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«r.«« ArrUav. 1«.«—«»«! Prahtmilchrlft: Nachricht«, »re«drn kttrnsprecher-rammelnummer! »seit Nur sür Siachtaeipräch« Nr. «ooit «christletlung u. Haup«gelchäll»ftette: Dresden - A. », Marirnstrabe S«/«r Gegrünöet 1896 BezugSgebühr bei tLgltch »weimaUger Zustellung monalltch S.go Mt. leinschtießltch da Psg. sür rrägerlohn), durch Postbezug »-SV Ml. einschließlich S» Pfg. Postgebühr (ohne Postzuftellungisebüh» bei ?mal wöchentlichem Versand. Einzelnummer t0 Psg., auherhalb Dresdens lb Psg. Anzeigen preise: Die einspaltige »o mm breite Zeile »d Psg., sür auswärts «o Psg. stamilienanzetgen und Stellengesuche ohne Rabatt t» Psg., austerhalb iS Psg., die so mm breite SieNamezetle soo Psg., außerhalb sso Psg. Ossertengebühr so Pfg. Auswärtige Austrige gegen Vorausbezahlung Druck ». Verlag: Liepsch t Reichardl, Dresden. Postsche k-Ülo. tvS« Dresden Rachdruck nur mit deuti.Quellenangab« «Dreidn. Nachr.! zulässig. Unverlangt« Schriststücke werden nich. ausbewahrt Briands große Nertel-igungsre-e Aichem-Mche MM in der Paris» Kammer Paris, 18. Nov. Zu Beginn der heutigen Sitzung brachte -er Präsident der Kammer, Bouisson, der durch die Katastrophe von Lyon betrvsfcnen Bevölkerung das Beileid »er Kammer zum Ausdruck. Daraus wurde die Diskussion über die Interpellationen betreffend die Außenpolitik fort gesetzt. Erster Redner ist der Kommunist Doriot. Er sorderte die Annullierung des Poungplans und der Friedens- Verträge und sprach dann von dem Unrecht, das man den deutschen Minderheiten in allen Ländern, namentlich in Polen, zufüge. Der nächste Redner. der Abgeordnete Louis Marin, erklärte, die deutsch-französischen Beziehungen seien die Grundlage für die Befriedung Europas. Dir Achtung vor den Verträgen müsse aber durch alle Beteiligten nnvcrbrnch- ltch gewahrt werden, sonst bestehe Gefahr für die Zivilisation. Heute würden aber alle Verträge in Frage gestellt, -er Versailler Vertrag, der Locarnovertrag und das Haager Ab kommen. Es gebe keinen Deutschen, der nicht die Revision des Boungplans wünsche. Marin wies daraus hin, bah die Kammer die Ratifizierung der Poungverträge nur angenommen habe, weil der Anken minister wie der Ministerpräsident von einer endgültigen Regelung gesprochen hätten. Marin gibt dann der Be fürchtung Ausdruck, dak Deutschland eines Tages «in «Syndikat der Unzufriedenen" schaffen könnte. Als der Abgeordnete von der Tribüne lieruntcrsteigt, klatschten ihm im ganzen Hause nur wenige Ab geordnete Beifall. Die Sitzung wird unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ergreift Auhentylnisker Briand das Mort. In diesem Augenblick ist der Saal brechend voll. Hast sämtliche Abgeordnete sind anwesend, und die Tribünen sind bis zum letzten Platz gefüllt. Als Briand langsam von seinem Platze sich zur Rednertribüne begibt, bringt ihm säst das gesamte Haus eine stürmisch«, außerordentlich lärmende Ovation dar. ES war ein Augenblickder Erregung, und selbst Briand war außerordentlich bewegt von dieser guten Auf nahme. Durch diese Kundgebung hatte Briand von vorn herein gewonnenes Spiel, und der Gang seiner Rede wurde durch lauten, stürmischen Betsall, der bis in die letzten Reihen der Maringruppe hinein ging, begleitet. Besonders Mtntster- vrästdent Tardieu war es, der wiederholt das Zeichen zum Beifall gegeben hat. Aukenmtnister Briand führte aus: „Menu wirklich die Kammer mit Marin der Ansicht ist. dak der Aukenmtnister nicht fest genug und nicht klar genug in leinen Gedanken sei, dann dürfe sic nicht zögern, sich von ihm zu trennen. Durch lärmende Kundgebungen, durch heftige Worte kann man nicht den Glauben an Festigkeit erweisen, jedenfalls ist es nicht meine Art, so vorzngehcn. Der beste Dienst, den der Aukenmintster seinem Lande erweisen kann, ist Kaltblütigkeit zu bewahren, besonders in schwierigen Augenblicken. Man liest gewisse deutsche Zeitungsartikel, auch gewisse Reden von angesehenen Deutschen, die lebhafte Ent täuschung Hervorrufen. Auch ich habe Enttäuschungen nach dieser Richtung zum Ausdruck gebracht, und ich habe cs in Genf ausgesprochen. Ich habe niemals der deutschen Delegation gegenüber mich irgendwie zurückgehaltcn, meine Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Aber ich habe geglaubt, ein Anrecht auf gewisse anerkennende Kundgebungen zu haben. Ich habe sie leider nicht erlebt. Ist das etwa ein Beweis dafür, daß der französische Außen minister es an Klarheit hat fehlen lassen, und dak seine Politik aus der ganzen Linie bankrott gemacht hat?" Briand erklärte dann, er habe sich über das Ergebnis von Locarno nicht getäuscht,- er fei immer der Ansicht gewesen, daß man sich auf gewisse Rückschläge gefaßt machen müsse. Gegenüber verschiedenen Rednern der Jnterpellations- debatte stelle er fest, daß seine Außenpolitik keine persönliche, sondern die Politik der gesamten französi schen Negierung sei. Briand wendet sich alsdann gegen die Verleumdungen, die die Stoßkraft der französischen Negierung in ihren Be mühungen um den Frieden vermindert. (Hier erhebt sich be sonders starker Beifall, besonders auch in den Reihen der Gruppe Marin.) Wenn es sich um das Interesse des Landes handele, müsse man auf gewisse Berleumdungskampagnen ver zichten, und höflich und ernst diskutieren. Franklin-Bouillon habe ihm, Briand, einen Vorwurf daraus gemacht, daß er mit deutschen Persönlichkeiten ge sprochen habe, die diese oder jene Aenßerung getan hätten. Nach seiner, Briands, Ansicht, würde der Außenminister seine Pflicht nicht erfüllen, wenn er sich nicht bemühen würde, mit Persönlichkeiten eines 60-Millioncn-Volkcs zu sprechen. Durch die Locarno-Verträge habe man von Deutschland das feierliche Versprechen erhalten, daß es niemals mit Gewalt die deutsch- polnische Grenze abändern wolle. Neben den früheren Ge- waltmethoden gebe cs jetzt friedliche Mittel. Die Verträge seien unterzeichnet und dürfen nicht zerrissen werde», sonder» müßten bleiben. Frankreich wünsche lediglich, sich gegen jede Kriegsgefahr zu schützen. Die Locarno-Abkommen hätten die Verbündeten Frankreichs dazu gebracht, die französische Grenze zu sichern. Er erkläre vor seinen Widersachern und Verleumdern, daß seine Sorge um die Sicherheit Frankreichs und »m die Landes verteidigung niemals versagt habe. Er habe die Pflicht, die Verteidigung seines Landes zu gewährleisten, niemals ver säumt. Unter ungeheuerem Beifall der Kammer schloß Briand seine Ausführungen, indem er mit erhobener Stimme in den Saal schrie, daß er einer langsamen Vergiftung die Kugel vor- ziche. Die Sitzung wurde dann bis 10 Uhr unterbrochen. BSlliges Verlagen -er AtMlungskonlerenr Roch immer keine Entschlüsse Genf» IS. Nov. Der erste Teil der Entschließung Lord Eecils, der sich in einer allgemein gehaltenen Fassung sür eine über die Publizität der Rüstungen hinausgehcndc Methode der Begrenzung des Heeresmaterlais auöspricht, wurde in der Abstimmung angenommen. Vor der Schlußabstimmnng über den letzten Teil der Entschließung, in der die verschiedenen Methoden der Materialbegrc„z«ng ausgezählt werden, erklärte Gras Bcrnstorss, daß cs im Interesse der Klarheit besser sei, einer Anregung des Ver treters Griechenlands z« folgen und eine getrennte Ab stimmung über die verschiedenen Methoden vorznnchmen. Daraus schlug Lord Cecil wegen der vorgerückten Stunde dieBertagung ans Freitag vor. Die Aussprache über die Frage des Heeres,narr, »als Hai de» bisherigen Eindruck noch verstärkt. Sah die Mehrheit des Ausschusses auch in dieser Frage ihre frühere negative Einstellung nicht ausgcbe« will. Für die einzig wirksame Methode einer direkte» Herabsetzung des im Dienste befindlichen und lagernden Materials haben sich nur vereinzelte Redner ausgesprochen. Die Mehrheit ist sür eine Regelung der Frage durch Begrenzung der Militär budgets. eine Lösung, die bekanntlich das beim Inkrafttreten der Konvention vorhandene Material, das, wie der italienische Deleglerte de Marini vor einigen Tagen betont hat. gerade in den letzten Jahren außerordentlich ,»genom men hat, völlig unberücksichtigt lassen würde. An gesichts dieser Lag^hat Graf «ernstorss heute vormittag nochmals den grund sätzlichen Standpunkt der deutschen Regierung in einer kurzen Erklärung im Ausschuß bargelegt. Gras Bcrnstorss erklärte, wenn er in dieser Diskussion bis jetzt nicht das Wort ergriffen habe, so sei eS geschehen, um de» baldigen Abschluß der Tagung nicht zu verzögern. Im übrigen fet ja Deutschland bereits abgerüstet, und es fei setzt die Angelegenheit der anderen Staaten, gleichfalls abzu rüsten. In der Diskussion seien lediglich technische Argumente vorgebracht worden. Die Völker der Welt würde« es nicht verstehen, wenn man eine Konvention schließt, die nicht eine Kanone und nicht «inen Tank abschasfe. Dem Vertreter Frankreichs Masstgli erwiderte Gras Beinstorsf, daß ein Ausgleich der Rüstungen die wich tigste Frage der Abrüstung sei. * Die deutsche Abordnung hat dem Präsidium des Ab rüstungsausschusses folgende« Antrag zugestellt: Der Ausschuß beschließe für sämtliche Landrüstungen die direkte Herabsetzung des gesamten Kriegsmaterials. — Von deutscher Seite wird namentliche Abstimmung über den Antrag zu Beginn der Freitagsttznng des Ausschusses verlangt. Die Stahlhelmer bei Mussolini Nom, 13. Nov. Mussolini hat am Donnerstag die auf einer Studienreise in Rom weilenden Stablhelmer empfangen. Dr. Heinke, der Führer der Gruppe, richtete eine Ansprache an Mussolini, in der er u. a. erklärte: „Der Stahlhelm ist dankbar, daß Ew. Exzellenz die Bedeutung des faschisti schen Gedankens als Weltanschauung hervor- gchoben haben. Der Stahlhelm weiß, daß er in seinem Kampf gegen Liberalismus und Marxismus die faschistische Idee durchzusetzen hat. Auf der Grundlage dieser Idee und der ge meinsamen Ideale ruht die Freundschaft zwischen dem faschistischen Italien uüd dem nationalen Deutschland. Die gleichen Ideale und das gleiche Schick- sal werden ln Zukunft die Entwicklung beider Völker gleich laufend führen müssen." Dr. Heinke überreichte dem Ministerpräsidenten baS Abzeichen des Stahlhelms. Mussolini antwortete in deutscher Sprache mit DankeSworten und betonte zum Schluß seine Sympathie für die Stahl-elmbeweguns- Arrtümer sozialistischer Franzoiensreunde Am 14. September hat sich die Mehrheit des deutschen Volkes sür die Bekämpfung des Youngplanes entschieden. Fast genau acht Monate, nachdem die Regierung der Großen Koalition freiwillig ein Abkommen unterschrieben hatte, das in seinem erste» Absatz ausdrücklich als „eine vollständige und endgültige Regelung der Neparationöfrage" bezeichnet wird. Das Echo dieser Protcstwahlen im Ausland war ein über- raschcnd großes. Englische, italienische und amerikanische Stimmen traten, man möchte fast sagen über Nacht, sür eine Beachtung des deutschen Rcvtsionüverlangens ein. Und zwar waren es nicht die Organe politischer Einspänner vom Stile des französische» Winkelblättchens Hervss, sondern die grüß- ten Pressekonzerne der angelsächsischen Welt, Hearst und Rothermere, die für die Revision etntraten. Ihre Argumente waren so gut, daß es keine gegnerische Zeitung wagte, gegen diese Forderungen Einspruch zu erheben. Das beste Zeug nis dafür ist wohl ein Telegramm der neuerdings -er Staatspartei zuneigenden „Kölnischen Zeitung", in dem ihr englischer Vertreter darüber Klage führt, daß, wenn man aus englische Blätter angewiesen sei, man annehmen müsse, es spielten überhaupt nur noch die nationalen Parteien in Deutschland eine Nolle. Ueber dieses angelsächsische Echo, das durch italienische und durch wertvolle Stimmen des neutralen Auslandes verstärkt wurde, war in Deutschland natürlich die Linke maßlos erstaunt. Denn dort hatte man im geheimen natürlich erwartet, es würde sich eine Gläubiger- front gegen Deutschland bilden, die die Behauptung der Linken rechtfertigen würde, nur sie sei in der Lage, erträg liche Beziehungen zum Auslande zu erhalten, und nur sie sei cs, die Deutschland Kredite verschaffen könnte. Und ohne Kredite kann bekanntlich, wie der Ueberbrückungskredit wie der einmal bewiesen hat, die deutsche Republik nicht leben. Nachdem jetzt unsere Linke wieder einigermaßen die erste Ueberraschung über Sic verblüffend günstigen Antworten des Auslandes auf das Wahlresultat überwunden hat, holt sie nun ihrerseits zu dem großen Gegenschlag aus. der wahrhaftig ernsteste Beachtung verdient. Auch sie tritt plötz lich sür Revision ein. Aber, so liest man cs setzt in sozia listischen Organen, nur sie habe den richtigen Revtsionöplan. Man staunet Es gibt danach keinen schlimmeren Gegner einer erfolgreichen Revisionspolitik als die Rechtsparteien. Denn, so argumentiert man, die Tribute, die Deutschland an die europäischen Gläubiger zahlt, fließen ja zu 70 Prozent an die Vereinigten Staaten von Amerika. Die einzige Nation, die sich aber gegen die Zahlung der Kriegsschulden au die amerikanischen Kriegslicfcranten gewehrt habe, sei Frankreich gewesen. Immer wieder habe Frankreich, nament lich unter der journalistische» Führung von Jean Herbette im „Temps". die europäische Schuldnersront gegen die angel sächsische Gläubigcrfront gefordert. Also, so folgert unsere Linke, Tributrcvkston geht nur über den Weg der Verständi gung mit Frankreich gegen den amerikanischen Krtegs- gcwinnlerkapttaltSmus. Bon ihrem engen, antikapitalistischeu Parteihorkzont aus vcrstetgen sich diese sozialistischen Federn dann zu dem Satz, der kontinentaleuropätsche Sozialismus sei hundertmal revisionsfreundlicher als unsere nationalen Parteien. Denn nur dieser bekämpfe die moralische Basis der amerikanischen Ansprüche. Die nationalen deutschen Par teien seien nach dem 14. September deshalb so rasch lieb Kind der Angelsachsen geworden, weil sie keine Gegner des angel sächsischen Kapitalismus seien. Neben Amerika wird England zum bösen Geist Europas, der nur ein Interest« daran habe, Deutschland und Frankreich zu verhetzen, um sich als beherrschender Faktor der europäischen Politik an der Macht zu halten. Der Gipfelpunkt dieser „sozialistischen" Neparationspoltttk aber ist die Ansicht der „Weltbühne": „Frankreichs ReparationSpoltttk basiert aus Reparation der Kriegsschäden, die Englands auf Erhaltung der Krtcgsschäden oder ihrer Erneuerung mit anderen Mitteln." Wir sehen, bis zu welchem Gipfelpunkt der Verblendung der deutsche Sozialismus sich in seiner Franzoscnsreundlichkett vcrsteigt, und zu welchen politischen Akrobatenstückchen er sich bereit- sindet, um das peinliche Auslandsccho auf den nationalen Wahlsieg zu vertuschen. Demgegenüber gilt es. die politische Lage so darznlegen, wie sie wirklich ist. Ueber die absurde Behauptung, Frank- tleule: Der »UM» «rakttakror 8elte IS unä 16