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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die AmtshauptmannsHast Flöha, die Staats- und Gemeindebehörden zu Frankenberg Verantwortlicher RedEeur: Ernst Robberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag: C. G. Robber« in Frankenberg t. Sa. - '!> ' r s IUNII ! II > > , IÜIMNI! ! 73 Sonntag »en 28. März 1920 79. Jahrgang Die Pieusträume der ZSteikung für AerKehrsfieüern 1« unterjeichueten Kauptzsssamt (Abt. für Krvschafts-, Zlmsatz- und Hrunderwerbstener, Keichs- «nd Fandesstem-el) befinde» stch vo« '1. April IS2V av in Lksmnit-, Ktanitzkraße 101 (Alauen-Kaserne) Fernspr. Nr. 8848. »tenftiett: '/.8 bis V,4 «he. «gslenschlußr 2 «hr. Anschrift: »aupiLolismü — Kerkehrssteuern — ßyemnitz Nlauitzüraße 101. Sparkaffe Auerswalde Wrk NE »1-1. Amtlich« Lintrrlegnngestell, für Wertpapiere vostsche«onto Seimig 8471« Die angefchloffeue Girokasfe verzinst Einlage« in jeder Höhe dei täglicher Verfügung Virokonten für letzen»«» Girokonto Rr. 10 SeichSftozeit: Montng bi» Sonnabend 8 bi» 8 Uhr bnrchgehend. - achtunggebietende Stellung in der Welt wiedergeben. -ÄL ZeeM über aie militSrircde Lage Im Murn ! Die Nelefelder Verhandlungen Mecklos. Berlin, 26. 3. Der neuernanyte Militäroberbefehlshaber Generalmajor v. Seeckt äußert in einer Unterredung mit einem Vertreter des „Berliner Tageblattes" über die von ihm nach Zusammenbruch des Kappschen Unternehmens getroffenen Maßnahmen. Er stellt fest, daß er die bolschewistische Gefahr in Berlin anfänglich überschätzt habe. Sehr ernst sei die Situa tion im Ruhrgebiet. Die Bielefelder Verhandlungen seien zwecklos gewesen, mit dem wirklich wichtigen Element, den Kommunisten, sei gar nicht verhandelt worden. Die Rote Armee sei gut ausgerüstet und geführt. Seeckt kam sodann auf die Heeresfrage zu sprechen und führte aus: Der Friedensvertrag hat uns ein Söldnerheer aufgenötigt. Ein solches Söldnerheer bildet immer eine Ge fahr im Staate. Solange wir das Heer in seiner jetzigen Gestalt hätten, müßte es wenigstens aus allen Schichten der Bevölkerung zusammengesetzt werden. Arbeiter und Bürger müßten dabei sein. Offiziere und Truppen sollen nicht politi sieren, aber man müsse sie dahin aufllären, daß für Deutsch? land nur eine ruhige demokratische Entwickelung möglich sei. Nur eine solche Entwickelung kann Deutschland auch eine MMitt Ser llabivetit Siwe» Außenminister mit der Kabinettsbildung beauftragt. Freitag vormittag hat, wie schon kurz gemeldet, das gesamte Kabinett seine Demission eingereicht. Sie ist vom Präsidenten Ebert angenommen worden. Dieser hat den bis herigen Reichsminister des Auswärtigen Hermann Müller mit der Neubildung des Kabinetts betraut. M Äa; bedeutet um vberrcdlerlen? In Mögen Wochen wird die Volksabstimmung darüber zu entscheiden haben, ob Oberschlesien weiterhin Deutschland angehüren oder an Polen fallen wird. Was.Oberschlesien an wirtschaftlichen und kulturellen Werten besitzt, verdankt es den Deutschen! Wohl an keiner anderen Stelle in ganz Luropg drängt sich auf so engem Raume eine so vielseitige und hochentwickelte Industrie zusammen, wie hier. An Mter Stelle steht der Steinkohlenbergbau. Das L^rschlesische Steinkohlenbecken hat eine Ausdehnung von LtzOo Quadratkilometer mit einem Kohlenvorrat von 166 Milliarde Tonnen. Im Rahmen des deutschen Gesamtkohlen. Vorkommens von 996 Milliarden Tonnen steht der Ober- schlesische Bezirk an zweiter 'Stelle (hinter Rheinland-West, salm mit 213,6 Milliarden Tonnen). Legt man die jetzige Förderung zugrunde so würden alle,» die in einer Tiefe bis zu 1000 MetE lagernden Vorräte in ObersMesien noch rund 1200 Jahre reichen. Aber auch dann befänden sich in größeren Tiefen immer noch mindestens 23 Mill. Tonnen. Der Wert des, Vorkommen», betrügt, wenn man von dem Dürchschnittsförderwert des Jahres 1919 (53,10 Mark für die Tonne) ausgeht, 8814 Milliarden Mark. Im Jahre 1919 waren 64 Steinkohlengruben vorhanden. Sie förderten zu- sammen 25,7 Millionen Tonnen Steinkohlen, die einen Ver kaufswert, von etwa 930 Millionen Mark darstellten; aus Oberschlesien kommen rund 27 v. H. der Eesamtförderung an Kohlen des Deutschen Reiches. < Daneben gibt es in Oberschlesien — wenn auch in geringer Menge — Eisenerze. Die gesamten deutschen Eisenerzvor räte wurden im Jahre 1910 auf 3,9 Milliarden Tonnen geschätzt mit einem Eisengehalt von 1,3 Milliarden Tonnen. Hiervon kommen auf Oberschlesien 17,8 Millionen Tonnen Erz mit 7,1 Millionen Tonnen Eisen. Der Anteil Schlesiens am deutschen Eesamtvorrat beläuft sich also aus 1,8 Prozent des Gesamteisenerzvorrates. Die Oberschlesischen Erze sind nicht sehr eisenreich. Unter den 16 Eisenerzbezirken Deutsch lands nimmt Schlesien die elfte Stelle ein. Im Jahre 1912 gab es in Oberschlesien 9 Hochosenwerke mit 37 Hochöfen, die zusammen über 5i/z Prozent der Gesamtroheisen-Erzeu gungen Deutschlands im Jahre 1918 hersteltten. Von größerer Wichtigkeit ist Oberschlesien für die Ver sorgung Deutschlands mit Blei, Zink und Silber- Erzen. Diese Lagerstätten befinden sich hauptsächlich in den Muldengräben von Beuthen und Tarnowitz. Die drei Haupterze sind Bleiglanz, Zinkblende und Markasit. Die Pro duktion Oberschlesiens an diesen Erzen ist im Laufe der Jahre erheblich gestiegen. Es lieferte 1912 60 Prozent der gesamten deutschen Produktion an Zink- und Blei-Erzen. Im Jahre 1913 lieferte Oberschlesien 17,4 v. H. der gesamten Welt- erzeugung an Zink. Das Deutsche Reich war daher in der günstigen Lage, nicht nur seinen eigenen Zinküedarf durch die einheimische Erzeugung voll zu decken, sondern darüber hinaus noch sehr erhebliche Mengen an das Ausland abzu geben. Auch bei der deutschen Gewinnung von Nickel, Ko balt- und Wismuterzen, spielt Oberschlesien eine Rolle. Ein eindrucksvolles Bild von der industriellen Bedeutung Oberschlesiens geben nachfolgende Zahlen, über den Weckt der in der Oberschlesischen Montanindustrie im letzten Friedens jahre gewonnenen Produtte. Es betrug in Millionen Mark der Wert der Kohlenförderung 393,7, der Wert der Pro- duktion der Eisen-, Zink- und Bleierzgruben 37,1, der Wert der Produktion der Eisenhütten- und Walzwerke 242,4, der Zinkhütten und Walzwerke 118,0 Millionen Mark. Der Wert der Gesamtproduktion Oberschlesiens belief sich auf 938,7 Millionen Mark. Mit dem Verlust des oberschlesischen Mon tanbezirkes würde also dem Reiche jährlich nahezu 1 Milliarde Mark verloren gehen. i Der Eisenbahnverkehr in ObersMesien machte jährlich 40 Millionen Tonnen Fracht oder 10 Prozent des gesamten deut- schm Frachtverkrhrs aus. Die direkten Abgaben und Steuern, wiesen nach Friedenssätzen jährlich 4 Millionen Mark Ein, nahmen auf. Aus diesen Wertziffern geht hervor die große Bedeutung Oberschlesiens für unser gesamtes Wirtschaftsleben. Sein Ver- lust würde die gesamte Industrie Deutschlands schwer erschüt tern. Darum muß alles getan werden, dem Reiche seine Süd ostmark zu erhalten. Ein jeder, der am Entscheidungstage dazu berufen ist, seine Stimme abzugeben, muß sein Stimm recht ausüben. Er erweist sich und seinem Vaterlande dadurch einen großen Dienst. > ; . > s Für Famtliennachrtchten vormittag» SW kr AUlMMÜm: WÄZWUSL'B Die Geschäftsstelle dArnzeblatte«. Der Rücktritt des Reichsministeriums ist auf die Unftim- migkeiten zurückzuführen, die zwischen der Demokratie und der Sozialdemokratie wegen der Forderungen auf Rücktritt Schiffers entstanden sind. Die Gewerkschaften hatten aus Grund der vor dem Abbruch des Generalstreiks mit den Re gierungsparteien getroffenen Abmachungen gegen das weiter« Verbleiben des. Vizekanzlers und Reichsjustizministers Schiffer im Reichskabinett Einspruch erhoben, und zwar mit der Be gründung, daß Schiffer, der bekanntlich während der letzten politischen Ereignisle in Berlin weilte, sich mit der Kapp- Regierung in Verhandlungen eingelassen und sich für einq Amnestie der Meuterer verbürgt habe. Die Sozialdemokratie vertrat' die Ansicht, daß dem Einsprüche der Gewerkschaften stattgegeben werden müsse, während die Demokraten Schiffer keinesfalls fallen lassen wollten und aus dieser Frage eine Kabinettsfrage für ihre Partei machten. Es soll versucht wer den, ein neues Kabinett zustande zu bringen, das wieder yon den drei alten Koalitionsparteien getragen werden soll. ' i ' * Der Reichspräsident Ebert hat den demokratischen Ab geordneten v. Payer sowie den Führer der Zentrums- fraktion, Abg. Trimborn, zu sich gebeten. Es kann schon fetzt als sicher gelten, daß die Demokraten sich dem Macht- spruch der Gewerkschaften auch in Zukunft unter keiner Be dingung unterwerfen werden. Die demokratische Fraktion ver- ttitt nach wie pqx ihren alten Standpunkt, nämlich, daß niemand sich in Angelegenheiten mischen dürfe, die allein die Fraktion angehen. Es ist zu erwarten, daß es der Ver mittlung Eberts gelingen wird, diese Gegensätze zwischen den Demokraten und den Gewerkschaften aus dem Wege zu räumen. Daß di« Demokraten auf einen Erfolg der Bemühun gen Eberts rechnen, geht daraus hervor, daß die demokra tische Press« bereits die neuen demokratischen Kandidaten für das Kabinett in Vorschlag bringt. Im großen und ganzen ihat es den Anschein, als ob die alten Männer in ihren Aemtern bleiben sollen. Von den Demokraten sollen wieder die Abgg. Koch und Geßler in das Neichskabinett einziehen, während Schiffer wohl kaum mehr für einen Ministerposten in Bettacht kommen dürfte. > > Als Minister des Auswärtigen soll der frühere Minister d«s Auswärtigen, Gras Brockdorff-Rantzau wieder ausersehen sein. Arbeitsminister Schlicke wird dem bis herigen Reichskanzler Bauer weichen müssen; falls dieser ab- lehnen sollt«, will man den Vorsitzenden der Berliner Ge werkschaftskommission L«gien den Ministerposten anbieten. Robert Schmidt soll Reichswirtschaftsminister bleiben doch wird wahrscheinlich das Emährungsministerium wieder ab- getrennt werden. > Vom Zentrum werden genannt: GiesbertS als Reichspostminister, Dr. Bell als Verkehrsminister und Dr. Wirth als Reichssinanzminister. lleber die Besetzung des Reichsschatzministeriums verlautet noch nichts. Die Freitag-Sitzung der Nationaloersammlung ist abgesagt worden. Das Pl«num wird erst zusanimentceten, wenn die Neubildung des Kabinetts vollzogen ish. , M , Lie EruShrung des Ruhrgebiets vor de» Zusammenbruch Köln, 26. 3. Aus dem Industriegebiet wird der „Köln. Ztg." gemeldet: Die Lebensmittelversorgung des Ruh» kohlengebietes steht vor dem unmittelbaren Zusammenbruch, Die Bevölkerung der Städte, insgesamt 4 Millionen Menschen, und die Rote Armee steht an den letzten Vorräten, so daß auch das, was bisher als eiserner Bestand betrachtet werd«» konnte, nunmehr schnell zu Ende geht. ' , Haag, 25. 3. Zu der Meldung über die Ankunft von vket rheinischen Delegierten im Haag erfährt das Korrelponden-- bureau von zuständiger Seite, daß diese Delegierten einä Kommission von rheinisch-westfälischen Städten angehören, welche schon vor längerer Zeit Unterhandlungen zum Zwecke der Lieferung von Lebensmitteln angeknüpft hatten. Da» Korresspondenzbureau fügt hinzu, daß es nicht zu Verhand lungen gekommen ist. § ! l > > > l ! Vertragsbruch der Rote» Armee im Wkste« ! Ankündigung militärischer Maßnahme«. M I Berlin, 26. 3. Die Reichsregierung hat an die Bevölke rung von Rheinland und Westfalen einen Aufruf gerichtet, in welchem es heißt: j Der Anschlag der Reaktion ist zurückgewiesen. Jetzt müssen, wollen wir nicht ganz verelenden, Säat und Wiä» schäft schnellstens wieder in den normalen Stand zurückgeführt werden. Di« jetzt noch im Westen befindlichen Truppen und ihre Führer stehen aus dem Boden der republikanischen De» sassung und haben das Vertrauen der Regierung. Um weitere» unnützes Blutvergießen zu verhindern, haben zwei Ministe» an den Verhandlungen in Bielefeld mit Vertretern aller Pa» teien teilgenommen. Arbeitertruppen haben unter Bruchdes Abkommens die regierungstreuen Reichsweh» I truppen in Wesel angegriffen. Dieser schwere Ve» I trauensbruch muß die schwerste Gefahr für das In dustriegebiet und für das ganze Vaterland heraufbeschwöre». Wir fordern alle besonnenen Arbeiter aus, jede Kampfhandlung einzustellen. Noch jetzt weiterkämpfende Arbeiterkuppen müsse« mit militärischen Mitteln zur Ordnung zurückgebracht werd«. General Walter erklärt dazu für die ihm unterstellte» Offiziere, daß st» fest zur verfassungsmäßigen Regierung stehen. ! i , M M ' M* i I M . M M ! lleber di» - ! s i s > ! i M i i i ! Lage in Sachfen > MM meldet der Amtliche Bericht der Brigade XIX.» ! In Leipzig keine besonderen Ereignisse. Die Waffe» abgabe zeigt nur sehr gering« Ergebnisse. Etwa 500 Gewehr«, wenig Munition und einig« Stahlhelme wurden eingebracht. Die Masse der Waffen ist zuverlässigen Meldungen zufolge nach auswärts verbracht oder vergraben worden. In Crimmitschau hat sich ein zehnküpfig«r, im Gegensatz zur sächsischen Regierung stehender Aktionsausschuß gebildet. Seit Donnerstag wurde die Arbeit wieder ausge nommen. Die Bezahlung der Streittage wurde erzwungen. In Grimma wurde eine bewaffnete Bande von 8 Mann, der es in der Nacht gelungen war, in die Kaserne ein zudringen, nach kurzem Feuergefecht verjagt. Aus seit«» da Truppen gab es dabei keine Verluste. _ , > In Leisni g, Zeithain, Riesa, Vorn» «b Oschatz herrscht Ruhe. ! : ! - > . MM Var -Inlsml uns vir lleber die Haltung des Auslandes, insbesondere England«, gegenüber der Kapp-Regierung ist viel gestritten worden. Von verschiedenen Seiten war mit aller Bestimmtheit behauptet worden, daß englische zivile und militärische Würdenträger mit Anhängern der Kapp-Negierung verhandelt hätten. Jetzt hat im englischen Unterhaus« der Ministerpremier Lloyd George erklärt, daß die Vertreter der alliierten Mächte in Berlin mit den Führern oer Kapp-Regierung in keinerlei Beziehungen gestanden hätten. Der Oberste Rat hielt am Donnerstag nachmittag unter dem Vorsitz Lloyd Georges eine Sitzung ab, in der Eng» land, Frankreich, Italien, Japan und Belgien vertreten waren. Die Besprechung drehte sich um die Ereignisse m Deutschland, die vom Gesichtspunkt« oes „drohenden Bolschewismus" au» erörtert wurden. Lloyd George sagte, daß di« Lage in Deutschland und die bolschewistische Gefahr ihn mit schwerster Sorge erfülle; er fürchte, daß es in Deutschland zu einer offenen Rebellion kommen könne. Er machte die Versamm lung auf die ständig anwachscnde spartanstische Bewegung in Deutschland aufmerksam, die seiner Meinung nach sehr ernst zu nehmen sei. Die Versammlung einigte sich, wi» verlautet, über gewisse Maßnahmen, di« jedoch „vorläufig noch geheimgehalten werden müssen", i i ! l M VkvmnUlL» Erwerbslosen-Kontrolle Dl« Koutroll« da Sn»«v,lol«a findet nächste Woche vor«itt«g» von S-11 Ah» statt. »UO««« gemUmtz-v« den 27. Mär, »so.