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Fe«»sprech«r: Gtrdakti»« 32723 — Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Ne. 147»? Freitag, 21. Oktober 1S2l Redaktion und Geschastssteker D> esdc-, -- A. ttt, HolNvinc-roße 46 SäMMe volfsreiiuna Veju»»pr«i»« Bterlelslthrliih lrei Hau» Au»«abe ^ mit illuslrterter Beilage 1«.?8 a». Slnsgabe n 18.8» ^ etnschlietzltch Poslbesiellgeld. Preis der Einzelnummer tti 4. Die Sächsisch« vollszelluua erscheinl m, alle» Wochentagen nachm. — Sprcchslimd« der Redaktion: 8 bi» « Uhr nachm. In Erwartung der Entscheidung sikgener Drohtbericht der »Täcks. B0 l k»zr i t g.") Paris, 20. Oktober. Die Botschaftertonferenz hat in ihrer gestrigen Vorimttagssitzung sich über das Verfahren geeinigt, »ach dem den interessierten Negierungen die Entscheidung der Alliierten über Oberschlesien notifiziert werden sollen. Nach mittags wurde eine neue Sitzung abgehalten, um die Redaktion der Mitteilungen zu vollenden, die in Warschau und in Berlin gemacht werde» sollen. Diese Sitzung schloß um 6.30 Uhr. Es wurde ein vollkommenes Einvernehmen erzielt. Die Entschei dung wird morgen mittag der deutschen und der polnischen Re- aiening bekannt gegeben werden. Der deutsche Botschafter in Paris wird heute mittag die Entscheidung der Botschafterkoufe- reuz entgegennehmeu. Die Grenzlinie, die der Völkerbund fest- seht, wird in diesem Beschlns; enthalten sein. Fernerhin sollen Deutschland und Pulen wirtschaftliche Vereinbarungen treffen, die im Geiste der Genfer Beschlüsse gehalten seien. Befürchtungen der Sachverständigen London, 19. Oktober. Der Sonderberichterstatter des .Daich Ehronicle" in Oppeln meldet seinem Blatte: In Oppeln, am -sitze der Interalliierten Abstimmungskommissio», wo sich zahlreiche Sachverständige befänden, herrsche zum großen Teile Erstaunen und selbst Enttäuschung über die Vor schläge dek- Völkerbundsrates zur Teilung Oberschlesiens. Man hege die schlimmsten Befürchtungen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Völkerbundsentscheides. Für diese Befürchtungen würden derartige Gründe angeführt, das; man die Entscheidung des Völkerbundsrates nur bedauern könne. Einige Sachverstän dige seien der Ansicht, das;, abgesehen von der Ungesetzlichkeit des Vvlkerbuudsvorschlages, der Erfolg der Empfehlung des Bundes davon abhänge, ob Deutschland in freundschaftlichem Sinne Mit wirken wolle, was man selb st von Engeln nicht er warten könne, und ob die Polen bereit seien, mit den ver haften Feinden in Freundschaft zusammenzuwirkc». Der Be richterstatter weist darauf hin, daß Polen nicht über genügende Transportmittel verfüge, um den Anforderungen, die ihm aus dem zugetcilten Gebiete erwüchsen, gerecht zu werden. Außer dem würden zahlreiche deutsche Beamte und festangestellte In- genisure, Techniker, Offiziere und Lehrer nach und nach anS dem Polen zugekeilten Gebiete auswandern. Obgleich sich viel leicht an ihrer Stelle eine beträchtliche Anzahl französi scher Beamten in diesem Gebiete niederlassen werde, so herrsche doch allgemein die Ansicht, das; das oberschlcsische Jn- dustriedreieck wirtschaftlich und kulturell absterben werde. Benthen, 19. Oktober. In einer gestern hier abgehaltenen Sitzung der Handelskammer sprach der Geheime Bergrat Dr. Williges über die wirtschaftlichen Folgen der Tei lung Oberschlesiens und sagte n. a.: Da die gegenwärtigen Verhältnisse sechs Monate lang bestehen bleibe», so ist uns Zeit zur Sammlung gegeben. In dem vom „Observer" veröffent lichten Wirtschaftsabkommen wird von der Beibehaltung der deutsche» Mark gesprochen. Die Handelskammer wird sich nn- vcesiiglich damit befassen müssen. Es ist nicht angängig, das; em Loch im Osftn aufgetan wird. Die Industrie wird ihre bis herige Entfaltung nicht aufrechterhalten können. Der Absatz an Steinkohlen wird in dem abzutretenden Gebiete fast ganz unmöglich sein, da die kohlenvcrwendende Industrie erst in den Anfängen steckt. Zölle ans Materialien und Maschinen werden die weitere Entwicklung hemmen. Die Zinkindustrie geht für Deutschland verloren. Die Eisenindustrie sieht dem Ruin ent gegen. Mit dem Untergange der Industrien wird die Zahl der Arbeitslosen wachsen. Ernäbruiigsschwicrigkeiten werde» ein- treten. Während a„f der eine» Seite, Verluste in der Handels bilanz entstehen, wird auf der anderen Seite der Bolschewismus zimehmc». Ol-crschlcsien verliert 9» Prozent seiner Industrie, Deutsch land 42 Prozent seines gesamte» Kohlriireichtums, wodurch es ihm unmöglich wird, RcparationSkohlen zu liefern. Die LicfernngSunmöglichkcit ist gleichbedeutend mit dem Zu sammenbruch des Westens. Auster den grasten Ver lusten an ProduktionSstoffen werden Mitteleuropa und die Welt durch die Abtretung eines Teiles von Oberschiesicn an Polen auch noch weitere Verluste erleide», da sich der Absatz »ach Ober- schleticn wesentlich verringern wird. Dennoch must man dem Sckucksal ruhig ins Auge sehen. Die polnischen Vorbereitungen Kattowitz. 19. Oktober. Die Entscheidung des Vötker- bnndseates, die der Interalliierten Kommission bereits übermit telt worden ist, wird erst im Augenblicke ihrer Neberreichnng in Amin und Warschau der oberschlesischen Bevölkerung bekannt- gegeben werden. Die an Polen fallenden, bisher von englischen Truppen besetzten Teile der Kreise Benthen, Kattowitz, Tarnowitz und Lnblinitz werden bereits von den Engländern geräumt und von den Franzosen übernommen, die sie den Polen übergeben werden. Als K r e i s ko n t r 0 l l e n r von Bcuthen-Land amtiert bereits wieder ein Franzose. Die Uebergabe der an Deutschland fallenden Gebiete findet erst statt, wenn die Polen die Besetzung ihres Gebietes dnrchgeführt haben. General Le- rond wird den polnischen Staatschef Pilsudski bei dessen Einzug in Kattowitz persönlich empfangen und ihm die an Polen fallenden Gebiete mit einer Ansprache übergeben. Bevor »och die Uebergabe der den Polen zugesprochenen Gebiete erfolgt ist, beginnen die Polen bereits wichtige Amtsstellen in Kattowitz-Stadt und -Land zu besetzen. Zum Bürgermeister der Stadt Kattowitz haben die Polen das ehemalige Vorstandsmitglied der ZentrnmS- partei Kattowitz, den jetzigen polnischen Kreisbeirat Dr. Gornick, zum Landrat des Kreises Kattowitz de» bekannten polnischen Jnsnrgcntenführer Rymer bestimmt. In Opp eln trafen heute vormittag zwei Kompanien französischer Vesatzimgstruppen ncn ein. Die beiden Kompanien wurden nach dem Zentralrevier ab transportiert. Oppcl», 19. Oktober. Die „Ostdeutsche Morgenpost" wi derspricht der vom oberschlesischen Nachrichtenbureau verbrei teten Meldung, dass der Interalliierten Kommission in Oppeln bereits die Entscheidung über Oberschlesien übermittelt wor den sei. Nachrichten von zuständiger Stelle haben ergeben, daß In den Kreisen der Interalliierten Kommission weder etwas von der Entscheidung bekannt ist, noch ein Plan für die Abbeförderung der Besatznngstrnppen besteht. Ein polnischer Borstotz in Oberschlesien Rosenberg. 19. Oktober. Jenseit« der Grenz sind im Raume Praftka — Ttanu neue polnische Truppensormationen angekommen. In der Nacht zum 18. d. M unternahmen anscheinend einige dieser Formationen einen Vor ft oft im Raume Michrau— Botzanowitz. Nach zweistündigem Feuer, wobei Maschinen gewehre und Handgranaten verwendet wurden, zogen sich die Polen wieder zurück. Polnischer Einspruch Königshütte, 19. Oktober- Das Oroan des polnische» obersten Vollsratc» der Orendonnik weist aus Pariser politischen Krcsten mit- zuteilen. man luge dort die Ansicht, Polen werde bestiglich der Befugnisse der wirtschaftlichen Kommission für Ober- schlesim in zwei Punkten Einspruch erheben, nämlich gegen die 18jährige Dauer der Tätigkeit der Kommission und ecgc» das Neckst dcr Koinmiision, sich in die Angelegenkc ten der lostalen Arbcstcr- gcsctzgebung etnzumischeii. F-iir Obersr? lesien Berlin, 19. Oktober. Der Vorstand d^s deutschen Städte- tage? fasste in seincr heute hier abgehaltenen S-tznna iowendc Ent schließung: Der S'-ädtctag geaenlt mit schnnrzlick.er Empnndnng kcr deutschen Städte rn Oberschlesien. Ein Gewaltakt, der sich iider den Verlrag und den Abstimmmigswillen knnwcasctzt, will Oberschlesien zerreiben und zahlreiche reiiidcnffche Städte, die Zeugen jahrhunderte langer deutscher Kulturarbeit, von Denttchta'd trennen. Durch den Versailler Vertrag seiner Machtmittel beraubt, kann Deuttchtand sich regen Gewalt nicht erfolgreich wehren. Aber cS kann Recht durch Gewalt nickt cwig unterdrückt werden. Dw Hoffnung bleibt, das; der Tag des Rechtes schließlich kommen wird. In dreier Ilebeizengung wird auch das Deutschtum in den oberschlesischen Städten treu ans- liarrc». Die gesamten deutschen Städte werde ihnen in ihrer Not trenbriidertich zur Seite stehen. Die Stimmung in Oppeln London, 19. Ott. Der Berichterstatter des „Daun Ebronicle" berichtet: In Oppeln, am Sitze dcr interalliierten Äbftinunnngs- koinmission, Ivo sich zahlreiche Sachverständige befänden, bcrr- sche zum großen Teile Erstaunen und selbst Enttäuschung über die Vorschläge des Völkerbundsrates zur Teilung Oberschlesiens. Man hege die schlimmsten Befürchtungen wegen der wirtschaft lichen Folgen der Völkerbnndsentschcidnng. Für diese Besürchtun- gen würben derartige Gründe angeführt, daß inan die Entscheidung des Völkerbundsrates nur bedauern könne. Einige Sachverständige seien der Ansicht, daß abgesehen von der Ungesetzlichkeit des Völ kerbunds-Vorschlages der Erfolg dcr Empfehlling des Bundes da von abhänge, ob Deutschland in freundschaftlichem Sinne Mit wirken ivilt, was man selbst von Engeln nicht erwarten könne, und ob die Polen bereit seien, mit den verhassten Feinden in Freundschaft znsanlmenzmvirken. Ter Berichterstatter weift darauf hin, daß Polen nicht über genügende Transportmittel verfüge, nill den Anforderungen, die ihm anS dem zugeteiltcn Gebiete erwüchsen, gerecht zu werden. Außerdem würden zahlreiche deutsche Beamte und fest angestellte Ingenieure, Techniker, Offiziere und Lehrer nach und nach aus dem Polen z»geteilten Gebiete ainavan- dern. Obgleich sich vielleicht an ihrer Stelle eine beträchtliche An zahl französischer Beamten in diesem Okebiete niederlassen werde, davon verschiedene Mitglieder der Oppelner Kommission, so berr-- sche doch allgemein die Ansicht, daß das oberschlcsische Zndnsirie- dreieck wirtschaftlich und kulturell absterben werde. Die NegiernnNsmnbildunfl (Eigener Draht bericht der „Sächs. V 0 t k s z e i t g."> Berlin, 20. Oktober. Amtlich wird zur Negierrmgsnmbil- dung geschrieben: Im All gemeine» ist der Standpunkt der Par teien der, das; die Sozialdemokraten an der Kanzlerschaft Wirth fcsthaltcn nicht in dem Sinne, das; die Sozialdemokratie gleich sam mit Wirth stehe und falle, aber doch so, das; sie seinen Rücktritt innerpvlitisch und anstenpoliiisch für einen schweren Schaden ansieht. Im Zentrum und bei den Dcmotraten sind starke Strömungen gegen Wirth vorhanden und von den Geg nern des ItzanzlerS ist die Kandidatur Dr. Mayer neuerdings in den Vordergrund geschoben werden. Mayer sollte bedingt zn- gesagt haben und morgen in Berlin eiutrcffen. Die bürgerlichen Parteien stehen ans dem Standpunkte, das; das Kabinett Wirlh allein durch Hineiilllahlne der Deutschen Volkspartei weiter be stehen könne. Die Sozialdemokraten wiederum lehne» die Hin zuziehung dcr Deutschen Volks-Partei zur Reichslcitung nicht prinzipiell ab, machen sie aber von einer vorherigen Einigung über die Stencrfrage abbängig. Diese Eiistgiing über die be sondere Besitzbestenerung ist »och nicht erzielt, wird aber weiter angcstrcbt. Das Verfahren gegen die Kappisten (Eigener Draht bericht der „Sächs. B 01 k s z e i t g.'ff Berlin, 20. Oktober. Im Kapp-Putsch ist eine Aendcrung der Sachlage dadurch cingetrete», daß vier der flüchtigen Angc- schnldicste», nämlich Oberst Bauer, Kapitän Ehrhardt- Major P abst und Schriftsteller Schnitzler sich bereit erklärt haben, sich dem Gericht zu stellen, wenn sie gegen Sicherheits leistung mit der Untersuchungshaft verschont würden. Das Reichsgericht hat ihnen durch Beschluß vom 17. d. M. dies be willigt. jedoch nur unter der Bedingung, das; sie sich 1,„gesäumt dem Untersuchungsrichter in Leipzig zur Vernehmung stellen, das; sie an einem im Einvernehmen mit dem Ausführungsrich- tcr zu bestimmenden oder von diesem zu bezeichnende» Orte im Jnlande Aufeiithalt nehmen, diesen Ort ohne richterliche Ge nehmigung außer zur Wahrnehmung gerichtlicher Termine nicht verlassen »nd das; sie jeder Ladung zu einem gern -tlichcn Ter mine folgen. Der gegen Jagow und Wangenheim bereits auf den 27. d. M. aligesetzte Haliptverhandlungstermin mußte daher aufgehoben werden. Das Verfahren gegen sämtliche Angeschul- tagte wirb nach Möglichkeit beschleunigt. Mit dem Stattfinde» der Haiiptverhandlung ist in naher Zeit zu rechnen. Unbegreiflichkeiten Es scheint in der deutschen Politik zu einer Gewohnheit wer den zu sollen, daß jede schwierige außenpolitische oder inner, politische Lage unter allen Umständen mit einer Kabinettskrisi« verbunden sein muß. Gewiß gibt es politische Schwierigkeiten- deren Lösung letzten Endes nicht anders gefunden werden kamt als durch Rücktritt der politischen Führung, also des Kabinetts. Diese Tatsache sollte aber doch nicht dazu führen, nun einfach! ohne weiteres jede politische Schwierigkeit damit lösen zu wol len, daß man den Rücktritt des jeweilig amtierenden Kabinett« zur Voraussetzung macht. Aach jetzt wieder wird im Zusanunenbang mit der Entschei dung über Oberschlesien der Rücktritt des ReichSkabinctts in po litischen Kreisen ernsthaft erörtert. Wir wissen wohl, daß man innerhalb der Regieruagsparteien i» dieser Frage nicht einhcits lieber Meinung ist, baß vielmehr besonders ans seiten der Demo kraten die Auffassung vorherrscht, daß der Rücktritt des Gesamt- tabinctts erfolgen müsse. ES will uns scheinen, als ob inan ist diesen Kreisen mancherlei Gründe übersieht, die unter allen Um, ständen gegen den Rücktritt des Kabinetts sprechen. Zunächst sollte man sich doch in jenen Kreisen einmal vergegenwärtigen, wem sie mit ihrer Halinng Wasser ans die Mühlen leiten. Es war doch twrcinsznsehen, daß die Dentschnationalrn, die mit zäher Energie am Sturz des Kabinett-Z Wirth seit seinem Bestehen ar beiten, bei dcr Entscheidung über Oberschlesien erneut und mit verstärkter Wucht ihren Angriff gegen daS Kabinett Wirth fort- setzen würden. Schvn daS wäre ein Grund, zum »lindesten stutzig zu werden. Aber es ist merkwürdig, es braucht nur von einer Seite das Wort Rücktritt ausgesprochen zu werden, sofort wird es ans- gegriifen, auch in solchen Kreisen, die den Grund hätten, allem was von der äußersten Resisten tvnnnt, mit schärfstem Mstcanen zu begegnen. Nun fragen wir aber weiter: Liegt denn wirklich in der Ent scheidung über Oberschlesien, deren Ausfall in allen ihren Wir kungen noch gar nicht einmal einwandieei seststeht. wirklich ein Zwang zum Rücktritt des Kabinetts Wirth? Wir können uns einer solchen Auffassung einstweilen nicht anschließen. Gewiß hat sich das Kabinett Wirtb und der Reich-: kan zier selber in der oberschle- sisch.'n Frage stark engagiert. Aber es weiß doch jeder, anS welchen Gründen das geschah. Will man in eenstbaften politischen Kreisel! vielleicht dem Reichskanzler einen Vonvuri daraus mache», daß ce offen und rückhaltlos ausgesprochen lial, was das deutsche Volk in seiner Gesaintheit gedacht und geinhtt bat? Will man übrigens zunächst nicht ei»mal nbwarien, vis man sich ein tlareS Urteil darüber bilden kann, welche Wirkungen die Entscheidung über Oberschlesien für Denttsistand und sein Wirtschaftsleben bnbcn wird und ob und welche Möglichkeiten vorbanden sind, sie in etwa anSzngkeichen. Wie fragen weiter, was wäre mit einem Rücktritt des Kabi netts Wirth erreicht? Es kann doch wohl uieniandea gebe», der sich iin Ernste einbildcte, der Rücktritt des Kabinetts Wirth lviirde dic Entscheidung über Oberssistcsien rnclgängii ma lien. Aver etwas anderes würde eintreten. Das »obinett Win» hat zweifellos iin ganzen Anstande das Aktivnni, daß es eine große außen- politische Enstpannung yerbeigeführt bat. Ein Wechsel in der Neichsregiccuilg würde aber zweisellos dazu beitragen, neues Miß trauen gegen die EbNicksteit dee deutschen Politik im Ausland wieder wachznrnjen. Wen» man dagegen eiuwendet, was schadet das, so mag man sich überlegen, daß Deniisistand machtlos ist und von der Gnade odee st gnade seiner seüberen Gegner abhängt. Wer sich daS überlegt, dee wird sich seine Frage selbst beantworten können. Und endlich, glaubt man den», die Schwierigkeiten, die anf innerpoiitischcm Gebiete liegen, durch einen Rücktritt des jetzigen Kabinetts beheben oder erleichtern zu können? Der Angel punkt dcr inncepolitischen Schwierigkeiten ist die Steneereform. Daß man sie ohne Mitwirkung der Sozialdemokratie bewältigen kann, wird man ernsthaft nicht behaupten wollen. Gerade diese aber legt, wie sie wiederholt erklärt bat, ans daS Verbleiben des Reichskanzlers Tr. Wirth in seinem Amte den allergrößten Wert, weil sie in ihm eine Gewähr für die Verteidigung der Deniokealie erblickt. Will man allen Ernstes die ohnehin schon vorhandenen großen Schwierigkeiten nvch weiter steigern dadurch, daß man ohne jeden vernünftigen Grund, — letzten Endes cinsach deshalb, weil von rechtsradikaler Seite dcr Alarmrus zum Rücktritte des Kabinetts ansgcstoßen ist, — blindlings den Rechtsradikalen Ge- folgschast leisten? Alles zusanlmcllgenommen sind es jedenfalls nur formale Gründe, wenn cs überhaupt solche gibt, die sür einen Rücktritt des Gesanitkabinettö sprechen könnten. Alte sachlichen Gründe aber sprechen unbedingt sür das Verbleiben des jetzigen Rcichs- kabinettS. " " ' -- Dr. F.