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MOmfferTagMM Nr. 218 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 18. September 1935 Teleqr.-Adr.: ..Tageblatt- Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt, rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umhegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, od.sonstiger " » — Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. „Heute ist der Staat unser!" alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr. . . c,« Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermit. Fernsprecher: Amt Wllsdruss 9!^.2O6 «eiten Anzeigen Überneha men wrr keine Gewähr. - - > -— - - - — — Feder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden must oder der Auftraggeber jn Konkur» gerat. Staat und Partei. Der Parteitag der Freiheit in Nürnberg ist vorüber. Tie Hunderttausende, die vor dem Führer standen, sind wieder daheim. Sie sind gleichsam die M e l d e g än g e r, die die Parolen von Nürnberg ins Reich tragen. Und die Parolen hat der Führer gegeben in seiner großen Schlußansprache vor dem Partei- kongreß, in der er die Zuständigkeiten von Staat, Partei und Armee voneinander abgrenzte. Darin waren, wie der „Völkische Beobachter" sagt, schon die G r u n d r i s s e d e r neuen Verfassung des Deutschen Reiches erkennbar. Mit einer bisher noch nicht gekannten Deutlichkeit ist der Ausbau der Nation skizziert worden, der Nation, die in der Partei ihren Ausdruck findet. — Die Partei ist der Hort und der Garant der national sozialistischen Weltanschauung. Jn ihr erhält sich die Idee lebendig, von ihr wird sie ins Volk getragen und durch die Jahrhunderte bewahrt. Die Partei ist die Zelle, aus der sich der Nationalsozialismus stets erneuert. Partei und Staat müssen sich ergänzen, wobei die Partei die Organe des Staates überwacht und, wenn es nötig ist, korrigierend eingreift. Denn der nationalsozialistische Staat kann nur leben und wirken im Geiste der nationalsozialistischen Idee, und daß dieser Geist die Organe des Staates durchdringt, dafür sorgt die Partei, darüber wacht sie. Die national sozialistische Bewegung hält das Heft in der Hand, sie ist der Garant des Staates, und aus dieser Stellung heraus ergeben sich ihre Pflichten und ihre Rechte. DerFührer aber istdiePartei und die Partei der Führer. Beide sind untrennbar. Die Säulen, auf denen der nationalsozialistische Staat ruht, sind Partei und Armee. Den Führer des Staates stellt stets die Partei, und dieser Führer ist immer oberster Befehlshaber der Armee. Hat die Partei die Er ziehung des Volkes im Geiste der Idee zu leiten, so ist die Armee Erziehungsschule im Geiste der Disziplin und des Gehorsams. Die Auslese der Besten aus Partei und Armee bildet das Führerkorps des national sozialistischen Staates. Jn den Rahmen dieser Grundzüge des Staatsauf baues fügen sich die drei Gesetze, die der Reichstag in Nürnberg beschlossen hat. Sie geben den tiefsten Grund lagen der nationalsozialistischen Weltanschauung ver fassungsmäßigen Ausdruck. Die inneren Gesetze des Blutes sind aus die Staatsaestaltuna übertraaen worden. Mit der Proklamierung"dieser Gesetze hat der Deutsche Reichstag weiter die Folgerungen, die sich für das deutsche Volk aus der Erkenntnis der Judenfrage ergeben, bis zur letzten Konsequenz mit Schärfe und Klarheit gezogen. Der Versuch der Aufrichtung einevtUdischen Vorherrschaft in Deutschland hat dazu geführt, daß die Juden aus der Gemeinschaft «der deutschen Staatsbürger ausgeschlossen und an den Platz verwiesen wurden, an den sie seit je ge- hören. Es entspricht dabei dem natürlichen Empfinden des ganzen deutschen Volkes, daß der Rassenschande gesetzlich ein energischer Riegel vorgeschoben und damit die Bastar dierung deutschen Blutes als Verbrechen gekennzeichnet wurde. Die durch den Kamps der NSDAP, dem deutschen Volke zu eigen gewordenen Erkenntnisse haben in Deutsch land das Wissen um die Notwendigkeit einer klaren Ge staltung der Staatsbürgerschaft zum Allgemeingut werden lassen. Der Führer hat diese Frage mit unerbitt licher Logik und Konsequenz in Angriff genommen und eine durchgreifende Lösung gefunden. Das Judentum in der ganzen Welt wird diese staats männische Tat zum Anlaß neuer Lügen nehmen; aber die Welt muß dafür Verständnis haben, daß an Pro bleme, die so sehr das Denken eines Volkes bewegen und fein inneres Leben beeinslussen, wie es bei der Judenfrage der Fall ist, nicht mit halben Lösungen herangegangen werden darf, sondern daß mit überlegter Entschlossenheit ohne Zögern die gesetzlichen Zustände dem Willen der Nation und den Erfordernissen des Staatsaufbaues an gepaßt werden müssen. Für die NSDAP, ist der 15. September 1935 einer der stolzesten Tage seit der Machtergreifung. Die Ideen, für die sie unter Adolf Hitlers Führung jahrelang durch den Terror marschierte, für die ihre Toten fielen, für die alle die unzähligen Opfer gebracht wurden und immer wieder gebracht werden -- diese Ideen haben den deutschen Staat nun bis zur Wurzel umgestaltet. Wenn man am gleichen Tage die ruhmreiche Fahne der Nationalsozialistischen Partei die alleinige Flagge des Reiches geworden ist, dann ist dieser Akt die Abtragung einer Dankesschuld an die Bewegung und ihre Kämpfer, der sich auch die anschließen werden, die unter unserer alten, ruhmreichen Fahne des Bismarckreiches gekämpft und ge blutet haben. Das Hakenkreuz ist die Fahne der deutschen Nation geworden, wie die Partei die Gestalterin ihres inneren Lebens. So ergänzt ein Gesetz das andere in zwingender logischer Folge. So offenbart sich im Staate die Totalität der Partei. Der Stellvertreter des Führers vor dem Führerkongrcß der Partei. über den Reichsparteitag in Nürnberg wird nach träglich berichtet, daß am letzten Tage vor den Reichs-, Gau- und Kreisleitern der Stellvertreter des Führers, Rudolf Hetz, sprach. Heß ging von der gewaltigen historischen Bedeutung der am Sonntag im Reichstag be schlossenen Gesetze aus und erklärte unter dem Jubel der Politischen Leiter: „Die Bewegung Adolf Hitlers hat in diesen Nürnberger Tagen des dritten Jahres der deut schen Revolution vor der gesamten Welt ihre Bedeutung und ihre Kraft gezeigt, und der Deutsche Reichstag Hal diese gewaltige Demonstration zu symbolhaftem Ausdruck gebracht. Heute ist der Staat unser! Aus dem Amboß wurde der Hammer." Mit Stolz könne die Partei auf die endlose Reihe von Erfolgen blicken, die nächst dem Führer auch die Er folge der Partei seien. Rudolf Heß ging dann in aus führlicher Weise auf das Verhältnis zwischen Partei und Staat ein. Durch den fein gegliederten Apparat der Partei dringen die Wünsche und Sorgen des Volkes auf dem Wege über die Reichs- und Gauleitertagungen, die Rudolf Heß als „Parlamente höherer Ordnung" bezeichnete, un mittelbar zu den verantwortlichen Negierungsinstanzen. „Kein parlamentarischer Staat hat eine so enge Verbin dung zwischen Volk und Regierung wie unser Staar, keine bestehende Regierungsform ist so in tiefstem Grund Volksherrschaft wie die unsere. Adolf Hitler, der beste und bewährteste Mann aus dem Volke, führt das Volk kraft eines Mandats von 90 Prozent dieses Volkes. Er führt das Volk mittels einer Volksorganisation. die wiederum in gleicher Vollkommenheit und Umfassendheit keinem anderen Volke zur Verfügung steht." Der Stellvertreter des Führers schloß seine Rede mit dem verpflichtenden Appell an die Politischen Leiter: „Haben wir stets unsere Mission im Auge, auf daß wir dem Führer weiter als seine treuen Kampfgenossen zu helfen vermögen, seine große Mission zu erfüllen!" Der Duce hat keine Angst vor einem Krieg. „Soll die Zahl der Toten in die Millionen gehen?" Die französische Zeitung „Malin" veröffentlicht in größter Aufmachung eine Unterredung eines ihrer Mit arbeiter mit Mussolini, in dem der Duce sich mit einer unmißverständlichen Deutlichkeit ausdrückt, wie man sie bisher auch von seiner Seite noch nicht gehört hat. Mussolini erklärte, die Kräfte des Internationa lismus hätten in der Person Italiens den Faschismus erniedrigen wollen. Es sei diesen Kräften aber nur ge lungen, ihn zu reizen. Der Groll Italiens werde lange anhalte§; denn wenn das italienische Volk auch für Freundschaft empfänglich sei, habe es doch niemals Be leidigungen vergessen können. Italien habe für das englische Volk eine aufrichtige und im Laufe der Jahre treue Freundschaft emp funden. Es finde cs aber heute ungeheuerlich, daß das englische Volk, das die Welt beherrsche, ihm ein armseliges Stückchen Boden unter der afrikanischen Sonne versage. Es handele sich nicht um ein Pokerspiel, aber Italien habe in seinem Spiel eine Karte, die den Einsatz seines ganzen Lebens darstelle, und es werde diese Karte aus- spielen. Italien verfolge seinen geraden Weg. Wenn man gegen Italien eine Kriegshandlung begehe, gut, das bedeute dann eben Krieg. Italien wünsche ihn nicht, habe aber auch keine Angst davor. Wolle man denn anstatt der Verluste, die eine kolo niale Operation mit sich bringe, wie sie England und Frankreich nacheinander unternommen hätten, daß die Zahl der Toten in die Millionen gehe? Dann sollten aber auch die, die die Katastrophe entfesselt hätten, vor der Geschichte die Verantwortung dafür tragen. Italien wolle durch seine koloniale Operation Sicherheit und Ansbreitnngsmöglichkcitcn für seinen starken Bevölkerungszuwachs. Die Gewehre würden da unten ganz von allein los gehen, stünden doch dort 400 000 bewaffnete Abessinier und 250 009 Italiener, die auch Gewehre Hütten. Mussolini wies dann auf die in Italien herrschende Rübe und auf die Mobilmacbunasmöalichkeiten des Dr. Goebbels an die Propagandisten der Bewegung. Auf einer Tagung der Gau- und Kreispropaganda- leiter im Apollo-Theater wandte sich der Neichspropa- gandaleiter D r. Goebbels in einer umfassenden Rede an die Propagandisten der Bewegung. Es genüge nicht, so führte er ans, das Richtige auszusprechen, sondern man müsse es s o aussprechen, daß damit die breiten Massen des Volkes mobilisiert werden können. Solche Propa ganda sei auch heute noch notwendig, um die Macht zu "batten b"NN » der Nationalsozialismus habe nicht die Absicht, sich auf die Spitzen der Bajonette zu setzen, sondern mit dem Volk und durch das Boll zu regieren. Propaganda habe stets revolutionär zu sein. Sie müsse durchschlagend wirken, und durchschlagend wirke stets nur das Extreme. Es gebe zwei Möglichkeiten: entweder man rede den Massen nach dem Munde, das sei aber immer nur von kurzer Dauer, bis die Masse die Durchsichtigkeit dieser Methode erkannt habe, oder man habe den Mut, auch unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen durch zuführen, sie jedoch durch eine intensive Propaganda dem Volke verständlich zu machen. Da der Nationalsozialismus nicht die Absicht habe, nach wenigen Jahren wieder ab zudanken, müsse er den Meilen Weg gehen. Freilich dürfe die Propaganda nicht immer trommeln, weil das Volk sich sonst an den Trommelton gewöhne und ihn nicht mehr höre. Daher habe neben die Propaganda die Aufklärung zu treten, die nicht angreife, sondern methodisch belehre. Aber auch diese Belehrung dürfe nicht schul meisterlich herablassend sein, sondern man müsse da bei, wie Luther einmal gesagt habe, dem Volke aufs Maul schauen. Es gehe auch nicht an, am Schreibtisch einen Kult der Bewegung zu erfinden. Dieser müsse von selbst wachsen. An den einmal gefundenen Formen müsse aber dann festgehalten werden. Dr. Goebbels wandte sich dann gegen die Gefahr, allzu viel organisieren zu wollen, was schließlich eine Erstarrung zur Folge haben würde. neuen Italien hin. Eine Million sei mobilisiert. Inner halb eines Tages könne er zehn Millionen derpolitischenStreitkräftemobil machen, ohne dabei die für die Landesverteidigung tätigen Ar beiter aus ihren Werken herausnehmen zu müssen. Wenn man es »vage, beispielsweise militärische Sühnemaßnahmen gegen Italien -mzuführen, dann werde Italien noch mehr aufbieten können. Wolle Frankreich — dessen freundschaftliche Bemühung für Italien und dessen europäische Anstrengung er aner- kenne — solche Sühnemaßnahme.r? Das sei alles, was er mit Rücksicht auf die heikle Stellung Frankreichs von diesem wolle. Mögen sich aber die anderen gesagt sein lassen, daß Sühnemaßnahmen die Gefahr einer Um schmelzung der Landkarte Europas mit sich bringen würden. Das wäre das klarste Ergebnis, das jene erreichen würden, die aus Selbstsucht Italien das Recht zum Leben absprechen wollen. Englischer Flottenausmarsch im Mittelmeer. Sperrung des Hafens von Gibraltar — Englische Kriegsschiffe in griechischen Gewässern. Wie das englische Nachrichtenbüro Reuter auS Gibraltar meldet, ist der südliche Eingang in den Ad miralitäts Hafen durch ein künstliches Hindernis gesperrt worden. Nach einer Mitteilung des Hafen meisters ist die Einfahrt verboten. Auf derHöhevonAlexandrien (Ägypten) fand eine eindrucksvolle Demonstration der briti- schenSee-undLuftstreitkräfte statt. Die beiden großen Schlachtkreuzer und die imposanten Flugzeug, träger machten vor allem auf die ägyptische Bevölkerung, die die Übungen vom Ufer aus teilweise beobachten konnte, einen tiefen Eindruck. Die meisten in Ägypten stationierten englischen Kampf' und Bombenflugzeuge waren bei dieser militärischen Demonstration Englands im östlichen Mittel- mcer eingesetzt worden. Einer Mitteilung des griechischen Innenministers zu- folge stehen e i n i a e L ä k e n d e r,a r i ech rlch euWeü- „Llmschmeizung der Landkarte Europas.«' Mussolini droht England.