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Anzeiger Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. Sonnabend, den 3. Juni 1876 1. Jahrg 5. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile nüt 1« Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich zwei Mal und zwar Mittwoch und Sonn abend. — Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark zxLnumeranäa. für Zwönitz und Umgegend Alle Postanftalte» des deutsche» Reiches nehmen Bestellungen auf den Anzeiger für Zwönitz «nd Umgegend an. WgsthtilMübkiid. xH» O, süßer Abendsteru, du schienst Lang nicht so hell am Himmelsdom, Und leise rauscht dahin der Strom, Als hielt er stillen Gottesdienst. Es senden rings die Blumen all' Empor die Düfte im Gebet Und dankend stngt die Nachtigall Dem, dessen Hauch den Wald durchweht. Das ist die holde, liebe Nacht, Der Traum der Erde, fromm und traut, Von welchem die Natur als Brant In süßer Lebenskraft erwacht. Wenn dann der frische Morgen glüht, O, welcher Glanz, ringsum, ringsum, Die Welt, wie sie nun grünt und blüht, Ein selig Evangelium. ; Und wer darin zu lesen weiß, : Der fühlt erleichtert sich und jung, Ein Jünger voll Begeisterung 1 Wär' er mit schnee'gem Haar ein Greis. Und was vom inncrn Ueberstrom Die Lippe spricht in freier Lust, Das wird in Gottes Weltendom Verstanden tief von jeder Brust. i O, reiner Wcltgeist, heil'ger Geist Der Lieb' im großen Gotteshaus, Du sendest die Apostel aus, Zu reden, wie du sie reden heißt: Noch aber braust der Sturm zu laut, Noch kam nicht der Friede, der stille Prophet, Der, eh' dn die Menschheit grüßest als Braut, : Voran dem lieblichen Pfingstfest geht. Aufruf au die Bewohner von Zwönitz. Durch den Brand am 20. d. M. sind 28 Familien, aus circa 102 Köpfen bestehend, zum größten Theil ihrer Habe beraubt worden, trifft einige zum wiederholten Male, um so härter. Wenn nun der Stad.gemeinderath beschlossen, von einer Sammlung von Haus zu Haus abzusehen, so glaubt er aber doch im Interesse der Geschädigten an die Mildthätkgkeit der hiesigen Einwohner gehen und um milde Gaben bitten zu müssen. Auch die kleinste Gabe, sei es Geld, Naturalien, Kleidungsstücke, Wäsche u. s. w., wird an hiesiger Rathsstellc zur Lertheilnng angenommen und soll seiner Zeit auch auf diesem Wege öffentlich dankbarlichst quittirt werden. Zwönitz, am 24. Mai 1876. . Der Stadtgemcinderath. ,. Bürgermeister Schönherr. Bekanntmachung. Die hiesige Rathskellerwirthschaft soll auf 6 hintereinander folgende Jahre, vom l. Juli d. I. al', ans dem Wege des Meist- gcboleS, jedoch mit Bvrdehalt der Auswahl unter den Licitanten, anderweit verpachtet werken. Zum BietungStermin ist der 14. Juni l. I. anberaumt worden. Pachtlustige werden daher eingelaken an diesem Tage Bormiitagö 11 Uhr an hiesiger NathSstelle sich einzusinden und ihrs Gebote zu eröffnen. Die Pachtbedingnugen liegen an NathSstelle zur Einsichtnahme bereit und können gegen Erstattung der Schrciblöhne abschriftlich erlangt wereen. Zwönitz, am 2. Juni 1876. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. Schönherr. Die Weltausstellung in Philadelphia. Der erste Schwarm von Gäste», namentlich auö New-Jork und den übrigen großen Plätzen des Ostens, welcher zur Beiwohnung der Eröffnungsfeierlichkeiten nach Philadelphia gekommen war, hat bje Stadt wieder verlassen, und da an Stelle desselben die regelrechten AuSstellungSbesucher noch nicht in hinreichender Menge eingelroffen sine,Iso zeigt sich in der Zahl der Gäste eine recht bedenkliche Lücke, eine um so bedenklichere Lücke, als die auf Ansliflen deS hier zu Lande allmächtigen MuckerlhumS verfügte Schließung der Ausstellung an Sonntagen so schon eine schwer auszufüllende Leere in der Well' auSstcllungSkasse verursachen wird. Seitdem die EröffnungSgäfte ab' gereist und die bunten Umformen der Milizen nnd regulären Soldaten von den Straßen verschwunden sind, ist Philadelphia theilweise wie der in seinen vorauSstellungSzeitlichen Zustand zurückgesunken, der sich vor dem anderer Amerikanischer Städte von gleicher Einwohnerzahl znmeist durch größere Ruhe und Besonnenheit anSzeichnet. Man gebt seinen Geschäften nach wie früher nnv verschiebt den Besuch der Aus stellung auf künstig^Zeiten; ist es doch ei» öffentliches Geheimniß, daß recht viele AüösikllnngSgegenstättdk noch nicht aufgestellt, andere