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DichiiMi Tii^lnlt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Dienstag, de» 13. Januar 1«8». Politische Rundschau. *W- Idenburg, 12. Januar 1880. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz hatte neulich eine län gere Unterredung mit dem Reichstags-Abgeordneten Or. Schulze-Delitzsch, die sich speciell auf genossen schaftliche Angelegenheiten bezogen hat. Der Kron prinz wird nämlich nach seiner Rückkehr nach Pegli eine bereits angemeldete Deputation hervorragender Vertreter des italienischen Genossenschaftswesens in Audienz empfangen. Er ließ sich zu diesem Behufs über die Materie instruiren. Das nervöse Leiden des Fürsten Bismarck hat sich in neuester Zeit durch starke Anwendung von Cloralhydrut gesteigert, aber ein acuter Krankheits zustand ist nicht vorhanden. Der Reichskanzler hat dieses seines leidenden Zustandes halber seinen Ur laub formell bis zum 15. Februar d. I. verlängert, so daß er bei Eröffnung des Reichstages wohl kaum in Berlin anwesend sein wird. Die Berufüng des Reichstags ist für die erste Mr zweite Februarwoche mit Sicherheit zu erwar ten. Wahrscheinlich wird, falls es zu einer Nach session für den Landtag kommen sollte, der letztere bald nach Zusammentritt des Reichstags vertagt. Man nimmt an, daß die Neichstagssession bis Astern dauern wird. Die Eisenbahn-Commission des preußischen Abgeordneten-Hauses genehmigte am 10. d. die * Bewilligung von 27,250,000 Mk. für den Bau einer Eisenbahn von Erfurt nach Grimmenthal und Ritschenhausen. Zwischen dem preußischen Ministerpräsidenten und und dem Minister des Innern sind Differenzen eingetreten. Die Ausstellungen, welche die Conser- vativen an den Verwaltungsvorlagen des Grafen Eulenburg machen, fallen ziemlich genau den An sichten des Fürsten Bismarck entsprechen. Für den Etat des Kultusministeriums im preußischen Abgeordnetenhause sind vier bis fünf Tage in Aussicht genommen. Seitens der vom Centrum eingesetzten Beschnierdecommission sind be reits diejenigen Punkte festgestellt, welche zum Gegen stand der Angriffe gegen die Negierung gemacht werden sollen. Interessant ist es, daß die Haupt- angriffe des Centrums sich dabei gegen die Ver waltung des Innern richten werden und der Mini ster Graf Eulenburg auch davon verständigt worden ist, daß ein Vertreter seines Amtes bei diesen De batten im Hause erscheinen möge. Das Centrum weiß nur zu gut, daß Graf Eulenburg der Frage der Beilegung des Kulturkampfes gegenüber eine ziemlich laue Haltung einnimmt und daß seine An schauungen an gewisser hoher Stelle sich eines vollen Beifalls zu erfreuen haben. Die ausge gebene Losung scheint zu lauten: Schonung der Person des Kultusministers v. Puttkammer und laute Opposition gegen die Verwaltung des Mini steriums des Innern. Spanien. Im Congresse hielt anläßlich des jüngsten Atten tates der Ministerpräsident Canovas del Castillo eine Rede, in welcher derselbe alle rechtschaffenen Leute aufforderte, sich gegen die Bestrebungen zu vereinigen, welche sich gegen das monarchische Prin zip und dessen Autorität richten. Rußland. Das Budget pro 1880 wird in diesen Tagen schließlich sestgestellt werden. Dasselbe balanzirt in Einnahme und Ausgabe mit 666 Millionen Rubel. Die Einnahmen sind nach den normalmäßigen Durchschnittserträgen berechnet und gewähren, trotz dem die Ausgaben inclusive der eingestellten Zin sen für die neuen Anleihen um etwa 38 Millionen gegen 1879 gestiegen sind, eine vollständige Deckung dieser. Unter den Mehrausgaben gegen 1879 neh men die Zinszahlungen für Staatsschulden nach Abrechnung der Verminderung durch Amortisation früher contrahirter Anleihen 15 Millionen mehr als im Vorjahre in Anspruch; ebenso Krieg und Marine 11 Millionen mehr, ferner Inneres wegen Polizei verstärkung 2 Millionen mehr. Die Mehreinnahmen ergeben sich hauptsächlich aus den Erträgnissen der Accise, der Zölle, der Forsten und Eisenbahnrück zahlungen und zwar im Betrage von 30 Millionen, während weitere 7 Millionen Mehreinnahmen gegen das Vorjahr sich auf verschiedene Titel in kleineren Beträgen vertheilen. In Petersburg soll demnächst ein neue große russische Tageszeitung im Genre der Norddeut schen Allgemeinen Zeitung erscheinen. Montenegro. Ein Memorandum der montenegrinischen Negie rung beschuldigt die Pforte systematischer Verschlep pung, der planmäßigen Aufwiegelung der Albanesen und der Zweideutigkeit bei den Verhand lungen, schiebt ihr die Schuld zu für die jetzige acute Form des Streitfalles, welcher Montenegro dadurch, daß er das Fürstenthum nöthige, eine er drückende Truppenmacht unter den Waffen zu hal ten, materiell zu ruiuiren drohe. Hierfür beansprucht das Memorandum eine Entschädigung von 2 Mil lionen Francs, verspricht, vorläufig das vertrags widrige Verhalten der Pforte und den Friedensbruch Seiten ihrer Unterthanen nicht als Kriegsfall oder Bruch ansehen zu wollen, v'rlangt aber von den Mächten des Berliner Vertrages energische Abhilfe. Amerika. Die Auswanderung der Neger aus den Süd staaten nach Norden nimmt in der letzten Zeit wie der größere Dimensionen an. So wird aus St. Louis berichtet, daß innerhalb der vorletzten Woche 400 Farbige auf ihrem Wege nach Kansas die Stadt passirt haben. Auch die Farbigen in Ar kansas scheint jetzt das Auswanderungsfieber befallen zu haben, und befinden sich augenblicklich etwa 500 derselben auf dem Wege nach Norden. Die west lichen und nördlichen Staaten haben nur höchst ge ringe Sympathie für die Aufnahme der Schutz und Wohlergehen suchenden „farbigen Mitbürger". In India steigerte sich dieser Mangel an Sympathie bis zu Volksaufläufen, durch welche die Eisenbahnen zur Weitersortschaffung der Farbigen gezwungen wurden. Auch in Kansas machte sich dieselbe Ge sinnung geltend. Asien. Das „Bureau Reuter" meldet aus Kabul vom 9. Januar: Eine Rede des Generals Roberts bei einer Versammlung der Häuptlinge versicherte, die britische Regierung wünsche das Leben und das Besitzthum wie die Religion der Afghanen zu achten. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 12. Januar. (Theater.) In nächster Woche, und zwar Mittwoch, 21. Januar, wird, wie wir hören, die gegenwärtig in Glauchau auftretende Theatergesellschaft eine Gastvorstellung im Saale des Schönburger Hofes hier veranstalten. Hoffentlich ist der Besuch ein derartiger, daß wir uns solcher Gastspiele noch mehrmals zu erfreuen haben werden. Glauchau, 9. Januar. (Schöffengerichts sitzungen.) Der Barbier Gustav Adolf Windisch in Glauchau war angeklagt, von Geldern, welche er als Agent der Londoner Phönix-Feuer-Assecuranz- Societät für diese Gesellschaft vereinnahmt hatte, den Bstrag von 19 Mk. 60 Pf. rechtswidrig für sich verwendet zu haben. Windisch war dessen gestän dig, führte aber zu seiner Entschuldigung an, daß er diese Angelegenheit durch Begebung eines Wech sels — welcher aber nicht eingelöst worden ist — für erledigt angesehen habe. Das nach Schluß der Verhandlung verkündete Urtheil lautete auf 1 Woche Gefängniß wegen Unterschlagung. — Ferner wurde der Schneider Friedrich Ferdinand Ficker in Glau chau wegen des gleichen Vergehns zu 2 Tagen Ge fängniß verurtheilt. Ficker, 56 Jahre alt und noch nicht bestraft, war geständig, Mitte October v. I. von einem ihm zum Zwecke der Anfertigung zweier Paare Hosen übergebenen Stück Stoff einen Theil dadurch widerrechtlicher Weise in seinem Nutzen ver wendet zu haben, daß er das eine daraus gefertigte Paar Hosen seinem damaligen Hauswirths an Zah lungsstatt für rückständigen Mietyzins übergeben hat. — In Glauchau wurde am 10. d. in der Mulde ein männlicher Leichnam ausgefunden und polizeilich aufgehoben. Derselbe wurde als der des Schneiders Kühn aus Gesau recognoscirt. - » — Auf der Strecke Glauchau-Graßbothen ver kehrt vom 15. Januar d. I. ab Zug 684 Groß bothen-Glauchau circa 10 Minuten früher und Zug 692 Glauchau-Großbothen circa 10 Minuten spä ter als bisher. Zug 684 fährt 8 Uhr 42 Min. Vorm, von Großbothen ab und trifft 11 Uhr 14 Min. Vorm, in Glauchau ein; Zug 692 fährt von Glauchau 7 Uhr 52 Min. Vorm, ab und kommt 10 Uhr 41 Min. Vorm, nach Großbothen. — EinerZusammenstellungderBetriebsergebniffeder sächsischen Staatsbahnen im Jahre 1880 entnehmen wir, daß die Bahnstrecke Glauchau-Wurzen (82,62 km.) einen Mehraufwand von 61,379 Mk. 50 Pf. er fordert hat. — Zum Schwurgerichtspräsidenten beim Landge richte Zwickau ist der Kammerdirector vr. Wolf daselbst für die Sitzungsperiode vom 1. Januar bis 31. Mürz 1880 ernannt worden. — Im zweiten Brückenbergschacht bei Zwickau wurde am 9. d. der Fördermann Wilhelm Louis Krauße aus Mülsen St. Jacob von einem infolge eines Seilbruchs den Bremsberg hereingehenden Hun tes überfahren. Er erlitt einen Bruch des linken Ellbogengelenks und andere schwere Verletzungen, die seine Unterbringung im Kreiskrankenstifte nöthig machten. — Während sich bisher die Spitzenklöppelindu strie im Wesentlichen nur auf das Erzgebirge und einzelne Theile des Vogtlandes beschränkte,faßtdieselbe immer mehr und mehr im niederen Gebirge und beson ders in der industriell sehr entwickelten Zwickauer Gegend festen Fuß. In Anbetracht dessen hat die Staatsregierung es sich angelegen sein lassen, iu diesem Bezirke mit der Gründung von Klöppel- schuleu vorzugehen. So wurden in den ersten Tagen dieses Jahres Klöppelschulen zu Niederhaßlau und Wilkau unter entsprechenden Feierlichkeiten eröffnet. Atts dem Sachsenlande. — Ein Herr Bahse, der von den sächs. Handels kammern nach Sidney gesandte Commissar, schreibt unterm 4. November an die Firma Wilhelm Flade in Chemnitz wie folgt: „Ihre Waaren und Muster finden viel Beifall, ich denke, Sie sollten unbedingt in Melbourne ausstellen, aber in sehr eleganter Weise, da man hier sehr viel Werth darauf legt. Wegen Wahl der Dessins schreibe ihnen noch rc." Es ist dies ein neuer, erfreulicher Beweis, daß die