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Amts- Nil AWikckatt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltigc Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. LAOS SL Dienstag, den 4. August Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ------- 50. Jahrgang. - Kerr Mezirkslierarzl I're^tax in Schwarzenberg ist vom 2. bis mit 30. August dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit vom Herrn Bezirkstierarzt Röbert in Annaberg vertreten. Schwarzenberg, am 1. August 1903. Königliche Amtshanptmannschaft. Demmering. Lr. Am t. August war der 2. Termin der diesjährigen Staatsgrundsteuer fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangs vollstreckung vorgegangen werden wird. Ortssteuereinnahmc Schönheide. Per Berliner Kongreß. Eine der glänzendsten Erinnerungen neuerer deutscher Ge schichte ist mit dem 3. August verknüpft. An diesem Tage sind 25 Jahre verflossen, seit die Urkunden ausgetauscht wurden, mit denen die europäischen Großmächte die Beschlüsse de« Berliner Kongresse« ratifizierten. Die politische Lage war vorher außer ordentlich verwickelt. Durch den Frieden von San Stefano, der den russisch-türkischen Krieg beendete, wollten sich die Russen zu Herren de« Balkan« machen. Die Vernichtung der Lebensfähig keit der Türkei stieß aber aus energischen Widerspruch besonders England« und Oesterreich-Ungarn», sodaß ein englisch-russischer Krieg um Konstantinopel auizubrcchen drohte. Da erhielt unser damaliger Reichskanzler, Fürst Bismarck, von Rußland den amt lichen Auftrag, einen Kongreß der Großmächte zur Regelung der Angelegenheit nach Berlin cinzubcrufen. Dieser Kongreß hat vom 13. Juni bi« zum 13. Juli 1878 unter dem Vorsitz de« Fürsten Birmarck getagt. Von den Teilnehmern an dem Kongresse ist heute nur noch einer am Leben, der damalige 2. Vertreter England«, Lord Salis bury, und der hat sich vom öffentlichen Leben zurückgezogen. Die deutschen Vertreter, Fürst Bismarck, Staatssekretär v. Bülow, der Vater de« jetzigen Reichskanzler«, und der dritte Kanzler, Fürst Hohenlohe, sind tot; ebenso die österreichisch-ungarischen Vertreter Graf Andrassh, Graf Karolyi und Baron Haimerle; die Franzosen Waddington und Gras St. Vallier; die Engländer Lord Beaconsfield und Lord Odo Ruffel; die Italiener Grafen Eorti und de Launay; die Russen Fürst Gortschakow, Gras Peter Schuwalow und Baron von Oubril und die Vertreter der Türkei Karatheodorh Pascha, Mehemcd Ali und Sadullak Bey. Der Berliner Kongreß hat seine Hauptaufgabe gelöst; e« ist ihm gelungen, die gefährliche Teilung der Türkei um Jahr zehnte hinauSzuschicben. Der englisch-russische Krieg um Kon stantinopel wurde vermieden, da« Gleichgewicht Europas, soweit c« von Balkan-Angelegenheiten bestimmt wird, gesichert. Abge sehen von der Korrektur, die mit der Angliederung Ostrumelien« an Bulgarien später erfolgte, hat da« Werk de« Kongresses Be stand gehabt. Serbien, Rumänien, Montenegro sind selbständige Staaten, Bulgarien hat sich nach einigen Schwankungen wieder unter den maßgebenden Einfluß Rußlands gestellt. Die Wünsche Griechenlands, da- vor dem Kongreß den hungrigen Mund weit geöffnet hatte, wurden mit einer Zukunft- Anweisung abgespeist, und erst im Jahre 1880 fand eine Konferenz in Berlin statt, die Griechenland fast ganz Thessalien und einen Teil Albanien« zusprach. Aber diese Nachoperation hatte den Vorteil, daß sie in einer politisch sichern Zeit vorgenommen wurde. Nur eine Gefahr ist geblieben, weil es nicht in der Macht der Kongresse« gelegen hat, ihrer Herr zu werden: die Mißstände in den europäischen Provinzen der Türkei, Makedonien und Al banien. Wäre e« der Pforte gelungen, dem Artikel 23 der Ber liner Friedensakte entsprechend dort Ordnung und Ruhe zu stiften, so würden die großbulgartschen, die serbischen und hellenischen Ansprüche an diese Gebiete wenig bedeuten. Da« russisch-öster reichische Abkommen von 1897 hat die Lücke, die an diesem Teile de« Berliner Friedenswerke« klafft, nur notdürftig geschlossen. Dem Genie Bismarck« ist c« zu danken, daß im Jahre 1878 ein europäischer Krieg vermieden wurde, und daß da« gegen die Tür kei siegreiche Rußland manche« Blatt au« seinem Lorbeerkranz sich nehmen lassen mußte. Fürst Bismarck hat indessen mit Recht darauf hingewiesen, daß er für Rußland getan hat, wa« mit der Rolle de« »ehrlichen Makler«" in Einklang zu bringen war. Immerhin bahnte sich auf dem Berliner Kongreß jene Abkühlung der deutsch-russischen Freundschaft an, die schließlich zum Zwei bunde führte. Erst unserm jetzigen Kaiser ist e» durch persönliche Aussprachen mit dem Zaren gelungen, da» Mißtrauen Rußland« in die deutsche Politik zu beseitigen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die englische Presse hatte bisher be stritten, daß König Eduard in diesem Herbst Marienbad besuchen werde, jetzt gibt sie diesen Kurbesuch zu. Unter diesen Umständen ist c« nicht ausgeschlossen, daß Kaiser Franz Joses Marienbad besucht, und wenn weiter König Eduard zu dem Zeitpunkte gerade Deutschland durchreist, zu welchem da« russische Kaiserpaar sich nach Darmstadt begibt, so könnte da« zu einer ganzen Anzahl von Monarchenbcgcgnungen führen, da dann auch Kaiser Wilhelm an der einen oder anderen Begegnung teilnehmcn könnte. Bisher ist aber noch nicht« festgesetzt, auch ist bezüglich einer Be gegnung de« Kaiser« mit König Eduard von England noch nicht« vereinbart. — Am heutigen Montag, den 3. August, begeht der Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg die 50. Wiederkehr de« Tage«, an dem er die Regierung seine« Lande« antrat. Er ist mit seinen 77 Jahren einer der ältesten und nächst dem Großherzog von Baden der längstrcgicrende aller deutschen BundeSfürstcn. Seine Regierung über da« Herzogtum Altenburg ist allzeit eine hochverdiente gewesen. Unter ihm Hai sich der Wohlstand de« Lande« so gehoben, daß eine wesentliche Ver minderung der Steuern eintreten konnte. Heute ist Altenburg da» Land der großen Bauerngüter. Hier leben jene reichen Bauern, die stolz und kernig zum Zeichen ihrer Wohlhabenheit silberne Knöpfe an ihrem SvnntagSrock tragen. Aber Herzog Ernst Hat auch politisch zu gelten vermocht. Voll deutscher Gesinnung, Hat er schon zu Anfang der 60er Jahre die Einigung Deutschlands unter Preußen« Führung vorauSgeahnt. Er lehnte sich an Preußen an und schloß 1862 mit ihm eine Militärkonvention. 1863 blieb er infolge dessen auch dem deutschen Fürstcntagc in Frankfurt fern. Am 14. Juni 1866 ließ er seinen Vertreter in Frankfurt gegen den österreichischen Mobilmachungsantrag stimmen, trat dem preußischen BundeSrcformcntwurs bei und stellte Preußen seine Truppen zur Verfügung. Da« alle« zeigt ihn al« außer ordentlich geschickten Politiker; er hat durch diese richtige Er kenntnis der Dinge sein Land vielleicht vor ernsten Konflikten bewahrt. Zielbewußt war seine Regierung, gleichviel ob e» wirt schaftliche oder politische Ziele zu verfolgen galt. Eine große soldatische Gestalt, die in ihrer Figur beinahe an Bismarck er innert, ein mächtiger Kopf mit festen, energischen Zügen heben diesen Fürsten al« Persönlichkeit schon äußerlich markant hervor. — Die für die einleitenden Verhandlungen zur Revision de« Handelsverträge« mit Rußland bestimmten deutschen Kommissare haben sich nach Petersburg begeben. — Nachdem der König von Schweden Ende 1902 seinen Schiedsspruch in der Samoa-Frage dahin abgegeben hatte, daß England und die Vereinigten Staaten zum Ersatz der angc- richteten Schäden auf Samoa verpflichtet wären, blieb nur noch eine Vereinbarung der VertragSmächtc über die Höhe der zu zahlenden Entschädigungen übrig. Diese Verständigung ist nun mehr erfolgt. Die Mitteilung davon ist, laut »Hamb. Corr.", au» London dieser Tage nach Berlin gelangt. Der nähere Be richt und die amtliche Anzeige davon sind demnächst zu erwarten. Da wegen der Höhe der Entschädigungssummen keine neuen Ver handlungen angeknüpft worden sind, so ist e« wahrscheinlich, daß die früher ausgestellten Verluste in Höhe von einer Million Mark zur Auszahlung gelangen. — Oesterreich-Ungarn. Nach offizieller Verständigung wird der König von England am >5. August zu drei wöchigem Kurgcbrauche in Marienbad cintreffcn. — Vom Balkan. Wie au« Sofia gemeldet wird, hat der dortige russische diplomatische Agent gegenüber den Partei führern Danew und Radoslawow ernstliche Vorstellungen wegen deren gegen den Fürsten Ferdinand und dessen Dynastie gerichteten agitatorischen und journalistischen Treibereien erhoben. Gleichzeitig hat er den bulgarischen Politikern erklärt, daß im Falle einer durch sie oder durch die bulgarische Armee herbei geführten staatlichen Umwälzung in Bulgarien Rußland seine, diesen Bestrebungen entgegengesetzten Interessen an der bulgarischen Küste de» Schwarzen Meere« durch eine energische Aktion zu wahren wissen werde. Weiter wird behauptet, daß e« trotz aller Dementi» Tatsache sei, daß ein großer Teil de« bulgarischen OffizierSkorp« in eine Verschwörung gegen den Fürsten Ferdinand verwickelt sei. Die Makedonier meinen, daß sie in Bulgarien nur hingehalten würden und drohen angeblich mit der Ankündigung eine« VerzwetflungSkampfe«. Die Gefahr, daß die zahlreichen Makedonier in Bulgarien im Augenblick, wo sie ihre letzten Hoff nungen in Bulgarien scheitern sehen, in Sofia Rache nehmen könnten, wird al« dringend bezeichnet. — Italien. Sämtliche in Rom befindlichen Kardinäle haben sich am Freitage in« Konklave begeben. Am Sonnabend begann der erste Wahlakt. — In da« Konklave sind insgesamt 365 Personen eingetreten, nämlich 62 Kardinäle, 62 Konklavisten, 62 Nobelgardisten, 62 Kammerdiener, 40 Erzbischöfe und Bischöfe für den Sicherheitsdienst, 14 Köche, 20 Lastträger und andere Bedienstete. — Bon Sonnabend vormittag ab tun aus der Piazza di San Pietro, der Piazza del Risorgimento und der Piazza di Santa Maria je 300 Soldaten ständig Dienst und Abteilungen von je 32 Mann patrouillieren da« Gebiet rund um den Vatikan ab. — Portugal. Der König wird sich am 10. diese« Monat« nach dem südportugiesischen Hafen von Lago« begeben, um an Bord seiner Jacht .Amelia" den großen Secmanövern beizuwohnen, welche auf dieser prächtigen Reede die dort am l5. eintreffendc englische Flotte abhalten wird. Da« englische Geschwader wird au« 78 Schiffen mit 33 000 Mann Besatzung bestehen, und läßt die portugiesische Regierung jetzt in aller Eile dort eine provisorische Brücke zur Erleichterung de« Verkehr« mit dem Lande Herrichten. — Die Gerüchte über eine Bewegung innerhalb de» portugiesischen Osfizierkorp« gegen den König sind bereit« entschieden dementiert worden, und verdient diese« Dementi vollste Glaubwürdigkeit trotz der Versicherung de« betreffenden Lissaboner Korrespondenten, der in seinem Telegramm über diese gegen die Dynastie gerichtete Bewegung im Vorau« hinzusügle, daß er trotz eventueller Dementi« diese Nachricht aufrecht erhalte. Auch die au« der Lissaboner „Fohla", einem unbedeutenden Organ, hervorgegangene Notiz, daß ein anarchistische« Attentat gelegentlich de« Empfange« de« König» von England durch den König von Portugal auf der Praye de Commercio in Lissabon infolge Stör ung durch einen Kloakenrattcnfänger verhindert worden sei, wird auf da« entschiedenste in Abrede gestellt. Der ferner telegraphisch gemeldete Vorgang bezüglich eine« Attentat« im Ajuda Palast in Lissabon, wo ein zehn Minuten andauerndes heftige» Gewehr feuer gehört sein sollte, woraus de: Palast abgesperrt sei, ist darauf nach unzweifelhaften Quellen zurückzuführcn, daß eine Schildwachc vor dem Palaste, welche vorher deutliche Zeichen geistiger Unzu rechnungsfähigkeit gab, Selbstmord beging, infolgedessen Wach soldaten hinzueilten. Uebrigen« wohnen im Ajuda-Palastc auch nicht der König und die Königin, sondern die Königin-Mutter Dona Maria Pia. Alle drei Nachrichten werden von kompetenter Seite daher al« absurd bezeichnet. — Amerika. Am 1. Juli 1903 ist in den Bereinigten Staaten ein neue« Gesetz, da« sogenannte „Anarchisten"- Gesetz in Kraft getreten, welche«, wenn es sein Ziel erreicht, die Anarchisten von der Möglichkeit, amerikanische Staatsbürger zu werden, ausschließt. Da« Gesetz bestimmt, daß die Bunde«- kreiSgcrichte jedem, der um die Erteilung de« „ersten Papier«" ersucht, wa« zum mindesten 2 Jahre vor Erteilung de« Bürger rechte» der Fall sein muß, ein Formular vorlcgen sollen, dessen Fragen der Applikant »an Eidesstatt" wahrheitsgetreu zu beant worten und die Antwort durch seine Unterschrift zu bekräftigen hat. Hierauf wird er noch vom Richter vorgerufen, vor dem er dann eidlich zu erhärten hat, daß er alle Fragen der vollen Wahrheit gemäß beantwortet hat. Er wird in dem Formular gefragt, ob er ein Gegner der organisierten Regierung sei, ob er al« Mitglied oder in irgend einer Eigenschaft einer Vereinigung angehöre, welche regierungsfeindliche Lehren verbreite, ob er es al« seine Pflicht oder al« notwendig oder al« nützlich erachte, einen Beamten der Vereinigten Staaten-Regicrung oder irgend einer anderen Regierung, sei dieselbe monarchisch oder republikanisch, zu töten oder tätlich zu beleidigen, oder zu dessen Ermordung oder tätlicher Beleidigung Beihilfe zu leisten, auszufordern oder anzuraten. Wer diese Fragen nicht alle mit einem kategorischen »Nein" beantwortet und diese Antwort beeidet, erhält nicht ein mal da« »erste Papier", mit dem die Regierung gewissermaßen ihre Bereitwilligkeit aukdrückt, ihn späterhin al« Bürger auf zunehmen. Schreitet er nach späteren zwei Jahren um seine endgiltigc Naturalisation ein, so wird er nicht nur wie bisher einer Prüfung in der amerikanischen Verfassung unterzogen, son dern abermal« einem eingehenden Verhöre, ob er anarchistischen Tendenzen huldige. Nur wer befriedigend au« diesem Examen hervorgeht, kann amerikanischer Bürger werden. Für diejenigen, die durch falsche Angaben und geleisteten Meineid sich da« Bürger recht erschlichen haben, wird gleichzeitig eine sehr empfindliche Strassanktion festgestellt. E« wird jeder, der erwiesenermaßen einer anarchistischen Verbindung angchört, diesen Umstand aber abgcleugnet und seine wissentlich unwahren Angaben durch falsche» Eid bekräftigt hatte, für diese Tat allein ohne Rücksicht auf irgend welche andere durch sein Benehmen veranlaßten Strafen je nach der Schwere de« Falle« mit Zuchthaus von 1—10 Jahren oder mit einer Geldstrafe nicht unter 5000 Dollar oder mit beidem zugleich gestraft. — Südafrika. Ueber die Lage in Südafrika hat der Kolonialminister Chamberlain im englischen Unterhaus« bei der Besprechung de« Kolonial - Etat» auSgesührt. eine der größten Schwierigkeiten, mit denen England zu rechnen habe, seien nicht die Beziehungen zwischen den Engländern und Buren, sondern die Beziehungen der Buren unter sich, die zu bessern er sein Beste« getan habe. Wenn c« sich inde« Herausstellen sollte, daß die Versöhnung-Politik vergeblich gewesen sei, würde die Regierung nicht zögern, die ihr in Südafrika zur Verfügung stehende Gewalt zu gebrauchen und die Unruhestifter zu verbannen. Er lege dem Briefe General Botha«, der sich über die Lage in Südafrika beschwerte, keine Bedeutung bei und meine, daß der Bries den Einfluß Botha« verringern werde. In Anbetracht der Entdeckung neuer Diamantminen gehe da« Bestreben der Regierung dahin, alle Mittel für den Staat zu sichern, ohne inde« die Entwicklung der Minen zu beeinträchtigen. — Asien. Gegen die Babi, eine inPerfien verbreitete geheime mohammedanische Sekte, die zuerst von sich reden machte, al« ihre Anhänger 1848—1850 einen blutigen Krieg gegen den