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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188603036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860303
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-03
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.03.1886
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Hi SL — «. ZalikM». AbonnementöpreiS: Der unparteiische — iedc» Wochentag Abend (mit dein Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende — Lundes-Anzeiger »lit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg, bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororte», sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4633.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten IahrcSbuch (Wcihnachlsbeigalie) l>. Anzeigers. Ncrlag: Alexander Wiede, Blitzdrilltcrrt, Chemnitz. Mütter: „Tägliches Sächsischer Mittwoch, 3. März E mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". JiisertioriöpreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile lk> Pfg.; — Reklame (lspalilge Petitzcilc) 30 Pfg.— BciWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» JnsertionSbetrag (In Briefinarken) beifüge« (ie8 Silben Korpusschrift bilden ca. I Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktton: Chemnitz, Thealerstraße Rr. S Telegramm-Adr.: Wicde's Anzeiger, Chemnitz. Fernsprcchstelle Nr. IZK. Untkrhattungstilstt ' uü hmmstisch illustmtes Samiagsdlitt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachnngen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des unterzeiä nete» Amtsgerichts wurde heule auf Folium 372 verlautbart, daß Herr Paul Heinrich Ernst Römer in Folge Ablebens aus der Firma C. H- Weisbach in Chemnitz als Mitinhaber ausgeschicden und dab Frau Clara Selma verw. Römer geb. Dehnert daselbst in die genannte Firma als Mitinhaberin eingelreten, ledoch von der Ve>trctung der Firma ausgeschlossen ist. ^ ^ ... Chemnitz, am 27. Februar 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister siir den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2860 die am 1. März 1886 errichtete Firma Ge schwister Gräntz in Chemnitz (Holzmarkt Nr- 16) eingetragen und zugleich vcr- lautbart, dab Fräulein Helene Jda Gräntz und Fräulein Clara Camilla Gräntz daselbst, Besitzerinnen eines Putz- und Modewaarcngeschäsls, Inhaberin» en der Firma sind. Chemnitz, am 1. März 1886. Königliches Amtsgericht. In dem ConcurSverfahren über dar Vermögen des Fleischers Heinrich Richard Hühner in Altchemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzcichnitz der bei dcr Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwcrthbaren Veimögenssiücke der Schlußtermin aus den 27. März 1886, Vormittags II Uhr vor dem König!. Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 27. Februar 1886. Pötzsch, Gcrichtsschreiber des König!. Amtsgerichts. Telegraphische Stachrichte«. Bom 1. März. Hamburg. Der Senat beantragte bei der Bürgerschaft, den Rest des Hodeffroy-Mitsenms für 35000 Mark zu kaufe». — Ein Feuer äscherte eine» Speicher rin, in welchem sich das Papierlager der Frensdorf-Compagnie befand; der Schaden beträgt eine Million Mark. Pest. In dem Dachboden des Redoatcrigebändes brach iu vcr- gaugener Nacht Feuer aus Die die Redoutevfäl« füllende große Menschenmenge verließ da« Gebäude indeß in größter Ordnung, so daß keinerlei Unfall zu beklagen ist. Paris. Nachrichten aus Däcazeoille zufolge ist die Lage da selbst unvcrävdett. Dir Grubengcf-llschast beabsichtigt, di« Aibeiten einzustellen, wen» die Arbeiter auf ihren Fordeiungen brharr-.n. London. Nach einer Meidurg aus Holyheab ist der der Domioion-Linie gehörige Dampfer .Missouri", iu Fahrt von Boston nach Liverpool während eines Schneesturms an Felsen nahe bei Holyhcad gescheitert. Ein Rettnngiboot ist adgegangeu, um Hülse zu briogen. Vom Ezportverei« in Sachsen. Durch die Presse ging vor einigen Tagen eine Mittheilung, die auch bei unserer heimischen Industrie eine große Anfmerlsamkeit finden dürste. Unser Nachbarland Frankreich, dessen reiche Hülftquellen sprich wörtlich geworden waren, hat im letzten Jahrzehnt einen so großen Niedergang fast seines ganzen Erwerbslebens erfahren, daß die In dustrie dieses Landes sich ans das Aergste in ihrer Existenz bedroht steht. Wiederholt sind deshalb von maßgebender Seite Vorschläge zur Hebung der Industrie Frankreichs gemacht und Manches ist zu glcichem Zwecke praktisch iu die Haud genommen worden. Auch kürzlich hat sich iu Paris wieder ein neues »Syndikat zum Schutze und zur Ver brsitung der Produkte der frauzöfischen Industrie" gebildet, welches die französischen Fabrikate nach allen Weltgegenden zu seudeu gtdrnkt, auch an Ort und Stelle eventuell Agenten einsetzen will. Der Plan hieses Syndikats faßt vier Touren ins Auge: I. Nordamerika, 2. Süd amerika, 3 Australien und 4 Afrika mit Westasien. Für 200 Frcs. jährlich können französische Fabrikanten sich an zwei, für 300 Frcs. sich an allen vier Touren betheiligen und sollen die Sendungen in Mustern bestehen, denen Adressen, Preiscomante rc. zur Verbreitung an den auswärtigen Orten beigcgeben werden können. Die Ausführung dieser Planes dürfte der deutsche» Commrenz schweren Schade« bereiten, denn hauptsächlich die deutsche In dustrie hat den früheren französischen Markt zu erobern verstauben und der Verlust desselben würde sich als ein schwerer Schlag für die- selbe erweisen. Deshalb wüsten auch nusererseits die größten Anstrengungen gemacht werden, das zu erhalten, was mit schweren Opfern errungen worden ist. Unsere deutsche Industrie, die eine fort dauernde Steigerung im Jnlande erfährt, muß für ihre Producle ciu rr tteitertes Absatzgebiet finden, soll sie nicht in'« Stocken und in Vn. fall gerathen. Schon hente ist theilweise Ueberproduction vorhanden, deshalb ist eine weitere Erschließung de» Weltmarktes für unsere Industrie eine natürliche Förderung ihres gesicherten Bestandes. Man vergesse nicht, daß ein Syndikat mit reichen Mitteln als erfolgreicher Concurrenl auf dem Weltmärkte nicht zu unterschätzen ist und daß hier Mittel und Wege gesunden werden wüsten, dieser Gefahr möglichst zu begegne» uud ihr zuvorzukommeu, um seßhaft iu den erworbenen Positionen zu werden. Als ein solches Mittel de» Selbstschutzes dürste der »Export- Verein im Königreich Sachsen" zu bezeichnen sein. Derselbe hat sich die Ausgabe gestellt, der vaterländischen Industrie weitere Absatzgebiete zu erschließen und sie, soweit die» r och nicht geschehen, zu» Wettbewerb aus dem Weltmärkte geschickt zu wachen, ihr mit Rath und That zur Seile zu stehen iu dem großen wirihschastlicheu Kampfe der Völker, uvd vorzüglich unter deu Industriellen die Kennt- nifle zu verbreiten, die Unterlagen über Erforderniste auswärtiger Plätze uud deren lausmännische Usancen zu beschaffen, welche zur Anknüpfung oussichiSreichn Verbindungen eine Noihwcudigkeit sind. Die Berwaltavg de» Export-Vereins hat sich angelcgen sein lasten, in den letzten Monaten in vorflchti, ster Weise auswärlige Verbin- düngen zu suchen, wir vennen Spanien (Madrid, Barcelona, Sevilla), Portugal (Lissabon), Italien, England (London), Rußland. Schweden, Egypten (Alexandrien), Kleiuasien (Smirna), Nord- uvd Südamerika, und weiter verschiedene überseeische Städte. Ebenso wird Australien bald Nachfolgen. Das ist zwar nur ein Anfang für die Beziehungen auf dem Weltmärkte, aber die Verwaltung wird nicht stehen bleiben. Auch das Bestreben, die Uuterfiütznng der deutschen Konsuln sür die Zwecke des Verein» zn unterhalten, dürste Aussicht aus Erfolg haben und den Mitgliedern deS Vereins zu gute kommen. Weiter ist bcr-iis jetzt dem Vereine durch sreundliche uvd schätzenswrrthe Vermittelung eines Dresdner Großludustiellen Gelegenheit geboten, Oualitüts- muster von für Südamerika hastenden Waaren zu erhallen uvd sind nach dieser Richtung hin auch in andere» Landern Unterhandlungen im Gange, die einen vortrefflich«« Ausgang versprechen. Das Ar beitsgebiet eines Export-Vereins ist eben ein so großes, daß die ge deihliche Pflege und Forteutwickelang lohnender uud sicherer Ver bindungen bri der räumlichen Ausdehnung derselben erschwert ist. Aber diese Bedingungen sind nicht nur sür einen Verein, sonder« auch sür jeden Industriellen vorhanden. Immerhin dürste eine Ver einigung, welcher eine gewisse moralische Autorität zur Seite steht und welche durch die Praxis sich nach und nach die genauesten Kenntnisse des gesäumten Weltmarktes erwerben muß, die dann sicher sruclificirevd aus den Einzelnen wirken werden, unserer Industrie zur Benutzung angelegentlichst zu empfehle» sein. Werden doch in nicht zu langer Zeit auch die Verhandlungen weg-» Errichtung von Musterlagern j„ den hauptsächlichsten See- Handelsplötzeu (neben dem Musterlager iu Dresden) gewiß zu einem günstigen Resultate führen. Der Export-Verein selbst ist ein gemein uützigks Unternehmen, keine Actiengrsellschaft, und die Mitgliedschaft an den Jahresbeitrag von 25 Mk. gebunden. Welche Bortheile ge- nicht der Industrielle aber allein durch dir als Mitglied von dem Vereine zu erhaltenden Auskünfte über die Platzverhältnifle des Auslandes uvd Einsichtnahme von ausländischen Qualitätsmupern? Das Bureau des Vereins, Dresden-N, Heinrichstraße, giebt jederzeit bereitwilligst Auskanjt über denselben uud von dort sind auch alle Unterlagen behufs Weiler» Jaformation zu be.ckehen. Den Mit- gliedern des Vereins ober möchten wir rathen, etwaige Wünsche uud Auskünfte zur Förderung industrieller Zwecke an die Vereinsleitung unter derselben Adresse zu richten, da diese bereiis über ein gewisses Material verfügt, welchcs die Mitglieder in ihrem eigenen Jutcrefle sich nutzbar machen können. Politische Rundschau. Chemnitz, den 2. März. Deutsches Reich. Der Reichstag gönnte sich eine Er holung von drei, oder, da man deu Sonntag nicht gut mitrechnen kann, nur von zwei Tagen. Er wird morgen wieder einige kleinere Vorlagen bcrathen und Donnerstag die erste Lesung des Branntwein monopols beginnen. Hoffentlich ist er dann wieder einmal beschluß fähig. In der verflossenen Woche war er es nicht einen Tag, und cs ist ernstlich zu bedauern, daß er sich nicht bereits am Ende der vorigen Woche auf eine längere Zeit, jedenfalls bis zur ersten Be- ralhung des Branntweinmonopols vertagt hat: cs wäre dadurch nichts verloren worden, aber denen, die es mit der Würde des Reichstages ernst meinen, das klägliche Schauspiel erspart geblieben, daS der Reichstag in dieser Woche neben dem preußischen Landtage geboten hat. Mist Bismarck muß seine Freude an diesem Zustande haben; geht cs so fort, so bedarf es gar keiner besonderen Maßregeln, um das Ansehen des Reichstags herunter zu drücken. — Ein den sächsischen Ständen zugegaugciies Teeret be handelt den Bau einer Anzahl Secundärbahnen durch Privat unternehmer. Die Regierung hält dabei an dem Grundsätze fest, daß, insoweit es sich um die Befriedigung rein localer Bedürfnisse bcz. lediglich um die Ausschließung von der Eisenbahnen noch ent behrenden Landcstheilen handelt, der Privalthätigkeit auch gegen wärtig prinzipiell nicht entgegen zu treten sei, daß aber, soweit es sich darum handelt, in das Netz der Staatseisenbahnen Abkürzungs- linien einzuschicben, jetzt, nachdem das sächsische Eisenbahnnetz mit großen Opfern in der Hand des Staates consolidirt worden ist, der Bau und Betrieb derselben durch andere Unternehmer, als den Staat, nicht zugelassen werden könne. Für sämmtliche in Frage kommenden fünf Linien beantragt die Regierung, zu Gunsten der selben die Exproprialionsbesugntsse zu crtheilen. Zunächst für die Linie Zittau-Oybin mit Abzweigung nach Johnsdorf. Die Haupt linie wird eine Länge von 1,93, die Zweiglinie eine solche von 3,86 Kilometer haben. Eine zweite schmalspurige Linie soll von Wechselburg durch das Chemnitzihal nach Chemnitz gebaut werden und folgende Halte rcsp, Ladestellen haben: Hartha, Wilhelminen- bcrg, Göritzhain, Stein, Schweizcrschlößchen, MohSdorf.Diethcnsdors, Markersdorf, Köthenedorf, Nicder-Rcitzcnhain, Garnsdorf, Auers- Walde, Spinnerei Wittgensdorf, Draisdorf und Glösa. Die Gc- sammtlänge der Bahn würde 28,700 Meter betragen. Die Regierung stellt ihre Concefsion jedoch nur dann in Aussicht, wenn die Staats- bahnvcrwaltung den Betrieb der Bahn übernimmt, denselben nach ihren tarisarischcn Grundsätzen betreibt und die Gesellschaft auf jeden Einfluß in tarifarifcher Beziehung und namentlich auf Maßregeln, die geeignet sein könnten, einen größeren Durchgangsverkehr über die Linie zu leiten, verzichtet. Sollten die Unternehmer hierauf nicht eingehen, so bliebe noch der Ausweg übrig, daß dieselben auf einen Anschluß an die Muldcnthalbahn bei Wechsclburg verzichteten und sich darauf beschränkten, eine reine Localbahn von Chemnitz durch das Chemnitzthal e»va bis Göritzhain oder Wilhelminenberg zu bauen. Die dritte Strecke Adors-Roßbach ist so Projeclirt, doß sie von Adorf aus eine Strecke neben der vogtländischen Bahn in der Richtung nach Oclenitz zu hinläust, dann sich nach Westen wendet und durch die Fluren der Ortschaften Freibcrg und Untergettengrün sich hinzichcnd, die sächsisch-österreichische Grenze überschreitet, um sodann in den südlich des Ortes Roßbach gelegenen Bahnhof der Asch Roßbach» Loealdahn cinzumünde». Schließlich handelt es sich noch um den Bau zweier Linien im fürstlich reussischcn Obcrlande, einer normalspurigen Sccundärbahn von Schönberg über Geitengrün nach Hirschberg a. d. Saale und einer schmalspurigen Bahn von Gettcngrnn nach Lobenstein. Die erste Linie wird auf I^Mill.M, die zweite auf t.660,000 M. veranschlagt. Die sächsische Regierung ist damit einverstanden, daß der Bau der Linien von der sächsischen StaatSbahnverwaltung gegen Erstattung des nach dem Anschläge sich »gebenden Kostenaufwandes, mithin auf eigenes Risiko übernommen und der Betrieb »pachtet werden möchte. — I» Braunschweig »scheint ein neues welsisches Organ »Brunoma", zweimal wöchentlich, das für die Erfolge des Herzogs von Cumberland im Herzogthum eintritt. Bei der Reichssreundlichkcit der Braunschwciger, die jcdem Particularikmus abhold sind, wird in dem schönen Ländchcn das neue Welfeuorgan nur als komische Figur ein klägliches Dasein fristen können. Oesterreich-Ungar«. Dem österreichischen Handelsminist» Pino war bekanntlich im Abgeordnetenhaus? in Wien die Annahme von »Trinkgeldern" vorgeworfen. Wie die »Rcichenberger Zeitung" jetzt meldet, soll man in den Büchern der bankerotten Boden Credit- Gesellschaft mehrere Conti des ehemaligen Dircctors gefunden haben, welche mit Namen von Personen übereinstimmen, die dem Minister sehr nahe getreten sein sollen. Es findet sich auch ein durch besonders hohe Summen auffallendes Conto mit dem Buchstaben ?. Doch darf man wohl annehmen, daß jener Buchstabe nicht Pino heißen soll. England. Neue UnruhenI Sonntag Vormittag fand in Manchester eine öffentliche Versammlung der Socialisten statt, welche ruhig verlief. Nachmittags rottete sich aber eine aus Anarchisten, Arbeitslosen und allerlei Gesindel bestehende zahlreiche Menge zusammen, welche in einer Anzahl Häuser die Fenster einwarf und andere Ausschreitungen verübte. Die Polizei stellle schließlich die Ruhe wieder her und nahm mehrere Verhaftungen vor. Orient. Der Herzog von Edinburg ist in Malta eingetroffen und geht von dort nach der Insel Kreta, um das Commando üb« die europäische Demonsteationsflotie zu übernehmen. — Eine Nachricht aus Athen, das Ministerium Delyannis wolle, um allen Schwierig keiten ein Ende zu machen, zurücktretcn, ist bisher nicht beglaubigt. — Die »N. A. Z." meint, daß in Belgrad »och ein hoher Grad von Erbitterung gegen Bulgarien herrscht, weil Serbien sich noch weigert, die türkische Fassung des Friedensvertrages anzunehmen, die auch von der Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen spricht. Sächfifehe» Landtag Die Erste Kammer berieth in ihrer gestrigen Sitzung den Bericht der zweiten Deputation über die Erbauung mehrerer Secundärbahnen und zwar: Meuselwitz-Kieritzsch. Der Antrag, wozu das Referat v. d. Planitz giebt, geht dahin, die Erste Kammer wolle sich den Beschlüssen der Zweiten Kammer anschließen, was auch geschieht. Schluß der Sitzung Uhr Nachmittags. In der Sitzung der Zweiten Kammer wurde der von der Regierung eingebrachte Entwurf einer dreiprocentigen Rentenanleihe der Finanzdeputation ^ ohne Debatte überwiesen. Alsdann giebt Abg. v. Polenz den Bericht der Beschwerde- und Petitionsdeputatton über die Petition der Maurer und Zimmerer von Dresden und Umgegend, die Abwehr des Zuzugs fremdländischer Arbeiter betr. Hierzu begründet er den Deputationsantrag, die Petition auf sich beruhe» zu lassen, da ein derartiger gesetzlich» Eingriff recht be denkliche Consequenzen nach sich ziehen dürste. Abg. Bebel: Wen« die Arbeiter die Beseitigung des künstlichen Fremdenimports gefordert hätten, so sei dies dasselbe, wie die Forderung der Industrie nach Schutzzöllen, um sich gegen den Waarenimport zu schützen. Das Gemeinwohl habe ein Interesse daran, einen gutgestellten Arbeiter stand zu besitzen. Das Herabdrücken der Löhne durch auswärtige Arbeiter erzeuge eine Bedürsnißlosigkeit, welche die Industrie schwer schädige, da die Massen immer weniger consumttonsfähi'g würden. Er sei für gesetzliche Regelung hierin auch nicht, ab» man könnte von der Regierung den Unternehmern die Bedingung stellen, die selben sollen, wo deutsche Arbeiter vorhanden wären, sie vorzichen. Aehnliche Bewegungen gäbe es in England, Frankreich, Amerika u. s. w. gegen deutsche Arbeiter. Würde man gesetzliche Regelungen treffen, so würde man bald von den anderen Regierungen ähnliche Maßregeln erleben. Immerhin könne man die Unternehmer auf- fordern, ihre Preise so zu stellen, daß die Arbeiter entsprechend be zahlt werdcn könnten. Abg. Ackermann: Der Abg. Bebel hätte sich in Widerspruch gesetzt, wenn er gesagt, der Staat könne derartige Bedingungen nicht stellen und dann die Bitte ausgesprochen, Staat und Gemeinde sollte einen derartigen Einfluß auf die Unternehmer ausüben. — Er wüßte nicht, wie man die deutsche Arbeitskraft ge setzlich schützen könne. Durch die Schutzzölle würden auch die Arbeiter geschützt. Abg. 0r. Heine: Die Socialdemokraten hätten noch kein System vorgelcgt, die Production anders zu gestalten, als augen blicklich. Daher müsse man alle Maßnahmen mit Rücksichtnahme auf die gegenwärtigen Verhältnisse treffen. Vor allem müsse politisch und social Ruhe und Frieden herrschen. Die Unternehmer wollten natürlich stets profitircn und das sei in den Augen der Socialisten Unrecht. Jeder Streik sei für die Arbeit» weit schädlicher als für die Unternehmer. Abg. Bebel: Der scheinbare Widerspruch in seinen Ausführungen beruhte auf einem Mißverständnis Die Schutzzölle seien nur der Unternehmer wegen gegeben. Die Arbeiter habe nian lediglich vor geschoben. — Im Reichstage sei es angenommen worden, daß bei dem Nordostseekanalbau zu den Schiffbauten nur deutsche Arbeiter berücksichtigt würden. Dem Abg. Heine bemerke er, daß die Ver- theilungssrage durch die socialistische Staatswirthschaft gelöst sei. Die jetzige Entwickelung der Verhältnisse dränge zu der Verwirk lichung sein» Ideale. Wenn Abg. Heine uns Unzufriedenheit vor wirst, so sei er einer der schlimmsten Unruhestifter; jener zu Gunsten der Besitzenden, er (Redner) zu Gunsten der Besitzlosen und so könnten sie Arm in Arm gehen. (Große Heiterkeit.) Minist» v. Könneritz: Wenn der Abg. Bebel den Wunsch ausgedrückt hätte, daß der Staat die Unternehmer beeinflusse, angemessene Löhne zu bezahlen, so geschehe das theilweise dadurch, daß man nicht immer die billigsten Unter nehmer wähle. Wenn man den Wunsch allgemein ausgesprochen habe, auswärtige Arbeit» nicht zu beschäftigen, so könne man daS nicht durchführen. Die Leistungen der Arbeiter würden vielfach durch das Beispiel fremder Arbeiter »höht, es sei dies oft eine ganz vor- theilhafte ErziehungSmaßregcl. (Beifall!) Nachdem Schluß der Debatte beschlossen ist, findet der Deputattonsantrag einstimmig Annahme. Es folgen zwei weitere Petitionen, welche nach den Deputationsanträgen ohne Debatte erledigt werden. Schluß der Sitzung 2 Uhr Nachmittags. » Sächsisches. — AvS allen Theilen Sachsens «tönen Klagen über nachtheilig« Einwirkungen der so außerordentlich grimmigen Kälte in den letzte» Nächten. Im höheren Erzgebirge zeigte da» Thermometer vielfach mehr als 20» U. unter Null, während es auch an den geschützteste» Stellen und im Niederlande bis — 15« U. gefallen war. Nicht nur Pflanzen und Thiere hotten unter dem Grimm des Nachwinters z» leiden, sondern auch von Leuten, die Glieder erfroren haben, finde» sich in dev Zeitungen viele Bericht«. — Dresden. Der schon am Sonnabend wieder eingelretene Frost ließ die Temperatur in der Nacht vom Sonntag zum Montag sinken» doß sich der Elbstrom mit starkem Treibet- bedeckte, welche- die sächs.-böhw. Dawpsschissahrtkgcsellschast zwang, ihre Fcchrle«
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