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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189111170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18911117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18911117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-17
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.11.1891
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Nr. 268 — ii. Aahraanl,: Dl« an k«dem Wochentag Abend smk» de« »an»,, der folgenden Tage-) zur Ber- «indiing gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer La„d«s-Sl,»r«ia«r" mit täglich einem Sxlra-Beiblattr I. Kleine Botschaft 2, 3. Sächsischer Erzähler G. Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei ». Jllnstr. Unterhalt««,igsblatt e. Sonntagöblatt 7. Lnstiges Bilderbnch kostet bei de» Ausgabestellen inonatlich 70 Psg, bei den Post-Anstalten 7b Psg. Vächslscher §l»li>es-Al»ejzer. DerbreitetsteS »«parteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter der „Sachs. Landes-Anzeigerr" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch i» einer billigere» Sonder-AnSgabe als: „C hemnitzev Geneval - Anzeigev" für Chemnitz inonatlich 40 Psg. frei inSHans; außerhalb Chemnitz monatlich 30 Psg. init Zutrage». Postziitnngsp>eislistefär 1891: Nr. 13l5. Dienstaa, 17. NovkMber 1891. Der Sächs. LandeS-Nnzeigcr ist für da» Jahr >89l eingetragen in der deutsche» Post'Zeitttngr-Prcislistc unter Nr. 54tS, in der österreichischen unter Nr. 354g. FürAbouncntenerscheint jeeinmalimJahr: Jllnstr. LÄeilmnchtebnch (Jahrerbnch). BerlagS-Anstalt:' Alexander Wiede Chemnitz, Theatcrslraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlnsi Sir. 136. Telegr -Abr.: Landes-Anzciger, Chemnitz. Amtliche Anzeigelt. lieber das Vermögen des Holv, Koblen-und GeuiüsehäudlcrS Wilsteln» Alvi«« Ustl-nan» tu Siegmar lvird l>«>»te, an« 13. November 1NV1, Mittags 12 Uhr das ConcnrSvcrsahren crössnet. Ter Ne.htsanwatt Löser in Cheinnitz wird z»m ConcnrSvertvalter ernannt. Concnrösordcrnugen sind bis znm 15. December 1N01 bei dem Berichte auzniuetdc». Es lvird zur Bcschlnßsi ssuug über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GläubigcranSschnsses nnd eiutretcudcn Faltes über die in 8 >30 der Cuncursordnung bc.reichuele» Gegenstände ans de»« S» December 1NV1, Vormittags 10 Uhr, lind zur Prüfung der augcweldetcn Forderungen ans de» 14. Jannar 1ll»2, Vonntttags 10 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anbcranmt. Alte» Personen, welche eine ,-nr Eoncnrsmnsse gehörige Sache in Besitz hake» oder zur Concnrsmasse etwas schuldig sind, lvird anigegebe», nichts an de» Gemein!»,nldncr zu Verabsvlgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung anseil,gl, von den, Besitze der Sache und von den Forderungen, sür welche sie ans der S, cl e abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem ConcnrS- verwaltec bis zun» 2. December 1NV1 Anzeige z» machen. UöiriglichcS Amtsgericht Chemnitz, Abth. lv. B v h ui e. Bel l»» geniaeht tnrch: Act. Pötzsch, G.-S. Das im Grundbnchc ans den Namen Moritz Ludwig Hasse eingetragene Grundstück — Held —, Nr. 180» oes Flurbuch-, Folium >65 des wniud- bnchs sür Harthau, geschätzt ans 4500 Mk., sost an hiesiger Amtsgerichts- stclle zwaugsiviise versteigert werde» und es ist der 1U. December 1601, Bormittags »Vo Uhr, als Aumeldelermin, serner sowie der 4. Jauuar 1«»2, Vormittags 10Vs Uhr, als Vcrstcigerungötermi», der 1». Januar 1»»2, Llornrittags 11 Uhr, als Termin zur Verkündung des VertheiluugspsanS a»be,ann,t worden. Tic Ncatberechligten wcrdctl anfgcfordert, die auf dem Grundstücke lastenden Ziückstände an wieterkdhrcndcn Leistungen, sowie Kostcnsordcrungen, spätestens im Ann,clde,cr»>ine anzn elde». Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastende» Ansprüche und ihres Rangverhälinisses kan» „ach dem Amneldctennine in der Gerichtsschreibcre! des nnterzcichiiclen Aintsgerichts eingcseh »> werden- Königl. Amtsgericht Chemnitz, Abth. II , am 12. November >8g1. B öh in e. H. Die in Glösa gelegenen im Grnndbnche sür diesen Ort aus den Namen Max Hugo Wciöke eingetragene» Grundstücke sotten an hiesiger Amtsge- rlchtestcllc zwangsweiie vc, steigert iverdeu nnd es ist der 22. December 1UV1 Vormittags SV- Uh» als Aumeldetermi», Aojpercnngsplänc Rußlands, Frankreichs re. nicht srciw llig bei Zeoui etivas geiya», so kann cs leicht zu spät werden. Alle die kleinen europäische» Staate» haben große Lust, es ebenso zu mache», und damit wären alle großen Industriestaaten ans das Empfindlichste ge schädigt. Das sind die Beweggründe, welche die bei den ucncn Handelsderlräge» beihciliglen Staaten znm Abschluß derselben be wogen haben, nnd ans tiefem Gesichtspunkte lvird auch eine Mehr heit i>» Reichstage für die Verträge stimmen. Die Mehrheit mag hetite noch gering veranschlagt werden, vorhanden wird sie sein. Durch die neuen Verträge wird dann die dcutiche Handelspolitik für eine Reihe vo» Jahre» festgelegt, es wird daran nicht mehr gerührt oder gerüttelt werde» können. Die Soci'alpolilik wird das Parlament diesmal weniger als früher beschäftigen, wen» es auch wohl zu einer eingchenden Besprechung der Wirkling der Svcialgesetzgcbung, insbesondere des Alters- nnv Juoalidiläls-Versichcrnngs-Gesctzes, kommen lvird. Bon große.en Vvtlagen ist nur d e schon vor längerer Zeit i», Reichstage eingc- brachte über die Abänderung des Kcankencassengcsetzes vorhanden. Daß auch Verbesserungen im Alters- und J»validilüts-V >sichcrn»gS- gcsetz »olhwendig sind, ergicbt sich ans dem praktische» Leben mehr »ud »ichr, ob aber schon dieser Winter eine bezügliche Gcsetzcs-Vor- lage erblicken lvird, mag zweifelhaft erscheinen. Bei der Etals-Berath- iillg lvird zur Besprechung dcr verschiedensten Tagcsfragen Anlaß geboten werde». Daß eine Verstärkung der Armee oder ähnliche Forderungen nicht in Frage kommen werden, steht fest. Es handelt sich >»> Wesen liehe» um die Beschaffung von licuei» Artillerie material, sür weiches die bca»spr»chlcu Anleihe» a»f mehrere Jahre vcrlheilt werden. Sicher werden aber bei dieser Gelegenheit die Frage dcr zweijährige» Dienstzeit, das neue Militärstrasvericch- ren und nlldere Dinge ausführlich erörtert werde», und bei der Marine giebt es ebenfalls Manches, was wohl verdient, reiflich dnrchgesprochen zu werden. Die betrübenden Erscheinungen i»> cMiMchvk-HPttzau-, ferner sowie de«! 7. Januar 111V2 Vormittags 1«V- Uhr als Versteigerungstermi», der 20. Januar 1002 Vormittags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des VertheilnugsPlanS ailberanmt worden. Die Nealvcrcchtigten werden aufgcsordcri, die auf de» Grundstücken lastenden Rückstände an wiedcrkehrenden Leistungen, sowie Kostcnsorderungc», spätestens im Alnneldetcrmin nnznmelde». Eine liederlich der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Nangverbälinisscs kan» »ach dem Anmeldctcrmine in der Gerichtsschrciberei des lnilerzeichneten Amtsgerichtes einqcsehen werde». Königl. Anttsgericht Chemnitz, Abth. am 6.Nv». 1891. Böhm e. Parlamentarisches. Chemnitz, de» 16. November. Der deutsche Reichstag wird morgen Dienstag seine Arbeiten Wieder ausnehmen. Da cs sich nicht nm eine neue Session, sonder» um Fortsetzung der i»> Frühjahre vertagte» handelt, nnterdleidt auch die sonst übliche feierliche Eröffnung durch den Kaiser und die Ver lesung einer Thronrede. Die Brennpunkte dcr bevorstehenden Ver handlungen sind die neuen Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn, Italien nnd der Schweiz. Ihr Zweck ist in der Thronrede der soeben erfolgten Eröffnung des sächsischen Landtages durch König Albert dahin feslgesiellt worden, daß sie zur Hebung der industriellen Verhältnisse beilragen nnd der Stockung i>» Handel und Wandel ein Ende mache» sollen. Tie sächsische Thronrede ist auch insofern als ein Ersatz sür die ausfallende Reichstags-Thronrede anzuscheii, als darin dem Vertrauen ans die Erhaltung des Friedens in ruhiger, aber nichtsdestoweniger recht bestimmter Weise Ausdruck gegeben wird. Um nun auf die Handelsverträge znrückznkv»»nen, so ist bekannt, daß sic bereits zu außernrdenll.ch lunfangreichen Erörterungen Anlaß ge geben haben. Ihr I» alt ist indessen bis zur Stunde nicht authentisch bekannt geworden, und man kann wohl annehmen, daß sie manche Befürchtungen als unbegründet, aber auch manche Hoffnungen un erfüllt erscheinen lassen werden. In diesem Sinne lat sich auch der Reichskanzler von Caprivi in jener Rede ausgesprochen, die er vor einige» Wochen in Osnabrück gehalten hat. Es liegt ans der Hand, daß die deutsche Neichsregierung Zugeständnisse an die befreundete» Staaten machen mußte, wenn sie selbst von diesen Zugeständnisse erlange» wollte. Man nimmt auch an, daß eine Ermäßigung der jetzt bestehende» Kornzölle erfolgen soll, man weiß aber nicht, welchen Ersatz die Landlvirthichaft hierfür finden wird. So lange dies nicht »ttigethcilt worden ist, kann man auch nicht zu einem abschließenden Urlhcile über de» Gesammt-Jnhalt der Verträge loinnic». Außer Zweifel ist es, denn andernfalls würden die Handelsvertrags Ver- Handlungen nicht so sehr lange Zeit beansprucht haben, daß weder die deutsche ReichSregicrung, »och die österreichische Regierung, nvch die italienische völlig mit ihrer in den letzten Jahren befolgten Handclspolitik breche» wollen; daran denkt keiner der belheiligte» drei Staaten. Man will sich soweit entgcgenkvmmen, daß gegenüber den drohende» Absperrungs-Maßregeln anderer Stinte» ein regerer Aus tausch der LandeSprodncle und Fabrikate ermöglicht lvird; man will gegenüber den Staaten, welche allen fremde» Waare» die Einfuhr über die Gebühr erschwere» «vollen, eine Vereinigung bilden, welche schließlich im Stande sein wird, jene anderen Mächte morcilisch znm -e»r ih.'rr "-kremen Handelspolitik zu zwingen. Und gegen die wie sic sich in den letzte» Monaten gezeigt haben, die Banlschwin- deleicn, die Mißslände im Letzen der Großstädte und andere dunkle Punkte finden im Reichstage die richtige Stelle zur anssührlichen Klarstellung. Neichsregierung und Reichstag werden ja selbstredend nicht im Stande sein, nun mit einem Male Alles und Jedes besser zu machen, aber eine gründliche Beleuchtung der unliebsamen Vor kommnisse wird nicht nur ausklärend für das Publikum, sondern auch abschreckend auf gewisse Kreise wirken, die sich nngenirt Alles heraus nehme», «veil sie meinten, Ni-innnd werde hinter ihre Schliche kommen und eine öffentliche Kritik derselben riskircn. Ueberraschungen irgend welcher Art sind von der Reichstags sessio» wohl kaum zn crwarlen. Dcr Neichsregierung liegt nichts daran, dem Reichstage kann auch nicht damit gedient sei», denn er hat ernste Arbeit in Hülle und Fülle zn erledigen. Der Reich tag ist berufe», die Interessen dcr Gesammlhcit der Nation wahrznnchmeti, und sic sorgfältig gegen einander abzuwägc». Allen kann nicht 'Alles recht gemacht werden, das ist absolnt unmögli'ch, dcr Reichstag und die Neichsregierung innsse» sich daraus beschränke», das zn söcdern, «vas der Gestimmt eit der Nation zum Nutzen gereicht. Mag dies in de» kommenden Sitziinge» nie ans dem Auge verloren werden. Politische Nmidschau. Chemnitz, den 16. November. Dentfches Reich. Das Wort „supvviiia, lax rs^is voluntrrn" (das oberste Gesetz ist des Königs Wille) svll der „Rat. Ztg." zufolge dcr Kaiser auch gelegentlich der Manöver- Festlichkciieii i» der Provinz Sachsen und zwar zu einci» conservniiven Parteiführer gesprochen habe». — Allgemeine Verstimmung erregt cs in München, wieder „Köln. Ztg." von d.rt geschrieben wird, daß die Wvr e, welche der Kaiser nachträglich seiner Namcnseinzeichnuiig im Fremden buch des Münchener Rathhanscs hinzusügte (oupreann Ic-x voluntkw), sowie die nähere» Umstände, unter denen dieser Nachtrag erfolgte, veröffentlicht worden sind. Man betrachtet diese Veröffent lichung, an dcr übrigens die Münchener Stadtverwaltung unschuldig ist, als eine» Mangel an Rücksicht gegenüber dem denlscheii Kaffer nnd auch gegenüber Bayer», wo ja ein Geisteskranker die Königs kröne trägt. Es ist indeß nicht zu ersehen, inwiefern die Veröffent lichung eine Rücksicht lvsigkeit bedeuten svll; ob die Worte nicht überhaupt besser nnterdlieben wären, daß ist eine andere Frage. — De» „Hamburger Nachrichten" zufolge äußerte Fürst Bismarck, vorläufig nicht nach Berlin zn kommen, es liege keine dringende Veranlassung für ihn vor; übrigens habe er in Berlin keine Wohnung und außerdem sei das Wetter zu ffchlecht, auch müsse er Rücksicht auf seine Gesundheit nehmen. — Fürst BiSmarck'S Durchreise durch Berlin. Die Durchreise dcS Fürsten Bismarck durch Becti» gab Sonnabend Abend seinen Bewunderer» Gelegenheit zu großartigen Kundgebnngc». Lange vor dem Eintreffen des Stettiner Schnellzuges, der den Fürsten aus Varzin nach Berlin brachte, hatte sich ans dem Stet tiner Bahnhof eine »roße Menschenmenge eingefniiden, i» der «tan Leute aller Stände »nd anch Damen erblickte, die prachtvolle Blumensträuße miigebracht hatten. Eine Abtheilnng Schntzieute war anwesend, welche versuchten, de» Bahnsteig abziisperre»; man wollte nur Personen, die sich i»> Besitz von Fahrkarle» befanden, den Zutritt gestatten, aber der Andrang war zu groß, »nd als der Zug, de», der Salonwagen dcS Fürste» angchängt war, in die Halle entlief, waren die Schntzlciitc nicht im Stande, dem Ansturm der Menge Widerstand zu leiste», die sich lawinenartig dem Wagen des ehemaligen Reichskanzlers znwälztc nnd iln» ein stürmisches Hoch »ach dem andern nnSbrachte. Fürst Bismarck, der einen schwarzen Uebcrzieher von militärischem Schnitt und eine graue Kappe trug, wie Landwirth« sie zu benutzen pflegen» erschien am offenen Fenster seines Wagens, und Alles stürzte sich aus ihn los, nm ihm wvmöglich die Hände zn drücken. Das Gedränge war lebensgefährlich, Blunienlörbe wurden dem Fürsten in den Wagen gereist,t, »nd immer wieder ertönten brausende Hochrufe, in die sich die Klänge des Liedes „Deutschland, Deutschland über AllcS^ mischten. Dcr Fürst, dcr sehr wohl aussah, war lief ergriffe» dnrch diesen Etnpfang. Das Zucke» seines ausdrucksvolle» Gesichts vcr- ricth große Bewcgnng und Thräncn traten ihm in die Auge». Wiederholt versuchte er zu sprechen, cs wurde auch Ruhe geboten, aber die Aufregung dcS Publikums war zu groß, das den Wunsch zu habet, schien, de» Fürsten hochlcben zn kaffen. Endlich folgte man einer Handbewcgnng des Fürsten, nnd es trat Todlcnstille ein. Fürst Bismarck sagte: „Ich danke Ihnen sür de» Empfang, dcn Sie mir bereitet haben, und bitte Sie, nur ein wenig zurück- zntrelc», wenn der Zug sich in Bewegung setzts, sonst konnte leicht Jemand verletzt werden. Nochmals meinen Dank." Wieder ertönte» Hochrufe, nnd dabei wurden Rufe laut wie: „Hier bleiben," „In dcn Reichstag kommen," „Ans Wiedersehn." Der Fürst lächelte, grüßte nach allen Seite», ließ sich die Hände schütteln nnd versetzte einem Herrn, der ihm die Hand küsset, wollte, scherzweise einen leichten Schlag ans den Kopf. Unterdessen waren die Vorbereitungen beendet, um den Wagen dcS Fürsten nach dem Lehrter Bahnhof weiter zu befördern. Das Zeichen, daß Alle- fertig sei, wnrde gegeben. Da steckte der Fürst noch einmal den Kops zum Fenster hinaus nnd sprach: „Meine lieben Freunde! Ich bitte Sie nvch cinmal, zurückzntreten; ich will nicht die Veranlassung dazu geben, daß einer von Ihnen Schaden nimmt. Bon meinen Freunde» will ich keinen missen." Der Zug setzte sich in Bewegung, und Hoch rufe, die kein Ende nehme» wollten, tönten ihm nach. Auf dem Lehrter Bahnhof wiederholten sich die Knndgebnngcn. Dort wurden aber die polizeilichen Alffpcrrnngsniaßregeln mit großer Strenge durchgeführt, was im Publikum Entrüstung hervorricf, die sich in offenen Acnßeriingen gegen die Polizei Luft machte. Nachdem der Wagen des Fürsten ans dem Bahnhof angekommen war. wnrde keine' Pmon ans dem Bahnsteig zngelassen, die nicht eine Fahrkarte für den Schnstl^«,i,,wrr^Mcn konnte, dcr um 7 Uhr 13 Min. nach Ham burg abgehen svlltell?u>l hvnm^lte sich das Publikum in den Warte sä e» in d suchte ans Tischen nnd StiMvir-Htchend durch die Fenster des Fürsten ansichtig zu werden. Patriotische Lieder W'.lÄenLosung nnd immer ans'S Nene ließ man den Altreichskanzler hachlcbk«nT)er Fürst, in dessen Gesellschaft sich anch seine Gemahlin und Professor Schweninger befanden, blieb die ganze Zeit am Fenster seines Wagens, dankte für bi« ihm dargcbrachten Huldigungen und unterhielt sich mit einige» persönlichen Bekannten, die sich zu seiner Begrüßung eilige- suiiden hatten. Unmittelbar vor Abgang de- Zuges gelang cs einer größere» Anzahl von Personen, sich Zutritt zn dem Bahnsteig zn vcr- schaffcn, nnd jetzt kannte der Jnbel keine Grenzen. Ter Fürst zeigte durch Zeichen an, daß er sprechen wolle, nnd sagte, als Ruhe eing«. treten Ivar: „Es freut mich, meine liebe» Berliner nach längerer Ab wesenheit wieder zu sehen. Ich danke Ihnen dafür, daß Sie wieder auf diesen Bahnhof gekommen sind, um mich zu begrüßen. Nochmals vielen Dank nnd auf Wiedersehen!" Kanin hatte Fürst Bismarck geendet, als sich der Zug in Bewegung setzte. Noch cinmal erfüllte» begeisterte Hochrufe die Luft. Nachdem der Zug die Halle verlasse» hatte, wurde» mehrere Verhaftungen vvn Personen vvrgcnomnicn, welche sich bei dcr Kritik, der sie das Verhallen der P.lizci unter zöge», zu »»vorsichtigen Aenßernngen hatte» Hinreißen lassen. — I »> Reichstage wird angeregt werden, eine genaue Untersnchnng der Mißbräuche beim Korn-Specnlatioasgeschüft an den Proc-nctenbörsen eintrclcn zu lassen. — Ter BnndeSralh bat in seiner letzten Sitzung den neuen Reichshaushalt angcnommcii. — In München ft jetzt dcr neue dcntsch-ilalieniiche Handcl-vcrlrag unterzeichnet worden. Tic Einbringung der Handelsverträge im Reichstage wird wohl erst im neuen Jahre erfolgen. — Neue indirecte Stenern zur Deckung der durch die Handelsverträge entstehende» ZoUansfälle werden in verschiedenen Zeitungen angeknndigt. In Berlin ist davon nichts vckannl. — Dem Reichstage wird in der bevorstehenden Session ei» Antrag auf Gewährung von Tagesgeldern an die Ab geordneten zagchcn. — Es ist wiederholt behauptet worden, die Reform der Mililär-Strafproeeßordiuing würde im Laufe des bevorstehende» Arteits Absibn lies des Rcichslages zur Erle i^nng kommen. Dazu ist jedoch, wie man Hort, »ach jetziger Lage der Tinge keine Aussicht. Der Entwurf ist seiner Zeit, nachdem eine anß rvrdcntliche Commiisw» Sachverständiger ans verschiedenen Bundesstaaten im Reichsjnstizamt zn Berlin Mvnate hindurch getagt hatte, dem Äa scr üvcrreicht worden. Eine allerhöchste Enls hcidnng darüber ist bis -nr Stunde nicht getroffen. Man weiß »och nicht einmal, ob dcr Entwurf dem preußischen läriegsminister oder dem Reichsjnstizamt zur weiteren Förderung vor llcberweisniig dcr Angelegenheit an Bnndesrath und Reichstag üvergeben werde» wird. — lieber das Genossenschaftswesen macht der „Neichs- anzcigcr" folgende Zusammenstellung: Die Za ck dcr Erwerbs- nnd Wirlhsch.ffisgeiiossenschaften betrug in Tcntsthlaud am Schlüsse des Jahres 1»90 7608 gegen 6777 im Vorjahre. Davon waren 3910 M?) CrrdlLa-ünffenschäflrn, 2-64 (21VY GruLss-üschäflk-! m ein zelnen Gewcrbszweigen, 984 (868) Coiisinnvereinc uns 50 (38) Baugenossenschaften. Die unbeschränkte Haftpflicht nach dem Gesetz vom 1. Mai 1889 haben 6931 (1889 6585) Genossenschaften, nämlich 3746 Creditgenossenschaflen, 2444 Genvssciischaflen in >in« einen Gcwcrbszwcigeii, 715 Consnmvcreine nnd 26 Baugenoffen- chaslen. Die beschränkte Haftpflicht haben 638 (1889 18 l) Gc- wssenschafle», nänilich 146 Creditgcnosscnschaftcn, 203 Genossenichasten in einzelnen Gewerb-zweige», 265 Consnmvereine und 24 Bau« genosscnschasten. Endlich sind noch 39 (1889 11) Genossenschaften mit beschränkter Nachschnßpflicht vorhanden, nämlich 18 Crediigenosscn- ici>asten, 17 Genossenschaften in einzelnen Gewcrbszweigen nnd 4 Consnmvereine. — Ueber einen nenen Erlaß an Fideieommisflempel» der in Frage steht, meldet die „Freist Ztg." Folgendes: „Ein Frei herr v. Bnjack in Ostpreußen ist dnrch Erbschaft' glücklicher Besitzer « st
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