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Wchentz -ZkitW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsötatt für die Königliche Kmlshauplrnannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Inserat«, ««Ich« bet de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und cnmplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzell« 20 Pfg. Die „Sei-eritz-Aeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan italten, Postboten, sowie die Agenten nehmm Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltung-blatt". Nr. 101. Donnerstag, dm 3. September 1896.. 62. Jahrgang. 1 -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat August 713 Einzahlungen im Be trage von 41585 Mk. 19 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 254 Rückzahlungen im Betrage von 34897 Mark 82 Pfg. — Im einfachen, üblichen Rahmen zeigte sich in unsrer Stadt der Sedan tag. Nach Schmückung der Gedenktafel aus dem Kirchhof durchzog am Morgen der Schützenzug des Kgl. Sachs. Militärvereins mit der Musikkapelle zur Reveille die beflaggten Straßen der Stadt. Am Vormittag versammelten die Lehrer der Stadtschule die oberen Klaffen in der Turnhalle, wo sich auch Mitglieder der Behörden und einige Gäste «ingefunden hatten, um den Tag durch einen Aktus zu feiern. In der Festrede sprach Herr Lehrer Eidner über die schmachvollen Zustände Deutschlands vor 200 Jahren, durch welche es einem Ludwig XIV. von Frankreich leicht wurde, unser Vaterland zu berauben. Mit begeisternden Worten ermunterte der Redner die Schüler, in ihrem Theil zur Erhaltung und Befestr- gung der Errungenschaften des Jahre« 1870 beizu tragen. Choralgesang, Vorlesung des 5. Psalms, Deklamation einiger patriotischer Gedichte und der Gesang „Das treue, deutsche Herz" von Jul. Otto vervollständigten die Schulfeier. Am Bismarck-Denk mal war ein mächtiger Eichenkranz mit einer Schleife in den deutschen Farben niedergelegt worden. Markt musik zu Mittag und am Abend ein öffentliches Concert der Stadtkapelle in der .Neichskcone" beschlossen die Sedanfeier. Ueber das Concert werden wir in nächster Nummer berichten. — Schon seit längerer Zeit ist die Aufhebung der Dresdner Jahrmärkte Gegenstand eifriger Erörterungen i« den dortigen städtischen Kollegien sowie auch in der Handels- und Gewerbekammer gewesen. Das Königl. Ministerium des Innern hat nun auf er neuten Antrag des StadtratheS zu Dresden dieHandels- vnd Gewerbekammer angewiesen, Erhebungen darüber Anzustellen, ob und welche Gewerbetreibende vorzugs weise durch die Aufhebung der Dresdner Jahrmärkte erheblich geschädigt würden. An den hiesigen Ge werbeverein ist ebenfalls eine diesbezügliche Anfrage ergangen, welche in der nächsten Freitag stattfindenden Versammlung zur Vorlage kommt. — Zu der gestern Dienstag begonnenen Jagd auf Rebhühner waren die Jagdbesitzer und Jagd freunde schon zahlreich auf dem Revier zu sehen, um sich vom Stande dieses beliebten Wildes zu überzeugen. Man berichtete allgemein, daß die Hühner zwar reich lich vorhanden, aber im Wüchse meist auffällig noch zurückgeblieben seien. Schmiedeberg. Bei der hiesigen Gemeindeoer bands-Sparkasse wurden im Monat August dss. IS. 127 Einzahlungen im Betrage von 7862 Mk. 81 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 29 Rückzahlungen im Be trage von 3386 Mk. 8 Pf. Geising. Als Bevollmächtigter für den Berg- begnadigungsfond ist Herr Bürgermeister Voigt in Dippoldiswalde und als dessen Stellvertreter Herr Bürgermeister Müller hier gewählt worden. Zinnwald. Ein seltener Fund wurde bei „Ver einigt Zwitterfeld Fdgr." gemacht, indem am 26. v. Mts. beim Durcharbeiten der alten Halde dicht an der böhmischen Grenze aus einer Stelle eine Anhäufung von unvermischtem Stückwolfram im Gewicht von ca 30 Ztr. gefunden wurde. Dem Anscheine nach kann diese Anhäufung schon 200 Jahre liegen/ zu welcher Zeit diese« Erz keinen Werth hatte und als nutzlos auf einen Haufen geschüttet wurde. Jagdhaus Rebefeld. Ee. Maj. der König, welcher Dienstag früh das königliche Jagdhaus ver ließ, gedenkt noch im Laufe dieses Monats zu Hoch- wtlhjagden hierher zurückzukehren. Ihre Majestät die Königin reist nach vierwöchentlichem Aufenthalte am kommenden Sonnabend hier ab. Rehefeld-Zaunhan«. In der Nacht vom Don nerstag zum Freitag vergangener Woche trat hier der erste Nachtfrost auf, dem das in unmittelbarer Nähe der Weißeritz stehende Kartoffelkraut erlag. Liebenau. Am Sonnabend Vormittag, den 29. vor. MtS., wurde der 57 Jahre alte Tagarbeiter Gans äuge von hier im Trebnitzgrunde erhängt auf gefunden. Ohne Zweifel liegt Selbstmord vor, zu welchem der Genannte schon vor geraumer Zeit ver- schritten sein muß, da der Leichnam schon stark in Verwesung übergegangen war. Pretzschendorf. Von dem am 4. August dss. Js. bei Grüllenburg getödteten, mit Tollwuth behaftet gewesenen Hunde wurde seiner Zeit auch das Pferd des hiesigen Hausbesitzers und Handelsmannes Geißler beim Ackern auf dem Felde in die obere Lippe ge bissen. Dieses Pferd ist am 27. vor. Mts. plötzlich erkrankt und wurde an demselben von feiten deS Herrn Oberroßarztes Schaf aus Freiberg deS Tags darauf das Vorhandensein von Tollwuth kpnstatirt. Am Freitag Nachmittag ist das fragliche Thier ver endet und ist der Kadaver desselben nach erfolgter Besichtigung durch den Kgl. BezirkSthierarzt mit Kar bolsäure übergossen, vorschriftsmäßig vergraben worden. Dresden. Die Ankunft des Kaisers erfolgt am heutigen Mittwoch Abend V,7 Uhr auf dem Leip ziger Bahnhofe. Es findet grober militärischer Em pfang und Begrüßung durch den König, die Prinzen, die hier anwesenden fremden Fürstlichkeiten, Staats minister und die Spitzen der Behörden Katt. Bei verjährt nach dem Schlosse wird eine Ehrenkompagnie am Wettin - Obelisken aufgestellt sein. Der Eintritt ins Schloß erfolgt durch das nach dem Taschenberge gelegene Portal. Im Vestibül findet Empfang durch den groben Dienst statt. Für 8 Uhr ist ein Loupor on kamillo im Speisesaale angesetzt. — Für die Einberufung der VI. ordentlichen evangelisch-lutherischen Landessynode ist der 5. Oktober in Aussicht genommen. Die Verhandlungen dürften sich auf 4 bis 5 Wochen erstrecken. — Die angeblich angefallene Büffetmamsell in der „Neuen Welt" in Tolkewitz hat bereits eingestanden, den Anfall erlogen zu haben, um dadurch das Geld an sich bringen zu können. — Aus dem Samoanerlager im Zoologischen Garten. Es ist erfreulich zu hören, daß bei dem sonst so hei teren und lebenslustigen Völklein der Samoaner der religiöse Sinn stark zum Ausdruck gelangt. Jeden Morgen und Abend wird in ihrer Behausung ein Choral aus dem samoanischen Gesangbuch gesungen, an den sich ein Gebet anschließt, das von einem der Männer laut vorgebetet wird. Hauptcharakterzüge der Samoaner sind Höflichkeit im gegenseitigen Ver kehr, durchaus gesittetes Betragen und ausgeprägter Sinn für Reinlichkeit; die 3 Männer sind sämmtlich verheirathet; das eheliche Verhältniß soll bei allen Paaren ein sehr glückliches sein. Die Leidenschaft für da« Rauchen ist bei Männern und Weibern in gl ichen» Maße vorhanden. .In härmlosen Spielen, zumeist mit dem Ball, verbringen die Mädchen die zwischen den einzelnen Vorstellungen liegende Zeit. Da« heitere, ungekünstelte Lachen, die südliche Leben digkeit in Blick und Sprache machen auf den Zu schauer den angenehmsten Eindruck. — Eine Aus stellung samoanischer Landeserzeugniffe ergänzt seit einigen Tagen die Schaustellung in trefflicher Weise. Radeberg. Einen wichtigen Beschluß hinsichtlich der Gemetndebesteuerung faßten in ihrer letzten Sitzung die Stadtverordneten insofern, als einem RathSbeschlusse, nach welchem die sogenannte Grund besitz-Vorsteuer, die sich als gerecht und zweckmäßig nicht bewährt hat, abgeschafft werden soll, mit großer Mehrheit zugestimmt wurde. Chemnitz. Pie Einweisung und Verpflichtung de« neugewählten Oberbürgermeisters vr. Beck findet am 17. September statt. Anuaberg. Da« 400jährige Jubiläum unserer Stadt vollzieht sich am 20. und 21. September dieses Jahres. 1496 wurde der Grundstein zur Stadt gelegt und ein Stadtbezirk angewiesen, nachdem im Jahre vorher Abgeordnete des Landesherrn, Georg de« Bär tigen, es für unmöglich erklärt hatten, in dieser Wildniß eine Stadt zu gründen. Die ganze mit Wald bedeckte Gegend wurde vorher „die wilde Ecke" oder „da« Hungerland" genannt. Der Anbau mit neuen Häusern erfolgte so schnell, daß schon am 28. Oktober der „neuen Stadt am Schreckenberge", wie man sie hieß, Stadtprivilegien ertheilt wurden. Den jetzigen Namen Annaberg erhielt sie 1601 durch Kaiser Maximilian. Neun Jahre später wurde sie mit Wall und Traben umgeben. Das 300jährige Jubiläum wurde 1796 mit dreitägiger Feier durch Gottesdienst, öffentliche Auszüge, Musik und Tanz begangen und auch eine silberne Denkmünze geprägt. Niedrrhaßlau bei Zwickau. Die Beschwerde, welche der hies. Gemeinderath wegen Nichtbestätigung de« von ihm im Juli d. I. zum Semeindeältesten Gewählten gegen die betreffende Verfügung der Kgl. Amtshauptmannschaft Zwickau an die Königl. Kreis hauptmannschaft daselbst gerichtet hatte, hat nunmehr ihre Erledigung gefunden. Bekanntlich hatte die Kgl. Amtshauptmannschaft die tm Januar d. I. erfolgte Wahl eines Gemeindeältesten in Niederhaßlau laut Verfügung vom 12. März d. I. um deswillen nicht bestätigt, weil der Gewählte Anhänger der sozial demokratischen Partei sei. Die hierauf vorgenommene zweite Wahl einer anderen Person fand aus demselben Grunde ebenfalls keine Bestätigung; der bei der dritten Wahl Gewählte leistete Verzicht, und als nun bei der angeordneten vierten Wahl der bereit« im Januar Erkorene wiederum zum Gemeindeältesten gewählt wurde, versagte die Königl. Amtshauptmannschaft selbstverständlich abermals die Bestätigung. Hiergegen fegte der Gemeinderath von Niederhaßlau Beschwerde bei der Königl. Kreishauptmannschaft Zwickau ein, welche jedoch jetzt als unbegründet verworfen worden ist. Glauchau. Der zehnjährige Sohn eines hiesigen Feuermanns, den man allein in der Wohnung ge lassen hatte, war in diesen Tagen vom Dachfenster aus auf das Dach geklettert. Dort rutschte er aus, fiel drei Stockwerke herab in den Hof und durch eine halb geöffnete Thür in den Keller. Hier raffte sich der Knabe schnell wieder auf, um das Weite zu suchen. Außer einigen geringfügigen Beschädigungen hat der Kleine bei dem Sturze keinen Schaden genommen. Löbau. Am Dienstag schwebte hier ein „Essen künstler" in höchster Lebensgefahr. Der Betreffende, ein stark gebauter, schwerer Manu, trug zur Sicherung vor dem Absturz einen Gürtel (wie die Steiger bei der Feuerwehr) und befestigte sich mittelst deS an dem selben befindlichen Hakens an den Ringen, die zu diesem Zwecke an der Esse angebracht sind. Bei irgend welcher Bewegung -verlor der Mann die Balance und taumelte zurück. Der Gurt aber, statt ihn zu halten, platzte mitten auseinander, den schweren Körper frei gebend, und der Mann wäre sicher in die Tiefe ge stürzt, wenn er zum Glück nicht noch den Holmen der Leiter erfaßt und sich daran hätte halten können. Da der Gurt noch fast neu war, wurde sofort der Ver dacht rege, daß der Riemen von Jemand böswillig verletzt worden sein könne. lffortsrhung de» Sächsischen in der Beilage.) Vagesgeschichte. Berlin. Kaiser Wilhelm hat zur Stunde seine diesjährigen Manöoerreisen angetreten, welche den er lauchten Monarchen zunächst nach Sachsen und dann nach Schlesien führen. Sein Aufenthalt in Sachsen