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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lmtzenan, AiHteusieiu-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Threnham, Krohnldors, Kalken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« Kuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Obsrwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Fernsprecher Nr. s. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Donnerstag, den 16. November .M 267. 1899, Witternngsbertcht, ausgenommen am 15. November, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 771 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 7' 6. (Morgens 8 Uhr -s- 4,r" 0.) Kenchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 81°/». Thanpnnkt -s- 4 Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher Witternngsausstchten für dm 16. November: Meist dunstig bedeckt. "Waldenburg, 15. November 1899. Die letzte Woche ist auSgcsüllt mit den Versuchen der Engländer, sich der Umklammerung seitens der Buren bei Ladysmith zu entziehen. Es galt zu retten, was zu retten war, um wenigstens auf dem Wege von Durban, wo die Verstärkungen der Engländer erwartet werden, eine Sicherung für die Ausschiffung zu haben. Die Engländer haben bei ihren Durchbruchs-Versuchen wie die Löwen gekämpft, und wer wollte ihnen auch Mangel an Schneid nachsagen! Sie haben sogar ihren Todes ritt zu verzeichnen; wie wir am 16. August 1870 gegen die französischen Batterien angeritten sind, so opferte sich bei Ladysmith das englische 5. Lanzenreiter-Regiment und — wurde ausgerieben; man spricht von einem Ver lust von 600 Reitern und 300 Pferden. Während nun aus dem westlichen Kriegsschauplätze eine baldige Entscheidung beoorsteht, da die Engländer in Ladysmith, wohin sie zum bei weitem größern Theile zurückgeworfen sind, wohl am Ende ihres Könnens an gelangt sein werden, ehe noch die eben in Durban ge landeten englischen Truppen zum Entsätze herbeigeeilt sind, sehen wir die Buren auf der ganzen Linie avan- circn. An allen Eisenbahnlinien, welche aus dem Oranje- Freistaat nach der Küste führen, haben sie starke Corps vorgeschoben. Die wichtigsten Kunstbauten, Brücken und Eisenbahn-Knotenpunkte sind in ihrer Hand, und sic ver fügen über so ansehnliche Streitkräfte, daß jeder Versuch der Engländer, auf dem einen oder dem andern Wege vorzugehen, sich in der Flanke bedroht fühlen wird, während er den Widerstand aus der gewählten Marsch straße oder Eisenbahn zu brechen hat. Man beliebt so vielfach die Ereignisse in Südafrika mit den weit größern Verhältnissen unsers deutsch-fran zösischen Krieges zu vergleichen, spricht von einem eng lischen Sedan bei Ladysmith und dergleichen, wie wir ja selbst den Todcsritt der Brigade Bredow mit dem der 5. Lanzcnreiter verglichen haben. So können wir denn auch die Schwierigkeiten und Verlegenheiten, welche unsern Armeen vor Paris und an der Loire bezüglich ihrer rückwärtigen Verbindungen, zumal die Bevölkerung zu den Waffen gegriffen hatte, erwachsen sind, vergleichen mit den im Kleinen ähnlichen Verhältnissen in Südafrika. Wir wissen, was eS heißt, wenn die Eisenbahnen gesperrt sind, und doch befanden wir uns in einem reichen Lande, in Frankreich. Die viel kleinern HeereStheile der Eng länder werden aber weit größern Mangel erleiden und um die Sicherung ihrer Verbindungen zu ihren schwim menden Magazinen, den Schiffen, sehr besorgt sein müssen. Dies wird ihre Gefechtskraft sehr beeinträchtigen und den beweglichen Burcn-Streifcorps manche Gelegenheit bieten zu Erfolgen im kleinen Kriege, in dem sic Meister sind. Wenn die Engländer prahlen, der Feldzug ginge nun erst an, und er würde für ihre größere Armee, deren Ausschiffung in Afrika bereits begonnen hat, nichts als einen Spaziergang nach Pretoria bedeuten, so zeigen sie damit nur, daß sie in der Unterschätzung des Gegners beharren. Halten wir wieder die drei Kriegsschauplätze auseinander, so finden wir auf dem östlichen, in Natal, neben den um Ladysmith versammelten etwa 20,000 Buren noch Streifcorps im nördlichen Natal und im Zulu-Lande und eine stärkere Kolonne im Vormarsche auf Pietermaritzburg — rechnen wir in Summa 30,000 Mann, daS ist hoch gegriffen. Auf dem westlichen Kriegs schauplatz werden nach dem Fall von Kimberley 6000 Mann verfügbar werden, die sich doch aller Wahrschein lichkeit nach noch vor Beginn des englischen Vormarsches den Buren-Kolonnen anschließen können, welche die Eisen bahnen im Kaplande sperren. Diese vermöchten dem nach, auf etwa 12,000 Mann verstärkt, sogar zum An- griff übcrzugehen und dürften wohl kaum auf einen ernsten Widerstand seitens der Freiwilligen-Corps der Engländer zu rechnen haben, denn deren militärische Brauchbarkeit ist gering. Deshalb hat man sie auch zu rückgezogen und dadurch den Norden des Kaplandes Politische Rundschau. De-rtsches Reich. Der Kaiser, der Montag Abend beim Reichskanzler Fürsten Hohenlohe speiste, hörte Dienstag früh den Vor trag des Chefs des Militärcabinets von Hahnke und nahm einen vom Commandeur der 31. Feld-Artillerie- brigade, Oberst v. Wittken, verfaßten Bericht über den Verlauf des Manövers am 10. September entgegen. Ferner -hielt der Chef des Admiralsstabes der Marine Bendemonn Vortrag. Zur Frühstückstasel bei den Ma jestäten waren die Herzöge Albrecht, Ulrich und Robert von Württemberg geladen. Tiesbetrübt sind die Engländer, weil Kaiser Wilhelm ihren Bemühungen, das Programm für seinen dortigen Besuch möglichst weit auszudehnen, ein Ziel gesetzt hat. Ja es werden schon Stimmen laut, die da meinen, daß der Kaiser überhaupt die Reise nach England aufgegeben habe. Das trifft nun nicht zu, aber unser Kaiser will nichts von dem Tratsch wissen, welchen die Engländer in Scene setzen wollten. Der Seniorenconvent des Reichstages, welcher vor Beginn der ersten Plcnarlesung zur Beschlußfassung über die Vertheilung der Geschäfte zusammengetreten war, entschied sich dahin, nach Erledigung der beiden Postge setze in zweiter Lesung die zweiten Berathungen des Gesetzentwurfs über die Schuldverschreibungen, sowie die Streikoorlage und die Novelle zur Gewerbeordnung folgen zu lassen. Der Etat soll, sobald er eingegangen ist, zur ersten Berathung gestellt werden. Die conservative Fraction des Reichstags hat sich in Bezug auf die Postgesetze im Allgemeinen auf den Standpunkt der Commission gestellt, aber Anträgen auf Entschädigung der Inhaber von Privat posten zugestimmt. Dem Reichstage ist der Entwurf betr. Abänderung deS Münzgesetzes bereit« zugegangen, der die Einziehung der goldenen Fünfmarkstücke und der Zwanzigpfennigstücke, sowohl der silbernen, wie der nickelnen betrifft. Zur Flottenvorlage wird gemeldet, der mit der Ver tretung der Flottenpläne im Reichsmarineamt betraute Fregattenkapitän v. Heringen weile gegenwärtig in München, und hatte daselbst im Interesse gedachter Pläne Unter redungen mit dem Ministerpräsidenten v. Crailsheim und dem Finanzministcr v. Riedel. Der Capitän soll auch vom Prinzregenten Luitpold empfangen worden sein. Da Bayern mit den neuen Flottenplänen einverstanden ist, wie Herr v. Crailsheim ausdrücklich in der bayrischen Abgeordnetenkammer erklärte, so ist nicht recht ein Zweck sür die Entsendung eines besonderen Marinevcrtrcters nach München ersichtlich und die Angabe mindestens der Bestätigung bedürftig. Auf Samoa soll, wenn das „Berl. T." Recht be hält, der Grundsatz der Selbstverwaltung nach Mög lichkeit zur Durchführung kommen. Es wird sich daher der Etat des neuen Schutzgebietes in sehr engen Grenzen halten können. Die Marine wird an der Verwaltung Samoas nicht betheiligt sein, ebenso wird ein Consul an die Spitze der Verwaltung gestellt werden. Italien. Wie der deutsche Reichstag, so trat da« italienische Parlament am Dienstag wieder zusammen. Es wurde eine Thronrede verlesen, die aber wenig Eindruck machte. Lebhaften Beifall erregte allein der Hinweis daraus, daß das heilige Jahr von Neuem Gelegenheit bieten werde, daß Italien die Pflichten gegen den päpst lichen Stuhl achten und ihnen Achtung zu verschaffen wissen werde. Die Verhandlungen deS Parlaments werden sich neuerdings sehr schwierig gestalten, wenn die Regierung sich nicht entschließt, die Gesetze betreffend die politischen Maßnahmen stark abzuschwächen. Die Oppo sition zeigt bereits große Lust zur Obstruktion. EuglanD. Ein neuer Streitfall ist zwischen Frankreich und England entstanden. Verursacht ist er durch den Kapitän des englischen Kreuzer „Magiciennc", der in der Nähe der Delagoabai auf den französischen Dampfer „Cor doba" schießen ließ, als dieser das Signal des Kreuzers, anzuhalten, nicht gleich beachtete. Die Pariser Blätter verurtheilen das Verhalten deS Kapitäns scharf und for dern die französische Regierung auf, in London Protest zu erheben und Schadenersatz zu verlangen. Asien. In China treiben dir Sekten „rothe Faust" und „großes Messer" wieder ihr Unwesen. Ein aus Peking in Beilin soeben eingcgangenes amtliches Telegramm be handelt die augenblickliche Lage in den deutschen Mis« sionsgebicten in Schantung. Danach befinden sich in jener Provinz die Anhänger der „rothen Faustsekte" und der „großen Messersekte" in Aufruhr gegen Beamte und Volk und plündern und rauben an vielen Orten. Nachdem jedoch infolge des unablässigen Drängens deS deutschen Gesandten die chinesische Regierung einige Sek« tirer durch die Lokalbehörden hat einkerkern lassen und weiter in dieser Richtung vorgeht, ist cs ruhiger gewor den. An einzelnen Orten haben die Christen zusammen mit ihren andersgläubigen Landsleuten die Rebellen mit Waffengewalt vertrieben. Der Provinzialgouverneur leistet den Missionsanstalten Schadenersatz. Bischof v. Anzer macht zur Zeit auf Grund besonderer, vom deut schen Gesandten ihm ausgcwirkter Schutzbefehle der chinesischen Regierung eine Rundreise durch das Missions gebiet. Afrika. Im südafrikanischen Kriege rückt die Entscheidungs stunde näher und näher. Die Engländer haben angeb lich bereits 11,000 Mann Truppen in Durban an Land gesetzt. Da die Landung nicht verhindert wurde, so betrachten die Engländer den Krieg so gut als für beendet und beginnen wieder gewaltig zu renommiren. Die erwähnten 11,000 Mann sollen auf Panzerzügen befördert werden und spätestens am Donnerstag in dem nahe von Ladysmith gelegenen Estcourt eintreffen, um sofort zum Entsatz für Ladysmith vorzurücken. Sollte die Stadt jedoch nicht in Gefahr schweben, so soll der Vorstoß bis zum Eintreffen weiterer Verstärkungen ver schoben werden. Diese Angaben richten sich schon allein durch die falsche Voraussetzung, auf der sie aufgebaut werden. Panzerzüge können unmöglich bis in die un mittelbare Nähe von Ladysmith gelangen, da die Schienen zweifellos aufgeriffen sind, daß die Lage auf dem östlichen Kriegsschauplätze für die Buren ernster zu werden beginnt, soll gleichwohl zugegeben werden. Auf dem westlichen