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Diese« Blatt erscheint Dienstag« «.Freitag« und kostet vierteljähr lich 10 Ngr., wofür e« durch alle Postanstal- tcn und Buchhandlmt- geu zu beziehen ist. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate aller Art WcMritz-ZcUmlgWW » V Zeitung angenommen. Aus dem Vaterlande. Aus Dippoldiswalde. In voriger Woche wurde bei uns das Haupt-Vogel, und Scheibenschießen ab gehalten. Die Aussichten, für dasselbe waren diesmal sehr trübe, obschon man das Gegemheil hätte erwarten sollen, weil dasselbe wegen des KriegSstandes im vorigen Jahre ausgesetzt wurde. Während früher einige Wochen vorher die Art und Weise der Ausführung ein Gegenstand der Un terhaltung war, während man früher zur Erhöhung der Fest feier mannigfache Veranstaltungen traf, während früher eine besondere Festdeputation sich der Sache besonders noch an nahm, war diesmal eine auffallende Ruhe, ja fast Gleich gültigkeit an den Festtagen bemerkbar. Niemand schien Lust und Neigung in sich zu fühlen, für eine Festfeicr in der früheren Weise thätig zu sein, und als nun noch am Frei tage zuvor ein furchtbares Regenwetter einfiel, da gab man alle und jede Hoffnung für eine ansprechende und fröhliche Feier auf. Bald sollte der Wegfall deS früher üblichen AuS- und Einzuges der Schützen, bald eine nicht angemessene Wirlhschafr in dem Salon, bald noch andere Dinge eine gefällige Festfeier nicht aufkommen lassen. Und siehe da, alle diese und andere Befürchtungen sind nicht eingetreten, baS Fest hat allgemein angesprochen, es ist zahlreich besucht gewesen, und hiesige und auswärtige Gäste haben sich fröh lich und gemüihlich auf unsrer schönen Aue bewegt. Der AuS- und Einzug wurde gar nicht vermißt, und der Weg fall desselben war die Ursache, daß in der Nacht vom Diens tage zur Mittwoche gerade noch ein sehr fröhliches Leben geführt wurde, während früher nach dem Einzüge Todten- stille auf der Aue eintrat. Auch diesmal hatten mehrere GewerbSleute Buden aufgestellt und mit ihren Maaren feil gehalten. Daß dieselben, wie man hört, dabei nicht den frühem guten Absatz gefunden haben, lag wohl mehr in der unzweckmäßigen Aufstellung der Buben selbst. Denn während sich früher daS Publikum auf der sogenannten klei nen Reitbahn vor dem Salon bewegte, zog sich dasselbe dießmal von dort weg und in die Nähe deS Schießhauses. Die geschmackvolle Einrichtung desselben, die Aufstellung eines besonderen Zeltes neben der Laube, und der Umstand, baß in dem Salon eine ganz andere Mirlhschafl zu finden war, als früher, führten jedenfalls diese Veränderung her. bei. Uebrigens wurde das Fest von einem herrlichen Wet ter begünstigt, welches insbesondere manche Auswärtige zu uns geführt haben mag, denen die beiden ausgestellten Pa noramen eine hübsche Unterhaltung gewährten. Die früher übliche Illumination beschränkte sich diesmal nur auf daS SchicßhauS, und sonstige die Festfcier erhöhende Veranstal tungen waren gar nicht bemerkbar. Ja, sogar der Freitanz fehlte, denn eS mußte, obschon ein Podium dazu vorhanden war, doch die Musik bezahlt werden. Daß demnach daS Fest allgemein gefiel und stark besucht wurde, dies haben wir der ausgezeichneten Witterung und der schönen Lage der Aue zu danken, auch mag der Umstand dazu viel bei- getragen haben, daß die Festlichkeiten, welche seit mrhrern Jahren bei Gelegenheit deS Vogelschießens veranstaltet wo» den sind, einen großen Theil deS auswärtigen Publikums zu unS geführt haben in der Hoffnung, auch diesmal wieder einen mannigfaltigen Genuß zu haben. Wir haben daher theilweise an d<m Folgen der früheren Feste gezehrt. Möge man jedoch für die Zukunft darauf nicht zu viel rechnen; Will man daS Fest sich selbst überlassen, zu dessen Erhöhung etwas nicht beitragen, so kann leicht daS Gefühl der Täu schung eintreten, und ist dieses da, so haben wir in kurzer Zeit wieder die früheren ungemüthlichen, unbesuchken Pfingst- schießen. Möge. Vie Schützcngesellschaft dies nicht verkennen und einsehen, daß mit dem Aufhören des Volksfestes auch daS Interesse für ihren Zweck selbst fehlt, denn die Zeil der — Pfingstschießen ist vorbei, ja, es steht zu befürchten, daß solche nach Wegfall der den Schützengesell schaften jetzt noch bis I8L2 verwilligten Benefiziengelver und nach Aufhebung der sogenannten Bürgerkompagnien hier und da vielleicht aufhören dürften. Möge daher die Schü tzengesellschaft für die Zukunft mit eben dem Eifer sich deS Festes annchmen, mit welchem sie jetzt Hand anlegt, um in ihrem Schooße selbst manche Verbesserungen einzuführen. - —e — — Bei dem für unsere, wie auch namentlich die G» birgSgegenden so wichtigen Erwerbs- und Geschäftszweige der Strohwaaren-Flechterei en wird es vielen un serer Leser nicht uninteressant sein, zu vernehmen, daß für die auf der Leipziger Industrie-Ausstellung vom Herrn Kauf mann Reichel Hierselbst ausgestellten Strohgeflechte demselben die Allerhöchste Belobung zu Theil geworden ist, die ihm unlängst durch ein Diplom zugesendet ward. Dresden. Die „Hamb. Nachr." berichten aus Paris, daß Prof. Semper auS Dresden von dort nach Amerika ge gangen ist. Es heißt in dem betreffenden Artikel: „Der Künstler, welcher durch den Van deS Dresdner Theaters sich verewigt hat, und den jede Nation mit Stolz zu ihren besten Söhnen zahlen möchte, zieht verkannt, arm, gebeugt, verbittert, doch mit stolzer Resignation nach Amerika, um dort für seine, in Deutschland zurückbleibende zahlreiche Fa milie als Maurermeister Brot zu verdienen." Politische Weltscha». In Rendsburg hat am 7. August eine Erplosion im Laboraivrium stailgcfunden. General v. Willisen hat sofort eine Bekanntmachung darüber erlassen. Sie lautet: Der commansirende General läßt die Einwohnerschaft Rends burg« benachrichtigen, daß die so eben erfolgte Erplosion nur die Folge einer Entzündung der Pulvervorräthe de« Laboratoriums ge wesen. Die sämmllichcn Pulvcrlhürmc der Festung sind außer Gefahr und außer einigen etwa noch im Laboratoriuni liegenden Bomben sind weitere Erplosioncn nicht mehr zu besorgen. Für den KriegS- zweck ist der erwachsene Schaden ohne jede Bedeutung, nur wenige Menschenleben sind zu beklagen. Die Einwohner Rendsburg« werden aufgefodert, ihre Häuser wieder in Stand zu setzen und sich durch diesen Unfall die ruhige Zuversicht nicht rauben zu lassen, mit der sie allen Ereignissen bisher entgegengcschen haben. Ich kann nicht unter«