Volltext Seite (XML)
Amts- M Anzeittdllltt Abonnem««t oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschließl. de« „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Gyirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Tklkgr.-Atresst. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ' - - — 51. Jahrgang. LA4. Dienstag, den 15. November Fernsprecher Nr. 210. LNV4 Die Ratsexpedition «n bleiben Wontag, den 21. und Dienstag, den 22. Movemöer 1904 vorzunehmender Reinigung halber geschlossen. Im Standesamt« werden Anmeldungen von Gebnrts- und Stcrbefälleu vor mittags von 8 bis 18 Uhr entgegengenommen. Das Schanamt ist von '/,5 bis ',.,6 Uhr nachmittags geöffnet. Ttadtrat Eibenstock, den 10. November 1904. Hess«. Müller. Kerr Kaufmann Lrust Hieoäor I'ieäler ist heute als Bürger hiesiger Stadt verpflichtet worden. Stadtrat Eibenstock, den 10. November 1904. Hess«. M— 4. Stadtanlagen-Termin betreffend. Am 15. dss. Mts. ist der 4. Termin der diesjährige« städtischen Anlagen fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß zur Bezahlung des selben eine 3 wöchige Frist nachgelassen ist und dah nach Ablauf derselben gegen etwaige Restanten mit der zwangsweisen Einziehung vorgegangen werden wird. Stadtrat Eibenstock, den 14. November 1904. Heff«. Bg. Der am 21. September dieses Jahres in Reichenhall verstorbene Herr Gerichts- reserendar Max Ernst Jung ans Zwickau Hal der hiesigen Stadtgemeinde ein Vermächtnis von 5888 Mark zur Verwendung bei dem Neubau oder Umbau des städtischen Krankenhauses hierselbft ausgesetzt. Die städtischen Kollegien haben das Vermächtnis für die Stadtgemeinde angenommen und rufen dem edlen Stifter, den Gottes unersorschlicher Ratschluß in der Blüte seiner Jahre aus dem Leben rief, sür seine hochherzige Betätigung vorbildlichen Gemeinsinnes und treuer Anhänglichkeit an unsere Stadt den wärmsten Dank in die Ewigkeit nach. Sein Andenken wird stets in Ehren gehalten werden. Eibenstock, den 10. November 1904. Der Stadtrat. Die Stadtvcrordnctcn. Hesse. G. Diersch. M. Ortskrankenkasse sür Textil-Industrie. Von den am 30. Oktober dss. Js. gewählten Generalversammlungs-Vertretern haben seitens der Arbeitgeber drei Herren die Wahl abgelehnt, weshalb sich eine Neu wahl hierfür nötig macht. Dieselbe findet unter Leitung des Kassenvorstandes Wonlag, den 21. Kovemver 1904, vormittag 11—12 Myr in Mittelbach's Restauration — 1 Treppe — in üblicher Weise statt. Eibenstock, den 12. November 1904. Der Vorstand der Ortskrankenkasse für Textil-Jndustric. Emil Bahlig, Vorsitzender. Bußtag. 16. November. De» Jahre» ernsteste und stillste Zeit ist gekommen. Da fröhliche Sonnenleuchten und die bunte Pracht de» Sommer» sind entschwunden. Leblos starren die schwarzen, entblätterten Wipfel der Bäume hinaus in da» wehmütige Grau der kalten Luft. Die frohen Lerchenlieder sind verstummt, die Blumen der- welkt, und gespenstige Nebel lagern auf der Erde. Dämmerung verhüllt unfern Blicken die Ferne, rauhe Stürme schlagen düstere Akkorde, und ein wehmütige» Gedenken an die Vergänglichkeit de» Irdischen durchzieht unser Gemüt. In diese Tage haben die meisten deutschen Landeskirchen den allgemeinen Buß- und Beitag gelegt; just die geeignete Zeit, uns zur Einkehr und Umkehr zu bestimmen. Gewiß wird jeder einzelne im Laufe des Jahre« weit öfter denn einmal die Notwendigkeit gründlicher Buße empfinden, und er wird dann seiner Stimmung am besten Rechnung tragen können, wenn er in sein Kämmerlein gehl und die Tür hinter sich zu schließt. Und doch ist es notwendig, daß unser gesamter Volk sich an einem bestimmten Tage zu gemeinsamer Buße zusammen findet und sich der gemeinsamen Schuld und der Unerläßlichkeit gemeinsamer innerlicher Erneuerung bewußt wird. So rufen am Bußtage allerorten in überfüllten Kirchen die reuigen Herzen: „Aus tiefer Not schrei ich zu dir!" Leider steht auch am Bußtage ein Teil unser« Volke« abseil« und lehnt die Aufforderung, gleichfalls Buße zu tun, vermessen ab. Die einen glauben, reuiges Bekennen nicht nötig zu haben, denn sie sagen, der Mensch sei nichts als da« Erzeugnis seine« sogenannten Milieus. Werde der Mensch geboren, dann seien auch schon sein Schicksal und seine Schuld festgelegt. Was der Mensch auch tue und lasse, er trage dafür nicht die Verantwort- ung. In dieser Moral, die im Menschen nur da« willenlose Herdentier sicht, ist natürlich kein Raum sür Buße, denn diese Moral kennt nicht den Begriff der Sünde. Die andern aber kennen kein Gesetz al« den eigenen Willen, kennen kein Ziel al« da« rücksichtslose Ausleben der eigenen Persönlichkeit. Auch diese Uebcrmoral de« UebermenschentumS hat keinen Platz für Buße, denn auch der auf sich selbst gestellte Herrenwille mag von Sünde nicht« wissen. Die Religion bekämpft diese beiden Weltanschauungen, die den nach sittlicher Vollkommenheit strebenden Menschen, da« Eben bild Gotter, nicht befriedigen, in gleicher Weise. Sie lehrt uns, daß wir da« Heil ebenso wenig in der Moral des dem Verhäng nis unrettbar verlorenen, im Tier endenden Sklaventum» suchen dürfen, wie im Größenwahne de» Herrentum». Die Religion macht den Menschen verantwortlich sür sein Tun und Lassen, aber sie entlastet ihn auch durch die Buße und die ihm dann von Gott zugesagie Vergebung. Mögen die angeblich auf der Höhe der Zeit stehenden „modernen" Menschen meinen, die ernsten Klänge der Bußtags glocken passen nicht zu dem lauten Lärm der Maschinen, zu dem wilden Feilschen de» Markte» und zu der ergötzlichen Musik der Zerstreuung. Wir wollen un» deshalb der Notwendigkeit der Einkehr und der innerlichen Erneuerung doppelt bewußt sein. Unzweifelhaft stellt die Gegenwart höhere Anforderungen an die Menschen, al» die Vergangenheit e» getan hat. Aber so bewegt und stürmisch auch oft der Kampf um» Dasein ist, unter den Fragen der Zeit sei die Frage der Ewigkeit nicht vergessen. Die irdischen Ausgaben können un» nur klein erscheinen, wenn wir de» hohen Ziele« gedenken, da» jenseit» de» Grabe» unser harrt. Da mahnt un» gerade der Bußtag, nicht in den Sorgen um die Aufgaben der Gegenwart aufzugehen, sondern un« hinaufzuschwingen in die Regionen, in denen der Kampf um die Ewigkeit geführt wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Reichstag tritt am 29. No vember zusammen. — Berlin, II. November. General von Trotha meldet unter dem 10. November au« Windhuk: Oberleutnant Böttlin hatte mit seiner Patrouille am 4. und am 6. November bei Diricha» siegreiche Gefechte gegen Hottentottenbanden von zusammen 80 Gewehren unter Untcrkapitän Gorob, die sich nach dem oberen Packrim Revier in anscheinend verschanzte Stellungen zurückzogen. Streif-Kolonne des Oberleutnant« Gräff der 10. Kompagnie mit zwei Maschinen - Gewehren, dem sich die Patrouille de» Oberleutuant« von Benlivegni angeschlossen, hatte am 6. November ein erfolgreiche» Gefecht mit größeren Herero- banden 20 Kilometer nördlich von Otjosondju. Der Feind wurde verfolgt; er verlor 12 Tote und 5 Gewehre. — Berlin, II. November. Gouverneur Leut wein meldet folgende»: Ein Telegramm au« Rehoboth besagt, daß nach der Erzählung eine» vom Witboilager zurückgekehrten Bastards der Aufstand durch Aufreizung eine« angeblich eingeborenen Propheten au» der Kapkolonie veranlaßt sei. Die WitboiS glaubten an dessen höhere Sendung und die dadurch gebotene Notwendigkeit zum Aufstand, sowie an bestimmten Sieg mittelst höherer Hilfe. Das Schicksal ihrer bei uns gefangenen Landsleute iei ihnen gleich gültig, weil aus höherer Fügung beruhend. — Berlin, 11. November. Wie Gouverneur Leutwein aus Rehoboth telegraphiert, hat er einen Brief Hendrik WitboiS erhallen, worin dieser nach einigen religiösen Wendungen wörtlich sagte: So hat jetzt Gott auS dem Himmel den Vertrag gebrochen. Dann bittet er, seine gefangenen Leute frcizulasscn, weil sie un schuldig an seinen Werken seien. Hauptursachc des Ausstande« ist nach LeutweinS Ansicht fraglos religiöser Wahnsinn, hervorgcrufen durch einen Propheten au« der Kapkolonie, welcher sich zur äthio pischen Kirche rechnet und Mitte diese» Jahre» eine Zeit lang in Windhuk in Hast gehalten worden ist. — Berlin, 12. November. (Amtliche Meldung.) Gene ral v. Trotha meldet aus Windhuk unterm I I November: Am 6. November wurde ein Viehposten der 7. Kompagnie de« 2. Regiments in HoachanaS von etwa 90 WitboiS angegriffen. Die zu Hilfe eilenke 7. Kompagnie unter Oberleutnant Grüner warf den Feind in südwestlicher Richtung zurück. DieSseit« leicht verwundet Reiter Baer der 7. Kompagnie. Der Feind ließ 4 Tote zurück. Die Besatzung von HoachanaS hält sich etwaigen weiteren Angriffen sür vollkommen gewachsen. — Berlin, 12. November. Die „N. A. Z." schreibt: Dem Gouverneur Leutwein ist der schon vor längerer Zeit von ihm nachgesuchtc Urlaub, nachdem nunmehr General v. Trotha den Oberbefehl auch im Süden de« Schutzgebiete» über nommen hat, bewilligt worden. Mit Rücksicht auf die im Schutz gebiete zur Zeit noch vorwiegenden militärischen Interessen wird General v. Trotha bi« auf weitere« die oberste Leitung der GouvernementSgeschäfte in Vertretung de» abwesenden Gouverneur übernehmen. Da Gouverneur Leulwcin in Uebercinstimmung mit seinen eigenen Wünschen al» Gouverneur in da» Schutzgebiet nicht zurückkehren wird, ist sür später der Generalkonsul in Kap stadt, von Lindcquist, al» sein Nachfolger in Aussicht ge- nommen. — Der deutsche Dampfer „Edith Hehne", der mit Eisenbahnmaterial befrachtet war, ist auf dem Wege nach Süd- westasrika gescheitert und »erlorcn gegangen. Die Besatzung wurde gerettet. — Oesterreich-Ungarn. Im ungarischen Parlament kündigte die Regierung die zweijährige Dienstzeit und eine weitere Dezentralisierung der Armee zugunsten Ungarn» an. — Südafrika. Die Leiche „Ohm" Krügers er fährt bei ihrer Ankunft in Südafrika eine besondere Ehrung. König Eduard hat den Wunsch auSgedrückt, daß sie bei ihrem Ein treffen in Kapstadt und Pretoria mit KönigSsalut begrüßt werte. Während der Beerdigung soll ein Trauersalut abgegeben werden. — Vom russisch-japanischen Krieg. Uebcr Port Arthur liegen nur wenige Meldungen vor, und die wenigen sind unzuverlässig. Die Londoner japanische Gesandtschaft erhielt keinerlei Bestätigung, daß Uebergabeverhandlungen im Gange seien. Nach Meldungen au« Tschifu soll Stössel um einen kurzen Waffenstillstand zur Beerdigung seiner Toten gebeten haben, wa« die Japaner abschlugen aus Grund de« angeblichen Mißbrauche« de« roten Kreuz-Abzeichens seitens der Russen. Stössel soll ent schlossen sein, die Festung bis Anfang nächsten Jahre« zu halten. Die Garnison sei durch da« Eintreffen von Vorräten in jüngster Zeit sehr ermutigt. Die japanischen Behörden in Tschifu erklären, Laß die Russen wegen des gut gezielten Bombardement« alle weiteren Versuche der Reparatur von Kriegsschiffen im Hafen ein gestellt haben. — Die japanische Regierung betreibt mit großer Beschleunigung die Vorbereitungen zur Bekämpfung der Baltischen Flotte. Alle Floltenoffizierc, die nicht an aktiven Operationen beteiligt sind und ihre Posten verlassen können, wurden nach Japan berufen, um von dort an vorher geplante Bestimmungsorte abzugehen. — So sehr auch über die tatsächliche Höhe der bisherigen Verluste im russisch-japanischen Kriege Ungewißheit herrschen mag, so viel gehl doch au» den vorliegenden Angaben übereinstimmend hervor, daß die japanische Armee, obwohl zu meist in der Offensive, erheblich geringere Verluste zu beklagen hat, al« der Gegner. Es wäre eitel Mühe, wollte man die Ur sache dieser auffälligen Erscheinung in einer Verschiedenheit der Infanterie- und Arlilleriewaffe oder in der taktischen Ucber- .legcnheit de« einen oder de« anderen Kämpfenden suchen. Wie die klimatischen und die territorialen Verhältnisse keinen Unter schied machen zwischen Russen und Japanern, wird man auch sagen dürfen, daß im großen und ganzen die rein militärische Ausrüstung und Ausbildung auf beiden Seiten sich die Wage hält. In einem Punkte erscheint dagegen der japanische Soldat dem russischen weit überlegen: in dem Verständnisse unk in der Erziehung für sanitäre unc hygienische Maßnahmen. Wa« da« Verhältnis der russischen zu den japanischen Verlusten so be deutend beeinflußt, ist die Hobe Sterblichkeit-Ziffer unter den Ver wundeten auf russischer Seite. Die vorzügliche Organisation und Leistungsfähigkeit des SanitälSwcsen» im japanischen Heere da gegen, die bekannte Nüchternheit und Bedürfnislosigkeit der japani schen Soldaten, vor allen Dingen aber die dem gemeinen Manne anerzogcne Vorliebe für Sauberkeit und Hygiene bringen e» zuwege, daß von den japanischen Verwundeten nur ein ganz geringer Prozentsatz dem Tode versällt. Augenzeugen der Operationen bei Liaujang und am Schaho wissen zu berichten, daß der japani sche Soldat eine cintretende GesechtSpause dazu benutzt, seine Kleidung und sich selbst zu säubern, daß er besonder« für Rein haltung der Unterkleider Sorge trägt. Gruppenweise sah man die Soldaten an Flußläufe, Brunnen u. s. w. mit dem Waschen ihrer Unisorm u. s. w. beschäftigt. E« bedarf nicht der näheren Darlegung, daß ein so an Ordnung und Reinlichkeit gewöhnter Soldat auch al« Verwundeter dem in dieser Hinsicht weniger Gebildeten überlegen ist und daß namentlich bei der ersten, selbst tätigen Behandlung von Wunden, Verletzungen u. s. w. ein au« sauberer Leinwand u. s. w. hergestellter Verband eine erheblich höhere Garantie für eine schnelle und glückliche Heilung gibt, al« ein Verband, dessen Bestandteile den Anforderungen der Hygiene nicht entfernt entsprechen. Auch unsere Soldaten, die an den Feldzügen teilgenommen haben, haben den hohen Wert der Rein lichkeit und Hygiene für den Feldsoldaten kennen und schätzen ge-