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Dresdner Journal : 15.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186006157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-06
- Tag 1860-06-15
-
Monat
1860-06
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1860
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.« IM 2. .... Im Lu»l»uä, tritt ko»t uuä Ktempelru »cbl»x kloru. , , ,. Pnkrratlnpreise: t'iir 6v» ll«*ai «iver xu»p»tt«iiv» Xqil«! 1 Kxr. bloter äi« Lsile: 2 b>8- , >- r-onurwentspreise: äitb> li. it 5 ^>»Ix.. 10 pi«r. iv »»«tu«-. I 1t) „ „ ,, >tdu«tN«b In vr»»<t«o: 1k) kk^r. Llnreln« tininiuern: 1 dtxr. «rschrtnrn: l'iizliek, mit Xusäsbme <Ier 8^nu- uoä keiert»^«, ^b«v<I« für N«n solx«nä«o l'vx Freitag, den 15. Juni. Dres-nerHournnl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Harlmaitn. 1860 » rnseralenannahme auswärts: I^ipii^: t ». I1«txv»rrrr»>i, 6t>i»w>»»ivniir <1<-» Ilrs^Nuvr öour»»!»; <-I < »N»8elb»l: II. Ili »»>.»; ititon»: II.v^»li»81 mv s- Voni.»:«; LsrUa: O«r»-ll'»'8< >i>> I'm-lili., I'»!r».»i:vr«'8 itiir.au; Lr«m«v: I'.. )><iii.<>in.; rrankkurt ». N.: .<a»!nr « «< in» ttii. iiliitiiiilniisr t Xvln: tnoi.r k»ri»: v. 8 2>t, rc ilv» kuiui rot»»»-; krax: I'». Ilniri.x »'» Niicliliitliilluiig. Herausgeber: Xöui^I. kxi»»Niti<>» <lv» Iir<8<ln«-r Journal», Ilresävn, kitariunstrasse klr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 13. Juni. Seine Majestät der König haben dem Inspektor des physikalisch-mathematischen Sa lons, CommisfionSrath Rudolf Siegismund Blochmann, daß Ritterkreuz de- AlbrechtordenS allergnLdigst zu ver leihen geruht. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, die Zulassung von Dachfilzen al« Surrogat harter Dachung betr. Urxter Hinweis auf 8- 3 der Verordnung, das Ab decken von Gebäuden mit Dachpappe und Dachfilz be treffend, vom 29. September vorigen Jahre- (Gesetz- und Verordnungsblatt 15. Stück, Seite 321) wird hierdurch bekannt gemacht, haß die sogenannten Asphalt-Wollfilze au- der Fabrik des Filzfabrikantcn Adolph Schöller in Brünn auf Grund der angestellten Untersuchung und vorgenom menen Brennversuche bis auf Weiteres als Surrogat der harten Dachung in der in obiger Verordnung angegebe nen Beschränkung anerkannt worden sind. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in allen 8- 21 des Gesetzes, die Angelegenheiten der Press« betreffend, vom 14. März 1851 gedachten Zeitschriften in Gemähheit 8- 14b. der Ausführungs-Verordnung zu diesem Gesetze zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 1. Juni 1860. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschitler. . Schmiedel, S. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i «b t. Telegraphische Nachrichten Zeitung-schau. (Deutsche Allgemeine Zeitung. — Wie ner Zeitung. — Russische Blätter.) Tagesgeschichte. Dresden: Der König nach Baden- Baden. — Wien: Ausdehnung des Wirkungskreise- der venetianischen Provinzialeongregationen. Hofnach- richte«. — Berlin: Abreise deS Prinz-Regenten nach Baden-Baden. Anwesenheit deS König- von Hanno^ , vrr. Der Großherzog von Mecklenburg Schwerin. — Hannover: Kammerverhandlungen. Berichtigung. --- Kassel: Eindruck der VerfafsungSverkündigung. — Darmstadt: Ernennungen in den höhern Ver waltungstellen. — Wiesbaden: Aus den Kammer verhandlungen. — Gera: Bestimmungen bezüglich deS Erntedankfestes. Reue Kassenscheine. Vermrschtes. — Aus Thüringen: Oie Wegschaffung Oppenheimer'-. Berichtigung. — Paris: Veröffentlichung des Ver trag- über dir Abtretung Savoyens. Ausführungs maßregeln zu demselben. Einladungen nach Fon tainebleau. Vermischtes. — Turin: Die Verhaft ungen in Piacenza. Aus den Senatsvcrhandlungen. Grenzfrage. Neue Zolllinie. Vermischtes. — — Mailand: Marschall Vaillant abgereist. — Neapel: Näheres über die Ereignisse auf Sicilien. — London: Parlamentsverhandlungen. — Kopen hagen: Der König von Schweden. — Bukarest: Neues Ministerium. — Konstantinopel: Amncstirte Candioten. — New-Pork: Nachrichten ans Mexico. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtcn. (Leipzig. Annaberg. Leisnig. Roßwein. Oelsnitz. Herrnhut.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) LermischteS Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 13. Juni, Abend». Der Geschäftsbericht der Nationathank ist erschienen; nach demselben beträgt die halbjährige Dividende der Bankaktien L8 Gulden. Die „OesterreichischeZeitung" plaidirt für Auf hebung der Wuchergesehe. Frankfurt a.M., Donnerstag, II.Juni. Der Prinz Regent von Preußen ist auf der Reise nach Baden-Baden hier eingetroffen und hat heute Bor mittag den hiesigen preußischen Truppen die Parade abgenommen. Morgen wird der König von Hannover auf der Durchreise nach Baden-Baden hier erwartet; derHerzog vonSachsrn-Koburg-Gotha heuteAbend. (Vgl. Dresden unter „Tagesgeschichte".) Paris, Mittwoch, 13. Juni, Abends. Nach einem hier einaetroffenen Telegramm auS Neapel vom gestrigen Tage find zwei Dampfboote, welche Truppen und Munition für die Jnsnrgenten an Bord hatten, durch die neapolitanische Marine genommen worden. Zn Neapel herrscht Ruhe. Wie die soeben erschienene „Patrie" meldet, wird die ganze neapolitanische Flotte zum Kreuzen armirt. AuS Konstantinopel, vom 6 Juni, wird berichtet, daß eine neue russische Note die Be schwerden der Christen präcisire. AuS Malta, vom v Juni, wird gemeldet, die englische Flotte unter dem Admiral Martin werde nach der Befika Bai gehen. (Es ist dies jene Bai von Tenedos an der Küste Kleinasiens, kurz vor dem Ein gang in die Dardanellen, wo sich im letzten russisch türkischen Kriege die Flotten der WestmScbte sammelten. D. Red.) Dresden, 14 Juni. Seitdem die preußische Thronrede zum Schluffe eines Landtags, der in so mannichsacher Beziehung zum An halt für erbitterte Parteibestcebungen in Deutschland ge nommen war, mit dem unumwundensten Ausdruck einer wahrhaft deutschen Politik Preußens Große- für die Stärkung und Erhebung deS deutschen Nationalbewußt- seuutz bkiiNjtl, seitdem »L. diesen fürstlichen Worten dem deutschen Volke die durch manche sich daran hängende Machination der Parteien zuweilen Besorgnisse erweckende preußische Politik als eine Politik der Rechtsachtung aufs Neue proclannrt wurde, und seitdem in eben dieser Rede, gegenüber dem von den Parteien in neuester Zeit gegen die deutsche Gesinnung einzelner Regierungen verbreite ten Mißtrauen und Verdächtigungen das Bewußtsein des fürstlichen Redners ausgesprochen war, alle deutschen Re gungen seien Eins in Stunden der Gefahr für das deutsche Vaterland: seit dieser Rede, wiederholen wir, konnte es für den Theil der Tagespresse, welchem cs wirklich am Herzen liegt, Beruhigung zu verbreiten, das Selbstver trauen zu heben und die Eintracht in Deutschland zu beför dern, nur als wichtigste Aufgabe erscheinen, anknüpscnd an die Worte der preußischen Thronrede vor Fortsetzung deS Parteihaders der Presse in der von der Rede des Prinzrcgcnlen entschieden demcntirten Richtung zu war nen und die öffentliche Meinung möglichst sicher davor zn stellen, daß sie nicht Nachlasse in der vertrauensvollen Stim mung bei den erneuten Aufregungsversuchcn der Partciprcsse. Wir haben deshalb bereits in voriger Woche an dieser Stelle die Erwartung ausgesprochen, daß die Versuche der „na tionalen" Presse, die preußische Thronrede nur mit Re servationen gelten zu lassen und sie so auszudeuten, daß ihren alten Parteitendenzen noch ein Schein der Duldung bliebe, Niemand in seinen Hoffnungen auf eine ein trächtigere Gestaltung der deutschen Politik beunruhigen möge und daß, selbst wenn sich die „Preuß. Ztg." unter die neuen Ankläger anderer deutschen Regierungen mische. dies eher Grund zu dem Glauben geben könne, die genannte Zeitung sei ziemlich weit ab von den wirklichen Intentio nen der preußischen Regierung, als Anlaß zu Besorgnissen. Und was die letzten Tage wirklich gezeigt haben, kann nur die vertrauensvolle Stimmung des Vaterlandsfreundes unterstützen. Kaum ist es unter diesen Umständen noch als eine Tagesaufgabe zu betrachten, sich in ein Polcmisiren mit Blättern einzulassen, welche in Verkennung der wirklichen Lage der Dinge sich noch an dem alten Haver zwischen Süd und Nord, zwischen Groß und Kleindeutschlanb, zwischen neuer und alter Aera weiden. Mögen sie ihre Parteianschauungcn noch nicht aufgeben können: die Entwickelung der Dinge wird, wir hoffen eS zu Gott, lehren, daß eine wahre Eintracht deutscher Interessen und die Sicherung dcutscherMacht und deutschen Rechts auße» halb aller Parteianschauungen erfolgen kann, so gewiß wie es die Vergangenheit gelehrt hat, daß cs unmöglich war, jene höchsten nativnalenGüteraufGrundlagen zu sichern, zu denen Parteitendenzen den Zuschnitt geben sollten. Aller dings sahen wir gerade in den letzten Tagen die Partei presse mit höherer Lebhaftigkeit denn jemals auftreten, aber wir schließen nichts Anderes daraus, atS daß jenen Blättern das Bewußtsein antretcn mag, das Gefühl der Eintracht der Interessen breche sich im Süden wie im Norden neben den von den Parteien bereiteten gefähr lichen Abwegen Bahn zu einem größer« nationalen Zu sammcnfluffe. So ist es deshalb zu verstehen, wenn manche Blätter wahre Angstruse gegen die Eintracht er heben. Zu diesen gehört namentlich die „Deutsche Allgemeine Zeitung". Sie ist im Allgemeinen sehr verstimmt über alle Zeichen der Annäherung zwischen Preußen und den übrigen deutschen Bundesregierungen. Tag für Tag fast setzt sie auseinander, daß so die Rede deS Prinz Regenten von Preußen nicht zu verstehen sei, und daß die „nationalen" Parteitendenzen sich mit ihr sehr wohl vertragen könnten; daß die Rechtsachtung sich nicht auf solche Rechte erstrecken könnte, welche der „Einheit" Deutschlands im Wege wären, und sie unternimmt in einer ihrer letzten Nummern sogar einen rechtlichen Beweis dafür, daß Rechte nicht geachtet zu werden brauchten, indem sic ein „ju» oininims" der „Nation" annimmt, welches die publica" zur Grundlage habe und mittelst dessen, wenn es durch ein Parlament geübt Würde, sich beliebig Rechte beseitigen ließen. Man ist in Deutschland zu politisch gebildet, um sich von solchen Dingen einnchmen zu lassen, in denen, wie sofort erkenntlich ist, nur der heilloseste Despotismus für alle deutschen Rechte u.Rechtsfrcihciten.so- wo>1 die der Fürsten als der Völker, errichtet werden würde. Ein anderer Artikel der „D. A. Z." dagegen scheint uns eher einer kleinen Erwiderung und Aufklärung bedürftig. Es ist der in Nr. 135 derselben, worin die Frage auf geworfen wird, ob die Annäherung zwischen Preußen und den übrigen deutschen Regierungen in der Art er folge, daß diese letzteren zu jenem hinübertretcn oder das erstere zu den letztern. Naiürlich wird der letztbemerkte Fall höchlichst verdammt, und um der Sache den schwär zesten Anstrich zu geben, werden die übrigen deutschen Staaten zu einem Pandämonium von politischer Finster nis, Unfreiheit und undeutscher Gesinnung gestempelt, während Preußens neue Aera als Engel des Lichts da rüber schweben soll. Wir glauben, mit solchen Schärfen, die von der Wahrheit doch sehr weit entfernt sind, ist in Augenblicken nichts gesagt, wo von beiden Seiten eine Annäherung stattfinden soll. Denn die Natur einer Annähc rung, bei der beide Theilc Ehre und Würde wahren, besteht eben darin, daß von beiden Seiten eine entge genkommende Bewegung gemacht wird und daß mau sich in der Mitte des Weges, welcher sie trennte, zusammen findet. Und wie sollte nicht gerade unter den vorliegen den Verhältnissen eine solche Annäherung leicht möglich sein? Unter den gegebenen Verhältnissen — wiederho len wir —, aus denen keinem der beiden Theile Fra gen der Würde in Bezug auf die Verständigung er wachsen. Denn Gott Lob! sind doch die Dinge in Deutsch land so gestaltet, daß zwar die Parteien viel Feuer ge schürt und viele Mißstimmungen hervorgerufen, aber die Regierungen hüben und drüben sich unabhängig von Parteieinwirkungen gehalten haben. Es handelt sich heut weder um das Aufgrbcn einer innern liberalen Politik, noch eines Planes für einen deutschen Staatrnncubau, weder um das Nichtrinhaltrn gegebener Verheißungen, noch um persönliche Ueberwmtzung amlirendcr Staatsmänner, weder um deutsche Pläne und Gcgcnpläne, noch um Einwirkungen des Auslandes, weder um eine Einigung im Sinne der Warschauer noch der Olmüyer Confercnz. Faßt man die Gleichmäßigkeit Ser innern StaatSentwicke- lung Deutschlands aus, in der ja auch Oesterreich mehr und mehr seinen Platz einnimmt, die vereinte Gesinnung aller deutschen Regierungen in äußern Gefahren, für welche die Worte des Prinz - Regenten selbst eben erst Zcugniß ablegren: dann muß man sich sagen, daß keine Zeit der neuern deutschen Geschichtsperiode verhältniß mäßig günstigere Grundlagen für ein einträchtiges Zu sammenwirken der deutschen Regierungen geboten hat. Und wenn die deutschen Regierungen, dies erkennend, sich einander nähern: dann werden in Wahrheit von kei ner Seite große Opfer gefordert werden und gefordert werden können. Diesmal gilt es wirklich, den Parteien den Boden in Deutschland zu entziehen, nicht dieser oder jener Regierung. Daß eben dcshglb aber die Annähe rung von den Parteien schlecht ausgenommen wird, ist leicht zu begreifen, und die Mißstimmung der „D.A.Z." und geistesverwandter Blätter setzt uns deshalb keinen Augenblick in Verwunderung. Die amtliche „Wiener Zeitung" begleitet die kai serliche Verordnung über den erweiterten Wirkungs kreis der Provinzialeongregationen im iombar Lisch venetianischen Königreiche (vgl. Wien unter „Ta gesgeschichte") mit folgenden Worten: „Mit der heute knndgemachten kaiserlichen Verordnung ist ein lebhafte, Wunsch der Bevölkerung des lombardisch-venetianischen Königreichs in Erfüllung gegangen und ein entschiedener, die hochherzigen Absichten Sr. Majestät sehr bezeichnender Wendepunkt in der Stellung der Eentralcongregation ein getreten, ohne daß die Grundlage jener bewährten In stitutionen verlassen worden wäre, auf denen die innere Gesetzgebung des genannten Kronlandes ruht. Die Pro vinzialcvngrcgationen waren schon gegenwärtig berufen, in der Verwaltung der Gemeinden, der öffentlichen Wohl- thätigkeit und der Krankenanstalten, der Straßen- und Wasserbauten, wie auch in den Gegenständen der Ver pachtung und Einhcbung der direkten Steuern in erster Instanz zu entscheiden und alle diese politischen Zweige innerhalb des Wirkungskreises der ehemaligen Gubernien- selbstständig zu admrnrftriren; hingegen hatte die Centtal ' congrcgatton auf die erwähnten öffentlichen Angelegen heiten, überdies auf die Verwaltung des Landesfonds und der Landesanstaltcn und auf die ausgleichende Ver theilung der Militärlasten noch fortan einen bloS berathen den Einfluß an der Seite der in den vbgeoachten Be ziehungen mit umfassenbern Befugnissen ausgerüsteten Statthalterei zu nehmen. Se. Majestät verleihen nun mehr der Eentralcongregation das höhere Enftcheidungs recht und die volle Autonomie der Administration in den LandeSangelegcnhciten und behalten der Regierung nur jene oberste Einflußnahme vor, welche dieser im Interesse des Gesammtstaates und der lombardisch-venctianlschen Bevölkerung selbst unbedingt verbleiben muß. Diese Attributionen reihen sich daher dem der Congregation bereits ursprünglich cingeräumtcn Pelitionsrechte und ihrer Berechtigung zur berathcnden Theilnabme an den orga nischen und legislativen Fragen des Landes als eben so werthvolle Prärogative an, die jene in den Stand setzt, dir geistige und materielle Wohlfahrt des Landes nach haltig zu heben. Während hierdurch die Staatsbehörden im Lande eines sehr bedeutenden Thciles ihrer bisherigen Agenden enthoben werden und daher eine angemessene Reductton ihres Personalstandes erfahren können, wird zugleich in dem Geschäftsgänge eine wesentliche Beschleu nigung erzielt, ohne daß den Mitgliedern der lombardisch- vcnetianischen Landesvertrctung eine größere Arbeit er wächst, "indem sie vielmehr mit dem an die allerhöchste Verordnung geknüpften Ministerialerlasse von den viel fachen, mrt der Gebührenbehandlung der Communal- und Feuilleton. K. Hoftheater. Mittwoch, 13. Juni. Die Auf führung von Mozart'- „Zaubers löte" gehörte seit einer Reihe von Jahren zu den vernachlässigtstcn unsrer Bühne; vom Herrn Kapellmeister Rietz neu einstudirt, zählt sie nun »u den musikalisch vorzüglichsten, ebensowohl durch zweckmäßige, möglichst beste Besetzung aller Partien, als durch künstlerisch fein gestaltende und geistvolle Leitung. Mit wie warmem Eifer dieselbe benutzt wurde, zeigten die nach Maßgabe der Kräfte gelungenen und theilweise — namentlich im Ensemble — musterhaften Leistungen auf der Bühne wie im Orchester. Einen besondern, gewöhnlich entbehrten musikalischen Genuß ergaben die überraschend trefflichen Ausführungen der schonen Ter zette der drei Damen — Fräulein Alvsleben, Frau Kriete und Frau KrebS-Michalesi — und der drei Genien, deren erste Partie durch Fräulein Weber ge hoben wurde. Ebensowohl trugen die Herren Bohrer (Papägeno), Marchion (Mohr), Eichberger (Sprecher), Schloß und Weiß (geharnischte Männer) und Fräulein Rae der (Papagrna) sehr lobcnswerth zum Gelingen der Vorstellung bei. Fräul. Litä sang die sterncnflammende Königin mit bestem Brwühen. Wenn Fräulein Lilli ihren Sprachdialekt nicht überwinden kann, so würde eine österreichische Bühne für ihre Thätigkcit jedenfalls am rathsamsten sein. Herr Rudolph führte die Partie des Tamino mit Wärme und musikalischem Verständniß auS; die Pamina der Frau Jauner-Krall war eme Leistung voll Anmuth und künstlerischen Lebens; vorzüg lich gelang die Ausführung der in ihrer Art höchst schwierigen Arie „Ach ich fühl'S". Mit Herrn Hahne mann vom Stadttheater zu Hamburg, der al- Earastro debvtirtr, hat unsre Bühne jedenfalls eine sehr wesent ¬ liche, wünschenswerthe Bereicherung an gutem Stimm material erworben, obwohl dessen Tiefe an Fülle und Kraft gegen die höhere Tonlage zurücksteht. Sein gut ausgesaßter Vortrag bot manches Löbliche und wurde beifällig ausgenommen. Auf eine Veredelung und Ab glättung des Tones wird der Sänger vornehmlich seine Studien richten müssen, um besonders in der ober» Octave eine gewisse Rauhigkeit der Stimme und einen damit verbundenen, sehr bemerkbaren Hang zum Deto- nireu zu beseitigen. Die Repräsentation des weisen Sarastro war etwas zu gcmüthlich und könnte mit mehr Würde ausgestattet werden. C. Banck. Nach Japan. Reisebricfc von Gustav Spieß I. (Schluß aus Nr. I3K ) Kairo, am 30 Mai >^60. Es kann nicht meine Absicht sein, nach einem so kurzen Aufenthalt in Aegypten ein Urtheil über Zustände und Menschen in diesem merkwürdigen Lande zu fällen, — auch bei einem länger» Verkehr würde eine ein gehendere Besprechung überflüssig erscheinen, da wenige Länder so sehr wie Aegypten der Gegenstand gründlicher Studien und Beobachtungen nach den verschiedensten Richtungen gewesen sind. « Alexandrien gewährt dem Besuchenden ungemein wenig, und das dortige Leben übt eine nur geringe An ziehungskraft aus. Außer dem breiten und schönen Platze, der von den Häusern der Europäer, den Con- sulatcn u. s. w. gebildet wird und den man durch eine Allee und einen Springbrunnen zu verschönern bemüht ist, bietet die Stadt wenig oder keine freundlichen Punkte, wenn wir nicht die Aussicht aufs Meer dahin zählen Wollen. Enge Straßen, verfallene Häuser, Schmuz und Ge stank, Lärmen und Toben, ein unentwirrbarer Knäuel von Menschen und Thiercn, — das ist das Bild, unter dem sich auch hier der Orient kundgiebt Von lebhaftem Interesse ist ohne Zweifel der Zu sammenfluß von Menschen fast aller civilisirten Nationen inmitten einer Bevölkerung des Landes, die sich aus den drei alten Welttheilcn rccrutirt. Die Dampferverbindung nach englisch Ostindien, Australien, den holländischen Colonien, China u. s. w. bringt fast wöchentlich Durch züge von Reisenden aller Gattung. Diese Lebhaftigkeit des Fremdenverkehrs, Eisenbahnen und der elektrische Telegraph, der seine Netze nach allen Richtungen des Landes ausgespannt hat, europäischer Luxus, reiche Equi pagen, vereinzelte Fabriken, — das Alles könnte zu dem Glauben leiten, als stehe das Land in Wahrheit unter dem Einflüsse europäischer Gesittung und gewerblichen Fortschrittes. Leider gewahrt man nur zu bald, daß diese Erschei nungen zum Theil künstlich erzeugte, dem Lande und seinen Bewohnern fremdgebliebene Dinge sind, — ein glänzender Betrug. Freilich wird man eben so sich ge stehen müssen, daß c- ein Unding ist, vom Morgenländer zu erwarten, daß er unsre Srtten und Gebräuche, unsre Art, zu denken und zu fühlen, annchmen werde. Ist doch jedes Volk in seinen guten und bösen Seiten da- Kind des Lobens, auf dem cs wurzelt; ist doch jede Cultur eine Frucht der Geschichte eines Volkes, die ihre Berechtigung und Nothwendigkeit hat. Doch lassen Sic mich in die engen Straßen Aleran- drienS zurückkchren, die dem aufmerksamen Beobachter immerhin reichen Stoff bieten. Alle Boutiken der Araber und Juden sind schmuzig, winklig und so eng als thun- lich; oft sitzt der Verkäufer inmitten seiner Maaren mit gekreuzten Beinen in dem schmalen Rahmen, als sei er selbst das Beste der Dinge, die er feil hält. Reinlichkeit und nur ein geringer Grad von Schönheftsinn oder doch Ordnungsliebe sind Dinge, die man schmerzlich vermißt. An Schcnswerthcm bietet die Stadt nur Dürftiges dar; die sogenannte „Pompejus-Säulc" ragt einsam auf einem Schutthügcl zwischen niedrigen Lehmhütten in die blaue Luft in schönen Umrissen und „zeugt von ver gangener Pracht". Wo einst die blühende Stadt sich ausgedehnt, liegen jetzt Hütten aus Schlamm erbaut, die wir daheim dem Vieh nicht zum Aufenthalt anweiscn würden. Dürftige, schmuzigc, in Lumpen gehüllte Kinder rufen dem Fremden ihr zudringliches „Bakschicsch" entgegen, ein Wort um Almosen, das uns täglich tausendmal in die Ohren klingt. Die „Nadel der Klcopatra", ein Obelisk dicht an der Meeresküste nebst den Katakomben (alte, in den Fels gehauene Grabkammern), die jetzt vom Meere bespült werden, bilden die letzten Erinnerungen an Alerandriens geschichtliche große Vergangenheit. Staub und Hitze bei nur dürftiger Vegetation lassen den Aufenthalt in Alexandrien wenig angenehm crschci ncn; — nachdem ich bei den deutschen Geschäfts Häusern Besuche gemacht, folgte ich meinen Reisegefährten nach wenigen Tagen nach Kairo, wo wir uns seit etwa acht Tagen befinden. Wir haben die Zeit schon zu manchen Ausflügen in die an historischen Erinnerungen so reiche Umgebung benutzt und die interessantesten Punkte besucht. Gestatten Sic mir in meinem nächsten Briefe, deS Nähern darauf cinzugehen und für heute den Freunden in der Hcimath nur noch ein herzliche- Lebewohl und freundliches Grußeswort zu senden. Gegen Ende der Woche erwarten wir unsexn Chef,
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