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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860722
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-22
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.07.1886
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9V»«7.—«.ZahrM,. AbonnementSpreis: Der nnbatteiischt — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Nmeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bet der Post. (Eingetragen unter Nr. 4<>:i:t.> Jm2.u. 4. Quartal erscheintsür Abonnenten Sächsisches Eiseubahn-stahrplanheft. gm 4. Quartal erscheint für Abonnenten ZahreSblich (SeihnachtSbeigabe) d. Anzeigers. -Achstscher Verlag: Alexander Wiede, BuchSruckerct, Chemnitz ftlsiikS-Alfklljtr mit „Chemnitzer Sta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Donnerstag, 22. Juli 188S' Jnsertiou-preisr, Raum einer schmalen Korpuszeile lb Pfg.; — ReName (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» 6e 8 Silben Korpusschrift bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme' nur bis Bormtttaa. Inserate nehmm außer der »erlag»« Expedition die Annoncen-Bnreaux «. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. L Telegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech st ekle Nr. 138. WM«: „Tägliches Unterhallungsblatt" md huMkiftisch illuMkks S-Mz-bM „Lustiges Bilderbuchs >. - — - ^ >»— .m... . Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Die im Grundbuche auf den Namen Johann Christoph Jähn eingetragenen Grundstücke: 1. HauS mit Garten, Nr. 61», 64b des Flurbuchs, Nr. 70 des BrandcatasterS, Aolium 70 des Grundbuchs für Adorf, geschätzt auf 3200 M., 2. Wohn- und Wirthscbastsgebäude, Wiese, Feld und Wald, Nr. 160», 160b, 166», 166b, 167 des Flurbuchs, Nr. 78 des BrandcatasterS, Folium 126 des Grundbuchs für Meinersdorf (AmtSgertchtSbezirk Stollberg), nach dem Flurbuch« 10 Acker 281 HsN. — 6 Hect. 5,, Ar groß und mitSOS,„ Steuer einheiten belegt, geschätzt auf 6350 M., sollen im Amtsgericht Chemnitz, Abth. v, zwangsweise versteigert werden, und ist der 24. August 1886 Vor mittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 17. September 1886 Vor mittags 10 Uhr als BersteigerungStermin, sowie der 1. Oktober >886 Vor mittags 10 Uhr als Termin zu Verkündigung des Bertheilunasplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgesordert, die auf den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen sowie Kostenforderungen spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverbältuisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am 19. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Stachrichterr. Bom 29. Juli. Berlin. Der „ReichSanzeiger" veröffentlicht eine Bekannt machung der Reichscommission von gestern, wonach dar Verbot der sächsischen KrriShauptmannschaft Zwickau gegen die Druckschrift betitelt „Nürnberg, März 1886" aufgehoben wird. Berlin. SM. Kreuzerfregatte „Gneisenan", Kommandant Kapitän zur See ValoiS, ist am 18. Juli in Batavia eingetroffen. Halle. Der konservative Bürgermeister Schräder aus KoSwig wurde heute wegen Unterschlagung im Amte zu 2H, Jahren Gefängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Salzburg. Kaiser Wilhelm ist nach herzlichster Verabschiedung von Prinz und Prinzessin Wilhelm unter lebhafter Kundgebung des zahlreich«« Publikums Vormittags um 11 Uhr nach Lend weitergereist. Part». Der Pariser Gemeinderath genehmigt« die Schlusan- träg« des Berichte» Depaffe'S, welche dahingehen, an der Stelle der Tuilerie« ei« Monument zur Erinnerung an die französische Revo lutio» zu errichten, welche» im Jahre 1889 enthüllt werden soll. Triest. Heute wurde bi» Abend» kein Cholerafall gemeldet I« den letzten 14 Tagen verließen 22,060 Person« n Triest. Um die ln dieser Jahreszeit gefährliche Anhäufung in den Kasernen zu vermeiden, wird ein Theil der Truppe« dirlocirt und in Interim» Kasernen nntergebracht; der größte Theil wird in Zeltlagern bivoua> kirr«. Die Zollgrenzpofle« wurde« angewiesen, alle au» Italien kommende« Reisenden sowie Gepäck auf da» genaueste ärztlich unter- suchen zu lasse«. Der Verkehr ist durch diese Maßnahme insofern stark gehemmt, al» für dir ärztliche Untersuchung in jeder Station nvr eine Tagesstunde bestimmt ist, sodaß z« eine« anderen Tageszeit Niemand di« Grenze herwärts überschreiten darf. Petersburg. Nach einem heute veröffentlichten Gesetz wird der Zoll ans Stein-, Torf- und Holzkohlen, Coaks und Torf, welche in den Hafen de» Schwarzen und Asow'schcn Meere» elngesührt werden» auf drei Goldkopeken per Pud erhöht. Budapest. Die am Verkehr mit Norddeutschland behelligten Eisinbahnrn Oesterreich-UngarnS acceptirte» in der heule hier statt- gefnndcne« Confercnz den Antrag des ungarische« Direktoriums der Oesterreichisch Ungarischen StaatSbahn, für die Zeit vom 1. August bi» Ende September im Verkehr mit Norddentschlavd die Getreide tarise uw 30 Pfennig» per Meter-Centner, somit nahezu um 10 pCt. herabzusetzen, was einer Trspa,uiß vo« fl. 20 p-r Wagenladung gleich kommt. Ei« weiterer Antrag, im Verkehr mit Süddentschlaud nnd der Schweiz, den Getrridetarif um 10 Pfennige für dieselbe Ze t herabzusetzev. wurde, wie di« „F. Ztg." meldet, fallen gelaffin, naö> dem die Oesterrcilbitchcu SiaatSbahven und die Südbahn sich weigerte« demselben beiznpflichten. Der billige Tarif nach Norddeutschlaud, dessen Teudeuz eS ist, den ungarischen Export zu heben, wird in den nächsten Tagen publizirt. New-Aork. Privatmeldungen auS MatamoroS (Mexiko, Staat TamanlipaS) berichten über einen Zusammenstoß zwischen einer kleinen Schaar Aufständischer mit einer Abtheilung Truppen, wobei die Auf ständischen Verluste erlitten. Mehrere Insurgenten, welche auf amerikanisches Gebiet geflüchtet Ware», wurden gefangen und erschaffen. 14, beim Steinkohlenbergbau bei 18,321 Beschäftigten überhaupt 20 und beim Brauukohlenbergbau bei 2389 Beschäftigten überhaupt tödtliche Verunglückungen statt. Wie im Allgemeinen, so ist namentlich beim Steinkohlenbergbau da» Verhältniß der Verunglückten m Vergleich z« der Anzahl des beschäftigten Personals als «in ehr günstige- zu bezeichnen, indem diesfalls auf 1000 Manu nur .090 Verunglückte kommen. Die Zahl der Selbstmorde ist im Jahre 1885 wiederum etwa» gestiegen, sie beträgt 1146 (gegen 1114 im Vorjahre), darunter 886 männliche, 281 weibliche, 9 ohne Angabe de» Geschlechts. Wie gewöhnlich nahmen auch in diesem Jahre die meisten der Lebens müde« zum Erhängen ihre Zuflucht (763), außerdem 210 zu« Er tränken, 93 zum Erschieße«. Dem Alter «ach befanden sich bei de« Selbstmörder» 12 bis zu 14 Jahren. 117 im Alter über 14—21, 165 bi» zu 30. 206 bis zu 40.194 bi» zu 80, 217 bis zu 60,166 bis zu 70, 55 bis z« 80 nnd 5 i« Alter bis zu 90 Jahre«. ES vrfaudeu sich dabei 323 Ledige, 897 Verheirathet», 170 Verwitwete und 13 Geschiedene, während bei 61 der Familienstand nicht zu er mitteln war. Al» Ursache der Selbstentleibuug wurde ermittelt in 289 Fällen Melancholie, hiernächst mit größter Ziffer — 123 — körperliche Leiden, außerdem infolge unordentlichen Lebens und Trunksucht 118, endlich au» Scham oder au» Furcht vor Strafe 06. — Die meisten Fälle der Selbstentleibuug. und zwar 138, kamen im Monat Juni, die wenigsten (62) im December vor. Es kamen im Jahr« 1888 auf je 10,000 Bewohner Sachsens 36 Selbstmorde. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 21. Juli. Deutsche- Reich. Mit einer Dreikaiserzusammenkunft, oder auch einem Besuch österreichischer und deutscher Fürstlichkeiten bei dem russische« Kaiserpaare, scheint es in diesem Jahre nichts zu werden. Alle Nachrichten, die deshalb verbreitet wurden, find schleunigst für falsch erklärt. . — Die alljährlichen Besprechungen zwischen dem Reichskanzler und dem österreichischen Minister de» Auswärtigen, Grafen Kalnvky, Inden jetzt in Ktsfinge» statt, nachdem di« Zusammenkunft zwischen dem Fürste« Bismarck und seinem rusfische» Kollegen von Bier» vor läufig verlegt ist — wegen der Batumaugelegenheit, um England nicht zu verstimmen. An allerlei Vermuthuugen Wer das» »a» in Kissingen gesprochen nnd beschloffen wird, wird e» auch in diesem Jahre nicht fehlen, aber ebensowenig wie früher, wird diesmal Jemand etwas Genaues erfahre». Wo der Reichskanzler Behausung nimmt, haben die Wände keine Ohre». — In Berlin erregt eS lebhafte» Bedauern, daß der fravzöfische Botschafter Baron de Courcel nun wirklich den festen Entschluß gefaßt hat, zmückzutret,». Der Botschafter war ein ruhiger, gemäßigter Mann, der sich aufrichtig bemüht hat, gute Beziehungen zwischen der französischen Republik und dem deutsche» Kaiserreiche sür di« Dauer herznstellru. Seine Neigung, zmückzntreteu, zeigte sich schon seit dem Sturz de» Ministeriums Ferry und dem stärkeren Hervortreten der radikalen Elemente» in Paris. Courcel ist, wie wir scho» gestern erwähnten, kei« Freund davon und er sürchiet auch, daß ihm die jetzige Lage in Pari- seinen Posten in Berlin erschweren könnte. — Die allgemeine Annahme, daß der BundeSrath erst im Oktober wieder zusammentreten werde, dürfte sich deshalb nicht be stätigen, weil der Belagerungszustand über Berlin und Hamburg 30. September abläuft. Da derselbe jedenfalls verlängert Statistische- an» dem Königreich Sachsen Aus dem soeben erschienenen neuen statistischen Jahrbuch« sür das Königreich Sachsen seien vorläufig die nachfolgenden allgemein wiffenSwerthen Daten witgrtheilt: DaS deutsche Reich hat nach den Ende 1880 erfolgte» Fest stellungen (ausschließlich der MeereSiheile, Haffe, Bodden re.) einen Flächeninhalt von 840,821.8 Quadratkilometer nnd «S beträgt nach den vorläufigen Ergebnissen der letzten, am 1. December 1888 erfolgten BolkSzähluvg die an diesem Tage ort»a«weseude Bevölkerung 46,840 887 gegen 48,234,061 am 1. December 1880. Es kamen am ketzige- dachteu Zeitpunkt« auf 1 Quadratkilometer 83.7, am 1. December 1888 aber 86 6 Bewohner. Speeiell im Königreich Sachsen mit 14,992.9 Quadratkilometer Flächeninhalt betrug am 1 December 1880 die ort-anwesende Bevölkerung 2,972 808 am 1 December 1888 aber 3,179,168 und somit diesmal 206,363/Vewohner wehr, und «S belief sich die Zunahme der Bevölkerung im Löoigreich von 1880—1888 ans 694 Proc. ES kamen bei der vorletzten Zählung ans 1 Quadratkilometer 198.3, bei der letzten Zählung dagegen 212 Bewohner. Im kreiShauptmaunschastlichen Bezirke Leipzig (inel. der Stadt) mit einem Flächeninhalt von zusammen 3867.35 Quadrat kilometer betrug die ortranwesende Bevölkerung am 1. December 1888 773.718. di« Zunahme von 1880—1885 9 31 Proe. Di« Zahl der tödtliche« Berunglücknugr« in Sachsen betrug im Jahre 1885 704 gegen 683 i» Borjahre. Das größte Contingent zu den Verunglückungen stellen natürlich die Kinder (bi» z» 14 Jahn«), «s kamen deren 182 vor. Di« «eiste», und zwar 193 (gegen 284 im Vorjahre) fanden den Tod durch Ertrinken, «S ist in letzterer Beziehung wohl anch erklärlich, daß die meisten Ver- unglückungSsälle — 200 — auf di« Monatr Juni, Juli und Angust, wo am «eisten Im Freien gebadet wird, entfallen. ' Speciell bei dem Erzbergbau sanden im Jahre 1884 bei 8601 beschäftigten Beamten, Osfiriantrn «ud Arbeitern überhaupt am werden wird, muß der BundeSrath vor diesem Termine ein« Sitzung abhalten. — Ein lehrreicher Beitrag zur Unsreiheit der evan gelischen Kirchevgcmeinden, schreibt die „Freis. Ztg.", ist die Entscheidung de» Oberkirchenrath» gegen die Wahl des Pastor Dieckmann. Pastor Dieckmarn in Wesselbnren im Dithmarschen in Schleswig-Holstein ist von den Gemeindeorgaue« der JttusalemSkirche In Berlin einstimmig an erster Stelle sür die Besetzung einer erledigten Pfarrstelle dcm Magistrat als Patron präsevtirt worden. Der Magistrat von Berlin hat ebenso einstimmig Pastor Dieckmann ge« wählt. Confistvrium und Oberkirchenrath aber habe« dieser Wahl die Bestätigung versagt. Der Wortlaut der letzteren Entscheidung de» Oberkirchenrath» vom 26. Juni ist gestern in Berlin öffentlich bekannt geworden. Danach muß der Oberkirchenrath anerkennen» daß Pastor Dieckmann seit Jahrcn ein rvongekische» Pfarramt bekleidet und die allgemeine Wählbarkeit in ein« Stelle der Provinz Schleswig- Holstein besitzt. Der Oberkirchenrath muß ferner zugeben, baß Pastor Dieckmann noch 1881 vo» seiner kirchlichen Aufsichtsbehörde für die erste Pfarrfielle in Weflelvuren bestätigt Word«« Ist. Aber, so heißt es Weiler in der Entscheidung des Oberkirchenrarhs, Pastor Dieckmann hat vor 8 Jahrcn, im Jahre 1878, seinen kirchliche» Oberen durch seinen theologischen Standpunkt kirchlichen „Anstoß" gegeben und deshalb im DiSzipliuarwege einen „ernsten Verweis" und unter ent schiedener Zurückweisung seiner Standpunkts eine „ernstliche Mahnung" erhalten. Der Grund diese- Verweise» und dieser Mahnung wird in dem Bescheid nicht angegeben. Den Anstoß aber hafte Pastor Dieckmann dadurch erregt, daß er in einem Aussatz über de» biblischen Unterricht in der Volksschule die Forderung au-gesprochen hatte, mit den Wundcrerzählungrn zu brechen, um die sittlichen Begriffe der Kinder nicht zu verwirren. „Daß Pastor Dieckmann seinen theologischen Standpunkt inzwischen geändert haben sollte," so heißt eS in dem Bescheide deS Oberkirchenrath» wörtlich, „läßt sich an der große« Bestimmtheit, mit der er in jener Untersuchung sein« Erklärungen abgegeben hat, nicht anmhmeu." Anch sei für »solche Annahme in der Wahlpredigt irgend ein positiver Anhalt nicht geboten. Deshalb „achtet der Oberkirchenrath de« Pastor Dieckmann für den Dienst der evangelischen Landeskirche und insbesondere für die jetzt zu besetzende wichtige geistliche Stelle in der „Residenzstadt Berlin" sür derart untauglich, daß e» ans «lue weitere Feststellung der Qualifikation, beispielsweise durch ein hierzu angebotenes Kolloquium, — Prüfung — nicht »ehr ankommeu könne. — Di« Handelskammer in Münster sprach in ihrem Jahresberichte den Wunsch aus, e» möge sür das Handelsministerium eine auf dem Gebiete de» Handels und Verkehr» erfahrene Persön «ngetheilter Aufmerksamkeit bedürfe. Da dies« Handelskammer sonst ganz schutzzöllnerisch ist, macht diese Kundgebung Aufsehen. — Der bekannt« Anführer der deutschfeindlichen Pariser Patrioten- liga, Mr. Deroulöde, durchreist jetzt Rußland nnd findet auch dort Personen, die ihn feiern. Lasse» wir die Leute. Dnrch Deutschland wird er jedenfalls sich nicht wagen, denn er ist 1870 unter Bruch seine» Ehrenworte» an» Deutschland, wo er damals Kriegsgefangene» war, auSgrrifsen. — Die Berhaftung eine» früheren Jngeuieuroffizier» wegen LaudeSverraths in Schöueberg bei Berlin macht Aufsehen« Derartige Verbrechen scheinen sich zu «ehren; es ist daher gerecht fertigt, wen« die voll« Strenge deS Gesetzes gegen solche erbärmliche Lumpenkerle angewendet wird, die unsere Armee und unser Vater land schänden. — Wie sich vorauSseheu ließ, haben die Bewohner von Kamerun ihren Handelsstrik« nicht lange anSgehalteu und sich jetzt bequem^ die billigere» Preise der Europäer für die einheimische« Artikel anzn- nehmen. DaS Geschäft ist also nun wieder kn vollem Gange. Da» baldige Lud« de» Strike» ist «in neuer Beleg dafür, wie schwer At den Schwarzen wird, sich an geregelte Arbeit zu gewöhne», die Ein geborene« am Kamerun «einen thatsächlich, di« gebratenen Taube» sollen ihnen in de« Mund fliegen. Frankreich. Bonlanger, Boulanger nnd nochmal» Bonlangerl Alle französischen Blätter sprechen nur noch von dem «ine» Manne. Die Republikaner vergöttern ihn infolge de» Scheiu-Dnell» mit Baron Lareinty, bei de« nur «in paar Löcher in di« Lnst geschaffen find, und di« Monarchisten mache« ihn herunter. Die große Masse der radikalen Republikaner ist halb toll vor Entzücken, e» giebt nnr noch diesen einen Mau« in Frankreich. Bonlanger versteht die Mache ans dem „ff"; was Reclame für seine Person zur Erreichung seiner weit gehenden Ziele anbetrifft, da ist der Vater de» Humbng», Barnum, «in dummer Junge gegen ihn! Boulanger ist heute allmächtig, seine Ministercollege» vermögen nicht» gegen ihn. — Bei der Enthüllung der Statu, deS Generals Chanzy in Nouart wurde Wiede» einmal iv Revanche geschwelgt. De» General Mathieu sprach ganz offen von einem nahen Kriege. Der anwesende rusfische Militärbevoll- mächtigte in Paris war Gegenstand besonderer Ovationen, sür die er allerdings mit diplomatisch» Zurückhaltung dankt«. Jtaliev. Bezeichnend sür di« italienischen Verhältnisse ist es, daß bei den Nachwahlen znr Kammer der Zuchthäusler Cipriani, dessen Wahl bekanntlich für ungiftig erklärt wurde, in Ravenna und Forli wieder gewählt worden ist. Cipriani ist Republikaner vo« der schärfsten Art. Glücklicherweise find solche Leute, wie er, nicht allzu zahlreich, da- Königreich könnte sonst nicht so stcher in di« Zuknnst blicken, wie e» jetzt der Fall ist. Belgien. Vor dem Schwurgericht in MonS wird jetzt wegen der Zerstörung der Bandoux'schen Glasfabrik während de» letzten Arbeiternnrnhe« verhandelt. Angeklagt find 18 Arbeiter. Bekanntlich ist die Fabrik mit alle« Einrichtungen, allem Material, den fertigen Fabrikaten rc. zerstört. — Es wird jetzt dringend auf eine Reform de» belgischen Senate» hingrarbeitet. Znm Senator wählbar ist nämlich nur derjenige, der das 40. LebenSsahr erreicht hat und mindesten- 2l16 Franc» 40 Centime- dirrete Stenern zahlt. Darnach find im ganzen Königreiche Belgien nur 869 Personen zu Senatoren wählbar. England. In dem gestern Nachmittag adgehaltrne» Sabine»- rath beschloffen die Minister, sofort ihren Abs chied zu nehmen. Lord Salisbury übernimmt die Premierschast der neuen Regierung, die ausschließlich an» Conservativeu besiehe« wird. Daß Gladstone sür immer an» dem Politischen Leben scheidet, wird nicht recht ge glaubt. Bleibt er aber im Parlament, so kann er leicht nen« lieber« raschungen zu Tage fördern. Gladstone heißt nicht blos ei» schlanrr Fuchs, sonder» ist eS auch. Orient. Montag hat nun endlich König Milan in Risch die serbisch« Skupschtina eröffnet. Klüger ist weder Herr Milan durch den bulgarischen Krieg geworden, noch seine Minister; sagt er doch in der Thronrede ganz vergnügt, nn» de» Willen» der Mächte wegen habe er den Krieg mit Bulgarien beendet. Di« Beziehungen zu Bulgarien seien dieselben, wie vor dem Kriege! Mit anderen Worten: die Feindschaft mit Bulgarien besteht fort, und ist di« Gelegenheit wieder einmal günstig, so wird ein »euer Krieg angefange». Wenn sich «nr di« serbische Regierung nicht gründlich verrechnet. Die Zustände in ihrem eigenen Lande find so traurig, baß sie für deren Besserung sorgen und sich n« weiter nichts kümmern sollte. — Montenegrinische Einwanderer in Bulgarien, darunter ein ehemaliger Offizier, haben dort verschiedene Räubereien verübt, bis die Dorf bewohner sich zusammrnschaarten und tüchtig zwischen die unbequemen Gäste schlugen. Mehrere Montenegriner find getödtet, die Mehrzahl gefangen genommen. Sächsisches. — Dresden, 20. Juli. Vorgestern Vormittag forderte die Slb« wiederum ein Menschenleben, diesmal das eines Rudersports« manne». Zwei dem „Triton" zugehörige Ruderer waren ans der Rückfahrt von einem ötägigrn Ausflug «ach Aussig In einem sog«, nannten Schulboot begriffen. Sie hielte« sich während dieser Thal- fahrt meist am rechten Ufer und waren so bis in die Nähe von Söbrigen bei Pillnitz gelaugt. Da kam ihnen «in Radschlepper der Gesellschaft „Vereinigte Schiffer" mit einer Rcihe nachschleppender Zillen entgegen. Die beiden Ruderer sahen, daß der Schlepper gleich falls sehr nahe am rechten Elbufer suhr nnd erkennen beim Näher- kommen, daß, wen» sie anch zwischen Ufer und Schlepper noch »ine Fahrbahn fänden, ihnen di« Gefahr droht, von den bedeutend »ach dem Ufer z« au-biegendeu Zillen zerdrückt z« werden. Sie entschlossen sich daher in letzter Minute, link- auszuweichen und den langen Schiffs» zug auf der Mitte de» Flusses zn passtren. Aber anch aus dem Schlepper hat man die Verlegenheit de- kleine« Schiffchen» bemerkt nnd stellt de» Tour», nm de» Raum bi» zum Ufer z» erweitern, gleichfalls nach der Mitte de» Flusse». Dadurch, daß beide Schiffe nach der linken Seite und zwar gleichzeitig anSbogen, ward e» de» Ruderern unmöglich, noch vor de« Schlepper vorbeizukommeu — e» «rsolgt rin Zusammenstoß, der natürlich daS Boot sofort zertrümmert «ud ««stürzt, und bei welchem beide Insassen in den Flnthen unter lichkrit gewonnen werden, da bei der jetzigen kritischen Lag« de» den Schlepper geriethen. Der «in«, ein junger Kaufmann von hier, Handels- und GewerbewesenS dieses complicirte und schwierige Gebiet' Namen» Schmidtche», ist kn de« Wellen oerschmunde« nnd war bis
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