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Großenhayner unttchaltungs- »»s JntclllMnz.Blatt. 40. Stück. XX. Iahrg. Sonnabends / den 29. Septbr. 1832. An den Beschützer der Rose. Es blüht' empor die schönste aller Rosen in ungetrübter Heiterkeit und Lust; ihr schmeichelte des Zephyrs leises Kosen, und ihrer Schönheit ward sie sich bewußt: da naht ein Sturm, des Haines Luft zu brechen, der Rose Stolz und ULbrrmuth zu rächen. Erschrocken bebt beim nahenden Verderben des Haines stolze Königin zurück; „ soll ich ", ruft sie, „in meiner Blüthe sterbenl" und nach dem Retter schaut ihr banger Blick. -7^ Da läßt, um Schutz vor der Gefahr zu finden, die Rose sich an einen Stengel binden. Vermischtes. Auch die Oestreicher loben ihre diesjährige Aernte. Dem rauhen Frühlinge und Sommer zum Trotz wären weit und breit alle Feldfrüchte herrlich gediehen, und auch der Weinstock sey schwer beladen. Auf dem altenburgischen Landtage trug ein sehr ohrenwerther Patronatsherr, Freiherr von PöÜnitz, auf Abschaffung der unzweckmäßigen und schädlichen Privat-Patronatrechte in einem ausführlichen Gut achten an. Die Auswanderungs-Gedanken erfüllen jetzt alle Gesellschaften und alle Zeitungen. Im Großherzog- thum Hessen hat sich ein Verein von ungefähr 2000 Personen gebildet, der im nächsten Frühjahr Commis- sarien nach Nordamerika abschicken will, um dort die gehörige Einleitung zü einer Ansiedelung zu treffen. An der Spitze des Vereins soll der bekannte E> E. Hoffmann stehen. Reiche Leute, angesehene Beamte, adelige Gutsbesitzer, Künstler und Schulmänner wol len mitziehen. Es wird Niemand angenommen, der nicht nach Abzug der Uiberfahrts-Kosten noch 500 Gulden Vermögen hat.-— Ein anderer Verein« an dem ein geachteter Geistlicher Theil nimmt, will schon im März nach Arkansas abgehen. Es heißt, auch von Rottrck und Welker würden in die neue Welt ziehen. Am Namensfeste des Königs, den 25. d. Monats, ertönten in München zum ersten Male die Glocken vom Thurme der neuen protestantischen Kirche. Man rühmt, daß die Töne der vier neuen Glocken sehr rein, voll und wohlklingend seyen. Die Kirche selbst dürfte bis zum Anfang des künftigen Jahres vollendet seyn. Der bekannte Freiherr von Aach hat's nun beque mer bekommen. Nachdem er über So Jahre alle Nächte von der Erde zum Himmel hinaufgeschaut und die Sterne beobachtet, ist er der Sache näher gekommen; und zwar am 2. September zu Paris im Losten Lebensjahre durch die Cholera. Die Kriegs-Berichte aus Portugal sind beliebig für Jedermann eingerichtet; die Madrider sind mit dem Don Pedro schon fast fertig und können seine Armee nicht mehr schlagen , weil sie davon läuft z andere Berichte aber sagen, daß die Truppen des Don Miguels zu Land und See desertiren, und daß die Flotte Don Pedro's wieder vor Lissabon erschienen ftp. Bei Don Pedro ist « ein Bataillon der Bärtigen » ; es besteht aus lauter Officieren , die, wie der alte Albuquerque, geschworen haben, ihren Bart nicht eher abnehmen zu lassen , bis Donna Maria auf dem Thron von Portugal sitze. Die Franzosen beschweren M, daß der englische Gesandte in Petersburg ihren dortigen Botschafter vor lauter Freundschaft arm traktire. Erst kürzlich habe der Engländer dem französischen Marschall ein Banket gegeben, das 15,000 Franken gekostet, und wenn der Marschall, der sich mit 200,000 das ganze Jahr hindurch behelfen müsse , sich revanMen wolle, so gehe er zu Grunde. Nach englischen Blättern ist die heldenmüthige Gräfin Plater auf der Flucht aus Litthauen, die sie zu Fuß in Bauerkleidem machte, von Entkräftung und Kummer aufgerieben, in einer schlechten Bauern- hätte gestorben.