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«ffvPvfpMerva, Ttolpen und Umgegend. AM-Glcktt des Kl«Btrathes »»d -e* Königs. Gerichlsamte» z« Dischsf»Wer>«. «qr Zeitschrift erscheint «ScheMSch 2 Mal, Mittmock« und Sonnabend», und kostet virrtetjährtich 12j Rgr Zlnserat« werde« die gespaltene Zeile »der deren Rau« «it 6 Pf. berechnet. To uv abend, de« IV. März 1860 Die gegenwärtige politische Lage der Dinge. Will man sich einen Begriff von der Unklarheit Md Verworrenheit der gegenwärtigen politischen Sach- lage Mächen, so braucht man nur die Zeit des Um» fange- de« ZahreS 1859 mit dem gegenwärtigen Jahre jtl vergleichen. Sie bietet mancherlei Aehnlichkelt und mmcherlri Gegensätze. Da- Jahr 1859 kündigte sich kriegerischer an, denn manche seiner Vorgänger. Zwar brachte der famose unhöfliche NeujahrSgruß an den Baron v. Hübner noch nicht di« Gewißheit, wohl aber die Aussicht eines nahm Krieges. Zugleich sah man aber voraus, welchen Um» fäM der Kampf nehmen werde. Man konnte im Vorau- wissen, zwischen welchen Mächten und auf welchem Schauplatze er gekämpft werden würde, im Fall di« Drohung, zur Wirklichkeit werden sollte. Oester reich einerseits und Frankreich mit Sardinien anderer seits mußten di« Kämpfenden und Nordiialim das Kampffeld sein. Man konnte allerdings nicht mit voller Gewißheit sagen, daß der Krieg immer auf jene echgen Grenzen beschränkt bleiben werde; aber eine AuS» drhnung desselben in weitere Kreise lag noch in nebel hafter Kerne. England und Rußland sahen mit be haglicher Schadenfreude einem Kampfe zu, in dem Oesterreich leicht einige Schlappen davon tragen konnte, Preußen und Deutschland waren allerdings weit intimer betheiligt, aber man konnte vorau-setzen, daß ersteres wegen der Eifersucht gegen Oesterreich sich nicht so leicht in einen Kampf einlaffen würde, den Oesterreich al- europäische Großmacht allein auSzukämpfen hatte, sobald nicht deutsches Gebiet angegriffen wurde. Der AuSgang de» Kriege- rntsprach seinen Anfängen und den Vermuthungen über denselben. In seinen un mittelbaren und positiven Resultaten hat sich der Krieg auf Norditalien beschränkt. Oesterreich ist um eine be deutend« und reiche Provinz ärmer, Sardinien um ein Land größer geworden. — Zwar ließ der rasche Friede, wobei Oesterreich überrumpel« wurve, noch manche Frage ungelöst, allein diese Angelegenheiten be schränkten sich doch nur auf Italien. Wenn vir Ver hältnisse der mittelitalienischen Staaten, deren Regenten sich geflüchtet Hanen, noch gelöst wurden, so war der Brand, den va» Krieg-weiter entzündet hatte, wenigsten» für einige Zeit gedämpft. Bi- gegen da- Ende de» Jahre- 1859 durfte m-n sich, wenn auch nicht mit aller Zuversicht, der Hoffnung hingeben, daß dieses Ziel erreicht werden würde. Auch jetzt hat die'Hoffnung, daß die italienischen Wirren friedlich gelöst werden, zwar noch nicht allen Halt v«r- loren, aber sie ist doch sehr erschüttert worden, Da Napoleon daS strategisch wichtige Grenzland Savoyen verlangt, da Oesterreich darauf besteht, daß To-paM seinen vorigen Fürsten wieder als Regenten verlangt, da der heilige Vater gemeint ist, vom Erbe Petri nichts abzutreten, so scheinen die Dinge in Italien rasch zu einer neuen KrifiS heranzureifen. Welchen schließlichen AuSgang dieselben nehmen werden, welche Wirkung sie auf die Großmächte haben werden, welche Großmächte in den möglichen neuen Kampf gezogen werden, da» AlleS vermag kein Mensch, und selbst Napoleon nicht, gegenwärtig vorauSzusetzen. Der vorjährige italienische Krieg war ein Krieg zwischen Frankreich und Oesterreich, wenn auch zunächst entzündet durch den Brennstoff, der sich seit Jahren durch die österreichische Politik in Italien angehauft hatte. Jetzt ist da« Verhältniß zwischen Oesterreich und Frankreich ein andere». Jene Spannung zwischen dm beiden Kaisern hat ihre Ausgleichung gefunden in der persönlichen Zusammenkunft dieser Monarchen und weder Napoleon/ noch Franz Joseph werden i« Augenblicke Lust verspüren, bald von Neuem wieder mit einander anzubinden. Aber die italienischen Verwickelungen wirten wieher störend auf daS leidliche Verhältniß zwischen beiden Kaisern rin. Die gegenwärtigen Wirre» in Italien sind nun der Art geworden, daß auch di« übrigen Großmächte ihnen ihre lebhafte Theilnahme zuwenden müssen, und da die Verhältnisse dort so ver worren und die Interessen der Großmächte so verschie den daran find, so läßt sich noch gar nicht bestimmen, welche Partei die eine oder die andere Großmacht er greifen wird. ES ist gegenwärtig nur soviel sicher, daß alle Welt sich gegen alle Welt auS Vorsicht rüsten wird. Frankreich suchte die unsichere Freundschaft Eng land- durch einen Handelsvertrag, damit England». Minister ein Auge zudrücken sollten, wenn Napoleon nach dem wichtigen Ärenzlande Savoyen zurück««, e» kokettirte mit »er Revolution in Italien, «S wollt« dem Papst« seinen irdischen Länderbefitz entreißen und ha» dadurch die Feindschaft de« hohen und niedrrn Künftehnter Jahrgang.