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Kummer 80 Freitag, den Juli IYjY. ^8. Jahrgang. ", N»V Korrespondenz teilt mit: „Wie wir hören, erwägen die zu ständigen Reichsstellen den Plan, die Rationierung von Fleisch in absehbarer Zeit aufzuheben. Man hofft, vom Auslande im Laufe der nächsten Monate so reichlich Fleisch einführen zu können, daß auch der deutsche Landwirt ge zwungen werden wird, sein Fleisch wieder bereitwilliger und preiswerter als bisher anzubieten. Die Bewirtschaftung des Fleisches soll voraussichtlich vom 1. Oktober ds». I». ab aufhören. Tatsächlich wird zurzeit in Großstädten nur Militärkonservenfleisch geboten, dessen Bestände bald aufge braucht sein werden, inländisches Fleisch tritt für den einzelnen Großstädter im regulären Verkauf kaum in Er scheinung. Die Praxis hat gezeigt, daß Zwangsmaßnahmen bei der vorgeschriebenen Ablieferung der Fleisches zu keinem Erfolg führen." — Wir möchten diese Nachricht ausdrücklich mit einem Fragezeichen versehen. — Eine zeitgemäße Warnung. Die Einmachezeit ist gekommen. Durch die während der Kriegszeit erfolgte Be schlagnahme der Kupfer, und Messingkessel sind vielfach ver zinkte Eisenkessel in Benutzung gekommen. .Diese find aber zum Einkochen für Gemüse und Obst durchaus ungeeignet, denn Zink ist für Mensch und Tier eine giftige Substanz. Zink löst sich schon in der schwächsten Säure im Kochsalz wasser auf, teilt sich den Nahrungs- und Genußmitteln mit und erregt schwere Vergiftungszustände. Unsere Hausfrauen seien also hiermit vor dem Einkochen von Gemüse und Obst in verzinkten Eisenkesseln gewarnt. Auch bei Ver wertung von Kupfer- und Mefsingkeffeln ist größte Vorsicht Preisstaffelung nach dem Einkommen ist weggefallen. Trotz ^er verschiedenfarbigen Einsuhrzusatzkarten werden von jetzt an die genannten Waren gleichmäßig nach vorstehenden Einheitspreisen verkauft. — Fleischversorgung in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt einschl. der Stadt Radeberg. Für die Woche vom 7. bis 13. Juli 1919 erhalten auf die Reichs- fleischkarte Reihe „U" Personen über 6 Jahre auf Reichs fleischmarken 1—10 100 Gramm Fleisch bez. Wurst, Personen unter 6 Jahren auf dir Reichssieischmarken 1—5 50 Gramm Fleisch bez. Wurst. Außerdem kommt auf Abschnitt 4 der Einfuhrzusatzkarte an Personen über 6 Jahre 100 Gramm ausländisches Gefrierfleisch und 100 Gramm Rinderpökel fleisch, an Peisonen unter 6 Jahren 50 Gramm aus ländisches Gefrierfleisch und 50 Gramm Rinderpökelfleisch zur Verteilung. Bei der Belieferung ist der Abschnit 4 vom Fleischer abzutrennen und auf dem Stammabschnitt das Feld 4 mit Tinte oder Tintenstift durchzustreichen. Das ausländische Gefrierfleisch gelangt vorläufig nur in den Bezirken der Schlachtstellen Blasemitz und Kötzschenbroda zur Verteilung, da infolge Verkehrsschwierigkeiten die für den Bezirk der Amtshauptmannichaft erforderlichen Fleischmengen nicht eingegangen sind. Die Verteilung im Bezirke der Radeberger Schlachtstelle wird in den nächsten Tagen er folgen. — Kunsthonig-Verteilung. Auf Grund der Bekannt, machung vom 29. Januar 1919 werden in der Amtshaupt- mannschafl Dresden-Neustadts emschl. der Stadt Radeberg Abschnitt 22 der weißen^BriMufmichkarte mit 250 Gramm Kunsthonig, Abschnitt 22 dei^tosaen Brotaufstrichkarte mit 125 Giamm Kunsthonig beliefert. , — Die Schieber machen Ausverkauf. In der „Sächs. Landesztg." lesen wir: Nunmehr kann man in den Läden wieder Kaffee, Kakao, Schokolade, Reis usw. erhalten. Diese und andere Waren werden außerdem noch im Inseratenteil der Tagespresse von auswärtigen „Export häusern" oder „Emkaussgesellschaften" angepriesen. — Waren, die bisher völlig vom Markte verschwunden waren und auf einmal wieder vorhanden sind. Noch suchen die Schieber aus Preis zu halten, aber das Publikum soll nur weise Zurückhaltung beobachten. Der Preis für Bohnenkaffee wird rapid Sinken, wenn das Publikum Zurückhaltung übt und nicht jeden geforderten Preis bezahlt; denn Kaffee ist in Überfülle vorhanden. Die Schieber suchen deshalb ihre Waren so schnell wie möglich zu den bisherigen Preisen os zu werden, weil ein Preissturz dieser Waren unzweifel haft bevorsteht. In einigen Städten wird bereits Kaffee pro Pmnd mit 10 bis 18 Mark verkauft. Wenn die Be- vörkerung, die sich jahrelang des Bohnenkaffees hat ent wöhnen müssen, sich noch einige Wochen beherrscht, so wird oer Preis des Kaffees um die Hälfte gesunken sein. Vor allem hüte man sich auf lockende Angebote auswärtiger Firmen, die mit ihren alten zurückgehaltenen Waren räumen wollen, hereinzufallen. Es ist das bedauerliche, daß die Genußsucht veS Publrkums den Schiebern das unendlich erleichtert. (W. M.) Da mit dem 1. Juli 1919 der Strohhandel freigegeben ist, wird auch der Handel mit Torfstreu und Torfmull keiner Beschränkung mehr unterworfen. Letzteres gilt auch für den Verkehr mit Fulterkalk und Futterwürzen. Nur der aus Knochen gewonnene Fulterkalk ist wie bisher der öffentlichen Bewirtschaftung Vorbehalten worden. Die Bestimmungen über Wein- und Obsttrester, sowie die über Laubheu und Futterreisig sind ebenfalls ausgehoben worden. Die Verkehrsdeschränkungen für Schilfrohr, Seegras und Seetang sind schon vor einigen Monaten außer Kraft ge treten. — Richtpreise sur die Pflaumen-, Birnen- und Apfel ernte. Die Reichsgemüsestelle hat keine einheitlichen Richt preise für dre Kirschen festgesetzt. Vielmehr sind diese vom sächsischen Wirtschaftsminiflerium selbständig vorgeschrieben worden. Leider verfehlte aber die sächsische Verordnung ihren Zweck, weil die Richtpreise nur für die in Sachsen erzeugten Früchte gelten. Wer kann feststellen, wo die ihm angebotenen Früchte gewesen sind? Die kommende Herbst einte von Pflaumen, Aepfeln und Birnen wird weiter bewirtschaftet werden. Anzunehmen ist, daß dafür einheitlich vom Reiche aus Richtpreise festgesetzt werden. Bei der Reichsgemüsestelle finden Verhandlungen mit den Vertretern oer Bundesstaaten statt, wobei u. a. wohl auch die Frage oer einheitlichen Preisregulierung der Herbstobsternte be sprochen werden wird. — Das Ende der Reichsfleischkarte? Eine Berliner zu üben, denn sie können eine Kupfervergiftung verursachen. Kupfergeschirre müssen gut verzinnt sein, allein auch bei olchen ist Vorsicht geboten, denn ein gut verzinnter Kupfer- effel, der täglich gebraucht und nicht zu häufig ausgescheuert wird, kann nur zwei Monate lang vor Kupfervergiftung sichern. Zu beachten ist auch, daß niemals essigsaure oder auch zuckerhaltige, also gährungsfähige Speisen nach dem Kochen eine Zeitlang im Kupfergeschirr stehen bleiben und in ihm erkalten dürfen, denn es bildet sich sehr leicht der giftige Grünspan. Hainsberg. Unter 95 Bewerbem wurde Sekretär Fleischer aus Deuben als Gemetndevorstand hiesigen Orte» gewählt. Kamenz. Sämtliche unbesoldete Ratsmitglieder haben ihre Aemter niedergelegt, sich aber bereit erklärt, die Geschäfte bis zur Einweisung der neuzuwählenden Ratsmil glieder weiterzuführen. Wilsdruff. Das „Wilsdr. Tageblatt" schreibt: „Kürzlich hat eine Hausfrau in Niedereula amerikanische« Schweinefleisch mit dem Stempel „Wetterwitz" gekauft. Daß dieses Fleisch von einem harmlosen Borstentier de» Amtsgerichtsbezirks Nossen stammt, bezweifeln wir keinen Augenblick, wohl aber, daß es ein „Wetterwitz" in Amerika gibt". Hohen st ein-Ernstthal. Weil die 18 Jahre alte Tochter Martha des hiesigen Schuhmachermeisters Bollow von ihren Eltern Vorwürfe über späte» Heimkehren von einem Tanzvergnügen bekam, ging sie in den Badeteich und ertränkte sich. Hermsdorf-Reh efeld i. Erzgeb. Am hiesigen Grenzabschnitt wurde ein Einwohner aus Teplitz in Böhmen festgenommen, der für mindestens 500 Mk. Zigarettentabak über die Grenze schmuggeln wollte Er hatte denselben gegen eine beträchtliche Menge Butter und Eier in Dresden eingetauscht. Großfriesen. In der Nacht vom 2. zum 3. Juli drangen hier Einbrecher in die Strallung des Gutsbesitzer» Freund ein und schnitten den den dort verwahrten zehn großen Gänsen die Köpfe ab und verschwanden mit der Beute. Lugau. Der Bergarbeiterstreik hat sich auf die Oelsnitzer Gruben ausgedehnt. Auf allen Gruben de» Gersdors-Oelsnitzer Reviers werden nur noch die Notstand», arbeiten ausgeführt. In mehreren Versammlungen der streikenden Bergarbeiter wurde für und gegen den Streit gesprochen. Die Bergarbeiter verlangen in erster Linie rückwirkende Bewilligung der 70 prozentigen Lohnerhöhung ab 1. Juni und den 40 prozentigen Zuschlag für die Gedinge als Mindestsatz an Stelle des vom Schiedsgericht beschlossenen Durchschnittssatzes. Plauen i. V. Auf die Ermittelung und Festnahme des Kommunistenführers Hoelz, der als Haupträdelsführer der Unruhen in Falkenstein gilt, setzte die Staatsanwaltschaft Plauen eine Belohnung von 2000 Rk. aus. Amtlicher Teil. Marken-Ausgabe. . Die Ausgabe der Einsuhrzusatzkarten für Mehl, Pöckel- ^einesteisch und Schmalz findet keitag, den 11. Inti 1919, von abends halb 6 bis halb 7 Uhr den bekannten Ausgabestellen statt. Dttendorf-Msritzdorf. am 9 Juli 1919. Der GemeindevorÜand Bekanntmachung. Nachdem von der Aufsichtsbehörde der I. Nachtrag zu Grmeindrstenerordnnng Gemeinde Ottendorf-Moritzdorf unter Beschränkung ge- ^migt worden ist, liegt derselbe 14 Tage lang im Ge ^indeamt zur Einsicht öffentlich aus. Ottendorf-Moritzdorf, am 9. Juli 1919. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — In der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung Me der Gesetzentwurf betreffend der Ratifikation des ^kdensvertrages in namentlicher Abstimmung mit 208 ^en 115 Stimmen angenommen. — „Daily Mail" melvet: Das Wirtschaftsamt gab daß, sofern bis Donnerstag abend die Ratifizierung Fttcdensvertrages mit Deutschland angezeigt ist, die ^ade gegen Deutschland am Sonnabend früh in Umfange ausgehoben wird. „Lloyds" in London Am zum erstenmal seit Kriegsausbruch wieder Ver klungen für Schifistransporte nach deutschen Häfen an. L , — Sämtliche Ententemächte richteten an die holländische Mierung bereits ein Gesuch um Auslieferung des Kaisers. holländische Regierung verwahrt sich zwar gegen die Setzung dessen, was sie als Asylrecht betrachtet, sühlt sich A andererseits praktisch außerstande, sich dem Ersuchen zu ^«setzen. ,, — Der Kulturkamps in Sachsen geht seinen rücksichts- AN Gang. Die Volkskammer hat am Dienstagnachmittag A Kirchenaustrittsgesetz beschlossen uno damit den ^Nhltgen erlaubt, der Kirche den Rücken zu kehren. Am Anfittag bereits haben die Herren Arzt und Lipinski ihre ^solgschaft im Gesetzgebungsausschuß dahin gebracht, einen .Aren Abstimmungrsieg der Klrchenseindschaft über die Abse Kultur zu erzwingen. Es handelt sich um die jAte Lesung des " Volksschulübergangsgesetzes. Zunächst Ahe ein Antrag Dr. Kaiser (D. Volksp.), als Zweck der .Aule die Erziehung im Dienste des deutschen Volkstums ^stimmen, von den vereinigten Sozialdemokraten gegen ^ geschlossenen Stimmen der bürgerlichen Parteien ab- ^Mt. Sodann setzte sich die Regierung mit Unterstützung ^ bürgerlichen Parteien mit Wärme dafür ein, daß der Ngeonsunterricht in der Volksschule verbleiben solle, »nssterpräsident Gradnauer führte aus, die Bundesstaaten Mn sich unbedingt dem Reiche unterordnen. Es sei des- Ab falsch, hier Beschlüsse zu fassen, die den Weimarer Schlüssen entgegenstehen. Es wäre töricht vom Staate, A Religionsunterricht als ein hervorragendes ErziehungS- .M aus der Hand zu geben und ihn den Religions- Mlchaften zu überlassen. Es sei unverständlich, etwas zu Kümmern, bevor man imstande wäre, etwas Neues an A* Stelle zu setzen. Kultusminister Buck schloß sich dem ^chen dringend an. Gleichwohl wurden die früheren Müsse des Gesetzgebungsausschusses vollkommen aufrecht- jMten. Damit erlitt nicht nur die Religion und die A4e und das Bürgertum, sondern auch die Regierung von ^eigenen Freunden eine schwere Niederlage. OertlicheS und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, so. Juli Wy H — Auch im Bezirke der Amtshaupemannschast Dresden- yAAdt einschl. der Stadl Radeberg ist vom 7. Juni 19r9 I' bis weiteres eine Herabsetzung der Preise für Aus- AA-Lebenemittel emgelreten, und zwar wird jetzt ein AAb ausländisches Mehl sür 85 Pfg., ein Pfund aus- AAcher Fleisch sür 4,44 Mk., ein Pfund ausländisches Id 5,20 Mk., ein Pfund ausländische Kartoffeln für Psg. an die Verbraucher abgegeben. Die bisherige ntung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Uh AWgedW ^rnsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. Zf. Achriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Gr»ß-DkrWa Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 29148. Ne.Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- ff tag, Donnerstag und Sonnabend. ff ^ezugs-Prcis: Vierteljährlich 1,80 Mark, ff Zustellung durch die Bvten 2,— Mark, ff 3" Falle höherer Gewalt sKrieg od. sonst, ff Uzendwelcher Störungen des Betriebes der ll Mung, der Lieferanten od. d. Befördernngs- U Zurichtungen) hat der Bezieher keinen Än- ll Mch auf Lieferung oder Nachlieferung der ff otitung od. auf Rückzahlung d. Bezugspreises, ff Anzeigen - Peets : Die tlrtngespav«« 8»v« oder deren Raum wird mit 25 Pf«., auf der ersten Seite mit K0 Pfg. berechnt. Anzeigen werden an den Tescheinwegatag« bi» spätestens vormittag. 10 Uhr tu dt» Geschäftsstelle «»bei»«. Jeder Anspruch auf Nachlaß echtsch», bei Auzeigen-Betra« durch Klag» »iugezoeen werden muß oder mm« der Auftrag,«»«» tu K«ch»»« g otU.