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Dresdner Journal : 06.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189709060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-06
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 06.09.1897
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Aresdner Journal »0 Pf Unter „Ett»««!»^ GO, Dresden meneljährNch: O Merk 50 Pf., Sei den Kaifer« lich deulsfien PoftRnftalteu viertel, h rlich» Marl; außer halb de» LeiUfchen Reiche» Poß- und EtemprZuschlag Ernzeiu« Nummern: 10 Ps Gefcheinen: Läglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend» Fernspr.Anschluß Nr LS-L «ntsprvtzender -er»«»»eA«r Künigliche -vdedittm, de» Dresdner Journals Dresden, Zwmgerßr »0 Fernjpr.Anschluß ^Rrir»d. W 20«. 18S7. Montag, den 6. September abends. ÄmtliNnr LtN Ee. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, im Bereicht der fiskalischen Straßen- und Wasser- Bauverwaliung dem Straßen- und Wasser-Bauinspektor Schmidt die Verwaltung des Bezirks der Straßen und Wasser Bauinspektion Döbeln zu übertragen, so wie den Bauinspektor Pietzsch in Dresden zum Straßen- und Wasser-Bauinspektor und den Re- gierungsbaumeister Lindig in Leipzig zum Bau inspektor zu ernennen. Sruennuuge«, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im UefchiftSdereiche de» Ministeriums »erKina»,en. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Hesse und Schubert, zeilher Postassistenle.., al- Oberpostassistenten im Bezirke der Kaiser!. Obcrpoftdirektion zu Tret den. 3» GeschiftSSeretche »e» Ministeriums des Kult»« und -ffentlicheu Unterrichts. Zur Erledigung kommt: die Schulstelle zu Wildenau bet Schwarzenberg. Kollator:. die oberste Schulbehvrde Einkommen: lvüv M Sehalt, 2lkM, für Ueberstunden, 72 M für FortdildungSschulunterricht, 106 M HeizungSgeld, lll M für kirchliche Verrichtungen außerdem freie Wohnung und Gartengenuß. Musikalisch« Bildung nötig Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bi- 20 September an den König!. BezirkSjchulinspektor l)r. Hann- in Schwarzenberg zu richten — Zu besetzen: die zweite stündige Lehrerstelle in GroßvoigtSberg Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen loOV M Gehalt und sreie Wohnung mit Gärtchen. Gesuche sind bis zum 20. September bei dem Königl Bezirks- schulinspektor Schul,at l)r Winkler in Freiberg einzurrichen; — die mit zu erhoffender Genehmigung der obersten Schulbehörde neuerrichtete 2. ständige Lehrerstelle in Gornau bei Zschopau. Kollotor: vaS Königl Ministerium des Kullu» und öffentlichen Unterrichts Einkommen bei freier Wohnung im neuen Schul hause und Gartengenuß »OVO M Gehalt BewerbungSgesuche sind bis zum 20. September an den Königl. BezirkSschulinspektor Schulrat Dachselt in Chemnitz kinzureichen. nichtamtlicher Teil. Als eine bedeutsame Kundgebung zu Gunsten des Friedens müssen die Worte angesehen werden, die zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Könige von Italien in Homburg gewechselt worden sind. Daran, daß der zum Schutze des Friedens begründete Baud zwischen Österreich-Ungarn, Italien und Deutschland noch in voller Kraft besteht, hat zwar ernstlich niemand ge- zwrifilt. Nur diejenigen, denen ter Bund ein Dorn im Auge ist, weil sie ein starkes und mächtiges Deutsch land hassen, also Sozialisten, Franzosen und Engländer, haben sich von Zeit zu Zeit — ohne freilich selbst daran zu glauben — vorgeredet, daß der Bund in den letzten Zügen liege. Aber dennoch werden die klaren, krastbewußten Worte, in denen zwei der verbündeten Monarchen vorgestern zu der Weit gesprochen haben, ihre Wirkung nicht verfehlen, und zumal bei uns-rn westlichen Nachbarn nicht, die sich in den thörichten Glauben hineingeredet hatten, daß vor der Alliance mit Rußland, um deren Anerkennung sie jahrelang gebeten und gesteht hatten, die übrigen Nationen er zittern müßten. Es ist auch ein charakteristisches Zeichen, daß die beiden Vertreter der Dreibundstaaten ihre bedeutsamen Worte an demselben Tage gesprochen haben, an dem die französische Regierung durch ihre Organe erklären lassen mußte, sie werde sich mit aller Energie der Ver öffentlichung des russisch französischen Allianzvertrages widersetzen. Ohne jede Einschränkung ist der Bündnis vertrag der Drechundstaaten der Oeffentlichkeit übergeben worden; an der Seine aber muß man aufs Aengstlichste bemüht sein, jedes Bekanntwerden des Allianzver trages mit Rußland zu verhindern, entweder weil man überhaupt gar keinen richtigen Vertrag besitzt, oder weil dessen Bekanntgabe der Nation zeigen würde, daß sie irrcgesührt w.rd. Man hat ihr vor- Luuss und Wissenschaft. Eine neue komische Oper. Heinrich Zöllner, welcher sich auf dem Gebiete der Oper schon bekannt ge macht hat (wir erinnern nur an sein Musikdrama „Faust" wie an seine beiden im Kriege von 1870 spielenden Opern „Bei Sedan" und „Der Überfall"), begiebt sich mit seiner neuesten dramatischen Produktion, dem „hölzernen Schwert", auf da« Gebiet der feinen komischen Oper. Das Libretto, vom Komponistm selbst geschrieben und einem wirklichen Vorkommnis nachgebildet, hat kurz folgenden Inhalt: König Heinrich IV von Frankreich will einmal das Leben und Treiben seiner Soldaten „außer Dienst" beobachten und begiebt sich, als einfacher Reitersmann ver kleidet, in das „Stammlokal" seiner Leibdragoner, den „roten Ochsen" in Paris Dort findet er auch bald eine fröhliche Gesellschaft, untermischt mit Zigeunern, welchen letzteren ein Dragoner, Jean Gautier, ftir ihre Gesänge und Tänze freigebig Geld spendet Als sich der Schwarm zerstreut hat, sucht der König Jean» Vertrauen zu ge winnen und zu ergründen, wieso er jetzt, da der Löhnung«- tag doch schon fern liege, über so gute Barmittel verfüge In der Weinlaune entdeckt Jean dem unerkannten König sein noch niemand mitgeteiltes Geheimnis: wenn er einmal recht abgebrannt sei und nötig Geld brauche, so wandere die mit Gold eingelegte Klinge des Paradesäbel« in da« Pfandhaus So? fragt der König — was steckt aber in zwischen anstatt de« Stahle« in der Scheide? — Der ver schmitzte Jean erwidert: derweilen hängt am silbernen Schwertgriff ein — hölzernes Schwert! — Und da« ist auch jetzt der Fall? fragt der König „Ich fühlte nach Gelde ein starke« Verlangen — drum ruht in der Scheide, sittsam und schweigend, da« hölzerne Schwert" — ist Jeans Antwort Am nächsten Morgen wird der erste Zug der Leibdragoner schon um 5 Uhr wach getrommelt geredet, oder wenigstens durch geheimnisvolle Ge beiden angedeutet, der Hilfe des russischen Alli ierten sicher zu sein bei Vollbringung jener Großthaten, zu deren Ausführung man allein nicht die Kraft und den Mut besitzt, und in Wahrheit denkt der Alliierte gar nicht daran, diese abenteuerlichen Pläne zu fördern. TaS ist ein bedeutsamer Unterschied zwischen den beiden Allianzen! Und darum auf der einen Seite Klarheit und Kraft bewußtsein, auf der anderen GeheimniSthuerei und phrasenreiche Worte! Im Nachstehenden sei der Wortlaut der von den beiden Monarchen gewechselten Trinkfprüche mitgeteilt. Se. Majestät der Kaiser sprachen Folgendes: „Mein lieber Wittich! Ich freue Mich, daß Ich Ihnen vor den Königlichen und Durchlauchtigsten Säften vollste An. erlennung zu dem heutigen Tage und damit Meine Anerkennung dem ganzen Corps au-fprechen dars Ich freue Mich, e» fagen zu können, daß der heutige Tag in feinen Leistungen auch nicht im geringsten zurücksteht hinter dem Tage, an dem vor fo viel Jahren tos CorpS vor Meinem fcligen Großvater, Meinem teueren Bater und dem seligen Großherzog vorbeidefiliertr Ich danke Sr Königl. Hoheit dem Großherzog für die schöne Divi sion, die er vorgesührt hat, und Ich freue Mich ihn an der Spitze der schönen Truppen zu sehen, die so Großes unter seinem Bater geleistet haben. Eine hohe Ehre ist dem CorpS zu teil geworden dadurch, daß an der Spitze eines seiner Re gimenter reitend, Se. Majestät der König Humbert von Italien dasselbe vorgeführt hat. Ew Majestät! Mein Heer dankt Em Majestät von ganzem Herzen für die hohe Ehre, die ihm dadurch zu teil geworden Aber nickt nur Mein Heer, sondern das gesamte deutsche Baterland begrüßt in Ew. Majestät den hohen Fürsten, den innigen Freund, Meines veistorbenen Balers, den treuen Verbündeten, dessen Hierherkunlt von neuem Uns und der Welt zeigt, daß unerschütterlich und fest das Baad des Dreibundes besteh», der im Interesse des Friedens gegründet wurde und je mehr und je länger, desto fester und inniger in dem Bewußt sein der Bölker Wurzeln schlagen und Früchte tragen wird. Ich heiße zugleich im Namen Meines Boltes in tiefster Tank- barleit die hohe Königin willkommen, die es nicht verschmäht hat, au- ihrer Ruhe und ihrer der Kunst und Litteiaiur ge widmeten Thätigkett herzukommen, um hier mmitteu des Feld lagers unseren Soltaten ihre holde Erscheinung zu zeigen. Euere Majestät sind unS Deutschen ganz besonder- lieb und wett, weil Sie gleichsam das Ebenbild des hohen Gestirne- sind, auf da- Ihr Volk und Baterland vertrauend blickt, weil der Künstler, der Weise, der Musiker, der Gelehrte stets freien Zutritt zu Euerer Majestät haben und weil unter dem Schatten Euerer Majestät so mancher Deutsche seiner Wissenschaft leben und so mancher Kranke feiner Genesung im schönen, sonnigen Süden entgegensetzen kann. Bon ganzem Herzen heiße Ich Sie Beide willkommen und rufe mit Meinem tt. Corps auS: Ihre Majestäten der König und dir Königin von Italien Hurra! Hurra! Hurra!" Se. Majestät der König Humbert erwiderten in französischer Sprache Folgendes: „Ich danke Euerer Majestät von ganzem Herzen in Meinem Namen und im Namen der Königin für dir l»rbrnswürligen Worte, welche Euere Majestät soeben an UnS gerichtet und für den so herzlichen Empfang, welchen Euere Majestät UnS be reitet haben. Ich war glücklich, die freundliche Einladung Euerer Majestät annehmen zu können, um Euerer Majestät hier laut Meine Gefühle au-zudrücken und von neuem Zeugnis ab zulegen für die zwischen Unseren Regierungen und Unsern Staaten bestehenden Beziehungen herzlicher Freundschaft und Allianz Ich bin Euerer Majestät dankbar, Mir Gelegenheit geboten zu haben. Euerer Majestät tapfere Truppen zu be wundern und das schöne Regiment zu begrüßen, zu dessen Ches Mich zu ernennen Euerer Maiestät erlauchter Großvater vor 25 Jahren Mir die Ehre erzeigt hat. Euere Majestät haben Sich eine edle Aufgabe gestellt, indem Sie Ihre beständigen Anstrengungen der Erhaltung deS Frieden- in Europa widmen. Die Erhaltung dcS Friedens durch di« Einigkeit und den ein mütigen Willen der Regierungen ist — wie Euere Majestät wissen — auch Mein heißester Wunsch. Ich werde immer glauben, der Mission Meine-Lande- treu zu bleiben, wenn Ich der Bollendung dieses größten und für da- Glück der Bölker und die Fortschritte ter Zivilisation heilsamsten Werke- Meine loyale Unterstützung leihe. Mit diesen Empfindungen, mit festem Vertrauen in die Zukunft trinke Ich aus die Gesundheit Euerer Majestät, auf die Gesundheit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und aus die Gesundheit der ganzen er lauchten Familie Euerer Majestät." — Im Anschlusse hieran geben wir roch der nach stehenden Betrachtung der „Hamburger Nachrichten" über das Verhältnis Italiens zu Deu tfchlandRaum: Bon neuem begrüßt Deutschland das italienische Königspaar auf feinem Boden Tiefer Reife der e lauchten Gäste unjeres Kaijers — alle« soll sofort in Paradeuniform antreten Der König ist kaum erschienen, als er auch schon den Neben mann Jean«, den Dragoner Lambert, der den König am gestrigen Kneipabend in ungehöriger Weise imi tiert hat — vor die Front treten läßt Der Rock wird ihm vom Leibe gerissen — er muß niederknien „Und du dort, Dragoner" (Jean wird hervorgerufen) „ziehe dein Schwert und schlage dem Verbrecher das Haupt vom Rumpfe!" Jean wird es sehr ungemütlich zu Mute; erstens hat er noch nie Enthauptungen vorgenommen, und zweiten« ist eine solche mit einem hölzernen Säbel selbst für einen dilettierenden Scharfrichter ein höchst schwierig auszuführendes Kunststück Er verlegt sich also aus Aus reden, aus Bitten — er könne doch keinm Kameraden hinrichten, der offenbar unschuldig sei. Der König wird scheinbar sehr zornig und erklärt ihm, wenn er nicht sofort dem Befehle nachkäme, müße auch er sterben Da in der höchsten Not kommt dem lustigen Jean ein rettender Ge danke; in scheinheiliger Verzweiflung sinkt er auf die Knie und ruft: Himmel, lasse ein Wunder hier geschehen, damit der große Name des König« in der Geschichte nicht durch einen Mord entweihet werde! Lasse den Stahl de« Schwertes an meiner Seite sich wandeln in Holz — in schnöde« Holz!" Und siehe da! Au« der Scheide zieht der leichtsinnige Jean in tiefster Ergriffenheit — ein hölzerne« Schwert! „Ein Wunder! ein Wunder ist geschehen!" rufen Offiziere, Soldaten und Volk durcheinander — König Heinrich IV aber muß sich selbst eingestehen, daß er zum ersten Mal in seinem Leben von einem andern übertrumpft worden ist. Das zweite Wunder, da« da« hölzerne Schwert wieder zu einem stählernen zurückverwandelt, wird dann durch eine dem lustigen Jean gespendete Börse de« König« bewirkt — Neben diesem Kern der Handlung laufen mehrere Fäden, z B der LiebeShandrl zwischen Jean und der Wirtstochter aus dem „roten Ochsen"; e« giebt da Ge sänge, Tänze und Prophezeiungen der Zigeuner, lyrische Partien der „Lisette" sowie da« Lied „Komm' Aurore", ist in der italienischen und zum Teil auch in der französischen Presse eine erregte Diskussion vorangegangen. In der Ihat ist sie ein Strich durch die Rechnung aller Derjenigen, welche den Dreibund bereits als aufgelöst betrachteten und eine gegen Deutfchland gerichtete Allianz zwischen Italien und Frankreich Heraufziehen sahen Ihnen ist nicht «inmal der Trost geblieben, daß es sich nur um einen Höf- lichkeitsakt ohne jede politische Bedeutung handele; denn die Thatsache, daß König Humbert von fernem Minister des Aus wärtigen begleitet ist, beweist da» Gegenteil Die öffentliche Meinung in Deutschland hat der hitzige Streit in den italie nischen Blättern sehr kühl gelaffen. Man ist es ja gewohnt, daß die italienischen Franzofensreunde besonders seit dem Sturze CrispiS den Mund sehr voll nehmen; das ändert aber nichts an der Überzeugung, daß es in Italien keinen einzigen regierungsfähigen Staat-mann giebt, heiße er, wie er wolle, der aus den Dreibund verzichten möchte. Wenn es eine Möglichkeit giebt, unbeschadet der durch diesen Bund übernommenen Verpflichtungen das Berhältnis zu Frank reich zu bessern, d. h, praktisch gesprochen, die noch rmmer schwer darnieder liegenden Handelsbrziehungen zwischen den beiden „Schwesternaiionen" wiederhrrzustellen, fo würde «ine gewiffenhasi ihre- Amtes waltende italienische Regierung diese Möglichkeit nicht unbenutzt lasten dürfen Eine „Versöhnung" mit Frankreich aber, die um den Preis de- Austritts au- dem Dreibunde erkauft würde, wäre von feiten Italiens die Bankerott erklärung feiner Großmacht-Politik Diese nüchterne Erkenutni- ist in Italien selbst so überwiegend, daß die frankophilen Schreier, deren Lärm ohnehin im umgekehrten Verhältnisse zu ihrer Zahl und noch mehr zu ihrem politischen Einfluß fleht, sie nicht zu erschüttern vermögen Sie werden darum freilich in ihrer Anfeindung des Dreibundes nicht nachlassen, und eben jetzt wird ihnen dazu gerade von Deutschland aus eine will kommene Handhabe geboten. Letzteres begründet das Blatt mit den folgenden, an die Adresse des Zentrums gerichteten Be merkungen: Der in Landshut tagende Katholikenkongreß Hot seine übliche Resolution für Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papsttum- gefaßt. Diese alljährlich wiederkehrende „Ihat" unserer Ultramontanen hat den deutsch- und drei- dundseindlichen Elementen in Italien schon immer Gelegen- beit geboten, sie für ihre Zwecke au»zubeuten, wievielmehr im gegenwärtigen vugeublicke! J.tzt muß die Resolution geradezu eine persönliche Heraussordemng des Monarchen dar stellen, dessen allbelannter Wahlspruch tiowa lutuv^ikile ist, und unsere aufrichtigen Freunde rn Italien werden kaum in der Lage sein, diese Auffassung zu bekämpfen Um so mehr ist eS Pflicht der deutschen Prcsie, mit einer scharfen Verurteil ung des Landshuter Beschlusse- nicht zurückzuhalten. E- war schon in früheren Jahren nicht wohlgethan, die in Rede stehende Resolution der «attzolikentage als ein bedeutung-loles Beginnen zu behandeln Die Forderung der Wiederherstellung der welt lichen Souveränetät des Papstes ,st der Versuch einer tiefgrei fenden Umgestaltung der aktuellen politischen Verhältnisse «>ne- un- verbündeten Staates, und dieser Versuch wird in Deutsch land unternommen von erner Partei, welche im Reich-tage die Situation beherrscht und sich leider nicht selten als eigentliche Stütze der Regierungspolitik geberdrn dars! Freilich, der dies malig« Begründer der Resolution, Hr Porsch, hat erklärt: „Er ist eine Unwahrheit, daß wir den Krieg fordern; auch wünschen wir leine Störung des Dreibundes, wir haben dies wieder holt zurückgewiefen." Das letztere ist richtig, aber da« Argument wird durch die Wiederholung nicht über zeugender, und zwar um so weniger, wenn der Redner un mittelbar vorher auSsührt, daß Europa, wie das Beispiel von Kreta beweise, mit Lem Nichtinterventionsprinzip gründlich gebrochen habe. Das heißt doch nicht- andere-, als Europa soll sich in Italien eiumifchen und dem Papste die weltliche Herrschaft zurückgeben. Zu behaupten, daß eine folche Inter vention nicht gleichbedeutend sei mit Krieg und einer Spreng ung de- Dreibünde-, ist entweder Heuchelei oder eine Naivität, welch« politisch urtell-sähigen Männern nicht gestattet ist Da» einzige, was zur Entschuldigung dieser Resoluiionsdemonstra- tionen gesagt werden kann, ist, daß ihre Urheber an eine ernste Wirkung derselben überhaupt nicht glauben . . . Selbst im allergünfiigstcn Falle indes charakterisiert sich diese dem König Humbert gewissermaßen zur Begrüßung entgegengeschleuderte Resolution als eine Taktlosigkeit, die man der „führenden" Partei im Reichstage hoffentlich nicht vergeffen wird. Da- trutsche Volk begrüßt mit den aufrichtigsten Gefühlen ehr furchtsvoller Freundschaft den «rhabenen Herrscher, der im vollsten Sinne den Gedanken der italienischen Einheit in sich verkörpert Seit König Humbert zum letzten Male in Deutsch land geweilt hat, sind harte Prüfungen über sein Land dahin gegangen: Kriegsunglück, revolutionäre Erhebungen und Er scheinungen im GeschafiSleben, welche auf die öffentliche Moral in einzelnen Landerteilen und B«völkerung»sch>chten ein uner freuliche- Licht warfen. Tie Sumpathien Drutschlands sind dadurch nicht gemindert Man hat so ost von der Gleichheit der Schickiale zwischen Deutschland und Italien gesprochen. Sie war in der Ihat vorhanden in der beiderseitigen staatlichen Zerrissenheit und in der fast gleichzeitigen, durch mannigfache Wechs.lwirkung bedingten Helstellung der nationalen Einheit dessen Dichtung in der That von Heinrich IV. von Frankreich herrührt rc. — Es heißt, daß in der Musik Humor stecke und daß das Orchester, wenn auch polyphon, so doch äußerst zart behandelt sei Die dickflüssige In strumentation mancher neueren Oper habe Zöllner ganz und gar vermieden. Trifft da« zu, so wird bei dem außerordentlichen Mangel an komischen Opern die knapp gehaltene, den halben Abend füllende Musikkomödie Heinrich Zöllners den Bühnen sicherlich sehr willkommen sein. Die Königl Hofoper in Berlin wie auch das Leip ziger Stadttheater werden da« Werk noch im Laufe diese» Herbstes zur Aufführung bringen * Im Deutschen Volksthcater in Wien ist das Schau spiel „Zwei Welten" von M Brociner vorgestern erst malig gegeben worden Die „N Fr Pr " schreibt darüber: Brachvogel, ein geborener Dramatiker, den das Bedürfnis zwang, Romane zu schreiben, machte den ersten Entwurf derselben in dramatischer Form, Marco Brociner, der sich in Wien rasch eine angesehene schriftstellerische Stellung gewann, schlägt die umgekehrte Richtung ein, regelmäßig gelangt er auf dem Umwege der Erzählung zur Bühne Auch die „Zwei Welten" waren urfprünglich eine Novelle, und zwar eine von stimmungsvollem Reiz. Sie hieß „Doktor Hamlet" und erzählte die Geschichte eine» Nihi listen, welchen ein politische» Verbrechen um das Glück seiner Liebe bringt Ein weiblicher Dämon hilft die» bewerkstelligen, einer jener Abkömmlinge au« dem sagen umsponnenen Kolchi», aus da« so viel poetische Motive weiblicher Eifersucht zurückführen Brociner setzt dieselben in den Gegensatz der Welt des Abendlande» und der de» russischen, halb asiatischen Gefühlsleben». Auch Sardou that die» bekanntlich rn der „Feodora" mit all' seinem theatralischen Geschick Brociner hat dem nämlichen Kon traste in „Doktor Hamlett' neuen Reiz abgewonnen und mit ein Stück Wiener Leben in seine Erfindung einge- sponnen Wir finden in dem neuen Schauspiele gute Aber die Arbtit, welch« dann d«» gettnten Italien- harrt«, war ungltich schwieriger al- die de- Deutschen Reich«- Ein« Mißwirtschaft, wi« vir. unter welcher die große Hälfte der schönen Halbinsel verkommen war, haben wir in deutschen Landen nie gekannt Diese Jahrhunderte alten Wunden zu heilen, war eine um so härtere Aufgabe, al- der Kapital reichtum verhältni-mäßig gering war, der Einführung moderner Grotzlnduftne der Mangel an Kohle entgegenstand und die landwirtschaftliche Produktion durch die allgemeine Weltkrise und besonder- durch die Abschließung Frankreich- gegen die italienische Einfuhr schwer geschädigt wurde Unter solchen Umständen ist eS kaum zu verwundern, daß die Entwickelung des jungen Königreiche- manch« Mißerfolge und Verirrungen zu verzeichnen gehabt hat Aber die tapfere Au-dauer, mit welcher da- italienische Volk über alle- Mißgeschick hinweg die Bahn verständigen Fortschritte- weiter verfolgt, giebt die Gewähr, daß e- seiner großen geschichtlichen Aufgabe vollauf gerecht weiden wird. E- liegt in den realen Interessen be gründet, daß ihm Deutschland- Freundschaft dabei nicht fehlen kann First Bismarck ist heute der gefeiertste Mann bei unseren Frei sinnigen. Vergessen ist der arrogante Hohn, mit dem man den Altreichskanzler überschüttet hat seit Jahr zehnten, vergessen der Widerstand, den man jeder politischen Maßnahme des im Amt Befindlichen entgegengestellt, die Geringschätzung, mit der man die Worte des Privatmannes Bismarck behan delt hat- Und das alles ist die Folge da von, daß Fürst Bismarck einem Herrn Witt- kowsky-Harden gegenüber überaus bittere Worte über die konservative Partei und ihre Vertreter in den Parlamenten hat fallen lassen. Als ihren mächtigen Bundesgenossen im Kampfe gegen die Ordnungs parteien bei den bevorstehenden Wahlen begrüßen die demokratischen Organe heute den Fürsten Bismarck. Er muß sich gefallen lassen, der „getreue Eckart" genannt zu werden von einem Blatte wie der „Vossischen Zeitung", dem Organe des philisterhaften Freisinns, über dessen Beschränktheit und Kurzsichtigkeit Fürst Bismarck ge lacht hat sein Leben lang, den er bekämpft hat mit allen seinen gewaltigen Kräften! Was den Fürsten Bismarck veranlaßt hat, für den Frnsinn Waffen zu schmieden gegen die stärkste Ordnungspartei, während in dem dem Fürsten nahe stehenden politischen Blatte beinahe täglich dem festen Zusammenschlusse aller Parteien der Ordnung gegen die Demokratie dar Wort geredet wird, das entzieht sich der Kenntnis. Daß nicht bloß die beklagenswerte Verbitterung, in der sich der Fürst befindet, der Grund zu seinem Verhalten sein kann, liegt auf der Hand. Andere schwerwiegende Gründe müssen ihm seine Worte in den Mund gelegt haben. Vielleicht erfährt man bald Näheres über sie. Daß die betroffene Partei schmerzlichst berührt ist durch die gegen sie erhobenen Vorwürfe, ist nicht schwer zu erklären. So schreibt daS leitende konser vative Blatt, die „Kreuz-Zeitung" folgendes: Mit Bedauern müssen mir neuer Äußerungen dcS Fürsten Bismarck erwähnen, aus denen hervorgeht, daß sich feiner eine große Mißstimmung über die konservative Partei be mächtigt hat. Die Behauptung, daß die konservative Partei von der „Fraktion-streberei besonder- leicht verseucht werde," und der Satz, er hätte „viel eher mit Herrn Richter paktiert als mit den Freunden der Nathusiu» - Ludom und Konsorten" zeigen in ihrer beleidigenden Pointierung eine solche Animosität des Altreichskanzlers gegen die konservative Partei, daß eS ichw r ist, eine Erklärung dafür zu finden. Nirgends ist der Fürst mehr verehrt al- von den Konfer. ativen Zeinen ältesten Sohn, der parlamentarisch „wild" ist, hat man aus dem konservativen Par- teitagezu Dresden al-ersten sprechen lassen — nur dem Namen Bismarck zu Ehren. Und das ist der Dank aus F-iedttch-ruh ? Der Fürst scheint verärgert zu sein, und wohin er zielt, zeigt u. a die Bemerkung über die „neu in Mode gekommene Reisc- politik" unzweideutig genug Für den Zuschauer im Parterre sehen sich die Dinge aber anders an, als wenn man praktische Politik treibt Sicher ist die „National-Zeitung" nicht untere Freundin; aber wir mußten ihr recht geben, al» sie ein mal hervorhob, es müsse doch regiert werden Weil Fürst Bismarck nicht mehr am Ruder ist, kann doch die ganze RrichSmaschine nicht stille stehen, und ebensowenig ist von der konservativen Pattei zu verlangen, daß sie sich deswegen in ein Acktilleszelt zurückziebt. Die konservativen Abgeordneten haben auch eine moralische Verantwortung, und die kann Charakteristik und eine schöne leben-warme Sprache, die namentlich in den ersten drei Akten den Eindruck erhöhen Freilich erscheint da» Grelle der Handlung in dem Lichte der Bühne noch greller, aber die Darstellung vermöchte hier zu mildern, denn das Stück hat eine Reihe von wirksamen, leicht zu beherrschenden Rollen, nach denen gute Schauspieler gewiß gerne greifen werden Im Volk«- theater kam nur eine von ihnen durch Hrn Christians zu einiger Geltung * Gestern wurde in Leipzig der X. Verbandstag de» Deutschen Schriftsteller-Verbände» eröffnet Ein Empfangsabend, der vom Landesverband Sachsen- Thüringen veranstaltet war und reiche gesangliche und musikalische Genüsse bot, leitete die Veranstaltungen ein Hr vr Mar Lange, Vorsitzender de» Landesverbandes Sachsen- Thüringen, und Hr R Redlich hielten Ansprachen Heute vormittag begannen die geschäftlichen Verhandlungen. * Die Meininger Hofkapelle wird unter Leitung de» General-Musikdirektor» Fritz Steinbach im kommenden Winter eine größere Kunstreist in Deutschland unter nehmen * Daß die französisch-russische Allianz aus alle Zweige de» Handels, der Industrie und der Kunst Frank reich« von nicht zu unterschätzendem Einfluß ist, braucht wohl nicht erst nachgewiesen zu werden Auf dem Gebiete der Kunst haben die früheren Ereignisse schon wiederholt einen Anstoß zu erhöhtem Schaffen ge geben Dem Zarenbesuch im letzten Oktober ist eine Aus stellung zu danken, die jetzt in der bekannten Gemälde galerie von Durand-Ruel in der Rue Le Peletier in Paris stattfindet Sie umfaßt etwa achtzig Kunstblätter, die ein Album bilden, da« di« Departementvereine der französischen Hauptstadt dem Zaren und der Zarin zur Erinnerung an ihren Aufenthalt in Frankreich dem-
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