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WWdmfferÄMM Nationale Tageszeitung säe Landwirtschaft und .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. .. Geschäftsstelle, nehmen zu i-d-r,«, Beitkllungkn -m- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend s-g-n. Im ff-llk h°h»-r Gewalt,Kriegod.sonstiger -- - - - - --- -- - - Betriebsstörungen besteht Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingefandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Nückvorio beiliegi. 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September, Tag des Eintritts Sowjet rußlands in den Völkerbund, — schnell schlägt man ein bißchen die Blätter der Erinnerung auf und stellt fest: Auf den Tag genau sind es drei Jahre her, als Japan in der Mandschurei los schlug und das Gesicht des Fernen Ostens aufs gründlichste und überraschend schnell umbildete. Seit diesem Tage empfand die offizielle russische Politik eine ebenso schnell wachsende Hinneigung zum Völkerbund! Aber nicht minder rasch wuchs in Mos kau die Sehnsucht nach der Erhaltung des Friedens. Denn vor drei Jahren, auf den Tag genau, hat man dort er kannt, daß man im Fernen Osten nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren hatte. Und einige Zuhörer der Antritts rede Litwinows haben bei seinem Worte, der Krieg „sei die Gefahr von heute", wohl gerade an diesem 18. Sep tember an die Kriegswolken weit hinten in der Man dschurei gedacht, die dort nun schon drei Jahre hängen und bei denen der Völkerbund auf Sowjetrußlands Wunsch so etwas wie den — Wolkenschieber spielen soll. Er hat es ja schon einmal versucht — und das war damals ein recht undankbares Geschäft geworden, weil ihm die Folgen jenes 18. September 1931 eine furchtbare Blamage eintrug. Aber von diesem japanischen Strick redete man wohl nicht im Genfer Haus des Gehängten. Japan also, ein aus dem Völkerbund ausgeschiedenes Land, hat diesem Sowjetrußland sozusagen auf- gedrängt. Und noch an anderes hat Wohl dieser oder jener Zuhörer der Litwinow-Rcde gedacht, als da. so aller hand erzählt wurde von der eifrigen Beteiligung Sowjet rußlands an den „Arbeiten" der unsanft entschlafenen Genfer Abrüstungskonferenz. Vielleicht ist da bei einigen Zithörern die Erinnerung daran aufgetaucht, daß niemand anders als — Deutschland es war, das damals gegen den heftigen Widerstand der beiden West mächte Frankreich und England die Einladung an Ruß land geradezu erzwungen hat. Weil an eine wirkliche Abrüstung in der Welt ohne Beteiligung Rußlands gar nicht zu denken war! In London und in Paris sträubte man sich aber aufs hartnäckigste. Nun ist auch Deutschland aus dem Völkerbund ausgeschieden, nicht zuletzt deshalb, weil aus der ganzen Abrüstung nicht nur nichts geworden ist, sondern sie sich schließlich selbst umbrachte. Natürlich hat man in Genf auch von diesem Selbstmord nicht ge sprochen, an dem Herr Litwinow ja nicht ganz un schuldig ist. übrigens gehörte zu der russischen Delegation auch der Sowjetbotschafter in Rom, Herr Potemkin. Ein Mann seines Namens ist ja vor 150 Jahren mit einer etwas anrüchigen Berühmtheit in die Geschichte ein gezogen: wegen der „P o t e m k i n s ch e n Dörfer" nämlich, die dieser Fürst schnell aufbauen ließ, wenn er seiner Zarin allerhand vormachen wollte; auf die Fassaden, die diese Dörfer zn markieren hatten, fiel die sonst überaus kluge Zarin Katharina die Große auch prompt herein. Weil die Liebe bekanntlich sogar Zarinnen blind machen kann!« Politischen Fassadenbau soll es dunklen Gerüchten zufolge aber auch heutzutage und nicht zuletzt in Genf selbst immer noch geben! Vor dreißig Jahren hatte ein anderer Potemkin auch eine Weltberühmtheit gewonnen. Der aber war ein russischer Panzerkreuzer, und aus ihm stieg der rote Wimpel hoch, der das Signal zur ersten Revolution in Rußland gab. Dieses Ereignis hat ja dem russischen Bolschewismus den Stoff zu dem bekannten Film geliefert, ein Film schärfster weltrevolutionärer Tendenz, der aber in Frankreich, Italien und England nicht aufgeführt werden durfte! Nun gehörte ein dritter Potemkin zu der russischen Delegation, die höchst feierlich im Völkerbund ausgenom men und begrüßt wurde oder vielmehr: werden sollte. Denn mit der Feierlichkeit haperte es ein bißchen. Erst mußte man den Beginn der Anfnahmesitzung um ein paar Stunden verschieben, weil Herr Litwinow mit der Fabrikation seiner „Jungfernrede" sonst nicht fertig geworden wäre, und dann hat sich die Sowjetdelegation ganz heimlich, still und leise durch eine Hintertür des Parlamentsgebäudes des Genfer Großen Rates hinein geschlichen, wo die Völkcrbundsversammlung über die Aufnahme beriet. Und als die Aufnahme nach einigen Hindernissen beschlossen war, hatte sich der Einzug der sowjetrussischen Abgesandten bereits inzwischen derart ge räuschlos vollzogen, daß der Völkerbundspräsident erst durch das plötzlich ausbrechende Händeklatschen einiger sowjetbegeisterter Delegierter darauf aufmerksam gemacht wurde und sich nun Hals über Kops in die offizielle Be grüßungsansprache stürzen mußte. über die Treppenwitze freilich, die sich an diesem 18. September die Weltgeschichte leistete, hat man in Genf nicht in die Hände gepatscht. Und ob ihm diese Geschichte später wirklichen Beifall spendet, ist vorläufig nur eine recht zögernd ausgesprochene Hoffnung des Präsidenten dieser Versammlung, die geschaffen worden ist, nm als Hüter eines ganzen Haufen Tugenden zu fungieren. Da paßt denn der Bolschewismus eigentlich wohl doch nicht veuNchlanck will llen Ariellen Deutsch-französische Verständigung Eine Erklärung des Stellvertreters des Führers Der „Jntransigeant" veröffenlicht am Mittwoch n großer Aufmachung eine Erklärung, die der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, dem Vertreter des Pariser Blattes auf dem Nürnberger Parteitag gegeben hat. Diesi Erklärung ist von Rudolf Heß gegengezeichnet. Das Blat veröffentlicht gleichzeitig den Nachdruck einer kurze« schriftlichen Erklärung von Rudolf Heß folgenden Wort lauts: „Eine Verständigung mit Frankreich ist bei guten Willen auf beiden Seiten meines Erachtens unbedingr möglich!" Rudolf Heß erklärte dem Vertreter des Blattes u. a^ „Die Liebe Hitlers für den Frieden ist durch die Gröhl seiner moralischen Persönlichkeit gesichert. Ich kenne de« Führer seit 1920. Ich bin eines der ersten Mitglieder do Partei gewesen und war ebenso wie der Führer verachte und auch 6 Monate in der Festung Landsberg. Ich wai in guten und schlechten Tagen an seiner Seite. Ich weiß daß er für Deutschland große Pläne und große Pflichte« hat, die in seinen Augen viel wichtiger sind als Erfolge die er mit den Waffen erzielen könnte. Er will auf gci stigem Gebiet Großes für sein Volk und damit für di ganze.Welt schaffen. Und Erfolge wie die, die er schon in Kampf gegen die Arbeitslosigkeit erzielt hat — und hiü handelt es sich um einen friedlichen Sieg — sind für iht die schönsten Verwirklichungen. Sein Nationalsozialisl mus wird den schönste«« Ausdruck im Bau von Straßei und großen Neuschaffungen finden. Für die große» Aufgaben, die er sich auf den meisten Gebieten gestell! hat, und ganz sicher auf dein Gebiete der Kunst — den» er ist Künstler von Natur — braucht er Friede» u n d R u h e fü r sc i n V o lk. i Eine Verständigung mit Frankreich ist bei guten Willen auf beider« Seiten meines Erachtens nach unbs dingt möglich. Und es ist unbestreitbar, daß das deutschj Volk diese Verständigung wünscht. Es ist bezeichnend, das kein anderer Passus der Rede des Führers so starken Beil fall bei den Zuhörer«« ausgelöst hat, als die Erinnerung an seinen Wunsch nach einer Verständigung mit Frank reich, dem er in seiner kürzlichen Rede in Koblenz AuA druck gegeben hat. < Hitler ist in seinen Rede,« das Sprachrohr des deub schen Volkes. Ich glaube sehr Wohl, daß das französisch, Volk in seiner Mehrheit ebenfalls eine Verständigung wünscht. Ich möchte aber, daß sich auch die französische Re gierung ebenso klar, wie es die Reichsregierung getan Hal und sobald wie möglich für eine VerftkndiguNgspolitil ausspricht, um praktische Verwirklichungen möglich z, machen." Meicbbereebllgung unck eine gerechte Lösung cler Saarfrage ganz hinein! Aber „es gibt keine Tugend in den Staats- geschästen" erklärte ein großes Pariser Blatt. Das aber ist kein Witz mehr, sondern für die Arrangeure des Genfer Schauspiels eine brutal zugegebene Wirklichkeit. Dr. Pr. der S a a rs r a g e so durchgcsührt zu sehen, wie das dem Gebot politischer Vernunft und den geltende«« Vertrags bestimmungen entspricht. Zwei Forderungen, die das gemeinsam haben, daß sie nicht ans neuen äußeren Macht- und Besitzerwerb, sondern lediglich auf die Schließung offener Wunden am deutschen Staats- und Volkskörper gerichtet sind. Wenn diese oder jene Regierung die Gleich berechtigung Deutschlands noch glaubt in Zweifel stellen oder von besonderen Vorleistungen und Garantien abhängig machen zu können, so ist das für uns ein indiskutabler Standpunkt. Er läuft darauf hinaus, daß man Deutschland noch immer als einen Staat minderen Rechts behandeln will, und daß man ihm letzten Endes das Eingeständnis zu- mutet, durch seinen bloßen Willen zur Gleichberechtigung ein Herd der Unruhe und womöglich der Kriegsgefahr zu sein. Genau umgekehrt: ein Staat, der seine Grenzen nicht verteidigen kann, ist nicht nur kein selbständiger und unabhängiger Staat, sondern ist, wenn er «nit ringsum offenen Grenzen inmitten hochgerüsteter Staaten liegt, gerade dadurch ein Anreiz für eine gefährliche Politik anderer Länder. Als die Reichsregierung vor einem Jahre den Ent schluß zum Austritt aus dem Völkerbund faßte, hat sie das, wie ich gerade heute vor Ihnen noch einmal wieder holen möchte, nicht getan, weil sie sich größere politische Bewegungsfreiheit hätte verschaffen wollen, oder weil sie an sich der politischen Zusammenarbeit mit anderen Staaten abgeneigt wäre. Es ist lediglich geschehen, weil das unentbehrliche Fundament solcher Zu sammenarbeit, die Gleichberechtigung, fehlte. Deutschland steht wohl nicht allein »nit der Ansicht, daß die Institution des Völkerbundes durch ihr völliges Versagen in der Abrüstungsfrage in ihren Grundpfeilern erschüttert worden ist. Durch die bloße Rückkehr früherer oder der« bloßen Bei tritt neuer Mitglieder werden sich seine schweren Mängel nicht heilen lassen. Das gilt auch von dem jetzt voll zogenen Eintritt der Sowjetunion, einem sicherlich höchst interessanten Akt der politischen Entwicklung, zu dessen Bewertung wir allerdings nach unserem Austritt aus dem Völkerbund kein Recht mehr in Anspruch nehmen, wenn wir es auch an sich als richtig ansehen, alle Staaten zur Mitarbeit an den internationalen Äufgaben heran zuziehen. Der grundlegende Gesichtspunkt der Gleichberechtigung hat der Natur der Sache nach seinen Einfluß auch aus unsere Stellungnahme zu einem andere«« Problem gehabt, das in den letzten Tagen viel erörtert worden ist. Das ist das f r a n z ö j i s ch - f o w j c t r u s s i s ch e P r o j e k t des Ostpaktes oder, wie manche ihn zu nennen wünschen, des Nordostpakts. Man schlägt uns die Beteiligung an Forderungen, auf die wir mW verzichten können. Eine bedeutsame Rede des Reichsaußenministers. Reichsaußenminister Freiherr von Neurath hielt anläßlich der Schlußsitzung des Internationalen Straßenkongresses in Berlin eine außenpolitische Rede, in der er u. a. ausführte: Wir glauben ein gutes Recht zu haben, zum Be weise der Richtigkeit der Politik unserer S t a a t s f ü h r u n g auf die bisherigen Erfolge der nationalsozialistische«« Regierung hinzuweisen. Niemand kann an der einfachen Tatsache drehen und deuteln, daß rund viereinhalb Millionen Arbeitsloser nach jahrelanger Arbeitslosigkeit wieder an ihre Arbeitsplätze gebracht worden sind. Die deutsche Landwirtschaft befindet sich ganz offensichtlich nach schwerer Krisenzeit auf dem Wege der wirtschaftlichen Gesundung. Die deutsche Industrie ist gleichfalls auf dem Wege der Gesundung. Mit anderen Worten: Unser Binnenmarkt, das heißt die deutsche Wirtschaft, soiveit sie von uns selbst ab hängt, ist jetzt inOrdnung. Nicht in Ordnung ist frei lich unser Außenmarkt, das heißt die deutsche Wirt schaft, soweit sie nicht von uns allein, sondern mit vom Ausland abhängt. Wir sind überzeugt, wir werden auch die Schwierigkeiten auf dem Gebiete des Außen marktes überwinden. Wenn Volk und Regierung eines Landes ihre Kräfte in solchem Maße für die innere Neugestaltung einsetzen, wie das in Deutschland der Fall ist, dann wird dadurch die Verfolgung aller Ziele imperialistischer Art nach außen vor« selbst ausgeschtossen. Das Funda ment, auf dem die deutsche Regierung ruht, ist nicht so beschaffen, daß sie, um ihre Macht iin Inner«« zu stabili sieren, zu den Mittel«« einer Erfolgspolitik nach außen hin greifen müßte. Bei einem Regime, das, wie das deutsche, die Wurzel seines Bestandes im tiefsten Grunde des Volkswillens hat und Haber« muß, steht ein solcher Weg völlig außer Betracht. Auf diesem Programm stehen irn Grunde nur zwei Punkte, in denen «vir mit positiven Forderungen an die anderen Regierungen herantreten und auf deren Erfüllung wir bestehen müssen. Jene beiden Punkte sind: die Forde rung, in der Frage der militärischen Rüstungen als gleichberechtigtes Land behandelt zu werden, und sodann die Fordcruna. die bevorstehende Regelung