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Wchmh-Mms Inserate, welche bei da bedeutende« Auflage de- ^ Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung fi»dey, «erden mit 1V Pfa. di« Spaltenjeil« oder d«e» Raum berechnet. — L»» bellarisch« und compkicirt« Inserat« mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge sandt, rm redaltionellen Theile, dv Spaltenjeil« 2« Pfg- DK „Wri-eritz-Zeitung" erscheint wSchmtlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. W Pfg., zweimonatlich 8t Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1ü Pfg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie »ie Agenten nehmen Be- Ung-n Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Kömglrchm Kmtsgenchte und die Madiralhe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithm in Dippoldiswalde. Nr. 87. Donnerstag, den 26. Juli 1888. 54. Jahrgang. ——————— i «-—-t-W-mSSSSSW Eine neue Friedens-Aera. Die Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Czaren gehört nun bereits den geschichtlichen Annalen an, aber noch immer bildet sie den Brennpunkt der europäischen Tagesdiskussion und noch immer liegen zahlreiche Urtheile und Meinungen über Bedeutung und Folgen der jüngsten Kaiserzusammenkunst vor. Während die russische Presse bislang der Monarchen zusammenkunst im Allgemeinen ziemlich kühl gegen überstand und in ihr eigentlich nur einen Ausdruck der die beiden Kaiser beseelenden Gefühle gegenseitiger persönlicher Freundschaft erkennen wollte, ist ihre Sprache seit der vollzogenen Begrüßung zwischen den Monarchen um Vieles wärmer geworden. So sprechen die russischen Blätter die Ueberzeugung aus, daß durch die Kaiserzusammenkunst eine neue Friedens-Aera an gebahnt worven sei; die sonst sich über Deutschland so unsympathisch äußernde „Neue Zeit" aber beglück wünscht jetzt sogar Deutschland, unter Hinweis auf besten mächtige Entwickelung zur See, zu den erzielten glänzenden Ergebnisten seiner Politik, Unkosten erklärte das Blatt, in ganz Rußland bestehe der Wunsch, daß die früheren Beziehungen zwischen den beiden mäch tigen Nationen fortbestehen möchten. Wenn damit der Hoffnung Ausdruck verliehen werden soll, es werde sich aus dem Ereignisse der Anbruch einer neuen Frie- denS-Epoche ergeben, so wird gewiß nirgends wärmer als in Deutschland der Wunsch laut werden, daß dieser Anschauung in der That der Gang der Ereignisse ent sprechen möge,und ebenso wird der Wunsch nach Wieder herstellung und Fortdauer der herzlichen Beziehungen, die früher Deutschland und Rußland verbanden, bei uns nur ein lebhaftes Echo finden. Ob indessen sich alle diese Wünsche verwirklichen werden, hängt eben wesentlich mit von der künftigen Haltung Rußlands zu den schwebenden politischen Tagesfragen ab, und da erscheint mehr wie je die Parole: Abwarten! ge boten. Daß auf deutscher wie auf russischer Seite das ernsthafte Bestreben vorherrscht, namentlich in der bulgarischen Frage zur Verständigung zu gelangen und damit dem Frieden eine festere Grundlage zu ver leihen, als dies bislang der Fall war, kann wohl als gewiß betrachtet werden und dieses Bestreben wird sicher auch in der Kaiserzusammenkunft zum Ausdruck gelangt sein. Darüber hinaus aber ist der fernere Verlauf der Dinge noch durchaus unsicher, und wenn man jetzt russischerseits plötzlich mit Hoffnungen auf den Beginn einer neuen Friedens-Aera hervortrilt, so macht dies fast den Eindruck, als ob eine solche Aera von der Erfüllung gewisser russischer Forderungen ab hinge. Hieran ist nun kaum zu denken, immerhin aber wird — und das Eine kann man wohl bestimmt sagen — die jüngste Kaiserbegegnung für Europa eine Periode ruhigerer Entwickelung zur Folge haben, als sie noch vor Kurzem erwartet werden konnte, und die Völker Europas haben darum allen Grund, von der nun wieder beendigten Monarchenbegegnung zu hoffen, daß sie die Schatten, welche bislang über dem euro päischen Frieden lagerten, auf längere Zeit hinaus verscheuchen werde. Lokaks «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonnabend, den 21. d. M., fand unter Vorsitz des Herrn Rittergutsbes. Schreiber- Bischoff auf Kleincarsdorf eine Sitzung des Ausschusses der gemeinsamen Gemeinde-Kranken-Versicherung im Amtsbezirke Dippoldiswalde im hiesigen Rathhaus saale statt. Mit Ausnahme der unvertretenen Ge meinde Reinberg waren die Mitglieder des Ausschusses vollzählig erschienen; auch beehrte Herr AmtShaupt- mann, OberregierungSrath v. Keßinger, die Versamm lung mit seiner Gegenwart. Der Herr Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit Vortrag des Ergebnisses der vom Herrn kgl. Oberförster v. Zehmen in Wendisch carsdorf und Herrn Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Berreuth vorgenommenen Prüfung des l887er Rech nungswerkes, nach welchem die Richtigsprechung der vom Herrn Hauptkassirer, Gemeindevorstand Sommer schuh in Poffendors, abgelegten 1887er Jahresrech nung erfolgte. Der zweite Gegenstand der Tages ordnung war die Frage, ob die gemeinsame Dienst- botenkrankenkasse, deren Auslösung in früherer Sitzung des Ausschusses für den 1. Juli d. I. in Aussicht genommen war, mit Rücksicht darauf, daß mit dem I. Oktober d. I. das die Unfall- und Krankenver sicherung der Land- und Forstwirthschaft betreffende Reichsgesetz vom ü. Mai 1886, was die Krankenver sicherung anlangt, in Kraft tritt, bis zum gedachten Zeitpunkt — 1. Oktober — fortbestehen soll. Der Ausschuß, welchem gleichzeitig statutgemäß die Ver tretung der gemeinsamen Dienstbotenkrankenkaste zu steht, beschloß ohne weitere Debatte den Fortbestand letzterer Kaffe bis 1. Oktober d. I. — In Rücksicht auf beregtes Neichsgesetz war nun aber weiter die Frage wegen Auflösung des Verbandes der gemein samen Gemeindekrankenversicherung und der vorge dachten gemeinsamen Dienstbotenkrankenkaffe für den 1. Oktober d. I. Gegenstand der Berathung. Durch gedachtes Neichsgesetz werden die land- und forstwirth- schastlichen Arbeiter der gesetzlichen Versicherungspflicht unterworfen. Die Zahl der gesetzlich Versicherungs pflichtigen wird dadurch wesentlich vermehrt, sodaß für viele Verbands-Gemeinden die gesetzlichen Voraus setzungen für Errichtung von Ortskrankenkassen ge geben sind. Es sind demzufolge zahlreiche Austritts erklärungen von Gemeinden und Gutsbezirken aus dem Versicherungsverbande erfolgt. Seiten des Herrn Amthauptmanns von Keßinger folgte zunächst eine nähere Darlegung der Sachlage nach beschlossener Auf lösung der Verbände, insbesondere auch darüber, welche Vorzüge Ortskrankenkassen gegenüber der Gemeinde krankenversicherung für die Gemeinden als solche haben, und knüpfte sich hieran eine weitere Aussprache über die von Ortskrankenkassen zu erfüllenden gesetzlichen Verpflichtungen, wie überhaupt über die künftige Regelung des Krankenversicherungswesens im hiesigen Bezirke. Das Ergebniß der Berathung war, daß von der Versammlung die Auflösung der gemeinsamen Ge meindekrankenversicherung zum 1. Oktober d. I., ebenso die Auslösung der gemeinsamen Dienstbotenkrankenkaste zum gleichen Zeitpunkte einstimmig beschaffen wurde. Herr Amtshauptmann von Keßinger erläuterte schließ lich das zu anderweiter Regelung des Krankenver sicherungswesens einzuschlagende Verfahren, ingleichen die wesentlicheren Bestimmungen eines von der Amts hauptmannschaft ausgearbeit-ten Statuten-Entwurfs für eine gemeinsame Ortskrankenkasse und wurde die Sitzung, nachdem auf Anregung aus der Mitte der Versammlung den Verwaltungsorganen des Versiche rungsverbandes Dank und Anerkennung für die dem Versicherungsverbande gewidmete Thätigkeit ausge sprochen worden war, hierauf geschloffen. — Am vergangenen Sonntag unternahm die Zög- lingsabtheilung unseres Turnvereins unter der Leitung des Turn- und Zeugwarts eine halbtägige Wanderung nach der sogen. Hartmannsdorfer Schweiz im wilden Weißeritzthale. Mit frohem Sang marschirte die junge Turnerschaar über Berg und Thal davon. Die Wan derung durch die wogenden Aehrenfelder, Heudustenden Wiesen und durch den Wald mit seinem geheimniß- vollen Rauschen steigerte den Frohsinn unserer jungen Genoffen bis zum lauten Jubel. Und wie wogte die junge Brust beim Besteigen der wildromantischen Felsen und Höhen, von deren Gipfeln aus sich die herrlichste Rundschau nach den lieblichen Landschaften unseres Gebirges darbot. Sollte nicht solch' eine Wanderung ihre nachträgliche Wirkung auf Herz und Gemüth auS- üben, die frohen Erlebnisse die oft schwere Werktags - arbeit nicht erleichtern und vor allen Dingen die Ge sundheit nicht stärken helfen? Gewiß! Eine Wan derung durch Gotte- freie Natur, gewürzt mit einfachen aber echt deutschen Wanderliedern weckt die Liebe zur Heimath nicht nur, sondern auch zum Vaterlande. Außerdem bieten solche Turnfahrten, wenn auch erst an zweiter Stelle, Gelegenheit zur Aneignung von Kenntnissen, wie dies auch hier der Fall war, denn durch die Freundlichkeit von Lehnmüllers Töchterleiy wurde den Turnfahrtlern ein Einblick in den Be trieb der Holzschleiferei geboten j noch mehr aber boten der schattige Wald und die sonnigen Hügel und Stein halden Gelegenheit, sich mit dem Pflanzen- und Thier reiche vertrauter zu machen. Beispielsweise lenkte man sein Augenmerk auf Pilze und Reptilien. Wie groß gerade hierin die Unkenntniß ist, beweist das unver ständige Sammeln ersterer und das feindselige, tyran nische Behandeln letzterer. Aus Gesagtem dürste hin länglich hervorgehen, wie man nirgends das Ange nehme mit dem Nützlichen besser verbinden kann, als bei einer Wanderung durch Feld und Wald und Au. — 25. Juli. Wie wir hören, ist seitens der Bahn verwaltung ein sogen. Theaterextrazug für Freitag, den 3. August beantragt worden und ist an dessen Ge nehmigung wohl kaum zu zweifeln, da nicht nur der Gewerbeverein an diesem Tage die Besichtigung der Pfund'schen Molkerei in Dresden vornehmen, sondern auch das an diesem Tage stattfindende Feuerwerk auf der Vogelwiese eine ausreichende Anziehungskraft auS- üben würde, die gebotene Gelegenheit zum Brsuche des Dresdener Volksfestes zu benutzen. (Eine diesbezüg liche Bekanntmachung erfolgt wahrscheinlich in nächster Nummer.) "O Kreischa. Wie alljährlich, so sind unsere beiden Badeanstalten auch dieses Jahr zahlreich besucht, und von Woche zu Woche erfolgen jetzt noch neue An meldungen. Besonders heilsam wirken die Bäder bei Schwächezuständen und Nervenkrankheiten. Neben den Bädern kommen auch andere Heilmethoden, wie Mas sage und Heilgymnastik zur Anwendung; namentlich hat mit letzterem Heilverfahren der Badearzt der Schwarze'schen Anstalt, Herr vr. Hufschmidt, die staunenerregendsten Erfolge erzielt. Der tüchtigen Praxis genannten Arztes hat zweifellos die erwähnte Anstalt ihr rasches Aufblühen zu verdanken. — Die Luft ist infolge nahe gelegener Waldungen sehr gesund und rein. Die nur 10 Minuten vom Bade entfernten, höchst anmuthigen Lungkwitzer Anlagen werden gern und oft von den Kurgästen besucht. Auf dem Stroh tempel, dem höchsten Punkte dieser Anlagen angelangt, breitet sich vor unseren Blicken in reizender Schöne das Dörfchen Lungkwitz mit seinen Neubauten und im frischen Grün versteckten Gebäuden aus. Nur schade, daß an den Eingängen in die zum Kreischaer Ritter guts gehörigen Anlagen dem Naturfreunde eine Anzahl von Warnungstafeln entgegenblicken und ihm den Be such verbieten. In unmittelbarer Nähe Kreischas giebt es eine Anzahl von Höhenpunkten, von denen einige eine entzückende Aussicht auf die Umgebung gewähren. Zu diesen Höhen gehören der Sandberg bei WittgenS- dorf, 336 m hoch, von dem aus man Berghäupter des Elbsandsteingebirges erblickt, die Quohrener Kipse, 437 w. Einer der interessantesten, wenn auch etwas weiteren Ausflüge in der Umgebung von Kreischa ist der Lerchenberg, der zugleich eine der prächtigsten Fern sichten nach Böhmen gewährt. "O WittgenSdorf. Als am Sonntag Morgen der Milchkutscher des StistsguteS in Lungkwitz die von WittgenSdorf nach Börthen führende Straße passirte, bemerkte er in der Nähe einer Kirschbude, welche dem Kirschpächter Schreiber aus WittgenSdorf gehörte, eine beträchtliche Anzahl Männer, von denen einige ver geblich die Pferde aufzuhalten suchten. Um sich für diesen mißlungenen Versuch zu entschädigen, haben so dann die Ruchlosen dte betreffende Kirsch bude in Brand gesteckt. Durch diese nichtswürdige That find der Be sitz«! sowohl, als auch der Gutsbesitzer Ebert, auf dessen Grundstüsk die Bude stand, immerhin erheblich ge schädigt worden. Möchten die angestellten Nach-