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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippolüiswalüe, Schmieöeberg u. A. - lk BezugSprels: Für einen Monat 2.— NM. mit Anträgen; einzelne Nr. ^0 Npsg. " Gemeinde-Verbands-Girokonko Nr. 3 Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 o Postscheckkonto Dresden 123 48 Netteste Zeitung des Bezirks Diese« Matt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmlShaaplmannschaft, de« Stadlrat« nnd de« Finanzamt« Dippoldiswalde Anzeigenpreis: Die 46 Millimeter breite - Mlllimeterzetl« S Rpfa.; Im TertteU die V3 - Millimeter breite MlMmeterzeUe 18 Npfg. - Anzeigenschluß 10 Uhr vorm. Nr. 223 Montag, am 24. September 1934 100. Jahrgang ßerlliches un- SWsihes Dippoldiswalde. Nun hat der Herbst wieder begonnen, und gleich der erste Sonntag war recht wenig freundlich, denn ani Nachmittag sielen verschiedentlich verbreitete Regengüße und störten die rechte Freude beim Wandern. Aber wir wollen nicht murren; mir haben herrliche Sommer-Sonntage, über haupt ein herrliches Sommerwetter gehabt. Selten nur regnete es einmal rind ohne große, drückende Hiße, war cs doch immer warm. So ist's auch gekommen, daß in den spätem Sommer hinein Gartenfrüchte noch einmal zu blühen begannen und jetzt ein zweites Mal reifen. So konnte in der Garten- gemeinschast „Kirchseld" ein Garteninhaber jetzt noch einmal reife Erdbeeren ernten. Freilich manche Veranstaltung — die gestern durchgesührt wurde — und es waren deren nicht wenige — litt unter dem einblechenden Regen. Der Verkehr war wieder recht stark. Viele fuhren nach Zinnwald zur 25-Jahr-Feier der dortigen Erulanten-Kirchc, viele auch nach Niederfrauendorf, um sich die Unwelterschäden anzu sehen. Zu einem Teile sind sie ja schon wieder behoben. Das gröbste ist beseitigt, die Notbrücke, ein festes Gefüge, das die schwersten Lasten aushält, ist sertig. Ein Teil der Nothelfcr ist auch schon zurückgezogen worden. Gestern war nun ein toller Verkehr nach dem Waldhause, wohin auch der Auto verkehr wieder zugelassen war. Die Gendarmerie regelte den Verkehr. Seit Mille vergangener Woche hat die Freiw. San. Kol.. Dippoldiswalde auch eine Sanitätsstube eingerichtet und hatte für gestern einen verstärkten Dienst eingerichtet. Nach dem die Feuerwehren ihre Tätigkeit beendet hatten, halfen SA und Mitglieder der Frauenschasten deu Bewohnern beim Reinigen der Zimmer, Möbel und der Wäsche. Ein Glück, daß das Wetter so warm blieb, die Sonne mit trocknen half. So kann man hosfen, das Krankheiten vermieden werdest. In Reinhardtsgrimma, Oberfrauendorf und Luchau war der Verkehr wesentlich schwächer, und doch ist auch hier der Schaden außerordentlich groß. Dippoldiswalde. Wenn der Herbst kommt, die Tage kälter und kürzer werden, wird bei den Turnvereinen im Lande das Turnen von dem Platze in freier Natur wieder in die Halle ver legt, unö dieser Abschied vom schönen Turnplätze mit einem Ab iurnen begangen. Der Allg. Turnverein hielt es ge stern ab. Der Vormittag mar Len volkstümlichen Wetlkämvfen der Turnerinnen und Jugend, den Wettkämpfen der Mädchen- und Knabenableilung gewidmet. Bald nach Mittag traten dann die Turner zu den volkstümlichen Wettkämpfen an. Sie dauer ten etwas länger, als angenommen war. önsolgedessen konnte auch der Aufmarsch zu den Freiübungen nicht ganz pünktlich ('/-3 Uhr) beginnen. An und für sich schadet das nichts, bedauerlich war es nur insofern, als diese Hebungen dann sehr unter cin- sctzcndem Negen litten. Nach dem Aufmarsch begrüßte der stellv. Bereinsführer, 3nsp. Porstorfer, die Mädel und Jungs, Turne rinnen und Turner und die Gäste und wünschte, daß die gezeig ten Uebunaen unter letzteren recht viele Freunde und neue Mit glieder finden möchten zur Stärkung des um seine Existenz hart riMLnden Vereins. Wenn man die Schar der Turnenden über schaute, durfte man feststellen, daß es mit der Zahl der Turner und Turnerinnen wieder aufwärts geht, daß freilich die Reihen der Kinderabteilungen noch recht, recht schwach sind. Die von den Turnern und Turnerinnen recht gut geturnten unvorbereiteten Freiübungen gelangen gut, die Freiübungen der Kinder litten stark unter dem gerade zu dieser Zett einsehenden heftigen Regcn- M' Man muh lobend anerkennen, wie wacker die Jungs und Madels bis zum Schluß aushielten. Als der Regen etwas nach gelassen, führten die Volksturner einen Stillauf vor. Regen trieb dann wieder in die. Halle. 3m weiteren Verlauf wurden luslloe Staffeln von groß und klein und Tänze der Turnerinne^ ten. Erstere brachten die Zuschauer in die heiterst« Stimmung, letzter« fanden ob ihrer feinen Gliederung und guten Vorführung uneingeschränktes Lob. Auch Einzelkämpfe im Sturmspringen Riesengrätsche über das lange Pferd wurden noch ausgefochten' und wahrend allgemeines Geräteturnen und Spiele auf dem Platze skattfanden, traten die Fußballer ATV. 1 auf dem Sportplatz« an zu einem Pflichtrundenfpiel gegen „germannia" Hainsberg 1. «Bericht an anderer Stelle.! Am Abend versammelte sich das Turneroölkchen in der Relchskrone zu einem Tanzabend in Ge stalt eines Winzervergnügens. Aber auch viele Gäste waren zu gegen, so daß der Saal vollbesetzt war und beim Tanzen zeilweise ein tüchtiges Gedränge herrschte. Nach S Uhr richtete der Ver einsführer, Lehrer Eidner, Worte der Begrüßung an die Erschie nenen, voller Freude über den guten Besuch und über den guten Verlauf des Nachmittag, den nur das Welter trübte. Kraft durch Freude, das vielgehörte Wort, gelte auch im Turnverein. Aus dem Turnen werde Körperkrast geschöpft und diese wieder bringe Freude. Umgekehrt wieder bringe das Turnen Freude und durch das Turnen erlange man Körperkrast. Darum solle feder seine Edopoeln, um weiter schaffen zu können und solle sorgen, "leie elntrelen. Viele, die den Sinn der Lelbes- "IchE erfaßt hätten, ständen noch abseits. Es gelte Der Turnbelrieb zeige ein Auswärts, doch viele " "och. Kraft durch Freude solle für Turner und Turnerin- Kraft zu erwerben, um weiter für Volk und schaffen. 3n den folgenden Tanz eingestreut, wur- )ann QK-*n«rinnen einige sehr schöne Tänze geboten, bis »mn oberturnwart Schietzel zur Äegerqerkündigung schritt. Auch Dev Meichsbischof eingewiefen Tagung der Deutschen Christen Berlin, 24. September. Die Reichshauplstcidt stand am Wochenende im Zeichen der Reichstagung der Deutschen Christen. Ueberall sah mau d-.c Angehörigen des evangelischen Kirchenvolkes mit dem ^estabzeichen geschmückt Zu vielen Zehnkausenden waren sic aus allen Teilen des Reiches nach Berlin gekommen. Die Abordnung aus dem Saargcbiel allein umfaßte etwa >060 Personen. Der Sonnabend war den Arbeitstagungen gewidmet, aus denen die Grundfragen der christlichen Hai'tung der Deut schen Evangelischen Kirche und der Beziehung des Staates zur Kirche' einer grundlegenden Erörterung unterzogen wurden. Im Anschluß an die Arbeitstagungen begann im Reichs tagssitzungssaal in der Krolloper eine außerordentlich stark besuchte festliche Kundgebung, die unter dem Zeichen der Einführung des Reichsbischofs stand. Vizepräsident Dr. K i n> der hielt die einleitende grundsätzliche Rede über die Bedeu tung, Ziele und Aufgaben der Bewegung Deutsche Christen. Nechtswalter Ministerialdirektor Jaeger sprach dann über die Bedeutung der Einführung des Neichsbüchofs und über kirchliche Organisationsfragen. Hätten die zurückliegen den Monate und Wochen Kraft und Zeit geradezu vergeuden lassen, so solle nun eine Zeit kommen, in der eine einheitlich.' deutsche evangelische Kirche alle Kraft daran fetze, ihre hohe und verantwortungsvolle Aufgabe am deutschen Volke zu er füllen. Der MMsbWof naym dann das Wort zu einer längeren Ansprache. Die ganze Versammlung erhob sich von den Plätzen und grüßte das Oberhaupt der Deutschen Evangelischen Kirche mit lau ten Heilrufen. Der Reichsbischof führte u. a. aus: Mil der Einführung des Reichsbischofs im Dom zu Berlin tritt die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche feierlich In Erscheinung. Eine lange Sehnsucht des evan gelischen Kirchenvolkes geht damit in Erfüllung. In solcher Entwicklung von geschichtlichem Ausmaß tritt die Einzelperson zurück vor der Erfüllung, die eine große Volkskirche erlebt. In unserer Kirche gilt der refor matorische Grundsatz des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen. Das Führeramt in einer solchen Kirche kann des halb nicht anders verstanden werden als Dienst und Hin gabe. Nun ist aber das Evangelium einmal für alle da, und da muß Sorge getragen werden, daß es an alle leben dig herankommt und niemand von solchem Segen ausge schlossen wird.. : . . So hat auch unsere Zeit den Auftrag, in der Zusam menfassung aller evangelischen Volksgenossen zu einer großen und starken deutschen evangelischen Kirche dem Rus der Stunde zu folgen. Es ist selbstverständlich, daß diese mit dem Ausbruch des deutschen Volkes errungene Einheit unserer Kirche ihrer endgültigen Erfüllung harrt. So ist es die Aufgabe der vor uns liegenden Zeit, die äußere Einheit so inhaltsvoll zu gestalten, daß durch die treue Arbeit in der Verkündigung der srohen Botschaft von Christus, dem Gekreuzigten und Auserstandenen die Wege geebnet werden für das Sich- Finden der ganzen deutschen evangelischen Christenheit. Lebendige Volkskirche wird sich nur dann gestalten, wenn es uns geschenkt wird, dabei die Laien zu freudiger Mit arbeit am Ausbau der Kirche zu gewinnen. Zum Schluß gab der Reichsbischos der frohen Glaubens zuversicht Ausdruck, daß wir mit den christlichen Kirchen der Welt zu einem neuen Verstehen kommen, denn wir alle wollen ja nichts anderes in der Welt, als Christum verkün digen. Mit heißem Herzen betonte er unseren ehrlichen Willen, auf das tatkräftigste daran mitzuarbeiten, daß der Frieden unter den Völkern erhalten wird. Die Zuhörer spendeten während der Ausführungen des Neichsbischofs immer erneuten Beifall. An Schluß erhob sich die ganze Versammlung von den Plätzen und brachte dem Reichsbischos laute Heilrufe dar. Spontan ertönte der Ge sang des alten lutherischen Trutzliedes „Ein feste Burg ist unser Gott". Während der Feierstunden in der Krolloper hatte sich Reichstagung der „Deutschen Christen". Re Reichstaauna der „Deutschen Christen" ourde mit einer großen Kundgebung im Ber- iner Sportpalast er- iffnet. Von links nach rechts: Gauobmann öfarrer Tausch. Reichs leiter Dr. Kinder. Reichsbischos Müller, ßikar Engelke, Landes- 'ischof Coch (Sachsen), md Landesbischof Völ ker (Oldenburg). er rührte die Werbetrommel, sprach kurz über das Wellurnen selbst und verlas dann die Namen der Sieger (die der Kinder-Ab- ^ilung waren schon nachmittags bekannigegeben worden): A. Kinder: 1. Knaben, 1. und 2. Schuljahr: 1. Sieger Hans Rei chel, 40 Punkte. 2. Mädchen, 3. und 4. Schuljahr: 1. Siegerin Marianne Hähnel, 40 P.; 2. Gerda Claußnitzer 37 P.: 3. Ma rianne Schreiber und Spphia Müller, je 34 P. 3. Knaben, 3. und 4. Schuljahr: 1. Sieger Heinz Neubert, 51 P.,- 2. Karl-Heinz Matthes, PRoland Martin, 31 P. 4. Mädchen, 5. und C Schuljahr: 1. Siegerin Gerda Schilllg, 54 P.: 2. Dorle Fischer, Knaben, 5. und 6. Schullptzp: 1. Sieger Rolf Börner, Strauß, 52 P.; 3. <A'-l,r Bieberstein, 40 P. g. Mädchen, 7 und g Schuljahr: 1. Legerin Edeltraud Schramm, 2. Adeltraud Hoffmann und Gertraud Fischer, je 53 P.; bi P ; 4. 3ngeborg Stäglich, Hanni Gebauer, Gertraud Sterzel, Dorle Zimmermann, Lanny öligen, je 48 P B. Turner und Turnerinnen bis 18 3ahre: 7. 3ugend- Siegerin Erika Börner, 45 P.; 2. Lotte Adler, 41 P.; 3. Erna Stralch, 40 P.; 4. Hilde Ritschel, 39 P.; 5. Hertha U"i Mmie Böhme, je 37 P. 8. 3ua«ndturner, 17 und 1. Sieger Gerhard Büttner, 50 P. g. 3uaendturner, 70 1-Sieger Heinz Hupfer, 73 P.; 2. 3oh. Weichei, 70 P., 3. Hans Hegewald, 61 P.; 4. Horst Ebert, 60 P, C. Turner und Turnerinnen Über 18 3ahre: 10. Turnerin- nen: 1. Siegerin Marianne LlauS, 42 P.: 2. Käte Eckardt, 37 P.: IM^nn^Ä 4' Martha Felix, 34 P.; 5. Hilde llhlmann, 33 P. 11. Turner, 18—39 3ahre: 1. Steger Herbert Thümmel, 71 P.; 2. Karl Burkhardt, 68 P.; 3. Bruno Büttner, 66 P.; 4. Waller Burkhardt, 65 P.: 5. Alfred Winkler, 58 P.x 6. Hans Plaih, 57 P.; 7. Erich Rüdiger, 56 P.; 8. Horst Zähnick, 54 P. 12. Turner, 40 3ahre und älter: 1. Sieger Paul Donakh, 56 P.; .2. Franz Frisch, 48 P.; 3. Adolf Pils, 43 P.; 4. Max Lohse, 42 P. D. Einzelkämpfe: 13. Sturmspringen: Sie ger Kari Burkhardt, 6,10 Meter. 14. Riesengrätsche: Sieger Horst 3ähnich. 15. Schießen (abends geschossen): Sieger Franz Frisch, 28 Ring«. Außer Wettbewerb (am Tage geschossen): 3oh. Bieberstein, 30 Ringe. Der Siegerkranz wurde ihnen ausgehän digt und ein kräftiges „Gut Help' dankte Ihnen für ihre Leistun gen, dankte aber auch den Kampfrichtern und Helfern für ihre Bereitschaft. Der Tanz aber wurde dann noch lebhafter und nur schwer konnte man sich in ein Hclmgehen finden. — Einen recht schlimmen Unfall erlitt der Sohn de» Telegraphen - Assistenten Zschätzsch, hier. Bei einer „Schlacht" warf ein „Gegner" eine Kastanie. Derjenige aber, dem dä» Geschoß galt, bückte sich und die Kastanie traf den Knaben Z. direkt ins Auge. Der hiesige Arzt ordnete die Ueberführung in eine Dresdner Augenklinik an. Man hosft, daß das Auge noch erha'ien werden kann. Wetter für morgen Anfangs stark auffrischend« südlich« Winde; ziemlich mild., Spälet böig« Wtstwind« und kühler. Meist wolkig. 3m'ganzer» Lande zetlweis« Regen oder Regenschauer.