch schleu nige Wiederaufnabme ihrer Beziehungen zu den euro päischen Großmächten ein Gegengewicht gegen den übcr- handnchmendcn amerikanischen Einfluß zu suchen. Tagesgtschichte. Dresden, 21. December. Die Erste Kammer, deren Sitzung die Staatsministcr Frhr. v. Friesen und v. Nostitz-Wallwitz beiwohnten, crthcilte heute auf den Be richt der zweiten Deputation (Referent: Se. k. Hoheit der Kronprinz) dem Gesetzentwürfe wegen provisorischer Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1870 ihre Zustimmung, trat hierauf den von der Zweiten Kammer bei Berathung des Gesetzentwurfs, die Auf hebung des Instituts der Communalgarde und die an dessen Stelle zu treffenden Einrichtungen betreffend, in deren Sitzung vom 6. d. M. gefaßten Beschlüssen, durch welche namentlich die 88 2—6 des Entwurfs abgelchnt worden, auf Vorschlag der ersten Deputation (Referent: Bürgermeister Müller) bei, und eignete sich sodann auf den Bericht derselben Deputation (Referent: Bürgermeister Müller) die von der Zweiten Kammer bei Berathung des Decrets, die Ausführung des Ge setzes über die Berichtigung von Wasserläufen u. s. w. vom 13. August 1855 betreffend, in der Sitzung vom 8. d. M gefaßten Beschlüsse an. Dresden, 21. December. Die Zweite Kammer beschloß in ihrer heutigen Sitzung, welcher die Staats ministcr vr. Schneider und v. Noflitz-Wallwitz beiwohnten, zunächst eine Beschwerde der Stadtverord neten zu Zwickau durch eine von der Negierung abge gebene Erklärung als erledigt zu betrachten. Ferner wurde eine Beschwerde Kramer's zu Wickersham, über welche die dritte Deputation Vortrag erstattete (Refe rent: Abg. Temper) auf Anirag des Abg. v. Einsiedel zur anderweilen Berichterstattung an die Dcputaticn zu« rückgcgeben. Dritter Gegenstand der Tagesordnung war ein Bericht der dritten Deputation übcr einen An trag der Abg. Beeg und Genossen, unentgeltliche Ab« lassung des Gesetz und Verordnungsblattes an Land« gemeinden betreffend. (Referent: Abg. Klopfer.) Die Kammer nahm hier, nach Ablehnung eines Antrages des Abg. Mosch sowie des Vorschlages der Deputations majorität, folgenden, durch rin Amendement des Abg. vr. Heine verbesserten Antrag der Deputationsmino- rität an: „die Kammer wolle der hoben Staatsregierung den Antrag der Abgg. Beca und Genossen, soweit derselbe siL aus unent geltliche Verabfolgung des Gescy- und Verordnungsblattes an alle Gemeinden bezieht, mit der Modifikation, bah den größern Gemeinden eine nach dcm G>m sseo der SlaatS- regierung vermehrte Anzahl von Exemplaren zu überlassen ist, zur thunlichsten Berücksichtigung emvsehlen - La.e^eo denselben, sowerl er auch nuentgeltliche Zusendung fordert, aus sich beruhen lagen." Schließlich crledtgtc die Kammer cinen Bericht der ersten Deputation übcr die Anträge des Abg. Schreck, Beschleunigung und Vereinfachung des Crvü- unv Strafproceßverfahrens betreffend (Nef. Ab. Kretschmar). ) Berlin, 20. December. Die chinesische Ge sandtschaft wurde vorgestern von Ihrer Majestät der Königin empfangen. Abends war zu Ehren der selben Diner beim Minister dcs Innern Grafen zu Eulenburg. — Es bestätigt sich, daß Se. Majestät den Generaladjntanten, General der Infanterie und Chef dcs reitenden Feldjägercorps, v. Bonin, zum Präses der Gencralordenscommission ernannt hat. — Aus der officiellen Beschreibung über die am 17. De cember m den Forstrevieren bei Hubertusstock abgehal- tenen Hosjagd geht hervor, daß in der Begleitung des Königs an derselben auch der Ministerpräsident Graf v. Bismarck Theil genommen hat. Mit der Gesund heit des Herrn Bundeskanzlers scheint cs ungleich besser zu gehen; derselbe hat sich von hier zu einer Jagd nach Barby begeben und wird von dort nach Bonn reisen und daselbst die Wcihnachlsfetertage ver leben. — In der am Sonnabend statlgchablcn Sitzung des Bundesrathes des Norddeutschen Bund s uiyne Staatsminister Delbrück, in Vertretung dcs Bundes kanzlers, den Vorsitz. Es wurde über Anträge ocS Präsidiums, betreffend s) die Verhandlung eines Ju- risdtctionsvertrags mit Bayern, b) die Zulassung veu Ausländern zum Gewerbebetrieb im Umhcrzichen, Be schluß gefaßt. Dre Vorlagen dcs Präsidiums, betref fend: ») den Entwurf eines Gesetzes ühcr die Erwer bung und den Verlust der Bundes- und Staatsange hörigkeit: b) die Gewährung einer Unterstützung zur Fortsetzung der Konumeols Oermsaise kiotoric», wur den den betreffenden Ausschüssen überwiesen. Die Ueberweisung des nach dem Beschlusse des BundesrathS umgcarbeitetcn Entwurfs eines Gesetzes über den Un- terstützungsw. Ansitz an den betreffenden Ausschuß wurde genehmigt. Sodann erfolgte die Wahl der Mitglieder dcs Bundcsvberhandelsgerichls. Das Bundesober- FeuiUeton. Literatur. „Mußestunden. Ein Album für die reifere Jugend von Hermann Mas ius. 2. Band. Mit 8 Illustrationen. Verlag von Friedrich Brandstetter, Leipzig 1870." Unter den vielen, durch gediegenen Inhalt und glänzende Ausstattung sich auszeichnenden UntcrhaltungSschriften der Gegenwart nehmen die „Muße stunden" eine hervorragende Stellung ein. Schon der Name des Herausgebers verbürgt es, daß wir es hier mit keinem gewöhnlichen Unterhaltungsbuche zu thun haben. Der reiche und mannichfalttge Inhalt, welcher sich in 23 Nummern über 515 Seiten verbreitet, ge währt der rcifcrn Jugend unterhaltende Belehrung und belehrende Unterhaltung, wie wir sie in sehr wenig Büchern finden. Schriftsteller von Bedeutung haben sich hier dir Hand gereicht, um eine Lektüre zu schaf fen, welche sowohl durch den Stoff, als durch die künst- lensche Form die Jugend ansprechen muß. DaS Reich der Natur, das Leben der Völker, das Gebiet der Kunst und Wissenschaft liefern die Gegenstände für die Be trachtung. Wir wollen nur auf Einiges aufmerksam mach'n. Da steht in vorverster Reihe der Herausgeber selbst, der Meister in der Nalurschilderung, mit seinen Na turstudien: „Wolken" und „Moor". AIS lebendige, plasttsch-anschauliche Geschichtsbilder tr.ten uns Jägcr's „Schlacht von Cannä", Buchner'» „Erzherzog Karl", Pröhle'S „Großbeeren" entgegen. Die „Erinnerungen aus dem Jahre 1866" von Moritz Berndt find rin feine» Gemälde in engem Rahmen, da» aber dennoch weite Fernsichten in die Ereignisse der Gegenwart und Vergangenheit zuläßt. Mit Interesse verweilt unser Blick auf der Entwickelung de- norddeutschen See- lebens, geschildert von einem Sremannr. Al» wissen schaftlich« Arbeiten von Werth find zu nennen: „Ueber die Gcsprnstersurcht" von Hildebrandt, die „Sonne" von Schütte, „Blicke auf die nationale Kunst in Ruß land" von Buddrus, „Schwanenjagden" von Röse. Ja selbst die lyrische und dramatische Poesie ist durch Geibel und Heyse vertreten. Freilich läßt sich zweifeln, ob des Letzter« dramatisches Jugcndproduct: „Die Pfäl zer in Irland" trotz der Empfehlung des Verfassers hier eine glückliche Verwendung gefunden habe. Diese An deutungen mögen genügen, um die „Mußestunden" allen Denen, welche eine wahrhaft gediegene Lektüre suchen, als treffliches Weihnachtsgeschenk für die Ju gend zu empfehlen. E. B dt. Literatur. Von Adolph Stern ist so eben (bei Matthes in Leipzig) ein Bändchen „Gedichte" erschienen, welches ein lebenskräftiges Anrecht hat, von der Kritik geschützt zu werden vor jeder Verwechselung mit den modernen Dutzendpoesien, dte täglich aus leeren Her zen und flachen Köpfen herausgesungen und leiter auch gedruckt werden. Stern's Buch stellt sich nur in gewissem Sinne als zweite Auflage dar, denn es zeigt sich in demselben eine totale Umschmelzung und künstlerisch feine Ucberarbri- tung sowohl dcs Ganzen als des Einzelnen, welches letztere durch eine schonungslose Sclbstkritik gesichtet ist. Außerdem sind sämmtliche lyrische Gedichte dcs Autors hier zum ersten Male edirt. Manntchfaltigkeit der Themen und Stimmungen offenbaren einen vtclbeweglichcn gcdankenscharsen Geist und einen Charakter, welchen dte Fluchen des Lebens in einem selbstrrbauten Schiffe befahren und das Steuer immer muthig nach dcm Pole der Wahrheit hingerichtet hat. Eine solche Haltung züchtet dir Phantasie und giebt allen, auch den kleineren poetischen Empfindungen Würde und Hintergrund, ähnlich wie in der Baukunst Arabeske und Ornamentik erst von den Grundlinien der Architektur Stil und Wirkung empfangen. Das Buch ist elegant gebunden uno wird somit auch auf dem Weihnachtstische unter manchen Nichtig- ttgkeiten einen gehaltvollen Mittelpunkt bilden. Otto Banck. ss Photographie. Schon öfters ist an dieser Stelle der Brockmann'scheu Photographien und beson ders der Blätter nach Bildern der bissigen Galerie an erkennend gedacht worden. Dieselben gehören durch die vortrefflichen Schurig'schen Zeichnungen, welche ihnen zu Grunde liegen, wie nicht minder durch ihre vorzügliche technische Ausführung zu den besten Leist ungen der Lichtbildner ei. Neuer diugs sind aus dcm Atelier von F. und O. Brockm mn einige Blätter her- vorgegangcn, die, in rhr.m großen Format, wieder ein glänzendes Zeugniß von der Ausbildung der photo graphischen Technik ablegen. Darunter befinden sich Tizian's „Zinsgrofchcn" in der Größe des Originals, dte „Madonna dl S. Sisto" Naphaft'S, die Holbein'schc „Madonna" und die „heil. Maria aus Aegypten" von Ribera in ziemlich drei Viertel Originalgröße. Bei dirsen Dimensionen der Ausführung bleibt die Zeich nung correct, und ebenso ist den Blättern durchgängig eine malerische Haltung gewahrt, welche sie als effekt volle Zimmerdecorarion erscheinen läßt. Auch sei bei dieser Gelegenheit auf die prächtigen landschaftlichen und architrktonsichen Blätter dcs Brrckmann'schen Ver lags hingewiesen. Dieselben sind von erstaunlicher Schärfe und Delikatesse der Ausführung, wie Klarheit und Schönheit dcs Tons. Außer Totalansichten und Ansichten hervorragender Bauten von Dresden bieten dir Blätter in reicher Auswahl dte schönsten landschaft lichen Punkte der sächsisch-böhmtschru Schweiz. ss PeriodischcjUnterhaltungSliteratur. Von der „Allgemeinen Familicnzeitung" (Stuttgart, Herrmann Schönlein), welche wir schon mehrmals er wähnten, liegen uns die neuerdings erschienenen Hefte Xl und XU vor. An belletristischen Beiträgen bringen die Hefte unter vielem Andern: „Nunm. r hundert- stebenunddreißig", Erzählung von Leon Schuck,ng, „Orest", Novelle von Emilre Heinrichs, den schlug des Zastrow'schcn Noman's „Leidenschaftliche Herzen", sowie den Anfang einer neuen Novelle von Otfrid Mylius, neben welcher einige kleincre Erzählungen von Elise Polko, A. Mels, Max Ring und Fr. Eggert Platz gefunden haben. Auch für die Erheiterung ist durch die Humoresken von Fr. Brentano und Max Ring bestens gesorgt. Bcachtenswerthe naturwissen schaftliche Beiträge sind: „Der Einfluß dcs Moudes auf die bclebte und unbelebte Natur" von W. Bär und „Boten aus den Himmclsräumen" von Hermann I. Klein; auch I. Arndt ist m t einem Beitrag ver treten. — Aus der Reihe der Illustrationen heb.» wir namentlich die Porträts des Königs von Sachsen, Longfcllow's, General Leboeuf's, Bunsen's, Thackeray'», Heinrich Laube'», Friderike Bremer's und Theophil Gautier's hervor, ebenso wie den „Platz vor der neuen Opcr in Parts", den „Brand des Dresdner Hof theaters", „Die Eremitage in St. Petersburg". " In B.G.Teubner's Verlage erscheint mit Beginn des neuen Jahres eine „Zeitschrift für den mathema tischen und naturwissenschaftlichen Unter richt," herausgegeben von vr. Hoffmann, Ober lehrer am Gymnasium zu Freiberg. Gedachte Zeitschrift ist das Organ der mathematisch-natmwisjcnjchaftUchen didaktischen Sektionen der Philologen-, Naturforscher- und allgemeinen Lehrerversammlung.
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