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Ul Bezugsbedingungen: »i .v»»f)«ttun«-woch««t>« WchmMi,- » Uhr mV ixm vat»m d<» fol«««d«» «W» «, »«M»»«rd»hr lxv^l 1« Mart Mtt.ljührlich<>h«r b0 PI«. f,r l«d«, Monat, vi« «st p« b«;kh«i, dnrch dir kaiserlichen sManstalt«, di« canübriefträger und durch Voten, »et freier Lieferung in» ksaur erhedt »t, poft noch di« 2ust«lIung»g«dlU,r von « Pf«. I^e-ramm-Kdr.: vorfzeitung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mü det Vellage: „Illustrierler Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Nmtshauptmannschaften Vresden-Nltstadt und Dresden-Neustadt, für das Kgl. Amtsgericht Dresden, die Kgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeuls rinzeigen-Preise: vi« «t»spaltige 5«tle IS Pf-., unter „«in«esandt- tv Pf« Nnreiuen.aniuchin« «rfol«t di, «t»a«, i: Uhr. - unnahmeftelle» sind: Unser« »«IchLP-MI«. Nein« Meidner GaA Nr. 4, 5nvalld«ndank, Kaalenstein «rvoqlrr, Und. Mo«,. L. L. Vaud« L Lo. in Leipzta, Frankfurt a. M; E llohl in Uesselodor,; knoo Müchler in ttdtzsch«^. broda, Dito VÜttici, in »«ttzrnüorf, hu«« H-ch in Leubnitz-Neuostra. EmimÄlau in Uadedeul.Ru«. Drimm in Vrr»d«n.l0iikfnttz, Frt^rich kincher» in Lossedaudo, Vtto Uunaih in «otta. IN^ Leurtch in Losch wi«. Lelephon: vrerden, llr. 3916. Nr. 204. Dresden, Sonnabend, den 2. September 1905. 67. Jahrgang. Da- dteueste. In der Kamenzer Mordsache verlautet, daß die Beweise gegen den verhafteten Glasmacher Linke nicht sehr belastender Art sind. Kaiser Wilhelms Anteil an dem Zustande kommen des Friedens im russisch-japanischen Kriege ist nach den neuesten Mitteilungen ein ganz erheblicher. Die in Sofia ausgebrochene Ministerkrisis ist bereits wieder beseitigt. Tie Lage im Kaukasus ist recht kritisch. Kosaken belagern die Dörfer und metzeln die Armenier nieder. Im russisch-japanischen Kriege soll ein so fortiger Waffenstillstand eintreten. Die russische Regierung veröffentlicht eine amtliche Darstellung der Friedensverhand lungen. T e d a n. An Deutschlands große Zeit erinnert der heutige Sedantag — an die große Zeit von 1870/71, welche ganz Deutschland einig sah und mit Blut und Eisen ein großes, einiges Deutsches Reich schuf. Zwar lassen sich immer wieder Stimmen hören, die uns das Feiern dieses großen Tages verwehren möchten. Doch es wäre schnöde Undankbarkeit, wenn das deutsche Volk je diesen Tag, auf den sich seine ganze nationale Größe gründet, ohne Feier Vorbeigehen ließe. Nein, gerade unserem Heranwachsenden Geschlecht, das jene große Zeit mit ihrer gewaltigen Begeisterung nicht miterlebt hat, tut es not, daß man es an die Großtaten der Väter erinnere, damit es nicht vergesse, daß das, was es jetzt besitzt, kämpfend und blutend er statten worden ist. Die Freude am Reich, am geeinten Deutschen Reich, das ganze Generationen heiß ersehnt haben, ist in unseren Tagen im Schwinden begriffen. Kritik- und Nörgelsucht ist auch in die Reihen der Vaterlands freunde eingedrungen und hat die großen Gesichtspunkte und die hohen Ziele, die einzig und allein, wenn es sich um das Wohl des Reiches handelt, in Betracht kommen dürfen, aus den Augen gerückt. Darum ist es dringend nötig, daß wir Sedan feiern. Eine rechte Sedanfeier lenkt ja den Blick von den Kleinlichkeiten und Verdrießlichkeiten der Gegenwart weg und hebt ibn auf die hohe Warte großer ge schichtlicher Erinnerungen, bei denen das Herz weit wird und die Liebe zum Vaterlande erstarkt. Die Wunden, welche der Krieg von 70/71 ge schlagen hat, sind zum größten Teile vernarbt, aber am Leibe unseres Volkes sind neue tiefer gehende Wunden entstanden, jene großen sozialen, sittlichen und religiösen Schäden, die unser Volk ins Unglück stürzen werden, wenn sie nicht bald geheilt werden. Möchten ihm treue Helfer erstehen, die seine Schäden heilen, und möchte der Sedantag mit seinen großen Erinnerungen vielen treuen Patrioten Mut machen, das große nationale Rettungswerk allen Enttäuschungen zum Trotz immer wieder mit Eifer und Freudigkeit aufzunehmen. Rückschau über die Geschichte des russisch-japanischen Krieges. Die Einigung der Friedensdelegierten Japans unst Rußlands, die nach wochenlangem Diplomatenkampfe am grünen Tisch zu Portsmouth das Friedensdokument unterzeichneten, hat endlich der atemlosen Spannung, mit der die ganze Welt das blutige Ringen der beiden kriegführenden Mächte verfolgte, ein Ende gesetzt. An Stelle de» Berichterstatters, der in fliegender Eile das verwirrende Jneinandergreisen der Ereignisse zu regi strieren hatte, tritt nunmehr der Historiker, der mtt klarem Blicke diese- gräßliche Kapitel der Weltgeschichte von der ersten Regung der Feindseligkeiten bi» zu dem er lösenden Ausklang des Friedens wie ein mtt unerbitt licher Konsequenz aufgedaute» Drama überschauen und kommentieren soll. Ein tabellarischer Uederblick über die Geschichte de- Kriege» dürfte im gegenwärtigen Augenblick von allgemeinstem Interesse sein: 6. Februar 1904: Abbruch der diplomatischen Ver handlungen durch Japan; 8. Februar: Nächtlicher Tor pedoüberfall des Admirals Togo auf die im Hafen von Port Arthur verankerte russische Flotte, schwere Be schädigung mehrerer Panzerschiffe; 9. Februar: Erstes Bombardement der Japaner gegen die russische Flotte und die Küstenbefestigungen von Port Arthur, neue Havarien der Russen, Seegefecht von Chemulpo an der koreanischen Küste, Admiral Uriu attackiert den Kreuzer „Warjag" und das Kanonenboot „Korajez", die dann von den Russen selbst versenkt werden; l0. Februar: Die Landungen japanischer Truppen auf Korea, bei Ehemulpo und Gensan beginnen; 24. Februar: Erster Branderangriff der Japaner auf den Hafeneingang von Port Arthur; 7. April: Landung der Japaner in der Aalumündung, Beginn der Kämpfe um den Flußüber gang; 13. April: Untergang des „Petropawlowsk" und Tod des Admirals Makarow; 28. April: Beginn des Rückzuges der Russen vom Aalu; 1. Mai: Schlacht bei Kiulientscheng jenseits des Aalu, Rückzug des General- Sassulitsch gegen Fönghwantschöng; 30. Mai: Schlacht bei Wafangkou, Niederlage des zum Entsätze Port Arthurs südwärts marschierten Generals Stackelberg; 23. Juni: Seeschlacht vor Port Arthur mit nachfolgender nächt licher Torpedoattacke der Japaner, schwere Havarien der Russen; 27. Juni: Eroberung des FönschuilinpasseS durch die Japaner ; 10. Juli: Unglückliche Gefechte der Divi sion Rennenkampf; 17. Juli: Niederlage des Generals Grafen Keller im Motienlinpaß; 3l. Juli: Gefechte bei Tomutschöng, Tod des Generals Grafen Keller im Fönschuilingebirge; 10. August: mißglückter Ausfall des Port Arthur-Geschwaders, Zersprengung der russischen Flotte, Tod des Admirals Witthöfft; 14. August: Niederlage des Wladiwostok-Geschwaders am Nordeingange der Koreastraße; 23. August: Be ginn der Schlacht von Liaujang; 1. September: Rück zug der Russen auf der ganzen Linie von Liaujang; 6. September: Kämpfe um Jantai, Niederlage des Generals Orlow; 2. Oktober: der historische Armee befehl des Generals Kuropatkin mit der Ankündigung der Offensive; 10. Oktober: Beginn der Schlacht am Schaho; 16. Oktober: Eroberung des Putilowhügels durch die Japaner; 19. Oktober: Ende der Schlacht am Schaho, Rückzug der Russen; 30. November: Er oberung des 200-Meter Hügels durch die Japaner; 2. Dezember: Vernichtung der im Hafen von Port Arthur eingeschlossenen russischen Schiffe durch das Bombardement der Japaner vom 203-Meter-Hügel aus; 14. Dezember: Tod des Generals Kondratenko in den Kasematten von Port Arthur. 1. Januar 1905: Fall von Port Arthur, Er oberung des Sungtchusanforts und des Forts Wang- tai, Erklärung des Generals Stössel, kapitulieren zu wollen; 25. Januar: General Gripenberg geschlagen, Einnahme von Heikontai durch die Japaner; 28. Ja nuar: Die Russen räumen Sandepu; 1. März: Erster Tag der Schlacht von Mukden; 10. März: Rückzug der Russen aus Mukden, Einmarsch der Japaner in die Stadt; 27. Mai: Seeschlacht in der Koreastraße, Vernichtung der vereinigten baltischen Geschwader; 8. Juni: Roosevelts Friedensmahnung an die russische und japanische Regierung; 5. Juli: Ernennung Komu- ras zum japanischen Friedensdelegierten; 8. Juli: Ab reise Komuras und der japanischen Friedensdelegierten nach Amerika; 13. Juli: Ernennung Wittes zum russischen Frieden-bevollmächtigten; 19. Juli: Abreise Wittes von Petersburg über Paris nach Portsmouth; 9. August: Beginn der Konferenzen in Portsmouth; 29. August: Einigung über die Friedensbedingungen. Kaiser Wilhelms Anteil am Zustandekom men de- Friedenswerkes. Kaiser Wilhelm ist e- gewesen, dessen friedfertige Vorstellungen den Entschluß des Zaren herbeiführten, überhaupt Friedensdelegierte zu ernennen und weiterhin gerade den russischen Ministerpräsidenten Witte zum Führer der Mission zu machen. Die unleugbare Friedensliebe des Zaren war durch den zuversichtlichen Ton seiner Heerführer und der ihn umgebenden Männer gerade zu jener Zeit paralysiert worden, so daß ihm wohl ein guter Aus gang des Krieges für die russischen Waffen vorschwebte. Unter dem Eindruck so erfreulicher Aüssichten, deren hohe Bewertung durch den Zaren jeder Billigdenkeude verstehen wird, mag es schwer gewesen sein, den Erfolg zu erzielen, den Kaiser Wilhelm durch seine freund schaftlichen, Bemühungen nun erreicht hat; jene Ein drücke erklären auch bester als alle anderen Auffassungen die geringe Nachgiebigkeit des Zaren in den zu verein barenden Friedensbedingungen. Wenn nun der Kaiser, wie Präsident Roosevelt in seinem Telegramm hervor hebt, außerdem in jedem Stadium der Verhandlungen sein Schwergewicht für das Zustandekommen des Frie dens in die Wagschale legte, so ist ihm der Dank der zivilisierten Welt dafür sicher, ohne daß die hervor ragenden Verdienste Roosevelts in der Leitung des schwierigen Werkes irgendwie dadurch beeinträchtigt werden könnten. Die aktive Schlachtflotte und die Torpedo bootsflottille haben nach glattverlaufener Fahrt den Kanal passiert und sind nach Helgoland weiter gegangen. Das englische Geschwader hat seine Abreise von Swinemünde wegen des hohen Seeganges ver schoben. Der Handwerks- und Gewerbekammertag in Köln hat sich bekanntlich gegen den Befähigungs nachweis ausgesprochen. Äm letzten Sonntag ist in Würzburg eine vom Bayerischen Handwerkerbunde ein berufene Konferenz abgehalten worden, auf der fast sämtliche deutsche Handwerker-Verbände sowie eine An zahl Handwerkskammern vertreten waren. Man be schloß u. a., eine Protest-Resolutton gegen den Kölner Handwerkerkammerlag an die Bundesregierungen, Parla mente, Innungen und Handwerkervereine abzusenden, ferner in allen Teilen des Reiches Handwerkerversamm- lungen für den Befähigungsnachweis einzuberufen und dahin zu wirken, daß in die Handwerkskammern nur Freunde des letzteren gewählt werden. Oesterreich-Ungarn Der „Politischen Korre spondenz" zufolge wurden am 22. d. M. die Ent würfe für den neuen österreichisch-ungarisch bulgarischen Handelsvertrag in Wien und Sofia ausgetauscht. Ministerpräsident Fejervary, der sich schon heute nach Ischl begibt, wird dem Kaiser über die Lage Be richt erstatten; insbesondere wird er vom Kaistr die Ermächtigung nachsuchen, dem Abgeordnetenhause den Gesetzentwurf, betr. Einführung des allgemeinen Wahl rechts in Ungarn, vorlegen zu dürfen. Rußland. Seit einigen Tagen geht da- Ge rücht, daß ein Ministerium mit einem Ministerpräsi denten an der Spitze eingeführt werden solle. Für das Amt des Ministerpräsidenten sei Witte in Aussicht genommen. Gestern wurde unter den Wagen des Gouverneur- von Mohdilew eine Bombe geworfen, ohne Schaden anzurichten. Es gelang, den Attentäter zu verhaften. Schweden. Die schwedischen und die nor wegischen Delegierten hatten gestern eine Zu sammenkunft. Man nimmt an, daß es sich nur um eine vorbereitende Besprechung und um die Fest setzung des Arbeitsplanes gehandelt hat. Auf dem Platze vor dem SitzungSgebäude hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Türkei. Die Pforte antwortete gestern aber mals ablehnend den Botschaften bezüglich der inter nationalen Finanzkontrolle in Mazedonien. In der Antwort weist die Pforte daraufhin, daß der durch die Ottomanbank besorgte Finanzdienst regelmäßig funktioniere, ferner, daß da- Mürzfteger Programm mit dem Vorbehalt angenommen worden sei, daß hierdurch die Souveränitätsrechte der Türkei nicht berührt wurden, was bei Einführung einer Finanzkontrolle der Fall wäre. Japan. Die japanische ReiS-Ernte wird dieses Jahr wegen der Ungunst des Wetters nach bis- Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Der Kaiser und die Kaiserin besuchten gestern nachmittag das im Katharinenholze bei Potsdam stattgefundene Adler schießen des Offizierkorps des 1. Garde-RegimentS, wo auch der Kronprinz sowie die Prinzen Eitel-Friedrich und August Wilhelm anwesend waren. Den ersten Preis des Kaisers erhielt Leutnant Brunsich Edler von Brun, einen Goldpokal; den 2. Preis des Kaisers erhielt Hauptmann Freiherr von der Goltz, einen Silber pokal ; den Preis der Kaiserin Leutnant von Schuckmann, eine Kannette. Ihre Majestät die Kaiserin verteilte selbst die Preise. Der Schützenkönig, Leutnant Brunsich Edler von Brun, brachte ein dreifaches Hurrah auf die Majestäten aus, in welches daS ganze Offizierkorps ein stimmte. Sodann begaben sich die Majestäten unter Hoch rufen des anwesenden Publikums in das Neue Palais zurück.