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Dresdner Journal : 22.05.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186005222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-05
- Tag 1860-05-22
-
Monat
1860-05
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 22.05.1860
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Jäger- Bataulon», Oberstleutnant Freiherrn von Falkeastein, zum Obersten und Kommandanten der Leib-Infanterie- Brigade zu ernennen, sowie die Versetzung des Komman danten de» 7. Infanterie-Bataillon», Major Freiherr» von Wagner, zum 4. Jäger Bataillon — al» Kom mandant deffelben — zu genehmigen und dem Major vo» Tschirschky und Bögendorff von der 2. Infan terie-Brigad« da» Kommando de» 7. Infanterie-Bataillon» zu übertragen, dergleichen auch de« Leutnant Roßberg von der Eommiffariat»-Train Brigade die wegen erlangter Anstellung im CivilstaatSdienst« erbetene Entlassung au» der Armee zu bewilligen und dem Oberleutnant v. d. A., Ober-Steuer Controlrur Moritz Camillo Raabe nach träglich die Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform zu ertheilen. Dresden, 8. Mai. Seine Königliche Majestät haben dem GutS»u»züglrr Johann George Weinert in Strehlen bei Gelegenheit seiner wegen Alter» und Kränklichkeit erfolgten Enthebung vo» der Function eine» Trricht»- schsppen in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienst leistungen die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber huldreichst zu verleihen geruht. Richjamtlicher Theil. N-derficSt. UßlearnWhische Naebriibten Zeitung-schau. (Deutsche Allgemeine Ztg. — Time». — Morning - Chronicle. — Herald. — Allgemeine Zeitung. — Neue Preußische Ztg. — Ost - Deutsch« Post. — Österreichische Ztg.) Lgtzesgrschtchte. Inspektionsreise des Justizminister». — Wien: Die ungarischen ReichSräthe. Zur Kon- frrenzfrage. Vermischte». — Prag: Verhaftungen. Vom Hofe. — Berlin: Kammerverhandlungen. Hof nachrichten. — München: Berichtigungen. — Stutt gart: Großfürst Nikolaus. Begnadigung. — Karls ruhe: StaatSrath v. Rüdt s. Stimmer» für Ge- werbefrriheit. — Au» Kurhrssen: Zur Verfassungs angelegenheit. — Darmstadt: Die Untersuchung ge- na» Metz. — PnrLsr TngM»richt. Bermkchch». -77 Turin: Schritt« gegen dir Geistlichkeit der Romagna. Protestatio» der DampfschifffahrtSgesrllschast Rubattino. Abmarsch ftanzösischer Truppen. — Genua: Vrrur- thellung. — Nizza: Verfassungsfeier. — Florenz: Aur Anwesenheit de» König». — London: Parla- menttverhandlungen über dir Vorgänge auf Sicilien. Trennung der europäischen und der indischen Armee. — St. Petersburg: Fürst Gortschakoff beurlaubt. Verschärfte kensur. — Au» dem Königreiche Po len: Rüstungen. — Belgrad:.Die Verschwörungs ¬ angelegenheit. LreS-xer Nachrichten. VrovtuztaluLchrichtr». Eexiletxx. rageskalender. Inserate. Börseu- »achrichtrn. Telegraphische Nachrichten. Paris, Soxxtag, KV. Mai. Last Nachrichten axs Neapel vo« aestriaeu Lage war der Mus tang des Treffens »ei Talatafimi (in der Mitte zwischen Trapani und Marsala einerseits und Palermo andererseit») keiu extschtidender. Die königlichen Truppen baden sich bei Palermo concentrirt, von wo zwei Tolouueu, jede 3VV« Mann stark, zur Ver folgung der Insurgenten autgerückt waren. Die Aabl der Eiageboruev, welche sich mit Garibaldi vereinigt baden, wird auf mehr als 6VVV geschätzt. 3» Marseille eixaetrosfeurNachrichtenauSNea pel »0« IS. Mai melden, daß der Minister der auS- wärtiaen Lxgelegevbeitex, Caraffa, in einem Cir- cularschreiden an das diplomatisch« EorpS die pie- «ontxfische Negierung avklaae, sie habe die Orga nisation und den Abmarsch der Garibaldi'schen Bauden trotz ihres versprechens, es zu verhindern, geschehen lassen. DaS Attentat verletze di« völ kerrechtlichen Gesetze. Eine blutige Anarchie werde ganz Europa in Gefahr bringen, und weise er die Verantwortlichkeit für solche Miffethaten auf die Urheber und Tbrilnehmer zurück. — Der sar dinische Gesandte, villamarina, protrstirte gegen die Anklagen und die falsche» Beschuldigungen. — Max glaubt noch immer, daß Garibaldi selbst sich »ach Taladrien gewendet habe. Neapel, Sonntag, 20. Mai. (Amtliche Mel dung.) Außer de« Treffen bei Talatafimi hat kein weiterer Zusammenstoß der Truppe» mit den In surgenten stattgefuaden Zwei starke Colonnen verfolgen die zersprengten Garidaldiauer und sichern (enmnm-nt) die ruhig gebliebeuen Provinzen. Die Treue und der Eifer der Truppe» werden die Trümmer des Jnsurgentenheeres vernichten. Marseille, Sonnabend, Ist. Mai. Rach hier eiugetroffenev Nachrichten au- Aleppo vo« 28. v. MtS. hatte man an de« Thüren der dortigen Ehristenbäuser Aufforderungen zum Morde der Thristen anaeheftet. Der Gouverneur batte zwar die Rädelsführer verhaften lassen, die Gar nison war indeß unzureichend und hielt man die Ausübung der Justiz für unmöglich. Man fürch tete einen neuen Ausbruch deS Fanatismus. London, Montaa, 21. Mai. Rach einer Mel dung der heutigen „Morning Post hat der König von Neapel den Gene»«! Ailangieri nach Sicilien aesandt, um deu Insurgenten eine Generalamvestie, Ernennung eine- vicekönigS und Herstellung einer getrennten Negierung für Sicilien anzubirten. Dresden, 21. Mai. Unter der Aufschrift „Berichtigung einer Berichtigung" hat di» /^d»ntsche Allgemeine Zeitung" versucht, die Erwiderung zu entkräften, welche wir der von ihr gelieferten Erzählung einer Geschichte au» dem I. 1848 gewidmet hatten. Wir haben darauf umgehend nur wenige Worte zu entgegnen. Es wird ihren Lesern eben so wenig al» den unsrigen daran gelegen sein, daß wir un» in der Erhärtung von Detail» ergehen, welche von sehr untergeordneter Bedeutung sind, obschon wir gern bereit sein werden, darauf nötigenfalls zurück- zukommen. Die Aufgabe, die wir zu erfüllen hatten, bestand darin, einer völlig einseitigen Darstellung, welche die Weisheit de» „konservativen Nachgebens gegen For derungen einer gemäßigten Opposition" verherrlichen sollte, eine getreue Schilderung eben jener Ereignisse rntgegenzusetzen, wobei weder von Mäßigung auf der «inen, noch von Konservircn auf der andern Seite die Red« war, und wir glauben dreist behaupten zu können, daß unsre Schilderung in da» Gedächtniß aller Derer, die Zeug« jener Vorgänge waren, tiefer eingeschlagen hat, al» die Erzählung der „D. A. A." Hätte dieses Blatt seinerseits eine „redliche Taktik" verfolgt und in seiner Erzählung, anstatt die Agitation und die Ucberstürzun- gen der radicalrn Partei geflissentlich mit Stillschweigen zu übergehen, derselben erwähnt und sich die Auf gabe gestellt, darzuthun, wie die gemäßigte Partei andere Zwecke verfolgt habe, und wie man durch Verständigung mit ihr der Uebergrifse der radikalen Partei hätte Meister werden können, so würden wir den ganzen Artikel gern ignorrrt haben, um nicht den, von der „D. A. Z." da mit sehr unnöthigerweise aufgeblasenen Staub noch mehr zu verbreiten, und hätten wir ja dagegen das Wort er griffen, so würde r» un» zwar nicht schwer geworden sein, die „D. A. Z." durch einfache Hinweisung auf den Verlauf der Dinge zu widerlegen, woraus sich ergab, daß mit der Befriedigung der gemäßigten Forderungen die Sache nicht abgethan war, sondern die radikale Par tei hinterher doch ihre Vertretung haben mußte und die selbe auch so vollständig erlangt«, daß in weniger als Jahresfrist die gemäßigte Partei mit dem besten Willen nicht mehr das Feld behaupten konnte; wir hätten dann aber auch nicht unterlassen, Worte der Anerken nung für die wohlgemeinten Anstrengungen dieser Par tei und namentlich der in der Regierung sie vertretenden Männer hinzuzufügen. Allein gegenüber einer — — Un befangenheit, welche so weit gehen konnte, die Bewegung deS März 1848 mit der Bezeichnung einer gesetzlichen und friedlichen Agitation zu generalisiren; einer solchen Unbefangenheit gegenüber hatten wir keinen Beruf, der „D. A. Ztg." zu Hilfe zu kommen und die Nüancen zwischen der gemäßigten und der radikalen Partei anzu erkennen, sondern vielmehr die Pflicht, den Zeitgenossen da» Gedächtniß etwas aufzufrischen, und wir haben da- Bewußtsein, damit ein gutes Werk gethan zu haben. Die Nachrichten aus St. Petersburg, denenzufolge Fürst Gortschakoff die Gesandten der Großmächte zu einer Conferenz behufs Besprechung der Bedrückung der Christen in der Türkei eingcladcn habe, hat in der ge- sammten Presse wieder eine „orientalische Frage" entstehen lassen. Die französische und russische Presse behauptet im Allgemeinen, daß gar kein Grund zu einer Befürchtung deswegen vorliegr, es könne zu neuen ernstlichen Conflicten im Oriente kommen. Indeß ist ersichtlich, daß russische Blätter die Lage der Christen in der Türkei als unerträglich schildern, und sie deuten auf einen baldigen Aufstand hin. Die englische Presse zeigt weit größere Unsicherheit und Zurückhaltung in dieser Sache, als jemals bei ftühern Anregungen der „orientalischen Frage" von russischer Seite. „Times," welche sonst sofort mit dem gröbsten Geschütz zur Ver- theidigung der Türkei vorrückte, giebt nur den bescheide nen Rath, die Türkei nicht vollständig dem russischen An dringen zu überlasten. „Morning Chronicle," wel ch«» die englisch-französische Allianz ä lout prix vertritt, sagt: „Obgleich die jüngst mitgetheilte Nachricht aus St. Petersburg natürlicher Weise einige Besorgnisse im Gc- müth de» Publicum» wecken muß, wäre eS doch mehr als vorxlig, auf den ersten Blick anzunrhmen.daß e- sich hier um da-Borspiel zu einer Wiederholung der Menschikoff-Politik handle. Thatsächlich genommen, ist die wirkliche Frage, die au» dieser neuen Erscheinung in der kontinentalen Politik entspringt, dir: Sollen wir einen Kongreß und keinen Krieg haben; oder soll die Welt das Fegefeuer eine» zweiten Kampfes über die orientalische Verwickelung durchmachen, um am Ende nur bei einem Kongreß an- zulangen? Seit dem Januar 1859 fühlten wir, daß Alles auf diesen Ausgang hindrängte — auf einen Kon greß. Einfache Konferenzen erledigen nichts, sie beseiti gen nur eine augenblickliche Verlegenheit, ohne Bürg schaft gegen die Wiederkehr einer andern und schlimmer», ehe die Partie auSgespielt ist. Wenn England weise ist, wird es, weit entfernt, die Betheiligung an einem Kon greß zu scheuen, allen Einfluß aufbicten, um seinen Zusam mentritt zu beschleunigen."— Der toryistische „Herald" bemerkt über die neueste Erscheinung der orientalischen Frage: „Die jetzige Gestalt der Krisis entbehrt der Ein fachheit, die sie durch die praktischen Vorschläge erhielt, die der vorige Zar dein englischen Gesandten machte. (!) England und Frankreich werden wahrscheinlich nie wieder im Verein für die Türkei oder ein anderes Land kämpfen. Inzwischen wird cs rathsam sein, dem Gedan ken, daß die Türkei durchaus energisch vermahnt werden müsse, nicht Vorschub zu leisten. Natürlich ist nichts leichter, al» Beschwerden gegen die Türkei vorzubringen. Zum Theil mögen sie nicht ganz unbegründet sein, aber man kann unmöglich sagen, wie sehr unsre ehrlichen Freunde, die Griechen, auf den christlichen Beistand pochend, ihre muhamedanischen Nachbarn reizen mögen." — Die deutsche Presse zeigt im Allgemeinen, daß sie der in St. Petersburg angeregte» Angelegenheit große Dimensionen für die Zukunft beilegt. Warnend äußern sich die mitteldeutschen Blätter, z. B. die „Allgemeine Zeitung", welche auf's Neue Gelegenheit nehmen, drin gend einen engen Anschluß der beiden deutschen Groß mächte zu empfehlen. Die preußische liberale und go- thaische Presse hat noch keine Meinung über die Sache gefunden. Der Zug Garibaldi'» ist ihr augenscheinlich viel interessanter und fesselt ihre ganze Aufmerksamkeit. Die konservative preußische Presse zeigt ein auffallende» Schwanken. Nachdem vor wenigen Tagen die „Neue Preußische Zeitung" bei der ersten Nachricht aus St. Petersburg von der Gesandten-Conferenz dringend einen engen Anschluß Preußen» an Rußland befürwor tet hatte, sagt sie heute: „Dir große Wichtigkeit dieser Angelegenheit springt in die Augen, und gegenüber den Ungeheuern Gefahren, die solch eine Allianz von Frank reich und Rußland für ganz Europa haben könnte, wäre das Zusammenhalten von Preußen, England und Oester reich nicht dringend genug zu empfehlen; ebenso die möglichst schnelle Verständigung über die obschwebenden Fragen am Deutschen Bunde. Wer von solchen Strei tigkeiten allein Gewinn hat, da» ist ja doch klar genug." Dasselbe Blatt theilt folgende ttzatsächliche Nachrichten über die Angelegenheit mit: „Ein russische» Circular, die Prüfung der Lage der Christen in der Türkei be treffend, ist an alle großen Höfe ergangen. Die eng lische Regierung hat bereit- darauf geantwortet; sie hat gegen die angekündigte Prüfung nichts einzuwenden, will aber Alles vermeiden, wa» die Existenz der Pforte be drohen und erschüttern könnte. Oesterreich und Preu ßen haben sich, wie man hört, zunächst dahin geäußert, daß sie sich durch eine selbstständige Prüfung von der Lage der Christen in der Türkei unterrichten müßte«, ehe sie wegen dicserFragetheilnehmenkönnten anciuerkon- , ferenz, wie sie von Rußland u. Frankreich befürwortet wird." — Wiener Blätter geben mehr Details über die thatsächlichen Vorgänge. So hat die „Ost-Deutsche Post" eine Pariser Correspondenz vom 15., in der es heißt: „Schon vor zwei, drei Monaten hörte ich von einem Fürsten Dolgorucki sprechen, der für den Win ter in Paris erwartet wurde und statt dessen in — Bel grad sich niederließ. Allmählich hörte man, der Fürst befände sich keineswegs als simpler Tourist in Belgrad, und seine Ausflüge nach den benachbarten türkisch slavi- schen Ländern seien keine blosen Vergnügungsreisen. Die Thatsache tst, daß der Fürst eine Sannnlung von Be schwerden und Petitionen aus Bosnien und der Herze gowina zusammcngrbracht und nach St. Petersburg ge schickt hat, in welchen die christlichen Bewohner jener Län der den Schutz Rußlands gegen die Bedrückungen der türkischen Bcgs anrufen. Die eingclaufenen Acten ga ben dem Fürsten Gortschakoff hinlängliche Anhaltepunkte, um die in St. Petersburg accreditirten Gesandten der übrigen vier Großmächte zu einer Conferenz einzuladen, in welcher er die Nothwcndigkrit auScinandrrsetzle, eine Verbesserung der Lage der christlichen Bewohner deS tür kischen Reiches zu erzielen. Die Gesandten Oesterreichs, Englands und Preußens erklärten, daß sie ohne alle In-, struction seien und ihren Regierungen erst Bericht ab statten müßten. Nur der Duc de Montcbcllo (der Ge , sandte Frankreichs) erklärte, es sei ein gutes Recht der Diplomatie, ihren eigenen Verstand bei solchen Fällen zu Rathe zu ziehen und Vorschläge zu machen, die ihren Höfen zu statten kämen. Demgemäß entwarf er noch in der nämlichen Sitzung ein Ptogmmm, dessen Hauptpunkte folgende sind: 1) Es soll in den türkisch slavischcn Län dern eine Enquete über die Beschwerden der christlichen Bewohner stattfindcn. 2) Die Kommission, welche diese Enqu-'-te vorzunchmen hat, soll zum Theil aus türkischen. Bevollmächtigten, zum Theil aus den in jenen Gegenden etablirten christlichen Konsuln bestehen. 3) Sobald diese Commission ihren Bericht erstattet hat, sollen die euro päischen Mächte die gehörigen Schritte machen, um den zu Tage tretenden.Beschwerden gerecht zu werden. Die Feuilleton. Die Känguruh-Insel. Bon Friedrich Serstacker. *) (Forts- au« «r. 116.) Rvdwell nickt« Tolmer lächelnd zu und dieser eilte jetzt, so rasch ihn seine Füße trugen, den eignen, schon seiner harrenden Booten zu. Hier gab er Borri» die nöthigen Befehle, südlich Vom Cap Borda, an einer genau von ihm bezeichneten Stelle zu landen, und dort vor allen Dingen auSzukundschaften, ob der Schooner «»gelangt sei und wann er in See gehen würde. Bi er selber wieder zu ihnen stieß, hatten sie Nichts zu thun, al» dessen Abfahrt zu hindern , selbst mit Gewalt, wenn e» nicht ander» möglich wäre. Tolmer selber hoffte dagegen, im Point-Marsden auf die Spur des Buschrähndscher» zu kommen, der, wie er vrrmuthete, die Abwesenheit seine» jetzigen Reisegefährten wohl nach Kräften für seine eignen Zweck« benutzen Würde. Wa» lag dem gewissenlosst» Räuber an der Ruhe und dem Glücke zweier Menschen. War er übrigen» auch dort nicht mehr zu finden, so konnte er mit seinen Znrüstunge« für eine längere Seefahrt unmöglich so rasch fertig werden und war leicht an Ort und Stelle z« überholen. Urbrtgen» glaubte Tolmer, daß er den Burschen nach Dem, wa» er damals belauscht, wohl noch an Point - MarSdea finden werd«, wo er den« seine ferner« Pläne formen mußte. War dem Räuber doch durch seine Leute dir Flucht abgeschnitten, und einmal mußte er ihm dort wieder begegnen. *) XuS b.ffe, kürzlich erschienenem »eisewerk« „IuselmeU". SetpeiD, Lrnol» jche Nuchhandlung. (Mit Genehmigung der ver- lagShaadlung abgrdruckt.) Rasch packte er jetzt nur etwas Wäsche und seine alten Buschkleider mit ein paar guten, doppelläufigen Pistolen in rin Paket und eilte damit zu seinem neuen Reisegefährten zurück. Dieser hatte ihn, langsam dabei am Werft hin- und herschlendernd,, geduldig erwartet, und erst, als er ihn kommen sah, stieg er, ihm zunickend, die zu seinem Boote führende Treppe nieder. Außer ihm faß noch rin seemännisch au-schender Bursche im Boote, der da» eine Ruder nahm, während Rodwell da» andere aufgriff. „Könnt Ihr steuern?" rief er, als Tolmer sie er reichte, diesem zu. „Gewiß — aber wollt Ihr mich nicht rudern lassen?" „Ist nicht nöthig; sobald wir ein Stück draußen im Canal sind, können wir doch unser Segel setzen. Nehmt nur Euern Platz am Steuer und führt un» hier zwischen all' den Fahrzeugen durch. Erst einmal freie See, und wir fliegen nur so hinüber." E» wurde von jetzt ab nicht mehr zwischen den Männern gesprochen, al» nöthig war, die Richtung und Bewegung de» kleinen flüchtigen Bootes zu bestimmen. Da» Fahrwasser, in dem sie sich befanden, erforderte übrigens ihre ganze Aufmerksamkeit, denn von Port- Adelaide ab mußten sie vorerst einem langen, schmalen Verarm folgen, der sich herüber und hinüber wand, ehe sie die offene See erreichen konnten. Die Seeleute sagen auch nicht mit Unrecht, daß ein Schiff den Wind erst um den ganzen Kompaß herum haben müsse, eh« eS von dort auSlaufen könne, und für große Fahrzeuge sind ost viele Tage nöthig, bi» sie da» Meer gewinnen können. Wo aber da» kleine, trefflich gebaute Boot nur eine „Mütze voll Wind" erfassen konnte, setzten sie die Segel, und bald hinüber- und herüberkreuzend, bald vor der Brise dahinschießrnd, dann und wann aber auch wieder genöthtgt, zu de» Rudern zu greifen, pasfirten sie endlich die Torrens-Insel, umsegelten die nordwärts auflaufende Spitze des letzten festen Landes und steuerten mit einer frischen Nordwestbrise an der Küste südlich nieder, der etwa von da noch 15 deutsche Meilen ent fernten Känguruh-Insel zu. Erst einmal draußen in freiem Wasser hatte der Bootsmann seinen Platz im Bug vorn eingenommen, während sich Rodwell in die Spiegel de» Bootes neben Tolmer setzte. In der ersten Zeit war er allerdings noch schweigsam und schaute fortwährend nur nach Süden hinunter, wo sie in grauer Ferne vor sich Cap Jcrvis seine blaue Landspitze vorstrecken sehen konnten. Da plötzlich sprang er von seinem Sitze auf und vorn auf die Bank, durch die ihr kleiner Mast befestigt war, und rief, seinen Strohhut dem fernen Süden fröhlich ent gegenschwenkend : „Land! — Dort hinten, Fremder, liegt meine liebe alte Insel — liegt meine Heimath, liegt Alles, was ich mein Eigen nenne und waS mich zum glücklichsten Menschen macht, von den blauen rollenden Wogen um schäumt, und wie unser Boot auch rasch und fröhlich über die Fluth dahinzischt, könnte meine Sehnsucht es treiben, es ließe selber die flüchtige Möve weit hinter sich zurück." „Eure Heimath," sagte Tolmer, dem ein eigen wehmüthigeS Gefühl die Brust zusammenzog — „ja, Wohl Dem, der «ne glückliche Heimath sein Eigen nennen darf. Ich ahne, wie wohl un» darin sein muß, obgleich ich selber das Gefühl nicht kenne." „Ihr seid nicht verheirathet, Fremder?" frug Rod well mit fast mitleidigem Tone seinen Reisegefährten. „Nein," sagte Tolmer seufzend, „und Ihr wißt, welch' ein rastlos wilde», ungeregeltes Leben ein Jung gesell in den Colonien führen muß. Wäre un» nicht au» unsrer Jugend noch die Erinnerung an den Segen stillen Familienglücks geblieben, man möchte manchmal wahrlich fast verzweifeln." „Ich zeig' Euch meine Heimath," sagte Rodwell, und seine Augen leuchteten, als er an den stillen Frieden seines eignen kleinen Herdes dachte, dem er mit frisch geblähtem Segel jetzt entgegenstrebte. „Grad' da vor uns taucht Point-Marsden auf, und einen liebern, freundlichern Platz, al» dort zwischen den schattigen Fruchtbäumen und blühenden Büschen liegt, giebt eS nicht mehr auf der weiten Gottes Welt. Es ist für mich ein wahres und wirkliche» Paradies." „Dann halte Euch Gott nur auch die Schlange daraus fern," sagte Tolmer leise. (Forts, folgt.) Zweites Theater. Der beliebte Gast, Herr C. A. Friese, gab am letzten Sonnabend den Titus Feuer fuchs in Nestroy's „Talisman", einer Gcsangsposse, die sich durch Zusammenhang der Handlung, lebendige Cha rakteristik und witzigen Dialog weit über jene Machwerk« erhebt, welche neuerdings von Berlin und Wien aus in die Welt versandt werden. Da die blüthenduftigcu Mai tage gegenwärtig weit mehr in andere Räume, als die de» Theaters locken, so war der Besuch zwar nicht sehr zahlreich, aber der Beifall desto allgemeiner und wärmer. Herr Friese beherrschte seine Rolle nach allen Seiten hin auf da» vollständigste, und sein Spiel hielt sich fern von jeder Urbertreibung, zu welcher der vagirende Barbier geselle so leicht Anlaß giebt. Die Gesammtdarstellung, in der namentlich dir Damen Alcrander und Meyer so wie die Herren Christ!, Aschö und Riedl recht Löbliches leisteten, würde eine recht gute genannt werden dürfen, wenn das Redetempo hin und wieder beschleunigter ge wesen wäre. >
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