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- Ottendorfer Zeitung. »«nahm« »»» Inf««at« »t, —«mtttag i» Uhr. Inserat« wer»«« mit z« p für di« Spaltzitl« ber«ehn« kadellorisch« S«tz mich des.nderrm L«ts 1 lg aller 611 ekeln, vrel. reöden r lgliNge"^ t. zeben reten ege«, l«rk H 1 sich ' An- eiir »«Kev, uüntel ), Bri-b' 000 1'8 !to ch" -13^ 190 rat' )-2S0 OÄ-" Kälber sammen ür 30 r sA m uvd schlacht' daewichl SO A!k- schlackt' idgewich 76 biS 44 Alk- c, neuer 466 bis 'aniM iS 19^ )00 KS )-l6l -ußischer sie, Ps- >' schl- che u"° z—142 -r, alter ussischek A nett" ibkörnig Vie »Vttendorfer Zeitung- erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch di« Post brzogen ,,S0 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Druck und Verlag von Hermann Rühle in Hroß»Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla No. 70. Mittwoch, den 12. Juni 1907. 6. Jahrgang. Nachdem das Ortsgesetz über die Erstattung der durch Errichtung eines einseitigen erhöhten Fußweges entlang der Radeburger Straße erwachsenden Kosten die Bestätigung des Königlichen Ministeriums des Innern gefunden hat, wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht mit dem Be merken, daß dieses Ort-gesetz von heute ab 14 Tage lang im Gemeindeamt während der üblichen Geschäftzeit zu jedermanns Einsicht auslie-t. Ottenöork-l^oriträork, am 6. Juni 1907. ——Der Grmrindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Dkrtlla, den ». Juni M?. —* Der Kohlenmangel und die Kohlenpreise werden zum Herbst noch steigen. Die Leistungs fähigkeit der rheinisch-westfalischen Gruben bleibt infolge de» Arbeitermangels hinter den Er wartungen zurück, auch sind die Kohlen- lieserungen infolge de« Wagenmangels der Eisenbahnen in Rückstand gekommen. Die einzige Möglichkeit, die drohende Kohlennot in der Industrie abzuwenden, wird in der voll ständigen Beseitigung des WagenmnngelS und in der Einschränkung der Kohlenauöfubr er blickt. Zu letzterer Maßregel wird sich das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikai wohl oder Übel verstehen muffen, so ungern es auch seinen auf dem Weltmarkt erworbene Stellung auf- grben wird. Dresden. Von dem Privatu» Bär, der, wie bereits gemeldet, spurlos verschwunden ist, werden immer mehr Einzelheiten bekannt, die diesen Biedermann in recht ungünstigem Lichte erscheinen lassen. Bähr war übrigens in Dresden sehr bekannt. Früher wohnte er in Vorstadt Plauen, eine Zeitlang auch in Weixdorf. Dort bekam c« nach wiederholten Reklamationen der Nachbarn mit der Polizei zu tun, weil er im offenen Konkubinat lebte, ob wohl er verheiratet war. Die Zahl der von ihm verübten Wechselfälschungen steht noch nicht fest, Tatsache ist jedoch, daß e» sich um eine ganze Reihe gefälschter Wechsel in Beträgen von 1000V, 8000, 6000 usw. Mark handelt. Wodurch eine große Anzahl Leute in Mit leidenschaft gezogen wurden. Die Gesamtsumme der gefälschten Wechsel soll, wie gesagt, die 100000 Mark überschreiten. — Nicht unbedeutenden Schaden verur sachte am Sonntag vormittag gegen 8 Uhr ein in einem Trocken- und Lackierraume der Fabrik für Kamera-Fabrikation van Ernemann, Schandau» Straße 48, unter eigenartigen Verhältnissen entstandener Brand. Gegen 2 Uhr morgens war ein Wasserrohr im Fabrikgebäude geplatzt. Die auSgr stoffenen Waffermengen hatten sich im Kellergeschoß auö- gebreitet und in dem angeführten Raume Flaschen mit Spiritus und Lack umgeworsen. Hierdurch waren die Verschlüsse gelöst worden, so daß die Flaschen auöliefen. Bei der Be seitigung de« Wassers durch das Fabrikpersonal ist vermutlich ein brennendes Streichholz weg- grworfen worden, wodurch sich die ausgelaufenen Stoffe entzündeten. Der Brand konnte bis jum Eintreffen der Feuerwehr vom Fabrik personal gelöscht werden, sodaß dieser nur dir Aufräumungsarbeiten verblieben. Am Gebäude sind etwa 60 Fensterscheiben gesprungen, sowie Wände und Decke des Raumes geschwärzt und Türe und Fensterrahmen beschädigt worden, während von den Mobilien etwa 3000 bis 4-000 kleine Blechkaffetten, ein Holzregal und verschiedene Vlechstaschen B-schädigungen er litten haben. Eine Störung des Betriebe« tritt nicht ein. Blasewitz. Im hiesigen Schillergarten wurden am Sonntag nachmittag hier gegen 5 Uhr zwei Pferde an einem herrschaftlichen Geschirr infolge Anspringens eines Hundes scheu, rasten au« dem Vorgarten de« genannten Etablissement« hinaus nach dem Schiklerplotze zu, wobei da« Geschirr an den dort befindlichen Plakatständer anprallte und der Kutscher vom Bock hrruntergeworfen wurde. Bei dem wieder ¬ holten vergeblichen Bemühungen, wieder auf den Wagen zu gelangen, geriet der Kutscher unter die Räder, die ihm über die Beine gingen und ihm schwere Verletzungen zusügten, während die Pferde in wildem Galopp die stark begangene Tolkewitz» Straße hinaufjagten. Erst beim Tolkewitzer Wasserwerke gelang es, die scheuen Tiere aufzuhalten. Sie waren arg geschunden, auch der Wogen war stark beschädigt und nicht mehr brauchbar. Der Besitzer, ein Fabrik besitzer aus Reick, war den Ausreißern in einem Taxameter nachgeeilt, der Kutscher mußte ins Krankenhaus übergesührt werden. Königsbrück. Für den am 26. April ;ier begonnenen WanderkochkursuS findet im jiefigen Rathaussaale Donnerstag, den 13. Juni nachmittag »/,5 Uhr, die Schlußseier mit Prüfung der Sä ülerinnen statt. Kamenz. Am Sonnabend nachmittag wurde infolge eine» im hiesigen Elektrizitäts werke ausgebrochenen Brandes die Feuerwehr alarmiert Da« Feuer war vermutlich infolge Kurzschlusses im Akkumulatorenraume im ersten Stocke des Werkes ausgebrochen, halte an leicht brennbaren Stoffen reiche Nahrung ge sunden und war nach dem Lagerräume über gesprungen, wo es das große Lager von JnstallationSartikeln, Holzvelschlüge usw. ergriff und vernichtete. Bald stand auch das Holz« zementdach in Flammen und gewaltige Rauch wolken stiegen empor. Um in die neben dem Brandherde liegenden Maschinistenräume zu gelangen, mußt, die Feuerwehr mit Rauch maske vorgehen. Rach einstündiger Löscharbeit war die Hauptgefohr beseitigt' Durch den Brand dürfte dem Werke trotz Versicherung ein nicht unwesentlicher Schaden erwachsen, zu mal auch die Stromlieserung jedenfalls aus mehrere Tage außer Betrieb bleiben muß. Zittau. Im benachbarten Groß-Schönau kam es am Sonnabend zwischen drei ange trunkenen böhmischen Arbeitern uud dem ous einer Wiese mähenden Sohne de» Fleischer- meister« Lieske zu einer Schlägerei. Hierbei hielt der junge Lieske in der Notwehr seine Sense vor sich, in die der 20 jährige Arbeiter Scheffler hineinlief. Die Sense drang ihm in die Seite, so daß die Eingeweide heraus quollen. Der Mann starb noch in der Nacht zum Sonntag. Stebenlehn. In hiesiger Ortszelle ver suchte sich ein hier wohnender wegen ver schiedener Verbrechen inhaftierte Provisions reisender an seinem Hosenträger zu erhängen. Infolge Zerreißens der Träger erreichte der Mann sein Vorhaben nicht. Augustusburg. Zu dem in der Nähe von Augustusburg auf der Hatzdorser Flur vorgekommencn Doppelselbstmord wird berichtet: Es handelt sich nach weiteren Feststellungen nicht um ein Liebespaa'', sondern um Geschwister, und zwar um einen k. k. österreichischen Resrrveleutnant v. Wolfersdorf und besten Schwester. Beide hatten von Dienstag bis Freitag in Augustusburg im Hotel zum Hirsch übernachtet und sich dort als Geschwister von Wolfersdorf ins Fremdenbuch eingetragen- Freitag früh verließen beide das Hotel. Ver mutlich führten sie schon am Freitag abend die unselige Tat aus. Sonnabend früh sand, eine Waldarbeiterin das Paar- Sie hielt die beiden jedoch für schlafend. Der Mann, der 24 Jahre zählen dürfte, hat einen Schuß in der Schläfengegend, das 19 jährige Mädchen, da» zwri schwere Schußwunden im Kopfe hatte, lag inmitten eines Kranzes von Feldblumen. Sie ist ohne Todeskampf gestorben. Dagegen wurde der Erdboden rings um den Leichnam des Manne» so aufgewühlt vorgesunden, daß man auf einen furchtbaren Todeskampf schließen muß. Das Mädchen scheint bildhübsch gewesen zu sein. In einem Brief, den die beiden Toten hinterließen, baten sie, sie gemeinsam zu verbrennen. Chemnitz. Am Sonnabend Abend trat eine 31 Jahre alte Köchin, die beabsichtigte, in einem Glasdach ein Fenster zu öffnen, zu diesem Zwecke ouS ihrem Kammerfenster heraus auf das Dach. Sie brach sofort durch das Glasdach und stürzte 12 Meter tief auf den steinernen Boden herab, wo sie mit zer schmettertem Kopfe tot liegen blieb. Leipzig. Eine Einbrecherbande, bestehend au« dem 23 jährigen Gelegenheitsarbeiter R. Bernstein aus Schönseid und A. Lamprecht aus Plagwitz, sowie dem 20 Jahre alten Fritz Niederwerfer, welche unter anderem in der Nacht vom 15. Februar bei dem Kisten- wbrikanten Voigt in L.-Rsudnitz einen Einbruch verübten, wobei ihnen über 1700 M. in die Hände fielen, wurde vom Landgericht ins Zuchthaus geschickt, und zwar ersterer auf ein Jahr zehn Monate, der zweite auf drei Jahr während der dritte als Zusatz zu einer in Plauen gegen ihn erkannten Zuchthausstrafe weitere zehn Monate Zuchthaus erhielt. Al» die Einbrecher nach der Verhandlung abgeführt werden sollen, versuchte Bernstein die Flucht, er wurde jedoch von einem Gerichtsdiener in der ersten Etage des Landgericht« eingeholt und überwältigt. Ein von Gesinnungsgenossen de» Verurteilten beabsichtigter Befreiungsversuch vard durch daß Hinzukommen anderer Gerichts« diener verhindert. — Bei Abnahme der Zifferblätter der alten Rathausuhr, die etwa 3 Meter im Quadrat sein mochten, hat man die Entdeckung gemacht, daß da» nach Süden gerichtete Blatt, >as gleich den übrigen au» zwei zusammen genieteten Kupserplatten bestand, von zwei Kanonenkugeln durchbohrt sich zeigte. Eine Beschädigung durch «in Geschoß ist bekanntlich auch bei der Herunternahm- de» Turmknopfes zu bemerken gewesen, als man beim Oeffnen der Urkundenkapseln in der Originalschrist von Hironymu» Lotter, dem Erbauer de» Rat hauses, einen Kugelriß entdeckte. Zwickau. Eine von etwa 1200 Mann be uchte Belegschaftsversammlung für die vier Brückenbergschächte beschloß, nach einem Referat de« Verbandsvorsitzenden Sachse, wegen der Maßregelung von vier Kameraden nicht in den Streik zu treten, dagegen über das Werk die Sperre zu verhängen. Aus der Woche. Die Schwarzseher, die sich von dem Besuche der englischen Journalisten trotz der glänzenden Empfangsfeierlichkeiten, trotz der rauschenden Feste, die in ihrer Fülle an die Kräfte der Gäste die höchsten Anforderungen stellten, und trotz der herzlichen Tischreden nicht allzuviel für oie Verbesserung der deutsch-englischen Be ziehungen versprachen, haben leider recht be halten. Noch als die Vertreter der englischen öffentlichen Meinung Englands auf deutschem Boden weilten, hat wieder einmal eine Zeitung in London ein ziemlich dreistes Tintenattentat gegen Deutschland verübt. In einem längeren Artikel führt das Blatt aus, daß Deutschland einen Plan geschmiedet hab.-, um im Ernstfall eine Zersplitterung der englischen Streitkräfte zur See herbeizuführen." Die englische Regierung wird dann dringend aufgesordert, die Aufgabe der Flottenstützpunkte St. Helena und Ascension so bald wie möglichst wieder rückgängig zu machen. Die Hoffnung des englischen Blattes, daß die deutsche Regierung zu seinen maßlosen Angriffen Stellung nehmen wird, dürfte sich kaum erfüllen. Man hat in Berlin wichtigere« zu tun, al» dem kühnen Gedankenfluge englischer Hetzblätter Zügel anzulegen. Die französische Negierung hat mit allen Streikenden Frieden geschloffen. Den ausständigen Winzern, die den Krieg gegen Paris angekündigt hatten, wurde ein Notgesetz gegen die Weinverfälschung in Aussicht gestellt und den streikenden Seeleuten, die ein er höhtes Ruhegehalt verlangten, versprach Marineminister Thomsen, ihre Forderung zum Gegenstand eingehender Prüfung zu machen. Da könnte man meinen, Herr Clemenceau habe noch einmal wieder festen Boden unter den Füßen gewonnen, aber dem ist nicht so. Der Ministerpräsident ist während einer Kammer- sitzung schwer an Krämpfen erkrankt und hütet das Bett. In den Reihen seiner Gegner raunt man sich heimlich zu: „Der Löwe be reitet seinen Abgang vor." E» ist nicht au»- geschloffen, daß Herr Clemenceau au» „Ge sundheitsrücksichten" abdankt und wieder in die Reihe der Opposition in der er seit je seine reichen Gaben bewährt hat, eintritt. An seine Stelle soll, so wird gerüchtweise au» Pari« be richtet, der jetzige Kultusminister Briand treten. — Die Nachrichten über die zweite Duma lauten ziemlich hoffnungslos. Nachdem die Volksvertretung in ihrer Mehrheit es abgelehnt hatte, eine von der Regierung beantragt« öffentliche Verurteilung der terroristischen Attentate au«zusprechen, rechnet man in politischen Kreisen Peter»burg« mit der Auflösung de» Parlaments. Die Regierung hat ber«it» Sicherheitsmaßrrgeln getroffen, um etwa au»- brechende Unruhen zu unterdrücken. Wit «S heißt, ist der Zar entschlossen, nach Heimsendung der Duma bi« zum nächsten Frühjahr ohne Parlament zu regieren. Alles in allem ist dir Sachlage nicht geeignet, di« Zukunft d«» Zaren reiche« in rosigem Lichte erscheinen zu lassen. - Der Aufstand in Südchina, von d«m die Regierung in Peking bereit« gemeldet halte, daß er niedergeschlagen sei, erregt nach wt« vor die Besorgni» der europäischen Staaten, seitdem sich leider her«u«gestellt hat, daß die Meldung der Pekinger Regierung sehr vtt- früht gewesen ist. Wie au» Kanton »«meldet wird, haben zwischen den Aufständischen, deren Zahl jetzt amtlich aus 40000 angegeben wird, und den Regierungstruppen heftige Kämpfe stattgesunden, wobei die Rebellen gegen 1000 Tote und Verwundete hatten. Daß di« Lage in der Tat sehr ernst ist, geht darau« hervor, daß die chinesische Regierung e» abge- lehnt hat, für den Schutz der Teilnehmer an der Automobilfernfahrt Peking—Pari» (wozu sie ihre Erlaubnis gegeben hat), die Bürgschaft zu übernehmen. An dem Tage, da di« japanischen Delegierten zur Haager Friedens konferenz vom deutschen Kaiser in Audienz empfangen wurden, hat das Parlament in Tokio die Steuerreform endgültig genehmigt. Danach werden beträchtliche Erhöhungen de» MannschastSbestande», bedeutende Verstärkungen der Artillerie und insbesondere d«r Ausbau der Reiterei, den Anforderungen der Neuzeit ent sprechend, aus Grund der im letzten Krieg« gewonnenen Erfahrungen vorgenommen. Dit Welt weiß nun, daß Japan für «ine Abrüstung im Sinne de» englischen BundeSgenoffen zu haben ist. — Die Lage in Marokko wird widersprechend geschildert. Während die französischen Nachrichten immer noch sehr besorgniserregend laulen, behaupten Meldungen aus Tanger, das Sultanat sei beruhigt. Indessen gibt ein Zwischenfall ernsthaft zu denken. Der Räuberhauptmann Raisuli, der als Gouverneur beim Sultan in Ungnade ge fallen war, soll um Verzeihung gebeten und sie bereit» erhalten haben. Wenn sich diese Meldung bewahrheitet, so ist an eine Wieder- Herstellung geordneter Verhältnisse in dem nord afrikanischen Wetterwinkel vorläufig nicht zu denken, denn die Wiedereinsetzung de» Wander rebellen gefährdet die friedliche Entwickelung des Landes mehr, al»tzdie gelegentliche Erhebung von ihm aufgewiegelter Stämme.