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HchönbilM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SO Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pi., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 2«. Mittwoch, den 25. Jamm 1882. "Waldenburg, 24. Januar 1882. Der deutsche Haudel und die deutschen Seestädte. Es mag heut am Platze sein, den Hansestädten gegenüber allen Spann und Streit ruhen zu lassen, damit an Stelle gegenseitiger Verbitterung immer mehr jenes Sich-Verstehen trete, dessen Nolhwendig- keit von de» Vertretern ver Hansestädte selbst so unumwunden anerkannt worden ist. Die große Prinzipienfrage ist ja entschieden, und auch die Zustimmung des Reichstags zu dem hamburgischen Anschlußoertrage ist gestern in dritter Lesung erfolgt; so bittere Schmerzen auch der Fall dieser „festen Burgen des Freihandels" unserem Fortschritt ver ursachen dürfte, so wird er sich doch wohl selbst sagen, daß solche Fragen, einmal aufgeworfen, zur Erle digung gebracht werden müssen, und daß Hamburg nicht hoffen kann, jemals günstigere Bedingungen zu bekommen. Run, auch wir sind bereit, das Kriegsbeil zu begraben, und an die Stelle des Parleikampfes das ruhige Zugeständniß treten zu lassen, daß auch der Gegner gute und berechtigte Gründe zu seinem Verhalten hatte. Was uns aber unverwehrt bleiben muß, das ist die Mittheilung und Geltendmachung aller solcher thatsächlichen Mo mente, welche unsere Auffassung bestätigen. Bekannt lich haben die fortschrittlichen Blätter sich um die unbequeme Thalsache, daß die Hansestädle für den directen Verkehr Deutschlands mit den Coloniallän- dern so wenig geleistet haben, immer herumgedrückl; die hamburgischen Blätter selbst konnten dies aller dings nicht und brachten nur allerhand abschwächende Erwägungen vor, blieben aber hiermit im Binnen lands ziemlich unbeachtet. Es ist daher wohl ange zeigt, über diesen Punkt einmal einiges zahlenmäßige Material beizubringen. Von unserer Gesammt-Einfuhr kommen 35,8, von unserer Gesammt-Ausfuhr 43,2 pCt. zur See; hiervon entfallen aber der Menge nach nur je 45,4 bezw. 55,4 pCt. auf die Freihäfen. Nun kann es aber einem Zweifel nicht unterliegen, daß diese Zahlen bei Weitem nicht unsern ganzen überseeischen Handel darstellen; derselbe wird vielmehr zum gro ßen Theile durch Vermittelung anderer europäischer Länder, namentlich Englands, betrieben. Ein gutes Bild hiervon erhält man durch einige Special-Ar tikel. Unser Kaffee kommt nur zu einem starken Drittel über Hamburg und Bremen, und auch diese Häsen beziehen ihn z. Th. nicht direct; die Nieder lande allein liefern uns '/« unseres Kaffeebedars's. Von unserer Baumwolle kaufen wir über 58 pCt. erst aus zweiter und dritter Hand. Noch schlimmer stellt sich dieses Verhältnis; bei der Wolle; 77 pCt. unserer Einfuhr fallen auf die überseeischen Produc- livnslünder, nur 9 pCt. aber sind aus denselben direct zu uns gelangt. Ganz ähnliche Zahlen ließen sich betreffs einer Menge anderer Artikel anführen. — Welches Maß von Vertheuerungen durch unnöthige Transporte, Lagerungen, Spesen und Handelsge winne wer en nicht auf diese Weise zu Gunsten des Ausland's auf die von uns verbrauchten oder verarbeiteten Artikel gewälzt! Allein für die oben angeführten drei Positionen sind im Jihre 1880 477'/r Mill. Nik. an das Ausland gezahlt worden, und sicherlich ist in dieser Summe manche Million enthalten, welche ebensogut von deutschen Kaufleuten, Rhevern rc. hätte verdient werden können. Daß solche Verhältnisse wünschenswerth und für unseren nationalen Wohlstand förderlich wären, wird Nie mand behaupten wollen, daß sie aber wenigstens zum Theil auf die Freihafenstellung der Hansestädte zurückzusühren sind, scheint unzweifelhaft. Wir entnehmen obige Zahlen dem „Export", welcher auch seinerseits sich bei deren Aufstellung allen Naisonnements enthält und nur die Zahlen sprechen läßt. Gewiß wird man sich freuen dürfen, wenn an die Stelle gegenseitiger leidenschaftlicher Anklagen diese ruhige Art öffentlicher Discussion tritt; wir unsererseits werden dieselbe stets vorziehen. Was aber den anderen Punkt betrifft, daß es nämlich nur einzelne Industriezweige seien, welche den Vortheil von der jetzigen Zollpolitik hätten, und daß vielleicht ebenso viele andere durch dieselbe be- nachtheiligt würden, so glauben hieran, wie wir einleitend augedculet haben, unsere Gegner selbst nicht recht. Es mag ja wohl sein, daß noch in manchen Punkten nachgebessert werden muß, und daß auch der durchdachteste Tarif immer noch ein zelnen Branchen Grund zur Beschwerde übrig läßt. Aber die Erfahrung ist ganz und gar auf unserer Seite, wenn wir unsere fröhliche Hoffnung ausspre chen, daß der eingetrelene Aufschwung sich in nicht ferner Zeit als ein allgemeiner Herausstellen wird. Unsere Gegner müssen sich, wie gesagt, für den schlimmsten Fall eins Nückzugslinie öffnen, und da- f rum fangen sie jetzt an, den unbestreitbaren That- sachen mehr Rechnung zu tragen; aber sie wissen selbst sehr gut, daß der etwa nothwendige Rückzug dennoch zur vollständigen Deroute werden würde. Darum der verzweifelte Ansturm, der eben jetzt wieder unlernommen worden ist. "Waldenburg, 24 Januar 1882. Politische Runs schau. Deutsches Reich. Der Reichskanzler Fürst Bismarck soll, wie aus s Berlin geschrieben wird, wirklich recht unwohl sein. Es ist ihm ganz unmöglich, das Zimmer zu ver lassen und sich mit schriftlichen Arbeiten zu befassen. Sein Schwiegersohn Gras Kuno zu Rantzau, der bereits mit seiner ganzen Familie seit längerer Zeit im Reichskanzler-Palais wohnt, ist der einzige, der ihm gegenwärtig Vorträge hält. Fürst Bismarck empfängt täglich mehrmals den Besuch seines homöo pathischen Arztes Or. Zwingenberg. Der Entwurf des Tabaksmonopols soll, bevor derselbe an den Bundesrath gelangt, den Bundes regierungen zur Kenntnißund Prüfung zugehen. Dis im Entwurf ausgeworfene Entschädigungs summe soll, wie verlautet, gegen die Hälfte derjeni gen Summe (von 687 Mill.) betragen, welche vom Referenten des Tabaksmonopols für nolhmendig be funden worden ist. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt sich mit Begeisterunng für die vom Frhrn. Fechen- bach angeregte Bewegung, Bauern, Handwerker und Arbeiter zu eben so vielen Gruppen zu sammeln, welche dann bestimmenden Einfluß auf die Gesetzgebung gewinnen. Diese Bewegung liege in derselben Richtung, in welcher sich die Social politik der Neichsregierung bewegt. Es ist jetzt rm Werke, den einzelnen deutschen diplomatischen Vertretungen im Auslande, zunächst in Paris und Washington Bautechniker beizu geben. Der Plan gehl vom preußischen Arbeits- mimsterium aus und soll vom 1. April ab zur Aus führung gelangen, falls der preußische Landtag die dazu nölhige» Mittel bewilligt; im Etat sind 30,000 Mk. dafür verlangt. Der Zweck dieser neuen Posi tion ist, zuverlässigere und vollständigere Nachrichten, als bisher, über die in andern Staaten ausgeführten und geplanten besonders wichtigen Bauten und über die dort auf dem Gebiete der Bautechnik gemachten Erfahrungen und Erfindungen zu erlangen. Der Lehrer Berhard Förster und der Redacteur Henrici sind von der ersten Strafkammer des Ber liner Landgerichts wegen Beleidigung des Berliner Magistrats zu je 300 Mk. Strafe verurtheilt worden. Oesterreich. Der Wiener Bürgermeister Or. v. Newald hat am 22. d. officiell seinen Rücktritt erklärt. Eine Meldung aus Trebinje sagt: Bei Bilek fand ein heftiges Gefecht einer Compagnie des 67. Regiments Schmerling mit Asman Bey statt. Bei der Verfolgung ließen die Aufständischen mehrere Verwundete zurück. Unter den Todlen soll Sveto zar Angyelits sein. Metkowisch ist behördlich sistirt worden. Der Güterverkehr von Mostar nach Sera- jemo ist wieder freigegeben worben, da die Straße ganz sicher ist. Fran-lrerch. Der ausgebrochene Börsenkrach hat unter den Rentenbesitzern, welche nun plötzlich ihre mühsam gemachten Ersparnisse gefährdet sehen, eine große Erbitterung hervorgerufen. Man beschuldigt die Regierung, daß sie dem Treiben zu lange ruhig zu- s gesehen habe. Griechenland. Es bildet eine seltsame Erscheinung in der Welt geschichte, daß gewisse Ereignisse immer nur, wenn man so sagen darf, paacweis auftreten. Vor Kur zem machte bekanntlich in Wien ein herabgerom- mener Mensch auf den russischen Botschafter von Oubril einen Angriff, indem er ihm eine» Stein in die Equipage warf, und weiter wird nun von einem ähnlichen Attentat auf das griechische Königs paar berichtet. Ein schwerer Stein wurde in den königlichen Salonwagen geworfen, als der Zug mit dem heimkehrenden Königspaar in den Athener Bahnhof einlief. Bei dem Wiener wie bei dem Athener Vorfall handelt es sich ersichtlich um Aus schreitungen völlig unpolitischer Natur. Egypten. In Kairo wurde von einem Deutschen, welcher einer Truppe angehört, die Wachsfiguren ausstellte, ein : egyptischer Soldat thätlich angefallen. Darauf rottete sich ein aus mehreren hundert Menschen, darunter auch einigen Soldaten bestehender Volks haufen zusammen und mißhandelte die Truppe. Die Consularbehörden schritten ein, worauf die Auf regung nachließ. — Der deutsche Consul von Tresckow hat bei den Behörden eine Beschwerde eingereichl, weil die bei dem Tumulte gegen die deutschen Wachsfigurenhändler anwesende Polizei er unterlassen hat, rechtzeitig einzugreffen. Amerika. In New-Jork sind 14,000 Juden via Hamburg angemeldet. Die Comilös warnen vor unterschied- loser Einwanderung. Nur tüchtige Handwerker haben gute Aussicht und die giebl's unter den Juden so gut wie nicht. Aus dem Muldeuthale. "Waldenburg, 24. Januar. Auf die schon mehr fach erwähnte, von den Gewerbevereinen zu Wal denburg, Penig, Crimmitschau, Werdau und Hohen stein an den Reichs-Commissar für die Australischen Weltausstellungen 1879/80, Herrn Geheimen Ne ie- rungsralh Professor vr. Reuleaux gerichtete Dank adresse ist gestern bei dem Vorsitzenden des hiesigen Gewerbevereins folgende Antwort cingegangen: „An den Gewerbeverein zu Waldenburg! Der vercyr- liche Gewerbeverein in Waldenburg hat mir mit seinem geehrten Schreiben vdm 17. dss. Mts. eine sehr freundliche Adresse der Gewerbevereine in Wal denburg, Penig, Crimmitschau, Werdau und Hohen stein übersandt und mir damit eine sehr große Freude bereitet. Ich bitte den geschätzten Vorstand