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Wchmtz -Mim- Nr. 25 61. Jahrgang. Dienstag, dm 26. Februar 1895 Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirten UnterhaltnngSblatt". Mit land, «nd hanSwirthschaftlicher MonatSbeilag«. Rechenberg. Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes in Clausnitz am 9. Dezember verg. Ihrs, hat die König!. Brandversicherungs-Kammer der hiesigen Gemeindespritze die zweite Prämie nach Höhe von 25 M. bewilligt. Dresden. Von einem schweren Brandunglück wurde am Sonntag früh Prinz Friedrich August in seinem Palais am Taschenberg heimgesucht. Kurz nach '/« 7 Uhr brach in dem ersten Stockwerk des Taschenberg-Palais, in dem die Herrschaften wohnen, ein größeres Schadenfeuer aus. Vor dem Palais vorübergehende Straßenpassanten sahen zu dieser Zeit, wie aus den nach der Sophienstraße und dem Zwinger zu gelegenen Fenstern des genannten Obergeschosses mächtige Flammen schlugen, und sie setzten hiervon zwei gerade über den Postplatz gehende Feuerwehrleute in Kenntniß. Diese eilten sofort nach dem Haupldepot und alarmirten dasselbe. Inzwischen hatten die Flammen, von außen emporschlagend, bereits ihren Weg durch die von der Gluth gesprungenen Fenster in die vom Herrn Hosmarschall Freiherr von Reitzenstein im 2. Obergeschoß bewohnten Räume genommen. Als die Feuerwehr angekommen war, wurde sofort unter der Leitung des Brandmeisters Herrmann mit 3 Schlauchleitungen von Straßenhydranten, und zwar mit 2 nach dem ersten und mit l nach dem 2. Ober geschoß, vorgegangen und hiermit der Brand auf die bereits von diesem ergriffenen Räume beschränkt. Nach kurzer Zeit schon konnte der mit dem Ober bürgermeister Geh. Finanzrath Beutler am Brandplatze erschienene Vorstand des Feuerlöschwesens Stadtr. vr. Teichmann dem Prinzen Friedrich August die Meldung machen, daß die bestandene Gefahr voll und ganz be seitigt sei. Trotz der schnellen Bewältigung des Brandes hat derselbe doch unschätzbaren Schaden an gerichtet. Im Empsangssalon Sr. königl. Hoheit kam das Feuer aus, und zwar soll aus dem Eck-Ofen, der wie alle Oefen in dieser Etage am frühen Morgen angeheizt worden ist, brennendes Feuerungsmaterial in das Zimmer gefallen sein. Hierbei haben sich wohl Gegenstände, die nahe standen, entzündet. Dieser Salon brannte völlig aus. Sämmtliche Möbel aus Eiche im Styl moderner Renaissance, Sopha, Chaise longue, Fauteuil und Stühle, die mit mehrfarbigem Plüsch bezogen und mit hellfarbigen orientalischen Behängen geschmückt waren, die ganz unersetzliche, kost bare orientalische Sammlung, die der Prinz 1889/90 aus dem Orient theils als Geschenke des Sultans er hielt, theils dort selbst gekauft hat, die ausgestopften seltenen Vögel, Geweihe, Jagdtrophäen aller Art, die kunstvollen Nippes, die eichenen Bücher- und Gewehr schränke, die Portoren und Uebervorhänge in dunkel- rothem Seidenrips sind ein Raub der Flammen geworden. Dann drangen die Flammen in das be nachbarte Wohn- und Arbeitszimmer des Prinzen und vernichteten auch diese Einrichtung fast vollständig. Ebenso brannte das in Nococo gearbeitete Audienz zimmer mit den dunklen Möbeln und den Brokatbezügen, den prachtvollen Stores völlig aus. Dabei gingen eine Reihe der kostbarsten Gemälde, die Teppiche und Drapirungen von kostbaren Stoffen und zahlreiche Hochzeitsgeschenke, die auf die Zimmer vertheilt waren zugrunde. Einen traurigen Anblick boten nach dem Brande auch die links vom Audienzzimmer liegenden beiden Zimmer der Frau Prinzessin. Die cremefarbigen und vergoldeten, mit graublauem Seidendamast be zogenen Möbel im Stil Ludwigs XVI. deS Empfangs zimmers und die Rokoko-Einrichtung des Boudoirs hatten mächtig gelitten. Prinz Friedrich August erschien mehrere Male an der Brandstelle und überzeugte sich von den unternommenen Löscharbeiten. Auch der König nahm, noch während die Löscharbeiten im vollen Gange waren, die Zerstörung der prachtvollen Zimmer in Augen schein. Nach außen Hot der Brand sich in einer starken Schwärzung der Hausfayade und stellenweise auch in erheblicher Beschädigung deS Wandputzes bemerkbar ge macht. Die 1. Etage gleicht einer rauchgeschwärzten Ruine, und die auf der Straße Vorübergehenden können sich schon an diesem Anblick einen Begriff von der Gewalt des Brandes machen. Die Absperrung deS Brandplatzes erfolgte durch die von der nahen Hauptwache befehligten Militärmannschasten und durch die Sicherheitspolizei. — Ueber die Entstehungsursache des Brandes ließ sich nur das oben Gesagte ermitteln. Der Morgens '/,5 Uhr den Umgang in dem Palais ausführende Feuerwehrmann hatte um diese Zeil etwas Verdächtiges nicht bemerkt. Der prinzliche Hausdiener, der die Zimmerseuerung zu versorgen hat, hat sämmt liche 13 Oefen angeheizt und die Zimmer verlassen, ohne etwas Bedenkliches bemerkt zu haben. Räthsel- haft ist es, daß erst Passanten die hell zu den Fenstern herausschlagenden Flammen bemerken mußten, um die Feuerwehr zu rufen, und daß das Feuer die ganze Zimmerfront ergreifen konnte, ehe Jemand das Unheil bemerkte. Allerdings fand das Feuer reichliche Nahrung. — Des Mordes an der verw. Frau KobrzinowSky in Loschwitz verdächtig wird der frühere Schlosser und jetzige Gartenarbeiter Friedrich Ernst John daselbst be zeichnet. Derselbe ist seit dem 13. Februar flüchtig. Der Staatsanwalt erließ einen Steckbrief. John äußerte eines Abends zu zwei Handwerksgesellen, oben am Nißwege kenne er eine alte Dame, bei der einige Tausend Mark zu holen seien, wenn man sie ermordete. Die Betreffenden bemerkten, daß der Sprecher eine gefüllte Petroleumkannr bei sich trug. Diese wurde ihm zum Verräther; ein Kaufmann er kannte dieselbe als diejenige der Familie John, sie wurde auch bei den Eltern des Flüchtigen ermittelt. Nun wurde auf John gefahndet. Beiden angestellten Ermittelungen erkannte der Schwager des Verdächtigen die Mordwaffe als sein Eigenthum, die ihm seit kurzer Zeit entwendet worden war. Alle Nachforschungen nach dem jungen John, dessen Eltern und Anverwandte sich in Loschwitz des besten Rufes erfreuen, sind bis jetzt fruchtlos gewesen und bestärken den Verdacht, daß der Flüchtige der Mörder ist. Allgemein wird derselbe als ein verschlossener Charakter geschildert, der ein menschenscheues Wesen zur Schau trug. — Die Ueberreichung des Ehrenbürgerbriefes der sächsischen Städte an Fürst Bismarck soll durch eine Deputation, bestehend aus den Herren Bürgermeistern von Pirna, Plauen, Zwickau und Freiberg, geschehen. Zur genannten Depulation sollen eventuell auch die Herren Bürgermeister derjenigen Städte treten, deren städtische Kollegien diese Vertretung wünschen. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 16. Februar der Fleischergeselle Gust. Ad. Walther, geboren den 4. April 1867 zu Hennersdorf, wohnhaft in Döbeln, wegen Diebstahls zu I Jahr 2 Mon. Äesängniß, wovon 3 Monate für verbüßt zu erachten find, und zu 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. AuS der Lößnitz. Im Monat Juli findet in Kötzschenbroda oas Gauturnfest deS MittelelbgaueS, zu welchem sämmtliche Turnvereine zwischen Pirna- Meißen-Großenhain gehören, statt. Meißen. In eine recht unangenehme Lage gerieth dieser Tage der Lehrling eines hiesigen Schuhmacher meisters. Derselbe hatte von seiner Meisterin einen -Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Beide städtische Kollegien haben einstimmig beschlossen, sich der bekannten Kundgebung der sächsischen Städte mit revidirter Städteordnung anzuschließen, und den Altreichskanzler Fürsten Bis marck zu seinem 80. Geburtstage zum Ehrenbürger zu ernennen. — Ein durch den strengen Frost verursachter Bruch eines Wasserleitungsrohres an der westlichen Marktseite verursachte die Ueberschwemmung der Keller mehrerer dort gelegener Grundstücke, so daß man un gesäumt an die jetzt besonders schwierige Arbeit gehen mußte, das Trottoir aufzugraben, wobei man einen Meter starken Frost konstatiren konnte, welcher im Freien wohl noch bedeutender sein dürste. — Zum Besten ihrer Unterstützungskasse wird die hiesige freiwillige Feuerwehr auch in diesem Jahre wieder ein Concert und zwar am 10. März im SchießhauSsaale abhalten. Die früheren Veranstaltungen erfreuten sich stets eines überaus regen Besuchs. — Das Korps feiert am 22. März das Fest seines 30 jährigen Bestehens. — Zur Vornahme der diesjährigen Stuten musterungen und Fohlenschauen sind in Aussicht genommen worden: Der 18. April für Großhartmanns dorf, der 19. April für Dippoldiswalde, der 20. April für Copitz und der 9. Mai für Kesselsdorf. In Copitz findet auch Prämiirung statt. — Der letzte Theaterextrazug war von ins- gesammt 93 Personen benutzt. Der nächste Zug wird voraussichtlich Donnerstag, den 21. März, verkehren. — Nach FalbS neuesten Prophezeihungen haben wir in den nächsten Tagen wieder eine Zunahme der Kälte zu erwarten. Der kritische Termin vom 24. Februar (2. Ordnung) soll nach Falb nur für kurze Zeit wärmeres Wetter bringen. Erst in den letzten Tagen deS Februar und um den 3. und 4. März sind Schneefälle zu erwarten, worauf dann Thau wetter eintreten soll. Höckendorf. Einen für das kirchliche Leben unserer Gemeinde sehr wichtigen Beschluß hat unser Kirchen vorstand in seiner letzten Sitzung gefaßt. Es sollen nämlich von nun an am 1. und 2. Bußtag, sowie am Sonntag nach Weihnachten, Nachm. 4 Uhr, Abend- mahlSgolteSdienste gehalten werden. Dieselben werden gewiß dazu beitragen, die Zahl der Kommunikanten zu erhöhen, die bei einer Seelenzahl von 1879 im vorigen Jahre 1253 betrug, also 66»/» Proz. Auch sollen künftighin am Todtensonntag und am 1. Weih nachtsfeiertag, Nachmittags 4 Uhr, liturgische Gottes dienste gehalten werden und zwar ebenso, wie die Nachmittagskommunionen vom 2. Bußtag und vom Sonntag nach Weihnachten, bei erleuchteter Kirche. Poffrndorf. Dieser Tage ist die hiesige Apotheke in andere Hände übergegangen und von Herrn Apo theker Heim an Herrn Apotheker Bräutigam verkauft worden. Kreischa. Am Sonnabend, den 19. Januar dies. Ihrs., hat sich der Handarbeiter Johann David Jäpelt aus seiner Behausung entfernt und ist bis jetzt noch nicht wieder hier eingetroffen. Seiner Angabe zufolge hat er nach Dresden gewollt. Jäpelt stammt aus JohnSbach und ist 61 Jahre alt. Inserate, welche del de» bedeutenden Auflage del Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Abonnements ans die „Weißeritz-Zeitung" für den Monat März nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". „Weißeritz^Seltun," Scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.