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Dresdner Journal : 02.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189709028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-02
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 02.09.1897
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Ve»O«»rrt»r WO, Dresden vietteljLhrlich: » Mark dv Pf, bei den Kaiser lich deutschen Poftanstalten »ierteljShrlich » Mark; außer- halb de» Dentfchrn Reiches Post» und Etempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- urd Feiertage abends. Sernspr.Aoschluß:Rrir»L. Un kti» ssebthre», Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnt; so Pf Unter „Eingesandt" di« Zeil« »0 Pf Sei Labelle», »ud Ziffern sah Her»»«« «der Königlich« Expedition des Dresdner Journals Dresden, Znnngerstr »0 Fernspr..Anschluß:Nrir»S. ^203 1897 Donnerstag, den 2. September abends. AachbekeHungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Erneuuuugtu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im tzleschist-üerciche »es Ministeriums des Innern. Pensionirt: Sekretär Franz Otto Eduard Jahn bei der KreiShauptmannschast Tre-den. — Angestellt: Tiätist Friedrich August Marx bei der AmtShaupimannschafl Dippoldiswalde als Expedient bei der KreiShauptmannschast Dresden. Im Geschäftsbereiche seS Ministeriums des Kultus uns Sffentltchen Unterrichts. Zu besetzen: erne Bikar- und eine Hilsslehrerstelle im Schulinspeltionsdezirke Kamenz. Einkommen nach Vereinbarung In beiden Fällen günstige schulische und önlichc Lerhältnisse. Besetzung am Anfänge deS Winterhalbjahre- Kandidaten des Bolkstchulamlcs, auch solche, welche zeitweilig nicht im Schuldienste standen, ebenso Kandidaten der Theologie oder dcS PrrdigtamieS, welche sich zu bewerben beabsichtigen, wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen bis zum 20 September bei dem König!. Bezirksschulinspektor vr. Hart mann in Kamenz einreichen Nichtamtlicher Teil. denkiage als eine naheliegende. Sie wird aber wohl unbedenklich verneint werden können. Es wird sich bald genug ergeben, daß durch die beiden Trink'prüche, die unsere Nachbarnation in eine so hochgradige Begeister ung versetzt haben, in Wahrheit an der bisherigen politischen Konstellation nichts geändert worden ist. Tenn jeder von den beiden Alliierten, so sehr auch ihre Herzen „denselben Takt schlagen", wie die echt französische Phrase lautet, will offenbar etwas anderes. Der französische Chauvinismus wünscht und hofft, daß die Allianz ihre Spitze gegen Deutschland richte, die russische Politik aber faßt die Verbindung mit Frankreich lediglich als ein Werkzeug friedlicher Politik auf. Hierüber lassen die offiziösen russischen Auslassungen keinen Zweifel. Sie werden außerdem in bündigster Weise unterstützt ourch dir klaren, nur eine Deutung zulassenden Worte, die vor wenigen Wochen erst die Kaiser von Deutschland und Rußland miteinander ausgelauscht haben. Diese Worte wären einfach unmöglich gewesen, wenn Rußland wenige Tage darauf der französischen Republik irgend welche Ermutig ung ihrer Revanchepolitik hätte zu teil werden lassen wollen. Und die wobldisziplinierte, einem Winke von maß gebender Stelle so überaus leicht zugängliche fran zösische Presse scheint das auch bereits eingesehen zu haben. Aus ihren Wünschen und Hoffnungen hat sie kein Hehl gemarkt; aber von der Veiwirklichung ihrer Hoffnungen ist sie schon recht still geworden. Und so wird sicherlich unser Volk noch viele, viele Sedantage begehen können, ohne daß Elsaß und Lothringen wieder französisch geworden wären. Und in zwischen halten wir unsere Rüstung scharf, unser Pulver trocken. Über das bayrische Heer hat am diesjährigen Sedantage der deutsche Kaiser als oberster BundeSfeld- herr sein Auge schweifen lassen. Wie damals, vor 27 Jahren, werden auch heute, wenn es nötig sein sollte, die kriegsbereiten Heere aller deutschen Stämme für ihr geliebtes Vaterland zusammenstehen. Das weiß die ganze Welt; das weiß man auch in Frankreich Und das ist die sicherste Friedensgarantie. Ter Tag von Stdau, der nationale Gedenktag, den heute alle gutg-sinnten Deutschen begehen mit innigem Danke gegen Gott, dessen Kraft mit uns war in jenen großen Tagen, lenkt in diesem Jahre mehr noch, als sonst unsere Blicke hinüber zu unseren Gegnern von damals. Auch heute noch sind sie unsere Gegner Ohne einen Moment sich zu besinnen, würden sie, falls ihnen nur die Beihilfe ihres Alliierten sicher wäre, über uns herfallen. Noch aus lange, lange Jahre hinaus werden sie uns den Tag von Sedan nicht vergessen. DaS alles müssen jedem, der nicht absicht lich die Augen verschließt, die Kundgebungen dar- gethan haben, die sich in den letzten Tagen auf fran zösischem Boden abgeipielt haben Erst gestern abend sind in den Straßen von Paris, und zwar vor dem Hotel des deutschen Botschafters, wieder einmal die Worte „Nieder mit Deutschland" erklungen. Es ist dieser Ruf gewiß nicht gerade von solchen Leuten auSgegangen, die man als die berufenen Vertreter ihres Landes ansehen könnte, und cs wäre gewiß falsch, dem Pariser Vorgang heute große prak tische Wichtigkeit beizulegen. Aber Millionen von Franzosen ist die deutschfeindliche Kundgebung ganz nach ihrem Herzen gewesen, Millionen ersehnen zweifellos den Augenblick, in dem sie sich offen zu ihrem Hasse geaen unser Land bekennen dürfen. Ist dieser Augenbl'ck nahe ? Ist er wenigstens nähergerückt worden durch die jüngsten Kundgebungen des Zaren und deS Präsidenten Faure aufdcmsranzösischen Panzerschiffe? Tie Frage erscheint an dem heutigen Ge- Ter internationale Arbeiltrschuvkongreß in Zürich. Die Sozialdemokratie hatte einen ihrer gewandtesten Jour nalisten nach Zürich delegiert, um über den internationalen Arbeiterlchutzkongreh für die Parteigenossen zu berichten Sie hat sich diesen Kongreß auch sonst ein gut Stück Geld kosten lassen, die von der Parteikasse zu berichtigende Diäten Faktura wird eine hübsche Ziffer aufweisen. Beides zeigt, welchen Werr man diesem Meeting sür die sozialrevolutionär, n Zwecke beimaß Gewiß geschah cs ebenfalls nicht ohne Absicht, daß nach Zürich ein Mann geschickt wurde, den man sonst in den sozial demokratischen Journaiistenkrcisen als unpraktischen Schwärmer und Dichter verspottet — allerdings nicht ganz miiRecht, denn er hat wie einer verstanden — sein Schäfchen zu scheren von denen, die aus den Reihen des gelehrten Proletariats in den Dienst der sozialrevolutionären Machthaber traten. Im Interesse der Sozialdemokratte war diesmal aber der Dichter der beste Mann, strotzen dcch von Anfang bis zu Ende seine im „Vorwärts" niedergelegten Nesum^s von so starker Phantasie, daß der unschuldige Leser beinahe zu dem Glauben geweckt werden konnte, dieser internationale Arbeiterjchutzkongreß hätte Großes sür das arbeitende Proletariat gewirkt Am interessantesten war es vielleicht, zu beobachten, wie huldvoll der sozialdemokratische Dichter, ganz im Gegensätze zu dem sonst die Spalten des „Vorwärts" beherrschende» Parteipolitiker, die Naumannschen, Stöckerschen und sonstigen Christlich-Sozialen behandelte Hoffentlich werden es sich die Herren vom Freisinn ebenso wie die Gelehrten der , Köln. Ztg " merken, daß die von ihnen wegen eines Wahl- kartclls so eisrig umwedelte Sozialdemokratie gleichzeitig mit der finsteren Reaktion — dahin gehören doch wohl die Christlich- Sozialen, unbeschadet der demokratischen Allüren derer nm Naumann, Goebre und Gerlach ? — sraternisierte natürlich nur mit Vorbehalt Mit dem Vorbehalt und der Absicht nämlich, zu Mahlzeiten dem christlich-sozialen Arbeiter sagen zu können: Sieh, wir Sozialrevolutionäre unterscheiden uns fast in niLtS von Deinen Propheten, haben wir doch in Zürich als Brüder Kunst und Wissenschaft. K. Hofthcater. — Altstadt — Am 1. d Mts.: Zum Besten des Pmsionsfonds für die Mitglieder des Hoftheater-Singechores: „Fidelio". Oper in zwei Akten Nach dem Französischen bearbeitet von Treitschke Musik von Ludwig van Beethoven In der gestrigen Aufführung verband sich mit dem wohlthätigen Zweck die Absicht, auch die Opernsreunde an der Tienstjubiläums-Feier des Hrn. Generalmusikdirektors Schuch teilnehmen zu lassen Wie vorauszusehen, war das Haus dicht gefüllt von einem Publikum, das dem hochgeschätzten Dirigenten die schmeichelhaftesten Ehrenbezeigungen erwies. In den Tusch, mit welchem die Königl Kapelle Hrn Schuch empfing, mischte sich sogleich der stürmische Beifall der Besucher, die sich von den Plätzen erhoben hatten und in ihrer Kundgebung eine geraume Weile anhielten Nach dem ersten Aufzuge wie nach dem Schluffe der Oper mußte der Jubilar viele Male auf der Bühne erscheinen, auf der man zuletzt Lorbeerkränze und Blumenspenden in einer langen Reihe niedergelegt hatte. Diese starke Teilnahme des Publikums entspricht durchaus dem künstlerischen Verdienst des Hrn Schuch Als blutjunger Dirigent an unser Kunstinstitut berufen, hat er mit regem Fortbildungstrieb und ungewöhnlicher AuffaffungSkrast sein Talent für die wachsenden Ausgaben entwickelt, die große Tradition der Dresdner Hosbühne zu erfaßen gesucht und in einer Zeit, deren musikalische Produktion ganz neue Wege gegangen ist, seine Jnterpre- tationskunst geschult und vielfach auf« giücklichste bewährt. Mit seinem Grundwesen der modernen Musik zuneigend, hat er sich allmählich doch auch zur klassischen Tonkunst mehr Zugang gebahnt In seinen Anschauungen frei von Radikalismus, hat er seinen Einstuß immer für eine gleichmäßige Berücksichtigung der verschiedenen Stilarien geltend gemacht, seine eminente Geschicklichkeit und seinen Ehrgeiz an jede« wie immer beschaffene Werk gesetzt Seine vielseitige Gewandtheit ist an dieser Stelle zu häufig anerkannt worden, als daß man jetzt davon wie von etwa« Neuem ausführlich reden müßte. Seine bewunderns wert leichte und spirituelle Behandlung französischer und italienischer Musik, seine in großem Zuge durchgeführte und dabei gegen das Detail nicht nachlässige Leitung Wagnerscher Musikdramen und seine zumindest lebendige, anregende Interpretation klassischer Kunstwerke haben unser Publikum oft erfreut und entzückt Überhaupt unterliegt seine Bedeutung als Dirigent so wenig einem Zweifel oder einer falschen Bewertung, daß man sie selbst aus Anlaß des Jubiläums nicht zu bestätigen oder gar noch zu bekräftigen braucht Nur seine gleichmäßige Frische und impulsive Hingabe möchten wir hier betonen, wie er nie zu mechanischem Taktschlagen sich bequemt, sofort in der Stimmung ist, welche die jeweilige Ausgabe ver langt, sich unverzüglich zum Mittelpunkt der Ausführung macht und mit leisestem Druck auf das Orchester wie mit überlegenem Nachgeben oder Antreiben der Sänger seinen Intentionen Geltung verschafft Während der langen Thätigkeit ist er insbesondere mit der Königl. Kapelle eng verwachsen, die sich ihm, dem Virtuosen als ein herrliches Instrument, als ein jedes Ausdrucks fähiger Tonkörper anbietet, und die aus einer außerordentlichen Höhe erhalten zu haben sein besonderes Verdienst auS- macht An der Spitze diese« Orchesters, an der ehrenvollen Stätte des ersten musikalischen Leiters der Hofoper werden wir Hrn Schuch hoffentlich noch lange mit Erfolgen, die der immer strebenden Tüchtigkeit gebühren, wirken sehen Die gestrige „Fidelio"-Äusführung nahm einen sehr guten Verlaus und steigerte sich mehrfach zu erhebenden Wirkungen Neben der Königl Kapelle und dem Chor hatten Frau Wittich, Frl Boffenberger, die Herren Perron und Anthes daran den stärksten Anteil H P * In einem von der „Poff Ztg " veröffentlichten Aus sätze „Der Napoleon-Kujtu« unter der dritten Republik" von vr Paul Holzhausen (Bonn) ist im mit ihnen Dein Wohl beraten! Daß auch hierbei die Sozial demokratie klüger war, al- deren Züricher Mitläufer, wer wollte es leugnen? Indessen der Kongreß ist vorbei, und die bürgerlichen Schwärmer, welche thöricht genug waren, der sozialrevolutio- nären Mache aus den Leim zu gehen, können nicht mehr zurück. Der Dichter darf also seinen Hnmnus schließen und der Pattei politiker die Feder wieder ausnehmen DaS geschieht denn auch im „Vorwärts". Der Dichter beendet seine zukunsteprophetische Phantasie: .Den moralischen Ersolg der Züricher Tage sür die Sache der Proletariat- wird kein vorurteilsloser Mann unter schätzen, aber auch an praktischen Erfolgen wird es nicht fehlen. Tine ganze Anzahl von Parteien und Personen sind in ihrer Stellung zu fast allen Fragen des ArbeiterschutzeS seft- gelegt, die Parlamente werden eine Reihe von Initiativ anträgen zu beraten haben, die Presse wird sich befleißigen, diesen Fragen wieder mehr Ausmerksamkrit zu schenken.' Unmittelbar nach dem rosenroten ZukunstsauSblick solgt aber das blutigrote Bekenntnis, daß trotz alledem die Sozial demokratie eine sozialrevolutionäre Partei bleiben müsse. Der Parteipolitiker fährt nämlich fort: .Falsch wäre es aber auch, sich durch den prächtigen Ver laus des Kongresses in Zürich zu Überschätzungen seiner Er folge verleiten zu lasten. Weder werden die Beschlüsse über Nacht in die lhat umgesetzt werden, noch werden alle Parteien, deren Anhänger auf dem Kongresse vertreten waren, sich durch die Boschlüste sür gebunden betrachten ES heißt, sich vor sicheren Enttäuschungen bewahren, wenn man sich dies gleich offen sagt. Auch der Klassenkamps wird nicht an Schärfe verlieren, weil einmal Sozialdemokraten, Christlich-Soziale aller Schattierungen, einige Liberale und dieser und jener Ein- gänger in einer freien Versammlung sriedlich zusammenberaten haben. K-in Teilnehmer des Kongresses wird sich vorspiegeln, daß er mit seiner Anwesenheit in der Züricher Tonhalle das Reich deS sozialen Frieden- eingeleitet habe." Aber es kommt noch deutlicher, ani Schluffe heißt es: „Ter Arbeiicrschutz ist eine sehr schöne, sehr wichtige, vor allem eine höchst dringliche Sache, aber selbst wenn wir alles, was wir aus diesem Gebiete zu wünschen haben, bewilligt er halten, io hat der Kamps des organisierten Proletariats noch immer kein Ende. Trotz allen Arbeiterschutzes kann in der heutigen Wirtschaftsordnung Mange!, Elend, Ausbeutung, perio dische Arbeitslosigkeit, Verkümmeiung der Kinder, sorgenvolles Alter Unsicherheit der Existenz für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, politische Bevormundung, und wie all da- heißt, was den Jammer unserer Gegenwart auSmacht, nicht auS der Welt geschafft werden Und diese- Ziel haben wir stets im Auge zu behalten, wir haben nicht bloß sür wichtige Palliativ- mittel sondern in erster Linie für eine gründliche und vollkommene Aenderung unserer Wirtschaftsordnung im Interesse deS Proletariat- zu kämpsen, deshalb müssen wir bei aller Arbeit für den Arbeitcrschutz uns von den Sozial- resormern aller Schattierungen dadurch unterscheiden, daß wir eben Sozialdemokraten sind und »ins als solche stets bewähren." Tas ist ebenso deutlich, wie ausnahmsweise einmal ehrlich! Wir wollen das ans Thor nageln, damit da- alberne Gerede aushöre, die Sozialdemokratie hätte sich zu einer Partei der praktischen Reform gemausert und ihre revolutionären Ziele ausgigcben, und damit nicht etwa gar dieser Züricher Kongreß al- »neuer Beweis' dieser Häutung eine legeidenhastc Bedeut ung erlange, (v. V. K.) Tagesgeschichk. Dresden, 2. September Bei Ihrer Majestät der Königin fand heute nachmittag um 2 Uhr im Königl. Schlöffe zu Pillnitz aus Anlaß des Geburtstage- Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit der Frau Prin- zefsin Friedrich August Familientafel statt, an welcher Ihre Königl. Hoheit die Frau Groß herzogin von Mecklenburg-Strelitz sowie die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Haufes teilnahmen. Gleichzeitig vereinigten die Damen und Herren des Dienstes sich zur Mar- schallstasel. Wählend des Diners konzertierte das Hautboistencorps des Königl. Pionierbataillons Nr. 12 im Schloßgarten zu Pillnitz. Dresden, 2. September. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg bcgab Sich heute von Zittau aus zu Wagen nach dem Manöver- gelände südwestlich Zlttau, um dem Manöver der 5. Jnfanteriebrigade Nr. 63 beizuwohnen. Se. Kön g'. Haheit beabsichtigte, im Laufe des heutigen Nachmittags nach Dresden zurückzukehren. > MM ersten Teile folgendes ouSgeführt: In Heinrich Heines Werken findet sich eine rührende kleine Pariser Geschichte Ain 19 Januar 1832 meldet der Dichter an die „Allg Ztg ": Als ich gestern abend beim Nachhausegehen in ein einsam dunkles Gäßchen geriet, stand dort ein Kind von höchstens drei Jahren vor einem Talglichtchen, das in die Erde gesteckt war, und lallte ein Lled zum Ruhm des großen Kaisers Als ich ihm einen Sou auf das aus gebreitete Taschentuch hinwarf, rutschte etwas neben mir, welches ebenfalls um einen Sou bat E« war ein alter Soldat, der ebenfalls von dem Ruhm des großen Kaisers ein Liedchen singen konnte Der arme Krüppel flehte: ^u nom 6p Xapolöon, 6onne/. moi UN 50N. („Im Namen Napo leons geben Sie mir einen Sou!") Heine, bekanntlich selbst ein großer Verehrer des Helden, setzt hinzu: „So dient dieser Name auch al« das höchste Beschwörungswort de» Volkes, Napoleon ist sein Gott, fein Kultus, seine Religion." Der Dichter hat recht Denn kein Volk ist so empfänglich und so empfindlich sür den kriegerischen Ruhm, wie unsere Nachbarn jenseits der Vogesen, und in keinem Namen der neueren Geschichte ist eben jener Ruhm, jene xloire militairs so verkörpert wie m dem Napoleons. Schon bald nach 1815, wo die Schlacht bei Waterloo den Ruf der Feldherrngröße dieses Manne« tief erschüttert und die zweite Besetzung von Pari« durch die Verbündeten unendlichen Haß gegen den Geschlagenen heraufbeschworen hatte, zeigte sich, wie tief sein Name der französischen Volksseele eingeprägt war Wer die alten Zeitungen dieser Jahre, bis etwa 1823, lieft, findet fast aus jedem der vergilbten Blätter die Nachrichten von Prozeßen und Verurteilungen gegen Personen aus den niederen Volks schichten, die mit hohen Geldstrafen, oft mit jahrelanger Gefangenschaft dafür büßen mußten, daß sie einen alten verrosteten Adler oder eine dreifarbige Kokarde auS der Kaiserzeit hervorgeholt, daß sie den alten Zauberruf Vive I kmpereur! au«gestoßen oder gar eine Zusammenrottung, eine aussichtslose „Verschwörung" ongezettelt hatten in dem wahnwitzigen Gedanken, daß ein Bauerntumult im stand« Dresden, 2. September. Se. Königl. Hoheit der Generalfeldmarschall Prinz Georg wird Sich morgen vormittag 9 Uhr 45 Min. vom Leipziger Bahnhofe über Großenhain Cottbus nach Posen und Jarotschin begeben, um in Höchstseiner Eigenschaft als General inspekteur der 2. Armeeinspektion am 4., 6., 7. und 8. September verschiedenen Truppenbesichtigungen und Manöver» beim V. Armeecorps beizuwohnen. In der Begleitung Sr Königl. Hoheit befinden sich Oberst- lieutenant im Generalstabe Frhr. v. Wagner und der persönliche Adjutant Graf Wilding v. Königsbrück. Deutsches «eich. * Berlin. Wie auS Würzburg gemeldet wird, sind Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin gestern früh daselbst auf dem festlich geschmückten Bahnhose ein- aetroffen und von Ihren Königl. Hoheiten dem Prinz- Regenten und der Prinzessin Ludwig auf« herzlichste begrüßt worden Se Majestät der Kaiser in der Uni form Seines bayerischen Ulanenregiments küßten bei der Begrüßung der Prinzessin Ludwig die Hand Un mittelbar nach der Begrüßung begaben Sich die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften in zwei Wagen, deren Eskorte das 1. Ulanenregiment und das 1 Schwere Reiterregiment gestellt hatten, nach dem Paradeselde, wahm die Prinzlichen Herrschaften schon vorausgefahren waren In den Straßen, welche Ihre Majestäten passierten, bil dete eine vieltausendköpfige Menschenmenge Spalier und begrüßte die Allerhöchsten Gäste mit begeistertem Jubel. Zehn Minuten vor 9 Uhr erschienen der Prinz regent mit Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin und den anderen hohen Gästen auf dem Paradefelde bei Biebelried, von der zahllos herbei geströmten Menschenmenge begeistert begrüßt An der Parade nahmen teil der König von Württemberg, der Großherzog von Hessen, Prinz Albrecht von Preußen, Prinz Leopold und Prinzessin Ludwig von Bayern, Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern und Herzog Karl Theodor, ferner alle an wesenden militärischen Gäste. Die Parade nahm bei herrlichstem Sonnenschein einen glänzenden Verlaus Die Truppen waren unter Führung de« Generals der Kavallerie Ritter v Lylander in zwei Treffen aufgestellt, in dem ersten die Fußtruppen, im zweiten die berittenen Truppen Die Fürstlichkeiten ritten die Front ab unter den Klängen der Nationalhymne Ihre Majestät die Kaiserin fuhr dabei mit der Prinzessin Ludwig in einem Wagen. Es folgte ein einmaliger Vorbeimarsch Der Prinzregent führte das ganze ArmeecorpS vor. Der Vorbeimarsch der Fußtruppen erfolgte in Eompagniefronten, der Kavallerie in Schwadronsfronten im Trab, während Artillerie und Train im Galopp vorbeidefilierten Se Majestät der Kaiser führten da« 6. bayerische Infanterieregiment und Sein Ulanenregiment vor, der König von Württem berg das 4. bayerische Infanterieregiment, der Groß herzog von Hessen das 5. und die bayerischen Prinzen ebenfalls ein jeder sein Regiment Gegen 11 Uhr war die Parade beendet. Die Fürstlichkeiten begaben sich zu Wagen nach der Stadt, wo die Begrüßung der Majestäten seitens der städtischen Behörden stattfand. Auf einer am Ende der Ludwigstraße errichteten Estrade begrüßte der Bürger meister, umgeben von der Stadtvertretung, in längerer Ansprache Se. Majestät den Kaiser und Se Königl. Hoheit Len Prinzreqenten, und brachte ein Hoch auf Dieselben aus. Se. Majestät der Kaiser dankten und leerten den dargebotenen Becher auf das Wohl der Stadt. Abends 7 Uhr fand im Schlöffe eine Paradetafel statt, bei welcher der Kaiser und der Prinzregent Trink sprüche ausbrachtcn Um 9 Uhr wurde aus dem Platz vor dem Schlöffe, der durch Magnesiumsackeln erleuchtet war, ein Zapfenstreich ausgeführt Kapellmeister Burow dirigierte mit einem elektrisch leuchtenden Taktstock Die Stadt war großartig illuminiert, die Ufer des Mains waren hell erleuchtet. — Se Majestät der König von Sachsen trafen abends 6 Uhr 25 Min in Würzburg ein und wurden am Bahn hofe von Sr. Königl Hoheit dein Prinzregenten empfangen. — Der Wortlaut der Rede, ine Se Majestät der Kaiser bei dem Provinzialfestmahle in Koblenz gehalten haben, ist der folgende: sein werde, die Ketten zu sprengen, mit denen das feind liche Albion den gefangenen Prometheus an den schwarzen Basaltfelsen von St Helena geschmiedet hatte. Und auch ernstere Komplotte, die wirklich den Namen von Verschwörungen zu tragen verdienen, kamen namentlich unter dem Militär zu stände Uebe, diese bisher noch vielsach im Dunkel der Akten schlummernden Ereignisse haben neuerdings die wertvollen Arbeiten eines franzö sischen Gelehrten, de« Pariser Doktor« Guillon, zuverlässige, aus den Archiven geschöpfte Kunde verbreitet. Diese Forsch ungen haben bewiesen, daß viele jener Komplotte m der bewußten Absicht angezcttelt waren, um dm gestürzten Kaiser aus den Thron zurückzuführen, oder, falls diese» nicht anginge, seinen Sohn, den halb als Gefangenen am Wiener Hose lebmden „Herzog von Reichstadt", an de« Vater« Stelle zu setzen Alle diese Versuche ver- ungli kten, sie kosteten manchem Tapferen, den die Wasser der Beresina und die Kanonen bei Leipzig ver schont hatten, da« Lebm. Da« Mitleid, die Sympathien für Napoleon stiegen, als die Berichte seiner Begleiter nach St. Helena, der Las Eases, Montkolon und der Doktoren O'Meara und Antommarchi erschienen und in grellen Farben mit starker Uebertreibung von den Leiden de« Gefangenen aus der Felseninsel erzählten Namentlich La« Ease» Memorial lag in jeder Hütte unter dem Bilde, aus dessen Rahmen die wohlbekanntm Züge des Manne« im grauen Ueberrocke herabschauten, von dessen Thaten, wie Beranger singt, die Großmutter den atemlos lauschenden Kin dern undEnkeln erzählte Vergeßen waren die Leiden der Kriege, vergessen die despotische Natur de« Selbstherrschers Au« dem Grabe von St Helena war eine Jdealgeftalt cmpor- gestiegen, wie einst da« deutsche Volk im grauen Mittel- alter seinm in den Fluten de« morgenländischen Flusse» ertrunkenen Barbarossa zu einem solchen umgedichtet und in dm thüringischen Kyffhäuser gezaubert hatte Da« Mitleid war zur Begeisterung, die Geschichte zur Legende geworden In dieser Stimmung kam die Julirmolution, die den Thron der Bourbonm Mrzte Die Dynastie der
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