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Ezped. ». NedaMon rre»»eA-Ne«ft«»t s. Meißner Gasi« Di« Zeitung erscheint TteNft«», Dsnuerftag und e,n«adcnD früh. Lt*u«e»e«t»- drei»: »ierieljährl. M. 1,80. Zu beziehen durch die kaiserttchen Post enstallen und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in- HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr Von 25 Pf. ächsische AorßeitunK Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Lerrman» Wüller in Dresden. Inserate toerden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: diel spalt. Zeile LOPf. Unter Eingesandt: 40 Pf. Inseraten- Annahmestellen: Invaltdendank, Haasenstetn L Bögler, Rudolf Mosse, S. L. Daube L «o. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Sohl, SesielSdorf, Hugo Müchler, Sökschenbroda u. s. w. Ar. 68. Dienstag, den 11. Juni 1901. 63. Jahrgang. Weibliche Fortbildungsschulen. Nachdem längst für Fortbildungsschulen der soeben auS der Schule entlassenen männlichen Jugend gesorgt worden ist, macht sich jetzt eine Strömung geltend, auch der weiblichen Jugend nach Beendigung der eigentlichen Schuljahre einen erzieherischen Halt zu gewähren. Man findet, daß ein solcher als Neben- Wirkung bet den Fortbildungsschulen zu verzeichnen gewesen ist, wenn auch deren Hauptberuf allerdings nur darin bestanden hat, die Konkurrenzfähigkeit 1>er gewerb lichen Arbeit unsere» Volke» gegenüber dem Auslande zu erhallen und zu heben. Einzelne deutsche Bundesstaaten kennen bereit- obligatorische weibliche Fortbildungsschulen. So hat Baiern schon im Jahre 1864 eine Verordnung er lassen. wonach die Sonn- und Feiertagsschulpflicht »für Knaben und Mädchen nach ihrer Entlassung aus der WerttagSschule beginnt und ihren Abschluß durch erfolgreiche Bestehung der öffentlichen Schul prüfung in demjenigen Jahre, in welchem der Schul pflichtige da» 16. Lebensjahr zurücklegt, findet*. In der Regel wird ein zweistündiger Unterricht wöchent lich ertheilt. Baiern zählt in seinen Fortbildungs schulen für Mädchen gegen 5000 Schülerinnen. Im Großherzogthum Baden bestimmt da- Schulgesetz von 1874, daß die Mädchen „ein Jahr nach Zurück- legung de- schulpflichtigen Alter- verpflichtet find, in der Gemeinde, wo fie sich aufhalten, zur Befestigung und Erweiterung der in der Volksschule erworbenen Kenntnisse wöchentlich einige Unterrichtsstunden zu besuchen. Der Unterricht muß wenigsten- zwei Stunden wöchentlich umfassen und soll in der Regel das ganze Jahr hindurch dauern*. Infolge dessen hat Baden gegen 17,000 Fortbildungsschülerinnen. Im Königreiche Württemberg findet nach dem Gesetze von 1895 die Volksschule ihre Fortsetzung in den allgemeinen Fortbildung-- und Sonntagsschulen. ES können für die weibliche Jugend .durch Beschluß der bürgerlichen Kollegien im Vernehmen mit der OrtS- schulbehörde allgemeine Fortbildungsschulen errichtet werden, zu deren Besuch die Mädchen für 2 Jahre verpflichtet find. Der Unterricht wird jährlich vierzig Mal in 2 Wochenstunden, für die männliche und weib liche Jugend getrennt und zwar in der Regel an Werk tagen, ertheilt. Wo allgemeine Fortbildungsschulen nicht errichtet werden, tritt die Verpflichtung zu drei jährigem Besuche der Sonntagsschule ein, wenn die Mädchen nicht nach ihrer Entlassung au» der Volks schule eine der Fortbildung der Mädchen dienende Schule oder Erziehungsanstalt, auch Frauenarbeit-- Keuilleton. Der Bauer vo« Wald. Novelle von Anton von Perfall. (Nachdruck verboten.) (7. Fortsetzung.) »Armer Johanne»!* dachte er. .WaS i» do der menschliche Stolz für a armselig» Ding, a laufig'c Schmetterling kann ihn z' Schand'n mach'«.* Daan t'ppte er Johanne» auf die Schuller. .Nimm di z'^amm, Bauer! No i» ja oet au». So schnell al» komwa iS die fchiache Bruat, so schnell i» a wieder dahin im Fruahjahr, wenn 'S Gotte» Will'« iS.* »'S iS aber oet sein Will'«.* Johannes schrie eS in jäher Verzweiflung, .'nunter muaß der Bauer, Himmel und Höll hab'« sich verschwor'« daqeg'n. WaS soll i denn allan trotz'« und mi rackern? Da hörst eS, Glimm* — er wie» hohnlacheod nach der Richtung de» Hofe», vo« dem her der Gassenhauer drang — »die hab'« daS Rechte, die Jung'«. Singa, tanz'« und lach'« über daS ganze G'fpiel. I mein' alleweil, i halt' mi in meine alt'« Tag no zu dena. Guat Nacht, Grimm! Laß s' fliog'n die Luader, laß nur fliag'«.' An der Hand Roil'S wankte er fort, dem Hofe za. Ter Alte hörte noch lange seine Stimme, unter orochen von Hohnlacken. In dem sich entserrenden Lichtkegel, ter über die weißt« Siämme Hielte, tummelten sich in wildem Tarze die weißen Dömomn der Vernichtung. und HauShaltungSschule, unter Theilnahme an dem wissenschaftlichen Unterricht derselben besuchen*. Infolge dessen genießen in Württemberg von den schulentlassenen Mädchen in Fortbildung», und EonntagSschulen über 50,000 Unterricht. Auch Hessen und einige thüringische Staaten kennen die obligatorische Fortbildungsschule für Mädchen. In Sachsen Haden die Gemeinden von der Berechtigung zu ihrer Einführung nur wenig Ge brauch gemacht, obgleich gerade hier die Gewerbe- auffichtSveamten oft und nachdrücklich dafür eingetreten find. In Preußen und anderen norddeutschen Bundes staaten bestehen hie und da fakultative weibliche Fort bildungsschulen mit in der Regel nur geringem Besuch. Da» Schwergewicht bei der Fortbildung weiblicher Personen muß sich naturgemäß auf die hauSwtrthschaft- liche Weiterbildung legen; e» ist aber doch sehr frag lich, ob auch die beste Fortbildungsschule in dieser Hinsicht jemals im Stande sein wird, die Familien- erztehung und die mütterliche Anleitung zu ersetzen, vorausgesetzt allerdings, daß die Mutter selbst etwas gelernt hat, um eS belehrend Wetter geben zu können. Wenn freilich weibliche Fortbildungsschulen eS fertig bringen werden, das Weib ihrem eigentlichen Be rufe al- Hausfrau und Mutter, dem eS sich in allen Kreisen unserer Gesellschaft immer mehr abwenden möchte, zu erhalten, dann sollen fie willkommen sein, doppelt willkommen, wenn sich die Prophezeiungen der Freunde dieser Bewegung erfüllen, daß nemlich .von einer Verallgemeinerung des weiblichen Fortbildung-- schulwesenS mit nachdrücklicher Berücksichtigung der hau»- wirthschaftlichen Ausbildung eine tiefgreifende Besserung der wirthschaftlichen, gesundheitlichen und nicht zuletzt auch der ethischen Zustände im Familienleben der breitesten Schichten mit Bestimmtheit zu erwarten ist.* E» ist nur einzuwenden, daß die Fortbildungsschule sür männliche Personen mit dazu berufen war, al- wirksame Abwehr gegen die zunehmende Verrohung und Verwilderung der Jugend zu wirken, während da tägliche Beispiel gerade im Gegentheile zeigt, daß fie darin trotz langjährigen Bestände- nicht da- Geringste geleistet hat. Immer mehr entfernen wir un- von den guten Zeiten, in der nicht der Staat, sondern die Familie die Erziehung durchführte und eS der Vater für seine schönste Lebensaufgabe hielt, den Söhnen in jeder Hin, sicht ein musterhaftes Beispiel zu geben. Politische Weltfcha«. Destfches Sleich. Der Kaiser hat mit seiner Gemahlin am Sonnabend daS protestantische Kloster stift Heiligengrabe (Ostpriegnitz) besucht, da- seit seiner Säkularistrung al- adlige» Damenstift dient. Bet Gelegenheit der Überreichung eine- kunstvollen Aebttsinnenstabe» hielt der Kaiser eine längere Ansprache, in der er der Ueberlteserung seine- Hause- gedachte, welche- da- Stift allezeit durch seine Gnade aus gezeichnet hat. Seine Rede schloß mit dem Wunsche: Möge dieser Stab immer ein rechter Hirtenstab mütter licher Liebe sein, der alle, die ihm unterstellt find, zu ihrem wahren Besten sührt und um dm sich in willigem Gehorsam alle Schwestern schaaren zu dem verheißungs vollen Werke der Jugenderziehung und Liebe-arbeit. Möge er den MoseSkab festen Glauben- bedeuten, der au» dem Felsen der Ewigkeit Wasser de» Leben- schlägt. Möge er endlich den Pilgerstab freudiger Hoffnung darstellen, mit dem wir auch im finsteren Thale dem guten Hirten nachwandeln unter dem Bekenntniß .Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich!* Erneut versichert die .Nordd. Allg. Ztg.* an her vortretender Stelle: Wie bereit- hervorgehoben wurde, haben sich die Theilnehmer an der Zollkonferenz über Gang und Inhalt der Verhandlungen absolute» Stillschweigen auferlegt. Schon hieraus folgt, daß die in verschiedenen Blättern verbreiteten Nachrichten über einzelne Ergebnisse der Konferenz lediglich auf will kürlichen Kombinationen beruhen. Ueber den wetteren Gang der handelspolitischen Vorbereitungen wird berichtet: Der vunde-rath wird voraussichtlich noch bi- Ende Juni Sitzungen ab halten und Anfang Juli sich über die nächsten Monate vertagen. Inzwischen werden die Einzelregierungen diejenigen Stücke de- Zolltarif-, die für ihre Landes gebiete von besonderer Bedeutung find, mit ihrm land- wtrthschaftlichen, Handel-- und Gewerbesachverständigen eingehend berathen. Wenn der Bunde-rath im Oktober wieder zusammentritt, wird sich da- Uriheil der Bundes regierungen über den Zolltarif soweit befestigt haben, daß die Instruktionen für die sttmmführenden Bunde»- bevollmächtigten erfolgen können. Je nachdem im BundeSrathe eine Einigung leichter oder schwerer her« beigeführt wird, dürfte der Reichstag den Zolltarif vor gelegt erhalten, wenn er wieder zusammentritt oder ihn erst später entgegmnehmen. Dem Vernehmen nach werden die preußischen Minister sich nach den von einem landwirthschaft- lichen Nothstande bedrohten Provinzen begeben, um an Ort und Stelle durch persönliche Einsichtnahme in die Verhältnisse und Besprechung von sachkundigen Personen sich über dm Umfang und die Mittel zur Vorbeugung und Abhilfe der Noth schlüssig zu machen; die Reise wird im Laufe dieser Woche angetreten werden. Der preußische Kultusminister hat einen Rund erlaß verschickt, der sich mit der Behandlung solcher Personen und Gegenstände im Schulunterrichte befaßt. Johanne» hörte nicht auf, au der Sette der zitternden Ro»l sich selbst zu verhöhnen, sein ganze» Lebeu»werk. Al» er aber au- dem Walde trat und hinausblickte zu dem Hofe, hielt er ein in feiue« stür mischen Gange. Da ging e» lustig her! E» war wirklich drollig zum aosehen, die reinste Hölle! Ein Scheiterhaufen war avgezündet und um die prasselnden Flammen in mitten de» tollen Gestöber», welche» sich darauf senkte, tanzten zwei Paare: Matthe» mit Wanda, die Bäuerin selbst mit Herrn Polen tz. Herr Fritz spielte die Guitarre dazu. Der ganze Hof lohte im Widerscheine de» Feuer», au» dem sich drehende feurige Punkte empor schnellten, die verbrannten Schmetterlinge. Zuerst packte Johanne» grimme Wuth. Es war ihm, al» müsse er hinaufftürzen und «it einem Fuß. tritte da» freche Fest enden. Dann knüpfte er wiever an den eben verlassenen Gedankengang an, riß sich v^n der entsetzten RoSl lo» und stürmte die Höhe hinan. Die Paare hie ten erschreckt im Tanze inne, al- plötzlich der Bauer beschmutzt, daS Hemd zerrissen, da» Haar zerzaust, im Kreise erschien. Al» er aber wider Erwarten mit einstimmte in den Jubel: .Nur aus- g'spielt, Herr Flitz, i müchr' a dabei sein bei de« Tanz!* Da ging der Jubel erst recht lo» und Herr Polen-, dem die Bowle schon arg zugesetzt, konnte ihn nicht genug loben. »WaS ist denn dabei, alter Freund? Spaß! Im schlimmsten Falle schlagen wir um einige hundert tausend Markl da» nächste Jahr. Lassen Ste nur mich machen!* Johanne» fiel jetzt die plötzlich so veränderte An schauung de- Herrn Polen- nicht mehr auf. Er stürzte rasch einige Gläser de» feurigen Ge tränkes hinunter, packte seine Frau um die Hüsten und tanzte im lodernden Schein de» Scheiterhaufen-. Alle» lachte, jubelte, nur die Bäuerin in seinem Arme erschauerte, wenn fie in diese» erhitzte und doch todtenbleiche, völlig verwandelte Antlitz schaute. Jetzt sah Matthe» die geeignete Zeit gekommen für sein Bekenntniß. Die Bowle, die Freude au dem Eintreffen der Katastrophe, welche seinem sehnlichsten Wunsche Vorschub leistete, hatte ihm Muth gemacht. So trat er mit Wanda vor den Vater, der bereit» un sicher auf den Beinen stand und stellte fie ihm al» seine Braut vor. Der Bauer versuchte erst, fich zurecht zu finden. Eine derbe Weigerung steckte ihm in der Kehle, dann aber verwirrten sich rasch wieder feine Gedanken bei dem Betrachten de» weißen G.-wirbel» um ihn her und er gab sie lachend zusammen. »Ja freili, nur zua, nur zua! A hohe Ehr, so a schön'-, nob'lS Fräul'n. Was i« denn a Bauer? Ueber Nacht dahm. — Seid's lustig. Kinder!* Polentz brachte schleunigst ein Hoch aus auf da» Brautpaar. Johanne» hob nur da» Glas, kein Laut kam über seine Lippen, Varn fiel er zurück auf sewen Stuhl. . Herr Fritz allein lachte und riß einen schlechten Witz, alle tue Anderen beschlich ein unheimliche- Gefühl. Matthes, gesolgt von Ler auS ihrem GlückStauwel jäh er rochten Bäuerin brachte« den halb Bewußtlosen in da» HauS.