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7» Ich»««, Sir I»« Aben-Aussave Donnerstag, s. August 1S28 »rahtanjchrtft: Nachrichten »re»den Aerntprecher-Lammelnummer: »3»«l Nur für RachtgetprLche: Nr. ronl» Tchristletlung u. Hau»»gelchätt«ltrlle: Dretdrn-A. l, Martenstrahr s»/«« Gegründet löSS che»ug»geb<chr dam l. »I» U>. August lSt» bei «igllch ,n>elma»ger Austestung frei Hau« l.7» v». Postbe»ug«prei« für Monat August ».«0 Mk. ohne Postiusstellungtgebühr. «nzelnummer l» P>g. Angetgenpretl«: Die «»»etgen werden nach »oldmark berechnet: dir etnwaltige so mm breite Zette »» Vlg-/ für auswürt« «0 Psg. sttamiltenan,etgen und Stestengeluche ohne Rabatt ls Plg., außer- halb s» Psg., dle »o mm breite ReName,ette soo Psg.. außerhalb »so Big. Ossertcngebühr 30 Big. Auewärttge AustrSge gegen Borau«bezahlun, Druck u. «erlagt Liepich ck Netchard», Dretdeu. Bosttcheck-stto. 1066 Dresden Nachdruck nur mit deutl. Quellenangabe lDreidn. Nachr.) »ulLiiig. Unverlangte Schrtitstttcke werden nicht auibewahr« SW mit dem Feuer tm Osten Die Legtonarstagung am 12. August in Wilna - Verschwörung gegen Wol-emaras? polnischen Zeitungen können es noch immer nicht rzen, daß die deutsche Regierung nicht »nr in Kowno Berlin, S. August. Wie aus Wilna gemeldet wird, sind die Vorbereitungen für die L c g i v u ä r ta g u n g in Wilna in vollem Gange. Die Bedeutung der Tagung wird dadurch noch unterstrichen, daß außer Pilsudski auch mehrere Minister an ihr teilnehmen. Mit besonderer Spannung wird der große» politischen Ansprache Pilsudskis entgegengesehen. Außer Pilsudski werben noch der stellver- tretende Ministerpräsident Moraczewski, Handels minister Kwtatkomski, Unterrtchtöminister Swiatal. skt, Verkehrsminister Kühn, Justizmtnister Meyszto- wicz, Minister für Agrarreform Stantewicz. die Heeresinspektoren Sosnokvwski und Rydy-Smigly sowie zahlreiche andere Persönlichkeiten erwartet. Wahr scheinlich wird auch der polnische Außenminister Zaleski, der am 10. August nach Warschau kommt, zu der Tagung nach Wilna fahren. Das Empfangskomitee hat auch sämtliche Ab- geordnete und Senatoren des Großblocks nach Wilna ein- gcladen. In der Nähe der litauisch-polnischen Demarkations linie haben die Polen zahlreiche Abteilungen von polnischen Pfadfindern zusammengezogen. Ferner haben die Polen alle Männer vom 18. Lebensjahre aufwärts zu militärischen Ucbungen ein gezogen. Die Leute haben sich verpflichtet, in der Woche drei mal dreistündige Ucbungen abzuhalten. Die . verschmerzen, daß darauf hingewiesen hat, daß eine Beilegung des polnisch litauischen Konflikts erwünscht wäre, sondern daß sie auch den polnischen Gesandten in Berlin aus di« Gefahren ausmerk, sam gemacht hat, die sich aus dem Konflikt ergeben. Der die Regierung unterstützende, Jndustriekrciscn nahestehende »Kurier Polsky" erklärt, daß der vom Ministerialdirek tor Közkö unternommene diplomatische Schritt keinen sehr glücklichen Eindruck machte, insbesondere, wenn man sich der russischen Pressekampagne erinnert, die doch gerade eine solche Demarche in Warschau verlangt habe. Es sei doch sonderbar, daß die Reichsregieruug so eilfertig die Forderungen Mos kaus erfüllt habe. Wenn die deutsche Negierung tatsächlich den Wunsch habe, Polen bei der Bei legung seines Konflikts mit dem unfolg- samen Kowno zu helfen, so habe sie ein sehr dankbares Arbeitsfeld im Völkerbund, wo sic der Sache des Friedens in Osteuropa bedeu tend besser als durch eine Demarche diene» könne. In maßgebenden politischen Kreisen nimmt man an, daß die litauisch-polnischen Fragen in den kommenden Verhand lungen des Völkerbundes in Genf erneut aufgerollt werden. Man glaubt, daß die Initiative zunächst von dem Bericht erstatter für die polnisch-litauischen Fragen im Völkerbunds rat. dem holländischen Außenminister, ausgehen werde. Ueber die Möglichkeit einer Lösung dieser außerordentlich ver wickelten Lage ist man sich bisher noch vollkommen tm Un klaren. Genfer Meldungen zufolge soll Litauen erneut ver suchen, direkte Verhandlungen unter Leitung eines Mit glieds des Bölkerbundsrats ausznnchmen. Eine Antwort der litauischen Regierung auf die letzte polnische Note, in welcher vorgeschlagen wurde, die Verhandlungen, die für Königsberg in Aussicht genommen waren, nach Genf zu verlegen, ist bis her in Warschau noch nicht eingetrosfen. Das Pilsudski-Blatt „GloS Prawby" berichtet aus Kowno von einer Berschwörung gegen WoldemaraS und seiner Anhänger. Mehrere höhere Staatsbeamte, die an der Verschwörung beteiligt gewesen sei« sollen, seien verhastet worden. I» Litauen waren Mitteilungen darüber noch nicht zu erhalten. Die Leot-llürstaglmo in Svtlna für Abgeordnete Pflicht! Wilna, S. Aug. In Wilna sind sämtliche Vorbereitungen zum Empfang der Teilnehmer an der Legionärstagung ge troffen. Außer den Legionären werden Vertreter der Behör den sowie eine große Anzahl ausländischer Pressevertreter erwartet. Ferner haben sämtliche Abgeordnete und Senatoren der Regierungspartei den Auftrag erhalten, vollzählig nach Wilna zu kommen. Die meisten Veranstaltungen sowie die Rede Pilsudskis sollen durch Rundfslnk verbreitet werden. Polnische Provokationen und Ae-ermpfln-lichkett Berlin, ll. August. Wie das „Posener Tageblat t" meldet, verweigerte die polnische Regierung dem österreichi schen Konsul in Danzig das Exeguatur. und zwar aus dem Grunde, weil er anläßlich des Besuchs österreichischer Kinder in Danzig in einer Ansprache erklärt haben soll, der Tag sei nicht mehr fern, daß Deutschland, Oesterreich und Danzig ein einheitliches Ganzes bilde» werde». A» dieser Rede habe die polnische Presse Anstoß genommen und die Regierung a»s- gcsordert, eine» entsprechende» diploniatischen schritt z» unternehmen. Diesem Ansinnen scheint nun die Regierung tatsächlich nachgckomincn z» sei». Wie aus Danzig gemeldet wird, hatte die bcubschnationale Fraktion am 2. Juli eine Anfrage an den Senat gerichtet, wonach die polnische Eisenbahndircktion in Danzig im Mai dieses Jahres für ihre Dienststellen anordnete, daß die deutsche Sprache im Verkehr mit dem Publikum und auch in Privatunterhaltungen verboten sei. Dieser Erlaß war rechts widrig auch im Gebiet der Freien Stadt Danzig verbreitet worden. Der Senat hatte geantwortet, daß die Anfrage von einer falschen Voraussetzung ausgehe. Der Erlaß beziehe sich nicht auf das Gebiet der Freien Stabt Danzig, sondern auf die polnischen Strecken der Staatsbahndirektion Danzig. Im letzten Absatz des Erlasses sei übrigens hervorgehoben, daß die Verordnung im Gebiete der Freien Stadt Danzig sprachlich in keiner Weise etwas ändere. Diese Antwort hat die Deutschnationalen nicht befriedigt. Sie stellen daher in einer erneute» Anfrage fest, daß die Anfrage vom 2. Juli durchaus nicht von falschen Voraussetzungen auögehe, hin gegen die Antwort des Senats der Sachlage nicht gerecht werde. Die Partei frage den Senat, ob ihm bekannt sei. daß der Erlaß der polnischen Eisenbahndirektion amtlich auch im Gebiet der Freien Stadt Danzig verbreitet sei. und was der Senat zu tun gedenke, um diesem Vorstoß gegen die Rechte der Freien Stadt Danzig entgegenzntrctcn. Polens Dank. Das polnische Außenministerium hat den polnischen Konsul in Hamburg beauftragt, im Namen des Außenministers Zaleski der Direktion der deutschen Lcvantelinie für die vom Dampfer „Samos" den ver unglückten polnischen Fliegern gewährte Hilfe den Dank aus- zuspreche«. lM. T. B.) Großherzog Friedrich von Baden 1 Radenweiler, 8. Aug. Heute früh Uhr ist aus seinem hiesigen Wohnsitz der Großhcrzog Friedrich von Baden im Alter von 71 Fahren verstorben. lW. T. B.j Großherzog Friedrich II. von Baden kam erst in ver- hältnismüßig hohem Alter im Jahre 1807 zur Regierung als Nachfolger seines Vaters, Friedrich I„ der mehr als 68 Jahre die Geschicke des badischen Landes geleitet hatte. In den Jahre» seiner Negierung bis 1818 trat der in Baden sehr beliebte Landesfürst verhältnismäßig wenig her- vor, da er seiner ganzen Charakterveranlagung nach ein stiller, pflichttreuer Mensch war. In den No- vembertagen 1818 begab er sich nach seiner Abdankung zuerst ins Ncckartal aus das Schloß Zwiugenberg, später lebte er in Baden-Baden, Freiburg und Badenwciler, im Sommer auch auf der in dem Besitz der großherzoglichen Familie ge- bliebenen Insel Mainau. Baden war eins der ersten Länder, das sich im Jahre 1818 eine neue Verfassung gab. Im un mittelbaren Anschluß hieran wurden auch die Beziehungen zum ehemaligen Herrscherhaus in finanzieller Hinsicht geregelt. Viel bemerkt wurde die Tatsache, daß bei dem noch nicht lange verflossenen 70. Geburtstag des Großherzogs die badische Negierung, die sich bekanntlich mit kurzen Aus, nahmen seit 1S18 aus eine Weimarer Koalition stützt, de« Großhcrzog in herzlichsten Worten die Glückwünsche de kadischen Volkes übermittelte, und hierbei besonders betonte, daß er sich der Achtung und Zuneigung des ganzen Volkes erfreut habe. Der Großhcrzog war seit sieben Jahren leidend, besonderS störte ihn ein schon srühzeitig sich bemerkbar machendes schweres Augenleiden. Seine ebenfalls erst vor wenigen Jahren verstorbene Mutter ivar die Tochter Kaiser Wil helms I., seine Schwester ist die Gemahlin des Königs von Schweden, die immer einen Teil des Jahres in ihrer badischen Heimat verbracht hat. Frankreich überreicht »ir »Wellen Einlatnnieo Auf Wunsch Kellogvs Paris, 8. Aug. „Mat in" erklärt, in der Lage zu sein, ankündigcn zu können, daß die französische Regierung im Namen und im Austrage Kelloggs vorgestern den in dem amerikanischen Memorandum vom 28. Juni als Erstunter zeichner des Nntikriegßpaktes genannten Mächten die offi zielle Einladung übersandt habe. Es handelt sich um die sieben Locarno Mächte und die englischen Domi nions. Die Antworten dürften Ende dieser Woche in Paris eintreffen. „Petit Parisien" berichtet im gleichen Sinne und bemerkt dazu: Logischcrwcisc hätte Kellogg die Einladun gen versenden müssen. Da aber Paris als UnterzeichnungS- ort gewählk^wurde, habe die amerikanische Regierung es für höflicher gehalten, daß die Einladungen von Frankreich, dem Gastgeber. auSgehen. Frankreich sei diesem Wunsch nachgekom men. unter der Bedingung, daß es gleichsam im Namen und Auftrag Amerikas handele. Nach einigen Bedenken habe man sich auf dieses Verfahren geeinigt. Die offiziellen Einladungen seien vor zwei Tagen ergangen, und zwar an die „ursprüng lichen Gründer". Das amerikanische Staatsdepartement und der Quai d'Orsay hätten sich in diesem Sinne geeinigt. Wir- Deutschland tu Parts Rheinland raumung fordern ? Paris, 8. August. Wie der Londoner Berichterstatter des „Echo de Paris" seinem Blatt drahtet, wird an hoher Stelle bestätigt, daß die deutsche Regierung die Absicht haben soll, die Frage der Nheinlandränmung in Paris anfzurollen. Die Wilhelmstraßc habe bereits bet der englischen, fran zösischen, belgischen und italienischen Regierung angcfragt, ob ein derartiger Schritt günstig ausgenommen würde. Neber die Absicht der britische» Negierung, so erklärt der Bericht- erstattcr, könne Deutschland nicht im unklaren sein. Der Leiter des Foreign Offices selbst, habe vor einigen Tagen zu- I««« Personen lebendig verbrannt Vulkanische Katastrophe in Niederländisch,Indien Bata »ia. Aug. Jnsolge des Ausbruches des BulkanS Nokatinda aus der Insel Paloeweh nördlich der Insel FloreS sRiedcrländisch-Fndicns wurden am ll. und !i. Angust sechs Dörfer der Insel dnrch Brand zerstört, etwa 1000 Personen lebendig verbrannt «nd «0» durch herabsallende Steine verletzt. Durch das Erdbeben, das den AuSbrnch des Bnlkans begleitete, sind die Küsten der Insel überschwemmt worden, wobei andere Opse» zu beklage» sind. Die ttbriaacbliebene Bevölkerung, etwa 6888. zeigt sich rnhig. Man fürchtet, daß nenn Ein geborenenschisse mit Ihrer Mannschaft nntergcganacn sind. Der Resident von Timor ist unterwegs nach dem Schauplatz der Katastrophe. geben müssen, daß di« britische Negierung für ihren Teil ge- neigt sei, einer vorzeitigen Räumung zuzustimmen, daß aber Frankreich und Belgien die deutsche Forderung zuerst erhalten müßten. Dadurch werde eine Art moralischer Druck auf die Negierungen von Paris und Brüssel ausgeübt. Indessen habe die Londoner Negierung in Berlin zu verstehen gegeben, daß es von schlechtem Geschmack s!> und auch eine Ungeschicklichkeit (?) sei, die Unterzeichnung des Kellogg-Paktes dazu benutzen zu wollen, die französisch-belgische Zustimmung für die Räumung um den Preis der Unterschrift Deutschlands unter den Kriegsverzichtspa-kt zu erzwingen. Stresemann habe dies auch begriffen. Daher würden die Nerhandlungen über die Räu mung einen vertraulichen Charakter annehmcn. Di« Ab wesenheit Chamberlains und vielleicht auch Stresemanns bei der Unterzeichnung des Paktes werde diese Aenderung der Taktik der deutschen ösfentltchen Meinung annehmbarer machen. * Unsere Berliner Schriftlcttung teilt uns dazu das Fol. genbe mit: In der Wilhelmstraßc wird darauf hingewiesen, daß von einer deutschen Demarche in der Räumungsfrage gar keine Rede sein könne, daß es sich vielmehr um eine deutsche diplomatische Fühlungnahme in Paris «nd London handle, wie dies vor jeder Nölkerbundstagnng üblich sei. Im übrigen hat sich an der Haltung des Reichsaußenministers Dr. Strese mann gegenüber seiner Parisreise nicht das mindeste g«. ändert. Wie an unterrichteter Stelle versichert wird, ist diese Reise von dem Gesundheitszustand des Reichs, außcnmintsters abhängig. Nach anderen Informationen scheint es, als ob die Reife Dr. Stresemanns nach Paris durch die allgemeinpoltttsche Lage immer mehr in Frage ge stellt wird. Phantasten eines französischen Generals > <Drahtmeli>ung unserer Berliner Schrlstleitnng) Berlin, 8. Aug. Der Obcrkominandiercnde der franzö sischen Besntzniigstruppen im Rheinlande, General Guillau. mat, hat dem Vertreter -er „New ?1 ork Times" ein Interview gegeben, das in dem Vlatte am 6. Angust veröffent licht wurde. Es ist bezeichnend für die fortgesetzten Bemühun gen der französischen Mil'tärftellen. sich für ihr überflüssig ge» wordenes Verbleiben im Rheinlande eine gute Welt» Meinung z« schassen. General Guillaumat hatte dte Stirn, dem amerikanischen Blatte folgendes zu erklären: „Die Rhein länder haben gesehen, daß unsere Disziplin «nd unser Be nehmen besser und angenehmer sind als die preußische». ES gibt Leute, die sich darüber beschwert haben, daß wir hier unter den Angestellten und Arbeitern die Ideen von persönlicher Unabhängigkeit und Freiheit verbreitet haben, die der Ruh« zivilisierter Länder sind. Wir empfingen viele Angebote von Lenten. die Räumlichkeiten an Offiziere vermieten wolle«. Diese Quartiere werden aut bezahlt n»d Mainz wird sehr traurig sein, wenn wir abzichen . . ." Ma» erficht g»s diesen Worte», daß sich die Mentalität der sranzösische» Generale trotz Locarno nicht tri niiudcsten geändert hat. Im übrigen be dürfe» diese sranzösischcn Unverschämtheiten keines weiteren Kommentars.