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««d Arrjriger sEldeblatt and AuMgerj. ------ , , » ,»»»«, MOi,» Dienstag, 18. Jannar 1SS8, aven»S r!: LS'L «?mwg^ NAW Postscheckkonto: Dresden lSSst Birokasse: Melo M « «I. Johrg Riesaer Tageblatt Drahtanschrift» rageblau Mesa Fernruf 1287 Postfach Nr. » HL Vie Regienmgüpanne und ihre Folgen Nachdem auch Leon Blum dem französischen Staats präsidenten mitgeteilt hat, daß er von dem Versuch einer KabizerttSbildung zurücktrete, beginnt ein neues Rätsel- raten, aus welchen Männern sich die zukünftige Negierung zusammcnschen wird. Es ist nur zu verständlich, dast man die Zwischenzeit in der Presse damit ansnutzt, Erwägungen darüber anzustellen, wer denn eigentlich an der ganzen Entwicklung der Dinge die Schuld trägt. Wir wissen, dast die französische Rechte es als eine Herausforderung ange sehen hat, sich Seite an Seite mit den Jüngern Moskaus zu setzen, so wie Lson Blum das vorgeschwebt hatte. Man sprach allen Ernstes von einer „Regierung der Nationalen Sammlung um die Volksfront herum", hat aber nicht ins Ange gefastt, welche Widerstände von beiden Seiten auf treten könnten. Man rekapituliert in der französischen Oesfentlichkeit noch einmal, wie denn blost alles so überraschend schnell zusammcnfallen konnte, und der offiziöse „Petit Parisien" weist zu berichten, dast die kommunistische Haltung während der letzten Kammerdcbatte, die zum Rücktritt der Negie rung Chautemps führte, in der Hauptsache durch austen politische Gründe bedingt gewesen sei. Die französische Sektion der Komintern soll den ausdrücklichen Auftrag ge habt haben, den französischen Austenminister und den Mini sterpräsidenten zu J-all zu bringen, weil sie sich einer Aus dehnung und Verlängerung des französisch-sowjctistischcn Militärpaktes widersetzt hätten. Damit wäre allerdings ütipp und klar wieder einmal unter Beweis gestellt, dast die französischen Kommunisten ausschließliche Jünger Mos kaus seien. Es liegt auf der Hand, dast durch die fortwährenden Kabinettskrisen Frankreich auch an austenpolitischem An sehen verlieren must. Man stellt die völlig unangebrachte Frage, woher eS denn komme, dast die wirtschaftlichen und politischen Unruhen in Frankreich gar nicht «dreisten. Die einen sagen, dast die Schnld bei den vielen Elubs liege, in denen die Kommunisten Wortführer seien, die anderen sprechen von der Unehrlichkeit des ParsamentarismuS, und die Dritten meinen, dast der Mangel an Entschlossenheit bas Fiasko immer größer werden lasse. Wir sind der Meinung, daß eS müßig ist, derartige Untersuchungen über haupt anzustellen. Die Situation ist durch die merkwürdige französische BündniSpolitik des Herrn Barthou höchst ein deutig. Wenn man nun in der französischen Presse Vergleichs bilder mit Deutschland angeführt findet, in denen auf die Besuche Stofadinowttsch» und Becks in Berlin hingewiesen wird, wenn man meint, dast das nationalsozialistische Deutschland drauf und dran sei. Frankreich in Jugoslawien gewissermaßen den Rang abzulaufen, so geht man von absolut falschen Voraussetzungen aus. Deutschland hat wenig Interesse daran, ein Land um die Stellung in einem anderen Staate zu beneiden. Nein, es ist so, dast sich einige Länder von Frankreich abznkehren beginnen, weil sie das unsichere Fluidum, das von diesem Lande seit einiger Zeit auSstrahlt, nicht vertragen können, und weil sie schon ganz und gar keine politischen und wirtschaftlichen Geschäfte mit einem Lande zu machen wünschen, das eine Rückversicherung mit Moskau abgeschlossen hat. DaS, glauben »vir, bat auch dar letzte Ministerpräsident Frankreichs, Ehautemp», er kannt, dast man für die Dauer der Zett es bei diesem Bünd- niS mit Sowfetrustlanb nicht bewenden lassen kann. Wenn Staaten heute eine wirtschaftliche oder politische Annähe rung zueinander planen, dann sollen sie tunlichst bestrebt sein, sich an biefenigen verantwortlichen Männer zu wen de«, die mich für die Zukunft in etwa Garanten sind. Diese verantwortlichen Männer sind in Frankreich derzeitig nicht zu finden, und wenn man sie fände, wüßte man nicht, auf wie lange Zett ihnen das „Glück" des Regierens be schieden sei. DaS einzige, was eine französische Zeitung in diesen Krisentagen richtig feststellte, war der Satz von der Unehrlichkeit des parlamentarischen Systems. Wir haben diese Unehrlichkeit gottlob früher erkannt und unS danach eingerichtet! London und die französische Regierungskrise XLondon. Die Londoner Blätter verfolgen mit immer größerer Besorgnis die Regierungskrise in Frankreich. Die Zeitungen erklären dabei insbesondere, nicht nur für Frank- reich, sondern auch für die „Freunde Frankreichs" sei eS wichtig, daß endlich die Krise überwunden »erbe nnd eine beständige Regierung ins Amt komme. So schreibt die „Times", Frank- reich könne nicht ohne große Gefahren sehr viel länger ohne Regierung bleiben. Wie sehr die Franzosen auch über Fragen von relativ geringer Wichtigkeit verschiedener Meinung sein könnten, sie alle wünschten doch wohl, eine Regierung zu haben, die die Stärke Frankreichs im AuSlande und zu Hause aufrecht erhalte. „Daily Telegraph" sagt, jeder Freund Frankreichs und der „demokratischen Grundsätze müsse hoffen, daß eine neue französische Regierung ohne Verzögerung gebildet werden könne. DaS Blatt bringt dann außenpolitische Gesichtspunkte vor und weist vor allem auf die Verschiebung der Genfer Tagung hin. Die „Daily Mail" erörtert beson- derS die bitteren Feindschaften innerhalb der Volksfront und meint ebenfalls, Frankreich habe eine strenge, beständige und dauerhafte Regierung notwendig. DaS sei aber nur möglich, wenn die Schwierigkeiten mit de» Marxisten auf. hörten, und wenn energische Schritte unternommen würben, um die Gewalttätigkeiten der ausländische« Agitatoren ,« unterdrücken, die Frankreich so »nsagbareS Lew zngefügt hätten. Kalinin gewählt X MvSkau. In der gemeinsamen Sitzung der beiden Kammern des Obersten Gowj^S nm«»« KaKndn M» v«. sitzende« des dräfibimn» amvÄAt. Gemeinsame deutsch'iuaoslawische Verlautbarung über de« Vesuch des MiMervrüsldettten Vr. Stoiadtnowttfch irr Verltrr Der Sonderberichterstatter der halbamtlichen „Breme" erklärt, was diese Unterredung zwischen den beiden Staats, männer« bedeute, »erde man erst in der Zukunft ganz er« messen können Die Stimmung der Zusammenkunft kennzeichnet der Berichterstatter der „Breme" mit den Worten: „Im große« Arbeitszimmer des Führers spürte ma« die «e«e Atm», sphäre, die ohne Gift u»d Haß ist. Hier stand«» sich di« Vertreter zweier gleichberechtigter Bölter gegenüber. Der Führer «nb Dr. Stojadiuowitsch trennte« sich alS zwei Männer, die sich verstanden haben." Der Sonderberichterstatter der „Politika" schreibt: „Wie auch die Schlußverlautbarung feststellt, haben alle Ge spräche Dr. Stoiadinowitlch» mit den führenden Persönlich- ketten des Deutschen Reiches und vor allem der erschöpfende Gedankenaustausch mit dem Führer und Reichskanzler ge zeigt, dast alle Vorbedingungen für eine danernde nnd enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Jugoslawien geschassen wurde» Diese Zusammenarbeit wird auch im Dienste nnd zam Heil des europäischen Friedens sein. ES besteht kein Zweifel darüber, dast alle Fragen, die unsere beiden Staaten angcbcn und von Bedeutung für den euro päischen Frieden sind, bis ins einzelne im Geiste der Freundschaft und des gegenseitigen Vertrauen» burchgc» sprachen wurden. Im gleichen Geiste verlief auch der ganz« Berliner Besuch von Dr. Stojadiuowitsch. ES wurde offenbar, welche Bedeutung das heutige Deutschland Jugo slawien beimistt und welche Rolle Jugoslawien in der inter nationalen Politik zukommt." Der Berichterstatter erwähnt, daß bei den Besprechun gen «eben politische« vor allem wirtschaftliche Frage« be sprochen wurden. Auch hier habe sich gezeigt, daß da» starke und »«abhängige Jugoslawien tu Deutschland «tuen »ah» reu Freund gefuude« hab«. jl Berlin. Während seines Aufenthaltes in der Reichshauptstadt hatte der jugoslawische Minifterpräfideut und Minister des Auswärtigen, Dr. Stojadiuowitsch, mehr fach Unterhaltungen mit dem Reichsmiuifter des Auswär tigen, Freiherr« von Neurath, über alle Fragen, die die beiden Länder gemeinsam betreffen, sowie über Fragen der allgemeinen Politik. Ferner sande« eingehende Uuter- reduugeu mit Ministerpräsident Generaloberst Göring so wie mit einer Reihe anderer führender Männer non Staat unb Partei statt. Der heutige Empfang durch de« Führer und Reichskanzler schloß diese Gespräche ab nnd bot Ge- legeuheit zu eingehender oertrauensvoller Aussprache. Diese Gespräche, die in einer Atmosphäre «nfrilbtiger Freundschast unb vollen Verständnisses für die betderseitigeu politischen Aussassungen gesührt »nrden, bestätigte« erneut, daß zwischen den beiden vänder« die Voraussetzungen sür eine dauerude Freundschaft nnd eine dem Friede« Europas dienende Znsammenarbeit ans alle« Gebieten gegeben find Ans beiden Seiten kam der feste Wille zu« Ausdruck, diese glückliche Entwicklung der deutsch-jugoslawischen Beziehun gen auch in Zukunft in jeder Weise zu fördern. „Zwei Männer, die fick verstanden haben" Die jugoslawische Presse zum Smpsaug Stojadiuowitschs durch den Führer jl Belgrad. Der Empfang des jugoslawischen Mini sterpräsidenten und Austenminister» Dr. Ltojadinowitsch durch den Führer und Reichskanzler bildet nicht nur da» Hauptthema der Morgenpresse, sondern wird auch in allen Kreisen der Bevölkerung lebhaft erörtert. Die ganze Nation fühlt sich geehrt, weil ihr berufener Vertreter län gere Zeit mit dem Schöpfer de» neuen Deutschen Reiche» in aller Offenheit die schwebenden Fragen besprechen konnte. Ehautemvs will setzt die Regierung bilde« jl Paris. Nachdem Leon Blum dem Präsidenten der Republik seinen Verzicht auf Bildung eines Kabinetts mit geteilt hatte, wurde sofort Eamille Ehautemp» vom Staats präsidenten ins Elys»« berufen, wo er um 11.8st Uhr «intraf. Beim Verlassen de» Elysse» kurz nach 12 Ubr erklärte EhautempS, dast er den Auftrag der Regi«rung»bild«ng angenommen habe. Im Verlause seine» Versuche», die Regierung zn bilden, so fügte Ehautemp» hinzu, habe Löon Blum den Gedanken verfolgt, die „Volksfront auf nationaler Grundlage zu er- weitern". Er, Ehautemp-, wolle dem Parlament einen Eodcr sür den politischen Frieden unterbreiten. EhautempS an der Arbeit Suche «ach einer VolkSsrontmehrheit ohue Kommunisten is Pari». Wie au» politischen Kreisen am Montag, nachmittag verlautete, soll sich Ehautemp» nach seiner Be auftragung mit der Regierungsbildung zunächst zum bis herigen KriegSminifter Daladier, dem Vorsitzenden der Radikalsozialen Partei, begeben haben. Die Besprechung hat mehr als 1'/, Stunden gedauert: Einzelheiten wurden bisher jedoch noch nicht bckanntgegeben. Anschließend sprach ChautempS mit den Präsidenten der Kammer und de» Senat» und schließlich »ft Blnm. Dieser Fühlungnahme mit Blum mißt man in politischen Kreisen besondere Wich- tigkett bei. Ss wirb allgemein angenommen, daß EhautempS iu der Kammer eine Mehrheit sucht, die sich «ns »en Volk», frautparteieu ohue Komwnnifte« znsammensetzt. Dabei dürfte an die 1Ai sozialdemokratischen, die 111 radikalsozia- len, die 2ss Abgeordneten der Sozialistisch Republikanischen Union und die 24 Abgeordneten der Unabhängigen Linken gedacht sein. Eine Unterstützung durch diese vier Gruppen würde der Regierung ein«, wenn auch nur schwache Kamps mehrheit bringen. Man weist in politischen Kreisen dar- auf hin, daß die Opposition in zwei Lager gespalten wäre und jedenfalls keinen geschloffenen Block darstellen würbe. In einer Erklärung an die Presse unmittelbar nach dem Besuch beim Präsidenten der Republik wie» Ehautemp» unter anderem darauf hin, daß «ine Ueberstürzung der Dinge nicht notwendig sei, da er persönlich das Interims ministerium führe. Man müsse langsam vorgehen unb gegen alle möglichen Stürme sür die Zukunft ein« solid» Grundlage bauen. Warum Blum ebenfalls scheiterte Widerstand der Raditalsozialen gegen kommunistische Beteiligung jl Pari». Blum hat dem Präsidenten der Republik den Auftrag zur Nendildnng eine» Kabinett» znrückgegebea Nach dem Empfang erklärte er den Journalisten: „Ich habe versucht, «ine Kombination zu verwirklichen, die ich selbst als verwegen bezeichnet habe. Dast sie eS auch tat- sächlich war, ist daraus zu ersehen, dast sie nicht geglückt ist. Ich habe daraus »ersucht, eine Kombination mit Beteiligung der Kommnnifte» zu verwirklichen. Sin gewisser Wider stand der Raditalsoziale« Partei aber gegenüber einer kommnnistischen Beteiligung an der Regierung hat mir dies ««möglich gemacht und mich daher gezwungen, den Auftrag zurückzugedeu." , In seiner Erklärung meinte Blum weiter, er bade seit» gestellt, dast sein Plan in der öffentlichen Meinung „mit großer Sympathie" ausgenommen worden sei. Die Volk», front setze sich aus drei Parteien zusammen, au» den So zialdemokraten, den Rabikallozialen und den Kommunisten. Die radikalsoziale Gruppe aber, die am Sonntagabend zu einer Sitzung zusammengetreten war, habe gegen den Ein tritt -er Kommunisten in die Regierung „einen gewissen Widerstand" gezeigt. Er halte eS für unnütz, sich noch weiter gegen diesen Widerstand einzusetzen, er wolle da» Land weder einen Tag noch eine Stunde verlieren lasse» EhautempS bemüht fick weiter Eine Absage Panl-Nonconrs Ehautemp» hat nach mehreren weiteren Besprechungen mit Politikern in der Nacht zum Dienstag bi» morgens um 1,1N Nbr angekündigt, dast er nun den Beschluß des sozialdemokratischen LandeSrats am Dienstag früh ab warten und um st Uhr nach Kenntnisnahme der Sachlage seine Verhandlungen iortsetzen werde. Senator Panl-Vonconr, dem EhautempS für den Fall der Kabinettsbildung eins der Ministerien der Landes verteidigung angeboten hatte, erklärte, er habe abgelehnt, er leihe jedoch dem Kabinett Vhantemps ans parlamenta rische« Gebiet seine volle Unterstützung. Deutsche Ofsiziersabordnung in Warschau X Warschau. Am Montag morgen traf ein« Abord nung deutscher Offiziere unter Führung beS Kommandeur» der deutschen Kriegsakademie, General der Infanterie Lieb- mann, zu ihrem angekünbigten Besuch in Warschau «in. Zu ihrer Begrüßung hatten sich auf dem Bahnhof etnge- funden Major Ogorkiewiez, der -er deutschen Militärmtssion alS ständiger Begleiter zugetetlt worden »st, und zwei wei tere Major« au» dem Kriegsmtnisterium und Generalstab, von deutscher Sette der deutsche Militärattache in Warschau, Oberst von Stübnitz, sein Bertreter und Botschaftsrat von Wühlisch. Am Vormittag legte General Liebmann am Grabe de» Unbekannten Soldaten in Anwesenheit de» Warschauer Stadtkommandanten einen Kran» nieder und siattete an- schließend dem KriegSminifter General Kasprzyckt, dem erste« VizekriegSmtnister General Gluchowskt und dem Chef de» ^oftiischen Generalstabes, General Dtachtewie», seinen Ve- Die Mutter deS Reichskriegsministers gestorben X Berlin. Die Mutter des Reichskriegsministers, Emma von Blomberg, die am 18. Dezember ihren M. Ge burtstag feierte, ist am 17. Jannar n«ch kurze« Leiden iv VberSwaG« gestorben. Göring dankt X Berlin. Ministerpräsident Generaloberst Göring hat da» DRV. gebeten, allen, di« seiner zum 4si. GeburtS- tage so freundlich gebucht haben, seinen herzliche« Dank zu übermitteln. Der japanische Botschafter au- Schanghai abberusen U Dokio. tOstafiendienst des DNB.) Die japanische ««wonn« hat jetzt al» Folge de» Abbruches ihrer Be ziehung«, zur chinesischen Zentralreaterung ihren «otschas- ter »awa^oe anS Lchangha» abberufe«. — Andererseits hat der chi-Mtz« »»Uchtzfti, in DaN, Japan »erlasse«.