Volltext Seite (XML)
UN- Taacblatt o und Tageblatt AMsblM sür die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. v-rckiMvorttich« Lett»«gr »e««g »««kharvt. Erscheint jedrn «ochenwg Abend» '/.«Uhr für den i! andere« Lag. »rei» vierleljShrNch»Mk. Sb Psg. AkeitNN. 2^. DklÜÜeV -w-imonatttch 1 Ml.bl)Psg. ».einmonatttch7öPjg. A Inserat« werden bt» Bonuittag U Uhr ^01^0 angenommen. Preis für dt« Spaltzette 18 Pfg. I lHadUH Snherhalb de» LandgerichtSbeztrkS 1b Psg. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schneidermeisters Anton Gebaut« in Freiberg wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Freiberg, den 22. Oktober 1898. Königiiches Amtsgericht, Abth. l. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: L 5/98. Nr. 48. Sekr kttc«I»I. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns und Oelmühlenbesitzers Max Richard Fischer in Freiberg, alleinigen Inhabers der Firma „Max daselbst, wird nach ersolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch ausgehoben. Freiberg, den 22. Oktober 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. I. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: L 10/96 Nr. 231. Sekr Bleuls«. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des früheren Gutsbesitzers und jetzigen Gutsauszüglers Ernst Florian Ficker in Falkenberg, Cat. Nr. 9, wird heute, am 26. Oktober 1»S8, Bormittags H*/« Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Mr. Forkel in Freiberg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderungen sind bis zum 21. November 189« bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung deS ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf Freitag, ven 25». November 1898, Vormittags 10*/, Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus Freitag, ven 16. Dezember 1898, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 33, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 21. November 1898 Anzeige zu machen. «Snigliches Amtsgericht zu Freiberg, Abth. l Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: L. 18/98 Nr. 7. Sekr. Mtoalsl. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Schneidermeister- Johann Friedrich Wilhelm Weickert in BerthelSdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalter-, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Verkeilung zu berück sichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbares Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 26. November 1898, Vormittag 9 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Brand, den 26. Oktober 1898. Aktuar ISvUtiockl«!?, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgericht-. Stadtverordnetenfitzung den 28. Oktober 1898, Abends 6 Uhr. 1. RathSbeschluß, Ankauf der Bürgerfeldparzellen Nr. 1914, 1931, 2243, 2244, 1763, 1795 und 2076 betr. 2. Desgleichen, Verkauf von Areal von der Parzelle Nr. 1060 an Untersteiger Lindner, Kauf-, mann Meusel und Holzhändler Kreutel, Vertrag mit dem Schutzmann Loos wegen Areal-' abtretung zur Münzbachüberbrückung zur Straße 0II, Verkauf von Areal von den Parzellen 1617 und 1561 an den Schutzmann LooS, Ueberlassung von Areal der unteren Bahnhof straße an den Viehhändler Ludwig um 20 Mk. pro llmtr. und Vertrag mit dem Bäckermeister Seifert über Arealabtretung zur Straße 0. II betr. 8. Desgleichen, Nachverwilligung von je 100 Mk. zu Pos.: 507 und 508, von 80 Mk. zu Pos.: 461a, von 80 Mk. zu Pos.: 523, Verwilligung von 550 Mk. sür Ausstellung von 2 neuen Käuffer'schen Schachtöfen in der Petrischule für Rechnung deS Haushaltplans auf 1899, Nach verwilligung von 185 Mk. für Herstellung eines Kackelofens im Armenhause und von20Mk-' für Herstellung einer Wohnung im Bender'schen Hause betr. 4. Desgleichen, Verwilligung von 1150 Mk. für Verlegung des TrinkwasserhauptrohreS auf der Berthelsdorserftraße betr. 5. Desgleichen, Einlegung einer Hauptschleuße in da- alte Münzbachbett entlang der Fürsten« thalstraße und Verwilligung der Mittel von 5000 Mk. betr. 6. Desgleichen, Herstellung der Schleuß« auf der Wallstraße und Verwilligung der Mittel von 1180 Mk. betr. 7. Desgleichen, Verwilligung von 700 Mk. für Bepflanzung der neuen Zuger-Verbindung-straße mit Linden betr. 8. Desgleichen, Beschneidung der Lindenbäume in der KönigSallee und Verwilligung der Mittel von 150 Mk. betr. 9. Desgleichen, unentgeltliche Ueberlassung deS KaufhauSsaaleS zur Diöcesanversammlung für de» 25. Oktober betr. Bericht der Verfassungsdeputation über den Nachtrag zur Marktordnung. Hierüber geheime Sitzung. Freiberg, den 27. Oktober 1898. Vapsvl»»«!'. Das religiöse Leben im heiligen Lande. Gerade 800 Jahre sind verflossen, seitdem Gottfried von Bouillon im Jahre 1097 mit seinem Kreuzzugsheere zur Er oberung des heiligen Landes den Bosporus überschritten und zuvor etliche Tage in dem Thale bei Bujukdere (d. h. Großes Thal) gerastet hat. Die im Vordergründe des Thales vereinsamt dastehende Linde, in deren Schatten Gottfried von Bouillon gelagert, lebt als denk würdige Baumruine noch immer fort, und in ihrem hohlen Innern von großem Umfange haust sonderbarerweise heute ein alter 'griechischer Kawedschi, der seinen einheimischen Gästen, die sich auf schemclartigen Gcflechtstühlen unter den wenigen spärlich grünenden Zweigen gruppiren, den duftenden Mokka bereitet. Was selbst aus einem Baume nicht alles werden kann! Das damals in der Christenheit, besonders in Frankreich und Deutsch land, hoch auflodernde kriegerische Glanbensfeuer für Eroberung des heiligen Landes hatte nun zwar, mit Anfopserung großer Menschenmassen, zur Errichtung eines geistlich-christlichen König reichs von Jerusalem geführt und somit die heiligen Stätten, wo der Heiland gelebt und gelitten, in christlichen Besitz und zu ge wünschter Verehrung gebracht. Aber die blutigen Kämpfe mit den unaufhörlich andrängenden Saracenen erschöpften die christ lichen Streitkräfte und alles ging wieder verloren. Seit jener Zeitepoche haben sich nun diese Verhältnisse im Oriente zu Gunsten der Christenheit ganz von selbst wesentlich verschoben; die Araber, sowie die später Palästina erobernden Osmanen haben ihre alte Weltmacht eingebüßt, und das christliche Europa hat eine dominircnde Machtstellung errungen. Infolge dessen ist auch dem lebendig gebliebenen religiösen Drange der Christenheit nach den heiligen Stätten, — die übrigens auch srüher stets zugänglich gewesen, — nunmehr reichlich Genüge geleistet worden, und die freie Ausübung der christlichen Kultur daselbst hat durch internationale Verträge eine gesetzliche Regelung erhalten, sodaß alle Konfessionen, je nachdem, dort ihre Klöster, Kirchen, Schulen, Hospitäler rc. zahlreicher haben errichten können, als es in manchen erzkatholischen Ländern für Andersgläubige, besonders für die ketzerischen Protestanten, noch heute der Fall ist. Jerusalem ist ein allgemeiner intensiv religiöser Brennpunkt und eine internationale Stadt geworden, in der fast sämmtliche Konfessionen der Erde, wie: die griechisch-orthodoxe, die römisch lateinische, die deutsch-evangelische, die englisch-amerikanische, die armenisch-orthodoxe, die koptische und andere christliche Sekten, sowie die Mohammedaner und endlich die Israeliten, meist in getrennten Stadttheilen, ihre Gotteshäuser ic. besitzen. Rechnet man zu diesen religiösen Gegensätzen noch die nationalen Verschiedenheiten, so hat sich Jerusalem zu einer neu zeitlichen Weltstadt unigebildet, wo durch immer mehr zunehmende Errichtung neuer Stadttheile nach europäischer Art die moderne Kultur des Abendlandes mit dem starren Alterthume des Morgen landes im schroffsten Kontraste erscheint. , I" Jerusalem hat sich der religiöse Eifer, besonders bei den katholischen Ordensgesellschasten, bis zum Fanatismus gesteigert. Der Seelenfang, der da unter den Christen, wie bei Mohammedanern rücksichtslos von den Ordensgesellschaften betrieben wird, erzeugt viel böseS Blut und diplomatische Verwickelungen und steigert den gegenseitigen Haß. Vornehmlich sind es die rivalisirenden beiden atholischen Konfessionen, die sich derart feindlich gegenüberstehen, daß sogar ihre Mönche in der gemeinschaftlichen Grabeskirche und in der Geburtskirche zu Bethlehem nicht selten mit den Kirchen- geräthen in blutige Schlägereien gerathen und dann durch re- quirirte türkische Zaptiehs gewaltsam getrennt werden müssen. Die orientalische griechisch-orthodoxe Kirche nämlich, welche sich ür die allein rechtgläubige hält, hat sich an den heiligen Stätten Vorrechte angemaßt und bel-andett die anderen Konfessionen wider willig als geduldet. Man will hier ganz besonders den Heiland verehren und tritt sein vornehmstes Gebot, die Nächstenliebe, mit Füßen. Da nun Rußland die Schutzmacht der griechisch-ortho doxen Kirche, Frankreich die Schntzmacht der römisch-lateinischen Kirche und England die der anglikanischen Kirche ist, so haben diese konfessionellen Streitigkeiten auch den Hauptgrund zum Krimkriege gegeben. Seitdem nun aber das russisch-französische Bündniß besteht, hat Frankreich, um den Russen nicht mißliebig zu werden, sein Schutzrecht thatsächlich aufgegeben, so daß, als vor etwa vier Jahren in der Geburtskirche die orthodoxen Mönche die lateinischen wieder mißhandelt hatten, der französische Botschafter zu seinem russischen Kollegen kein Wort der Beschwerde wagte. Dagegen ließ er seinen Groll durch polternde Noten an den dabei ganz unschuldigen Türken aus, weil angeblich ein Mönch von den Zaptiehs gestoßen worden sei. Wenn daher die Franzosen, bezüglich der Kaiserreise, Deutschland gegenüber ihr Schutzrecht über die Katholiken im Oriente noch besonders zu betonen wagen, so sind das Seifenblasen, die vor dem russischen Winde schnell zerplatzen. Außer der gemeinschaftlichen Grabes- und Geburtskirche be sitzen die Orthodoxen noch eine dritte Kulturstätte in deramOel- berge errichteten Himmelfahrtsmoschee, welche die Mohammedaner, die Jesus als ihren zweiten Propheten verehre», über dem Steine erbaut haben, von dem aus Jesus gen Himmel gefahren sein soll. Daß die Mohammedaner den Russen gestatten, in ihrer Moschee einen Altar zu errichten und am Himmelfahrtstage vor zahl reichem Volk Messen zu lesen und Prozessionen abzuhalten, ist ein wenig bekannter Beweis von Toleranz, der die russischen Mönche, die ihre lateinischen Ordensbrüder fanatisch verfolgen, doch recht beschämen müßte. In Jerusalem üben die Europäer, allgemein Franken genannt, thatsächlich die Herrschaft aus. Den ganzen Tag läuten die Glocken der Kirchen, und häufige Prozessionen mit Kreuzen und Heiligenbildern durchziehen die engen Straßen. Mohammedaner sehen den Aufzügen in aller Gemüthsruhe zn. Ihr ganzes öffent liches Leben vollzieht sich unauffällig und nur der Gebetsruf des Muezzin von der Galerie deS Minarets herab ist ihre einzige Kundgebung. Im Rahmen dieses in kurzen Zügen gegebenen Bildes von dem christlichen Jerusalem nimmt nun daS protestantische Deutsch land in seinem äußeren Hervortreten eine zwar bescheidene, aber umsomehr eminent christliche Stellung ein. ES war bekanntlich im Jahre 1840, als König Friedrich Wilhelm IV. mit Einwil ligung des Sultans und im Bunde mit England in Jerusalem ein evangelisches Bisthum gründete, um auch das evangelische Bekenntniß an den heiligen Stätten würdiger zur Geltung bringen zu lassen. Aber diese Gründung, wobei die Deutschen von ven Engländern, welche die Kirche besitzen, abhängig blieben, hatte keine ersprießliche Lebenskraft und ging ein. Dann hat sich Deutschland durch Errichtung eines deutsch-evangelischen Pfarr amtes im Jahre 1852 auf eigene Füße gestellt und durch Grün dung eines Hospizes nebst Kapelle unter Leitung von Kaisers» werther Diakonissen einen selbstständigen und hervorragend philanthropischen Wirkungskreis geschaffen. Diese Diakonissen« anstalt liegt auf der nach Gottfried von Bouillon benannten Gottfriedhöhe außerhalb der Altstadt und besteht auS einem statt lichen Gebäude mit ca. 100 Betten, wo jährlich über 500 Kranke aller Bekenntuisse, besonders arme Mohammedaner liebevolle Ausnahme und Pflege erhalten und wo auch durch Poliklinik Hilfe geleistet wird. Im Jahre 1868 wurde eine damit verbundene Erziehungs anstalt mit 8 Diakonissen für arabische Waisenmädchen gegründet. Aehnliche Diakonissenanstalten bestehen auch in Bairut, Smyrna, Konstantinopel und in anderen orientalischen Städten. Auf Veranlassung Königs Friedrich Wilhelm IV. hat sich auch der Johanniterorden, der bekanntlich früher im heiligen Lande - eine kriegerische Rolle gespielt, nunmehr an den friedlichen Werken christlicher Barmherzigkeit in Jerusalem bethätigt und ein Johanniter-Hospiz gegründet, wo Kranke aller Bekenntnisse unentgeltlich Pflege erhalten, sowie auch zureisende deutsche Pilger sür mäßiges Entgelt gastliche Aufnahme finden. Auch der Groß herzog von Mecklenburg Friedrich Franz hat ein besondere- Hospital für kranke Kinder gestiftet. Ferner hat Deutschland seit 1867 und zwar durch eine Baronin Weffenbrink das Verdienst, das einzige in Jerusalem bestehende, sehr nothwendige Asyl für Aussätzige errichtet zu haben. Schließlich ist das syrische Waisen haus für arabische Knaben eine aus dem Gebiete christlicher Liebe sthätigkeit großartig dastehende deutsch-evangelische Anstatt von höchst segensreicher kultureller Bedeutung. Das umfangreiche Grundstück liegt in dem sogenannten Neu-Jerusalem und besitzt durch seine freie, luftige, weit ins Land schauende Lage, sowie durch seine hervorragenden Bauten ein imposantes Ansehen. Die Anstalt, mit Kirche, Thurm und einem von Kaiser Wilhelm I. geschenkten harmonischen Glockengeläute, steht unter der Leitung eines deutschen Kuratoriums und ist durch KabinettSordre mit deutschen Korporationsrechten ausgestattet. Die arabischen Zög linge stammen aus allen Gegenden Palästinas, werden in acht Klassen unterrichtet, und ihre Zahl beträgt seit 1860 schon über 1500. Der Unterricht beginnt in der arabischen Muttersprache, später wird nebenbei Deutsch gelehrt und zuletzt ist der Unter richt nur in deutscher Sprache. Die Zöglinge werden in be sonderen Werkstätten der Anstalt in einem passenden Handwerk fürs praktische Leben ausgebildet, wobei sich die Knaben ost recht geschickt erweisen. In der Anstalt b-kiudet ück »in»