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Freilag, Z. IuU 1SZK SchrlsNelkma: vr«*d,n.«., Psllrrstr. 17, S»r««l «711 «.voll Lelchltzt,st«ll«, Druck und Verlag: Tennanta Buchdruck««! und vrrlag LH. u^> «. Winkel, PoNerftrast« 17, F-inrus »wir, Postscheck: Re. 10», vank: Stodtbank vr««de» «r. M7S7 Im Falle -an höherer Dewatt, Verbal, «lntrelenb« «elrleda. stSrungen ha» der «-ziehe, »der werbungtreibend« lein« «» sprüche, s-ll» di« Zeitung in belchriinktem Umlang«, ^«rspStet oder nicht «rlcheint. — Eriüllung,°r< Dreaden. - — — — Erschein» » mal wöchentlich. Monatlicher vezugaprei» durch Tröger etnschl. so Psg. tz». 10 Psg. Trögerlohn 1.70; durch di« Post 1.70 einlchlietzlich tpostllberwetsungsgebühr, zuzüglich »S Psg. Post-Bestellgeld. .Einzelnummer 1» Psg , di« Sonnabend-, Sonntag- und Festtagnummer » Psg, Verlagsoll Dresden, «nzeigenpretse: dl« »lpalttg« N mm breit, Zell« » Psg ! für Familtenanzeigen b Psg Für Platzwünsch« »nnen wir lein« Lewöhr leiste». . Nummer 153 — 35.Iahrg SächWhe oolksMuns Sie Keinnchseier in Quedlinburg Der Anmarsch -er Zehntausen-en Quedlinburg, 2. Juli. Nus ganz Niedersachsen sind am Morgen des 2. Juli die Zehntausende herbeigeeilt, um das Gedenken des deutschen Bolkokönigs, des Gründers des ersten Deutschen Reiches, des Städtebauers und Baucrnbönigs würdig zu feiern. Das nieder sächsische Rollt, das so viele echt deutsel)« Erinneruugstätten an eine grohe germanische Vergangenheit in seinem Raum aufzu weisen hat, Ist sich der Bedeutung dieses grohen Tages, an dem einer seiner größten Söhne von den führenden Männern von Partei und Staat geehrt wird, vollauf bewusst. Seit den frühen Morgenstunden ist die Stadt trotz des reg nerischen Wetters in Bewegung. Die Absperrungsmannschaften und Formationen der nationalsozialistischen Gliederungen ans ganz Niedersachsen marschieren mit klingendem Spiel durch die Strassen Hier und da wird an den Ausschmückungen der Hauser noch die letzte Hand angelegt und zu Beginn der Feier lichkeiten zeig! sich die Blumenstadt Quedlinburg wahrhaftig in Ihrem schönslen Festgewand. Inzwischen waren im Dom und In der Heinrichs-Krypta Genf, 2. Juli. Die während der Sitzung der Völkerbundsvcrsammlung vom Dienstag n- rkastetcn italienischen Journalisten wurden am Mittwoch um 22.15 Uhr aus dem St. Antonien-Gefängnis ent lassen. Sie begaben sich zu Fuss und unter Bewachung von Po lizisten in Zivil ins nahe gelegene Polizeigebäude, wo u. a. der italienische Gesandte in der Schweiz, Tamaro, und der italienische Generalkonsul in Genf, Speiser, anwesend wa ren. Um 22,30 Ubr wurden die verhaslcten Journalisten end gültig auf freien Fuss gesetzt, nachdem iknen zur Kenntnis ge bracht worden war, dass gegen sie ein Ausweisungsbe fehl vom Kanton Genf erlassen worden sei. Der Vorsteher des Justiz- und Polizeidevartements des Kantons Genf, Staatsratspräsident Nicole, teilte den italie nischen Journalisten bei der Bekanntgabe des Ausweisunasbe- schlusses mit, dak sie den Kanton bis Mitternacht zu verlassen Kälten. Da die Bekanntgabe erst um 22.30 Ubr erfolgte, der letzte Zug nach Italien aber bereits um 22,52 Uhr abgeht, bestand für die Journalisten Keine Möglichkeit mehr, in ihr Hotel zurückzukehren und ihr Gepäck zu holen. Sie be schlossen daher in Kraftwagen nach dein Waadtländischen Ort Toppet zu fahren. Gens, 2. Juli. In der B o r m i I t a gs s i iz u n g der Völkerbundsver- O^uimluug erhielt der Vertreter Austrolicus, Bruce, das ^Wort. Wie alle ihm voraugegangeneu Redner erörterte er die im italienisch-abessinischen Konflikt zu unter nehmenden Schritte, um dann die grundsätzlichen Folgerungen aus dem Versagen des Völkerbundes in dieser Angelegenheit für die Zukunft zu ziehen. Alsdann verkündete er den Beschluß der australischcn Regierung, die Aufhebung der Sanktionen zu beantragen, da sie aussichtlos ge worden seien. Ihre Fortführung hätte nur Sinn, wenn sich alle an ihnen beteiligten, eine Voraussetzung, die zweifellos nicht erfüllt sei, und wenn die bestehenden wirtschaftlichen und fi nanziellen Mahnahmen verschärft und durch solche militärischer Art verstärkt würden. Zn der M1wochnachmtttaa«Wung der Völkerbundsversammlung sprach anher Litwinow sRuhlanü), der eine wie üblich mit versteckten Ausfällen gegen Deulschland gespickte Rede hielt, unter anderen auch der e n glische A u he n m i n i st e r E d e n. Eden führte u. a. aus: Wenn die britische Regierung Grund zu der Annahme hätte, das; die Beibehaltung der bestellenden Sanktionen oder deren kverstärkung durch andere ipirtschaftiickx' Mahnahmen die Lage in Abessinien wiederherstellen konnte, dann wäre sie für ihren Teil bereit, eine solche Politik zu befürworten, und wenn ander« Bunüesmilglieüer eiMwrstanden sein sollten, sich an ihrer An wendung zu beteiligen. Aus Grund der Tatsachen ist es der bri- ltisei>en Regierung alxr unmöglich, dies anzunehmon. Nach unsrer Meinung könnte nur eine miliiärisckie Aktion lteute ein solcix's alle Vorbereitungen für die grohe Gedenkfeier der Schutzstaffel n getroffen. Auf dem Schlohberg bildeten SS- Männer der Versügungstruppe und der Führerschule Braun schweig Spalier. — Ter Dom zeigt sich nunmehr, nachdem das Gestühl aus ihm enlsernt worden ist, in seiner ganzen Monu mentalität. Die Wände sind über den Säulen mit blauem Kö nigssamt verkleidet, der mit 20 Wappen der niedersächsischen Städte geschmückt ist. Durch die Scheiben fällt gedämpftes Licht, das den eigenartigen Zauber, der von dieser traditions umwobenen Stätte ansgeht, noch erhöht. Vom Domschisf fällt der Blick durch das offene Tor in die eigentliche Grab-Krypta, die mit Kerzen erleuchtet ist. Zwei SS-Männer halten hier die Ehrenwache an den Gräbern König Heinrichs l. und seiner Ge mahlin Mathilde Als einzigen Schmuck tragen die Wände schlichte Lorbeerkränze, lieber der Krypta haben auf der Em pore die Fahnen der Bewegung Ausstellung genommen. Wenige Minuten vor 12 Uhr tritt der Reichsfiihrer SS mit den Ehrengästen, von der Wigbert-Krypta kommend, ein und schrei tet die Front der angctrelenen SS-Formationen ab. Um 23,50 Uhr setzte sich die Wagenkolonne nach Coppet in Bewegung. Unter den Insassen sah man neben den ansgewie- senen Journalisten den italienischen Gesandten in Bern und den italienischen Generalkonsul in Genf sowie zahlreiche Freunde der Nusgewicsenen. * D>e vorübergehende Verhaftung der zur Völkerbnndsver- sammlung entsandten italienischen Journalisten Hal in der ita lienischen Presse Helle Entrüstung hervorgerufen. Der Reichs verband der italienischen Bresse halte auf Mittwoch. 20 Uhr. in ganz Italien alle seine Mitglieder zu Brot e st - und Soli daritätskundgebungen einbernfen. Der Presse- und Propagandaminisler Alsieri hat an den italienischen Konsul in Genf ein Telegramm oericktel. in dem er den italienischen Journalisten, die ..wie Missetäter" verholtet wurden, weil sie ihre grenzenlose Empörung über die schwere Beleidigung ihres Vaterlandes nicht zurückhaUen konnten, sei nen solidarischen Grus; entbietet. Auch der Generalsekretär des Reichsverbandes der italie nischen Presse, der Abgeordnete Guglielmolli, hat ein ähnliches Telegramm gesandt. Ergebnis erzielen. Ich kann nicht glauben, üaß in der heutigen Weltlage eine solche militärische Aktion für möglich gehalten wer den könnte. In dieser Lage befinden wir uns heute: Die Tal- saclx'n müssen anerkannt iverden. In deren Licht kann ich nur mit Bedauern wiederholen. das; unter den bestehenden Umständen die Fortführung der Sanktionen keinen sichtlichen Zweck verfolgen kann. Gleich zeitig ist die britische Regierung der Meinung, das, die Ver sammlung in keiner Weise die italienische Eroberung Abessi niens anerkennen sollte. Sie Gerüchte um Val-Win London, 2. Juli. Der parlamentarische Korrespondent der Times erklärt die Im Umlauf befindlichen Gerüchte über Baldwin als phantastisch, hält cs aber sür möglich, das; der wachsenden Aufgaben des Kabinetts wegen der Ministerpräsident zukünftig nur an zwei Tagen in der Woche auf Fragen im Unterhaus ant worten würde, die direkt an ihn gerichtet seien. Auch der politische Korrespondent des Daily Telegraph erklärt alle Gerüchte, das; sich Baldwin mit Rücktrittsgedanken trage, als jeder Unterlage entbehrend. Der politische Korrespondent der News Ekroniclc gibt der Meinung Ausdruck, das; nur eine rasche Wiederherstellung seiner Gesundheit und ein äußerst persönliches Bemühen, sein Ansehen wiederherzustellen, den Ministerpräsidenten halten könne. Der politische Korrespondent des Daily Erpress hält es für möglich, dah Baldwin das Amt des Ministerpräsidenten gegen das des Lordsiegelbewahrers, des Lordpräsidenten oder eines Minister» ohne Geschäftsbereich austauschen werde. Völkerbundsreform? Auch die überzeugtesten Anhänger der gegenwärtigen Genfer Institution werden kann, behaupten, das; sie das Ideal eines Bundes der Bölter sei. Das abessinische Fiasko des Genfer Apparates hat erneut bewiesen, wie weit sio davon entfernt ist. Dieses neue Fiasko gab den Anstoss, eifriger als bisher von einer Reform des Bundes zu reden. Wir jagen mit Absicht, zu reden, denn nimmt man die bisherigen Reform - Vorschläge massgeblicher Genfer Organe und Persönlichkeiten einschliesslich des Bölkerbnndsrates einmal unter die Lupe, so gewinnt man den Eindruck, das; man angesichts der schwebenden grossen Probleme in Ratskreifen entweder sehr viel Kraft und Zeit auf Neben,ächlichkeiten verschwendet, die die organi satorischen Ideen der Bölkerbundsgriinder weiter ver wässern, oder aber das; man Augenblicksinteressen den Vor rang gibt, um sich schließlich trotz der Dringlichkeit der Reform hinter Vertagungen und Ausschüsse znrückzuziehen. So ist die Frage durchaus begründet, ob es überhaupt zu einer wirklichen Völkerbundsreform kommen wird. Ist der jetzige Völkerbund überhaupt noch objektiv und subjektiv reformfähig? Stehen einer solchen dem Frieden Europas und der Welt dienenden Reform nicht fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen? Man gewinnt fast immer mehr den Eindruck, als ob ein Auseinandersallen des Genfer Bundes die notwendige Voraussetzung sür die Entstehung einer neuen Völkergemeinschaft sein wird. Es ist mehr als zweifelhaft, ob sich die führenden Genfer Kreise dar über im klaren sind, das; tatsächlich die Wahl zwischen Zer fall und Reform des Völkerbundes durch zahlreiche Gescheh nisse der letzten Zeit, wie beispielsweise der Zusammen schluß der amerikanischen Staaten, immer mehr in den Vordergrund der internationalen Erörterungen gerückt wurde. Wenn wir einmal von diesen politischen und völkjfch- aationalen Schwierigkeiten abjehen, die einer Völker bundreform hemmend im Wege sieben, jo gibt es. immer noch genügend formale Schwierigkeiten auf Grund der Bolkerbundsatzung. Artikel 20. rj 1 der Satzung besagt: ,Die Bundesversammlung stimmt über die Abänderungen der Satzungen und des Statuts des Ständigen Gerichts hofes ab. Abänderungen der gegenwärtigen Satzung treten mit der Ratifikation durch die Gesamtheit der im Rate und die Mehrheit der in der Bundesversammlung vertretenen Mitglieder in Kraft." Wird bei der Zu sammensetzung des Rates — man denke nur an die Sowjet union — jemals Uber eine unbedingt notwendige Abände rung, z. B. der Artikel 10. 11. 16 bzw. über Durchführung des Artikels 1!> volle Einmütigkeit Zustandekommen? Artikel 10 verpflichtet zur Achtung und znm Schutz der territorialen Unverfehrhcit und politischen llnabhängigkeit aller Mitglieder. Artikel 19 behandelt das znfaminenge- brochene System der kollektiven Sanktionen. Artikel 11 be zeichnet jeden Krieg gegen ein Bundesmitglied als Ange legenheit des ganzen Bundes und enthält in seinem Ab schnitt 2 reichlich dehnbare Bestimmungen über Bedrohun gen des internationalen Friedens. Artikel 10 ist der soge nannte N e v i s i o n s a r t i k e l. Aus Kreisen der kleinen Staaten des Völkerbundes soll als wichtigste Forderung der Bundesreform eine Klarstellung über die Auslegung der Satzungen auf die Tagesordnung der Vollversammlung im kommenden September gefetzt werden. Geschieht dies. d. h. würde man eine Völkerbundreform auf der Grundlage der beslehenden 2 atzungsbesti m m u n g e n in An griff nehmen, so kann man wohl schon jetzt mit ziemlicher Bestimmtheit Vorhersagen, das; dabei kaum etwas heraus kommen dürste, was Anspruch auf die Bezeichnung „Re form" erheben und weiteres Unheil nicht nur vom Völker bund selbst, sondern auch von Europa wird fcrnhalten können. Darüber hinaus legen wir den „Uebereinstimmungen* führender Völkerbundstaaten und ihren gegenwärtigen Re gierungen um so weniger Wert bei, als sie doch zu einem Teil von eigennützigen Augenblicksinteressen diktiert sind. Was wollen eigentlich Englands Ministerpräsident Baldwin und Außenminister Eden? Im Grunde sind ihre Gedan- ken die gleichen, wie die der französischen Staatsmänner und Publizisten seit 1019. Darnach soll der Völkeerbund seinen Mitgliedern gegenüber die Vollmachten erhalten, die zu einer wirkungsvollen Durchführung des Sanktions artikels 1» erforderlich sind. Die damit in Verbindung stehende englische Mittelmeer- und Flottenpolitik sei hier nur angedeutet. Die Auffassung der englischen öffentliche«, Meinung scheint jedoch anders zu sein. Sie kam in Aus, lassungen Lord Lothians zum Ausdruck, die darauf hinaus liefen, daß Artikel 10 und 16 der Satzung gestrichen wer den sollen und der Völkerbund sich in Zukunft auf Schlich, tung und Vermittlung bzw. auf seine kulturellen und wirt schaftlichen Aufgaben beschränken solle. Schon in der ersten Völkerbundversammlung brachte übrigens Lord Lotbian im Fünfer-Ausschuß. als man bei BelvreLuna de» Die italienischen Völkerbundsjomnalisten Nach -er Freilassung ausgewiesen Der italienische Gesandte in Vern und der italienische Generalkonsul in Genf geben ihnen das Geleite Oie Oonnerstagvormiitagsihung in Gens Auch Australien für Aufhebung der Sanktionen