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Montav. 1. Oktober i«8 Reue Muttulen -er Kommunisten Aberfülle auf Slationaisozialisten >D r a d l m « l d u » g auserer verltarr S ch r t s t I « i t » n g.» Berlin, 80. Sept. Der Gau Berlin-Brandenburg der Nationalsoztaltsten veranstaltet« am Sonnabend und Sonntag eine große Kundgebung tn Berlin. Zahlreiche auswärtig« Deputationen der Partei waren zu diesem Zwecke am Sonn, abend in Teltow vor den Toren von Berlin eingetroffen, wo ein nationalsozialistisches Lager veranstaltet wurde. Am Sonnabend fanden zunächst fünf überfüllte Versammlungen tn den südlichen Vororten Berlins statt. Dann wurden die auswärtigen Teilnehmer, etwa 3000 Mann, tn Gammelquar. tieren untergebracht. Am Sonntag formierte sich der De» monstrationszug mit Musikkorps und zahlreichen Trommel abteilungen zum Einmarsch nach Berlin. Ein riesiges Polizeiaufgebot in Uniform begleitet« ben Zug der Nationalsozialisten auf Lastkraftwagen und zu Fuß. Sämtliche Straßenecken waren mit Polizeiposten besetzt. Zahl.- reiche Beamte der politischen Polizei tn Zivil waren unter die Menge verteilt. Die Massen der Begleiter schwollen von Straße zu Straße an. Schließlich waren die Marschierenden von dichten Scharen von Anhängern flankiert. Die Polizei griff verschiedentlich ein und versuchte Verhaftungen aus der Menge rorzunehmen. Zu Zwischenfällen kam eS an verschiedenen Stellen. In der Augsburger Straße, kurz vor dem Sport- palast, dem Ziel des Demonstrationsznges, war dieser auf Zehntausenbe angewachsen, die unter den Klängen des Deutsch landliedes. mit abgenommener Kopfbedeckung, marschierten. Bor dem Sportpalast, tn dem die Kundgebung durch ein« Massenversammlung abgeschlossen wurde, stand dicht gedrängt eine große Menschenmenge. Auch hier war ein riesiges Aus- gebot von Schupo. Der Sportpalast selbst war bis auf den letzten Platz gefüllt. An der Versammlung dürsten also 10600 Menschen teilgenommen haben. «» der Wand de» Raume» »«reu Protesterklärungen gegen den DameSpla« l» große« Buchstabe» angebracht. Ansprachen hielten di« Abgeordneten Knb «. Gras Rev« nt- low, Dreher, Wagner. Dr. GSbbelS und andere. Nach Schluß der Veranstaltung kam es zu schweren Zu. sammenstdßen zwischen Nationalsozialisten, die den Sportpalast verkästen wollten, und zusammengerottetem k o m- muntstt schein Pöbel, der sich die unglaublichsten Provo- kattonen leistete. Die Polizei hatte offenbar ursprünglich die Bedeutung der Kundgebung und die Gefahr von Zusammen- flößen ungenügend beachtet. Erst im Laufe der Unruhen wurden größere Polizettrupp» in der Umgebung zusammen* gezogen. Während der Zusammenstöße wurde nach ben Mit- teilungen des Polizeipräsidiums ein Poltzetbeamter — angeb- sich von Nationalsozialisten — so stark bedrängt, daß er drei Schüsse abgab. Nach den Mitteilungen der Polizei soll niemand durch die Schüße verletzt morde« fei«. iJm Sportpalast war die Erregung über die Schüsse außer- ordentlich stark. Eine Sturmabteilung der Nationalsozialisten, die abkommandiert waren, um abstehende Abteilungen der Nationalsozialisten, die mit Lastautos abtransportiert werden sollten, ben Weg zu bahnen, wurde von der Polizei zurück- gedrängt. Mitglieder dieses Sturmtrupps riefen in ben stark überfüllten Saal, daß auf der Straße geschossen werde. Bon nationalsozialistischer Seite wird eine Darstellung gegeben, die von der Darstellung der Polizei wesentlich abweicht. Es wird behauptet, daß die Polizei ohne Grund geschossen habe und daß di« Unruhen nicht von den Nationalsozialisten, sonder« von den Kommunisten begonnen worden seien. Jedenfalls waren bei der im Sportpalast eingerichteten Sani- tätsstelle 22Berletzte abgeltesert. darunter auch einige Schwerverletzte mit schweren Stichwunden. Um 8 Uhr abend» hatte die Polizei insgesamt 42 Personen vorläufig verhaftet. Als um K8 Uhr der Abmarsch der Nationalsozia- listen begann, mußte die Polizei die einzelnen Abteilungen tn kleineren Gruppen zum Bahnhof und tn die Vororte führen. Dabei kam es erneut zu kommunistischen Provo» katione« und Lärmszenen. Es bauerte geraume Zeit, bi» die Rtesenversammlung beendet war und die Nationalsozialisten sich tn ihre Quartiere begeben konnten. Die Potsdamer Straße war an beiden Seiten abgeriegelt und glich nahezu einem Heerlager. Nachrichten über wettere Ausschreitungen der Kommunisten liegen bislang nicht vor. Blutiger Wahltag tn Geesthacht Sin Toter, acht Schwer», etwa 70 Leichtverletzte. Hamburg, 80. Sept. In Geesthacht bet Hamburg sollten am Sonntag die Wahlen zur Stabtvertretung statt- finden, die jedoch infolge blutiger Zusammenstöße »wischen Kommunisten und Reichsbannerleuten vorzeitig abgebrochen werde» mußten. Am Sonntag trafen tn Geest, hacht Verstärkungen des RvtfrontkämpferbundeS und An. gehörige der sogenannten Noten Marine sowie einige hundert Mitglieder des Reichsbanners ein. Gegen Uhr entstand vor einem Wahllokal' zwischen Mitgliedern des Reichs banners und des RotfrontkämpferbiindeS eine schwere Schlägerei, bet der Gummiknüppel. Hieb- und Stichwaffen gebraucht un- zwei Personen schwer und etwa SO Personen leicht verletzt wurden. Später ereignete sich ein weiterer ernster Zwischenfall vor einem anderen Wahllokal. Hier fielen auch auf seiten der Kämpfenden Schüsse. Ein Angehöriger des Notfroutkämpfcrbundes erlitt tödliche Verletzungen. Durch Hieck* und Stichwaffen wurden sechs Personen schwer und etwa 50 leicht verletzt. Der aus Ham burg verstärkten Polizei gelang es, die Ruhe wieder herzu- stellen. Eine Untersuchung Wer die Vorgänge i-st eingelettet. Festnahme von Schulknaben -urch die Vefatzungsbehör-e Laubau. 80. Sept. Dieser Tage brachten zwei französische Gendarmen drei Knaben im Alter von lk bis 14 Jahren mtt der Bah« nach Landau und führten sie, wie beobachtet wurde, gefesselt durch die Stadt zum französischen Militär, gesängnis, wo sie cingelicsert wurden. Bei den Fest, gehaltenen handelt es sich um «inen Mährigen mit Namen Zeuuer, einen 18jährigen mit Name« Sittich, und einen weitere« gleichaltrige« Knaben, dessen Name «och nicht zu erfahre« war. Was man ihnen zur Last legt, ist nicht bekannt. Da» Deutsche Note Kreuz hat sofort, nachdem die Sache bekannt wurde, die notwendigen Schritte unternommen, um die drei Knaben sretzubekommen. Protest -er Saarlän-er Gegen das Verbot der militärischen Hebungen Saarbrücken, 80. Sept. Die Deutschnationale Volkspartet im Saargebiet hat an die Regierungskommission, an den (Generalsekretär des Völkerbundes und an die deutschnationaie Parteileitung folgenden Protest gerichtet mit der Bitte, der Bevölkerung zu ihrem Rechte zu verhelfen. Die Deutsch- nationale Volkspartet im Saargebiet erhebt gegen die Ver- ordnung der Negierungskommission betreffs Verbot militäri scher Hebungen, das eine einmütige Ablehnung sämtlicher Parteien am 1. August im LandeSrat erfahren hatte, schärfste« Einspruch. Wir sind uns voll bewußt, daß eine Veranlassung zu dieser Verordnung nicht gegeben ist. Ungeachtet dieser einmütigen Wallung der vom Volk gewählten Vertreter er läßt die Regterungskommtssion aus eigener Macht vollkommenheit unter Beisettefchtebung der ihr au» dem Saarstatut erwachsenden Pflichten, den Willen der Bevölkerung zu achten, diese illoyale, dem Treuhänderamt widersprechende Vertilgung, die unseres Er achten» im ferneren Endzweck daraus abzielt, dir nationale Beweg«»«, insbesondere die vaterländischen Verbände, lahm- zulegeu. — Severins über das SlaMImchMbeMreii Bundesversammlung des Reichsbanner» Berlin, 80. Sept. Die Bundesgeneralversammlung de» Reichsbanners wurde am Sonntagnachmittag mtt einer Et- vffnungsseier in der Stadthalls eingelettet. Die Be teiligung ist groß, aber bet weitem nicht so groß wie man es wohl erwartet hatte. Eine vorgesehene Parallelversammlung mußte deshalb auöfallen. Am Vor- standstische saßen u. a. Reichsinnenminister Severing und Abg. Scheidemann. Hörstng stellte tn seiner Ansprache fest, baß das Reichsbanner seit der letzten Generalversammlung von zweieinhalb Jahren 262 000 neue Mitglieder gewonnen habe und entwickelte bann die bekannte politische Stellung nahme de» Bundes zu innen- und außenpolitischen Fragen. Nach der Konstituierung der Generalvcrsammlmrg Mt Otto Hörstng als Ersten Vorsitzenden, erhielt «»nelktWisammmW mit ZmmelMtmr Katastrophen in Spanten - Bisher 27 Lote un- über Ivo Verletzte Madrid, r». Sept. Im Betrieb« der kpauischea Eisen» bahnen habe» sich im Lause de» Tage» zwei Sataftro» »Heu ereignet, die viele Opfer forderte». Bei Madrid stieße« zwei i« »oller Fahrt befindliche Schnellzüge z»sa«»e», während fast zn gleicher Zeit zahlreiche Eiseubahnarbeiter bei einem Tuuneleinstnrz tu der Provinz Zaragozza verschüttet wurde«. Das schwere Zugunglück ereignete sich Lei Breza, etwa 300 Kilometer von Madrid entfernt. Es stießen hier der Schnellzug Madrid—Sevilla und der Schnellzug Algectras— Madrid zusammen. Die Katastrophe geschah an einem Kreuzungspunkt der beiden Linien. Der aus AlgeetraS kommende Zug passierte das Kreuzungsgleis. In diesem Augenblick brauste der Schnellzug Madrid—Sevilla heran und erfaßte die letzten Wagen beS Algectras-ZugeS, die noch nicht über das Sreuzungsgleis gezogen wäre«. Die Wagen wurden völlig übcrraunt und gingen in Trümtner. Nach de« bis herigen Feststellungen wurden 1ö Personen getötet. 85 Kahr äste erlitten znm Teil sehr schwere Verletzungen. Die Schuld- rage kononte noch nicht geklärt werden. Das zweite Unglück trug sich bei Camtneral in der Pro vinz Zaragozza zu. Beim Eisenbahnba« stürzte hier «iu Tunnel ein. Von ben Gestetnstrümmern wurden acht Griiopc» von Arbeitern, die auf der Strecke beschäftigt waren, verschüttet Bisher konnten 12 Tote geborgen werden. Tic übrigen Verschütteten liegen noch unter den Schutt massen. Man hat keine Hoffnung, die Verunglückten lebend zu bergen. Noch Lote unter -en Trümmern -es Ma-ri-er Theaters? Paris, 80. Sept. Wie die Mittagpresse aus Madrid meldet, hat der mtt der Untersuchung des TheatcrbrandtzS betraute Richter mehrere Ueberlebende, besonders die Tochter eine» Maschinisten vernommen, die tn Begleitung ihre» Bruder» der Vorstellung hinter den Kulissen des Theater» beiwohnte. Das Mädchen erklärte, das Feuer sei oben von einer der vülmcndekorationcn auSgegangen. Einer der Letter de» Löschbienste». der an den AusräumungSarbetten tellwtmmt, soll erklärt haben, daß nach seiner Meinung alle Opfer au» den Trümmern hervorgezogen seien und daß der üble Geruch nicht von der Zersetzung noch ungeborgener Leichen, sondern von feucht gewordenen Materialien hcrrühre. ES melden sich jedoch immer noch Leute beim Untersuchungsrichter, um Aus kunft über ihre Familienmitglieder zu erhalten, die sie seit Sonntag nicht wieder sahen und die sich weder unter den identi fizierten Leichen noch unter den in den Krankenhäusern ge- pslegten Verletzten befinden. Biel« Leut« umlagern ständig die Umgebung de» Letchenschauhause», um Nachricht über Familienangehörige zu bekommen. Diese Tatsachen legen die Vermutung nahe, daß sich dennoch Leichen unter den Trümmern befinden. Die AusräumungSarbetten im nnern des Theaters beginnen am Montag. Eine vtrletzte rau ist im Krankenhaus« verschieden. London. 80. Sept. Ans be« Lvubouer Dampfer »Enking*, der sich au» dem Wege von Singapore nach Hongkong hefanb, mtt 1400 Passogieren«, vorb. mors plötzlich ei« Teil der chinesischen Passagiere ihre Verkleidung vvu sich «nb entpuppte sich «l» eine Gruppe mtt Revolver« bewaffneter Piraten. Rach einem erbitterte« Kamps mit be« Offizieren und der Mannschaft de» Schiffe», mobei der Erste Offizier »nb der Erste In ge nie «ff somie der chinesische Oberstewarb getötet «ub der SapttS» schwer »er» «undet wurden, ergriffe« sie von dem Schiff Besitz. Die Piraten steuerte« bas Schiff sodann «ach Honghaiha«, «Irblich vo« BiaSbay. einem bekannten Virateuunterschlups. Dort raubteu sie Lea Dampfer au» und begaben sich sodann iu Boote» an Laub. Wie ein Radtotelegramm »o» Bord b«S Schiffes mitteilt, befindet sich dasselbe wieder unterwegs «nb hofft, Sonnabend in Hongkong einzntrefse«. Wie an» Nanking gemeldet wirb, wurde Soanabenb ei« Teil der Baude, die da» englische Handelsschiff »Enking* Übersalle» hat. von der chinesischen Polizei verhaftet. Vierzig Banditen wurden dem Kriegsgericht über» liefert. U«ber da» Schicksal vieler »erschlevpter Engländer aber konnte bisher noch nichts scstgestellt «erbe«. Nach EuS» sagen der Piraten sollen dt« Engländer von eine« anderen Teil der Bande an die Küste verschleppt worden sein. Die chinesische Küste wirb von englischen und chineflsche« Kriegs schiffe« abgesucht. i der Relchslnnenminlster da» Wort, der etwa folgende» ausführte: Die Mahnung HörstngS, in der Regierung Sitzfleisch zu behalten, sei bei ihm selbst nicht nötig. Die republikanischen Minister könnten in der Reichöregterung nur dann Wertvolle» und Dauerndes für die Republik leisten, wenn sie «iubesten» eine Legislaturperiode in der ReichSregieruug sitzen. Nach diesem Prinzip werde er seine Mtntsterkollege» beeinflussen. Wer da glaube, bei künftigen Verhandlungen um die Neubildung der Regierung unsere Forderungen, unsere republikanischen, demokratischen, sozialen Forderungen zurückschrauben zu können, der irre. Der Redner beschäftigte sich dann mtt der Bewegung des Jnngdcutschen Orden» und de» Stahlhelm», die er al» Kesseltreiber der Deutschnationalen bezetchnete und führt« unter anderem auS: »Jetzt kommt eS daraus an. daß wir weiter alle die Pläne zerstören, die der Stahlhelm gegen dt« Republik auszuführen beabsichtigt. Der Stahlhelm ist nichts andere» als eine äußerliche Kraft der Deutschnattonalen Bolkspartei. Das Reichsbanner war noch niemals so not wendig wie heute. DaS Geschäft der Kommunisten findet jetzt Nachahmung beim Stahlhelm und bet der Deutschnattonalen Volkspartei. Es ist sehr wohl möglich, daß sie durch ein« unvorsichtige Führung eines Volksbegehrens de» Reichsiuueuminister dazu zwinge», ihr Volksbegehren obznlehne«. Meine Bitte geht dahin, daß heute auch eine Art Volks begehren aufgestellt wird: DaS Verbot eines Volksbegehren» von gewisser Art. Wir wollen unsere Generalversammlung unter dem Zeichen tagen lassen: »Unser Recht und unsere Ver- fassung, die werden wir verteidigen.* Lt-rrt-att-ir -er Technischen Rethtlfe Severing» EnorLnnng bereit» erfolgt Berlin, 80. Sept. Wie da» »v. T.* erfährt, hat der Reich»» minister de» Inner« angeordnet, batz der vo« feinem Rintt ftertnm auSgearbettete Etatövorschlag für da» nächste Finanz jahr be» für bi« Technische Nothilfe anSgemorfeuen Betrag sehr »eit herabsetzt. S» «erden nur soweit Gelder angesorbert. al» st« »nr Ltqnidatio« ber Technisch«« Nothilfe «otwendl« st»d. . Sommunistenverhastnngen bei ben schwedischen Armee, Übungen. Bet den großen Armeeübungen tn Südschweben wurden vier Kommunisten verhaftet, die angeblich auf russi schen Befehl Flugblätter gegenmtlltärtschen In- Halt» unter die Truppen verteilten.