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Sam»« 192« Gegründet 1-SS Nevolutlonüre Amtriebe ln Sachsen Ae Kemmimltte« vlanen MsstnstnikS Kampftrvhungen »es Landeskongresses »er Gewerkschaftsoppvsition Von »onoroio vkomoltror Lorrogponckantoo Chemnitz, 38. Januar. Das ganze sächsische Wirtschafts leben, insbesondere die Textilindustrie, wirb in den nächsten Wochen und Monaten schwersten kommunistischen Angriffen ausgesetzt sein. Als Auftakt zu der bevorstehenden erhöhten Aktivität der KPD in Sachsen tagte in Chemnitz der Landes- kongreß der revolutionären GewerkschaftSopposttton in Sachsen. Die Beschlüsse dieses Kongresses enthalten die schärfste Kampfansage auf wirtschaftlichem und politischem Gebiete Ln dem Kongresi »ahme» 538 Delegierte teil, davon waren unter anderem in Betriebs- und Bclegschaftsversammlungen 350, und als Vertreter der Erwerbslose» 341 Delegierte ge wählt. 288 Delegierte waren Mitglieder der KPD.. 8 der SPD.. 21 der kommnntsttschcn Jugend und 223 gehörten keiner politischen Organisation a». Der Kongrest stand voll ständig unter kommunistischer Führung. Hauptredner waren Paul Merker-Berlin, der Vertreter des Reichskomttees der revolutionären Gewerkschaftsoppositton. und Herbert Weh n e r - Dresden, ein noch junger Kommunist, der neuer dings mit der Aufgabe betraut wurde, in den ihm unter stellten Gebiet Sachsen und Thüringen den revolutionären Kampf zu organisieren. Von diesen beiden und allen übrigen Rednern wurde das kommunistische Endziel klar und ein deutig umrtssen: Planmäßige Organisierung von wirtschaftlichen Kämpscn, Erzeugung von politischen und revolutionären Bewegun gen und Herbeisührnng von Massenstreiks-zur Eroberung der politische« Macht »nrch Errichtung der Diktatur des Proletariats. Der Kongreß »ahm ein K a m p s p r o g r a m m an, das strategische und taktische Richtlinien sestlegt. In den Mittel punkt der Ausgaben, die die revolutionäre Gcwerkschasts- opposition in Sachsen in den nächsten Wochen und Monaten zu erfüllen hat, stellte der Kongreß die Organisierung und Durch führung der Kämpfe der sächsischen Arbeiter schaft sür ' folgende Forderungen: 1. Einführung des Siebenstundentages 2. Sofortige Erhöhung der Löhne. 3. G l e i ch e r Lohn der Jugendlichen und Frauen, wie der Männer. 4. Sofortige Erhöhung der Unterstützungssätze der Erwerbslosen. 5. Einreihung der Erwerbslosen in die Be triebe. 6. Erhöhung der Bezüge aller Sozialrentner und Kriegsopfer. 7. Wehrhastmachung deS Proletariats gegen den imperialistischen Krieg: und sür die Verteidigung und de» Schutz der Sowjetunion. 8. Kein Betrieb ohne rote Betriebsräte. S. Kein Betrieb ohne roten Vertrauensmännerkörper. 18. Kein Betrieb ohne revolutionäre Kampslcitung. 11. Organisierung des politischen und wirtschaftliche» Massenstreiks in allen Betrieben. Zur Erreichung dieser Ziele sollen »ach den Beschlüssen des Landeskongresses die Kräfte der revoluttonären Oppo sition fester und straffer als bisher zusammengesastt werden. In allen Betrieben soll die revolutionäre Opposition ein um fassendes System revolutionärer Vertrauensmänner schaffen, alle Kraft für die Wahl revolutionärer Betriebsräte einsctzcn und die Einheit der Arbeiterschaft und den Kampf willen durch die Bildung revolutionärer einheitlicher Kampf- leitungcn sichern. In engster Verbindung mit den Vertrauensleuten in den Betrieben sollen die Gewerkschaften in kommunistischem Sinne bearbeitet werden. Die Gewerkschaften seien die größten Feind« der revolu tionäre» Arbeiterschaft. Man dürfe den Gewerkschaftlern nicht nachlaufen. Wenn sie 18 Pf. Lohnerhöhung fordern, dann müsse die revolutionäre Opposition 28 Pfennig fordern. Der revolutionäre Klasscn- kampf sei aus der ganzen Linie sofort zu eröffnen. Die Ju gendlichen und Lehrlinge müßten in die Kampffront eingerciht werden. Nach einer kommunistische» Mitteilung vollzogen ans dem Kongreß der bekannte Sozialist Max Lenk aus Meißen und weitere 48 sozialdemokratische und parteilose Arbeiter ihren Uebertrttt bzw. Eintritt in die KPD. Die Koalitiorisbil-ung in Preußen auf öem toten Punkt Berlin, 28. Jan. Im Preußischen Landtag traten vor mittags 18 Uhr die Fraktionen der Sozialdemokraten, des Zentrums und der Deutschen Bolkspartei zusammen, um die schwierige Lage zu beraten, die nach den gestrigen Verhand lungen für die Erreichung der Grobe« Koalition entstanden ist. AuS parlamentarischen Kreisen hört das Nachrichtenbüro des Vereins Dentscher ZeitungSverlegcr, daß sich die Deutsche Bolkspartei durch die Verössentlichung des demokratischen Standpunktes gegen die sozialdemo kratische Kandidatur König sür den Posten des Kultus ministers aus konfessionellen Gründen mit gebunden fühle und daß das Schwergewicht daher augenblicklich bei dem Entschluß der Deutschen Bolkspartei zu der offiziellen Ein ladung des Ministerpräsidenten zum Eintritt in die Preußen- regierung liege. Die Demokraten sind erst gegen 1412 Uhr zusammeu- gekommen. Nach den bestimmten Erklärungen des sozialdemo kratischen Führers Heilmann ist nicht damit zu rechnen, daß die Sozialdemokraten ans die Kandidatur Königs ver zichten, so daß wenigstens parlamentarisch die «oalitionsver- handlnngcu zunächst aus einem toten Punkt angelangt wären. Allerdings bliebe die Möglichkeit, daß der Kultusminister Becker aus eigenem Entschluß sein Portefeuille zur Ber - sügnng stellt und daß der Ministerpräsident dann krast seiner verfassungsmäßigen Befugnis den Abgeordneten König zum Kultusminister im Rahmen des augenblicklichen Kabinetts ernennt. Rücktritt des Oberbürgermeisters M Berlin, 28. Jan. Oberbürgermeister B ö ß hat ein Schrei ben an den Magistrat gerichtet, in dem er seinen Entschluß, von seinem Posten zurückzutreten, mitteilt. Das Disziplinar verfahren ist noch im Gange, aber Büß ist fest überzeugt, daß dieses Verfahren die völlige Widerlegung aller Beschuldigun gen ergeben werde. Sein Schritt, der die dringend notwen dige Ernennung eines neuen Oberbürgermeisters ermöglich«, soll ohne Druck von seiten des Magistrats oder von anderer Seite erfolgt sein. Der Berliner Dollarfälfcher gefaßt? Berlin, 28. Jan. Am Montag ist es der Gendarmerie in Tyrnau gelungen, einen Mann beim Vertreiben von falschen SV-Dollar-Noten festzunchmen. Der Verhaftete, der sich zunächst John Goldman nannte, und angab aus Kar- pathorußland zu stammen, gab bei seinem Verhör zu, Fischer zu heißen. Nach Ansicht der Tyrnaner Polizei handelt es sich um den von den deutsche« Behörden im Zusammenhang mit der Dollarsälscheraugelegcnheit steckbrieflich verfolgten Kans- manu Johann Fischer. Die Preßburger nnd Berliner Be hörde» find von der Festnahme sofort verständigt worden. In den Tasche» des Verhafteten fand man noch zwanzig gefälschte 5v-Dollar»Roten. Zu der Preßburger Meldung erfahren wir von der Krtmtnalabtetlung der Reichsbank, daß in Berlin noch keine amtliche Bestätigung vorltegt, ob es sich bei dem Verhafteten tatsächlich um den gesuchten Fischer handelt. Man hält dies auch deshalb sür zweifelhaft, da der Verhaftete falsche 58-Dollar-Notcn in Zahlung gebe» wollte, während der von Berlin auS gesuchte Fischer falsche 188-Dollar-Notcn besitzt. Hinzu kommt noch, daß sich der in der Tschechoslowakei Bcr- haftete für einen Russen ausgab, was sicherlich der richtige Fischer, der wahrscheinlich nur wcnigRiissisch kann, kaiimSlawe» gegenüber getan haben würde, die sofort erkennen könne», ob einer genügend eine slawische Sprache beherrscht oder nicht. Lsittübr Kr NrttSkonsmmttvrn Nminlgiiiw vrobtmolcknng nnsoror vorllnor Selrrikllvltung Berlin, 28. Januar. Die aus der Deutschnationalen Volks Partei ausgeschiedenen Abgeordneten und ihr nahestehenden Persönlichkeiten habe» eine „Volkskonservative Vereinigung" ins Leben gerufen, die heute abend in einer Kundgebung zun, ersten Male vor die Oessentlichkett treten wird. Diese neue Vereinigung ist als Gr » ndstock einer neuen politi schen Gruppierung gedacht und soll den Krtstalliialions- punkt für alle jene» nationale» und konservativen Elemente bilden, die in de» heute bestehenden Parteien innerlich und äußerlich kein Zuhause mehr haben. Gleichzeitig gibt die VolkSkonservattvc Vereinigung die Leitsätze beknnut, niitci denen sie in das politische Leben cinzugreisen gewillt ist. N» der Spitze steht der Kamps um die deutsche Freiheit, wozu es des BefretungSwillens etner geeinten Nation bedürfe. Nur eine auf das Ganze sehende Führung mit dem Mut zur Wahr heit könne die Kräfte zusammenhalte» und sammeln, die den, FrethcttSkampfc opferwillig dienen wollte». Wir werden die Notwendigkeit sichtbar machen, baß Parteien einander nicht nur zu bekämpfen, sondern mit dem Blick «usS Ganze auch zn ergänzen habe«. UujeZ« Tuivahe soll es sei», die uu«>ie-erbrt»gltcheu Werte Das dttttstbe „Wmiter'sihltt btdnchl Kunkel» Gin fadenscheiniger Ginwan- Paris, 28. Januar. Die gestrige Auseinandersetzung auf der Londoner Konferenz und der dabei zum Ausdruck ge kommene Gegensatz zwischen der italienischen und fran zösischen These bildet das Hanptthema sowohl der Bericht erstatter der Morgenblätter aus London als auch der allge meinen Betrachtungen. Es sei bedauerlich, so schreibt der Londoner Berichterstatter des „Echo de Parts", daß die Londoner Verhandlungen zuerst auf Kosten der französisch-italienischen Beziehungen gingen. Die Verantwortung hierfür falle vollkommen auf B r t a n d. weil dieser der italienischen Negierung im Ver trage von 1822 nicht nur ein Kontingent von Großkampf- chiffen in gl.cichcr Stärke wie das französische bewilligt, andern auch außerdem die Gleichheit sür die übrigen Kriegs schiffe versprochen habe. Der gleiche Berichterstatter meldet, baß gestern abend in Kvnfcrenzkretscn davon ge sprochen worden sei. sowohl die französische wie die italienische Forderung gemeinsam abzuweise» und kurzerhand eine Festsetzung der Seestreitkräfte nach Schifsskatcgorien »orzunehmen. Rach dem Londoner Berichterstatter des „Petit Partkien" jedoch soll der italienische Außenminister Gran di seine ursprüngliche starre Haltung geändert und de» Wunsch geänßert haben, die Besprechungen sortzusetzen. Sr habe sogar die Möglichkeit angedentet. von der italienischen Forderung nach Flottengleichheit mit Frankreich die Gtreit- kräste anSznnehmen. die Frankreich benötigen würde, um den sechs oder acht Kreuzern vom Typ der..Ersaß Preußen", die Deutschland bauen könnte, ftanbhalten z« können. (!) Der Sonderberichterstatter des „Matin" in London berichtet, daß nach Ansicht TardteuS noch acht Tage er forderlich sein würben, damit die Konferenz sich von den Vor urteilen, denen jede einzelne Delegation unterworfen sei, be freie. Infolgedessen werbe Tardteu nicht Ende dieser Woche, sondern vermutlich erst Mitte kommender Woche die an- llckvtndigte Reis« nach Part» antreteu künueu. gegen Malten« ztottriuvtinschr Ein russischer Emigrant ü> Parts rrrmtst In eine bolschewistische Falle geraten? Paris, 28. Ja«. Unter den russischen Emigranten in Paris herrscht große Aufregung. Sin führendes Mitglied der russischen Kolonie, General Kutipow, ist unter geheimnis vollen Umständen plötzlich verschwunden. General Kutipow hatte sich in der russischen Zarcnarmce, später in der Dentktn- armee und in der Wrangelarmee, in der Krim ausgezeichnet. Nach seiner Entlassung war er auf den Balkan geflüchtet, hatte sich in Bulgarien verheiratet »nd dann seinen Wohnsitz nach Paris verlegt. Dort wohnte er mit seiner Frau und einem Sohn in einer bescheidenen Mictswohnung. Seine Lands leute hatten ihn zum Vorsitzenden der Bereinig»«« der ehemalige« Kriegs« teilnehmerverbLnde in Frankreich ernannt. Diese Verbände zählen mehr als zwei Drittel aller in Frankreich lebenden russischen Flücht linge zu ihren Mitgliedern. Da der verschwundene General eine große Nolle in den ruffischen Kreisen spielte, wurde die Polizeibehörde benachrichtigt. Die Nachforschungen ergaben, daß General Kutipow am Sonntagvormittag seine Wohnung verlassen hatte, um sich in das Büro der Krtegstetlnchmerver- einigung zu begeben. Seit diesem Augenblick ist er spurlos verschwunden. Man vermutet, daß der General durch bol schewistische Sendltnge in einen Hinterhalt gelockt wurde. Bor einem Aerzteftreik in Gtraßbury Paris, 27. Januar. Wie HavaS aus Strabbura meldet, hat die Krankenkaffe den VermittlungSvorschlag zur Einigung der Kasse und der Aerzte abgelehnt, so daß nunmehr der Aerzteftreik zur Tatsache werden wird. Nach der HavaS Meldung sollen dte Aerzte beabsichtigen, die Behandlung der Krankenkassenmitglteder sogar dann abzulehnen, wenn diese sich berctterklären, dte Honorare aus eigener Tasche zu bezahlen.