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U iE 54. Jahrgang. Mittwoch, den 4. Mai 1904. Nr. 102. Erscheint Iustvate jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und MDM MM -M 'M M^ nehmen außer der Expedition auch die Austräger aus tostet durch die Austräger pro Quartal Mk. MM M^ M MM Mv M dem Lande entgegen, auch befördern die Annonce«- durch die Post Mk 1,82 frei in'S HauS. V i M V Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohensteiu-Grusttlsal, GüvrlmMvitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Ämgenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, GMa, Mttelbach, Ursprung, Erlbach- Mchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. L für das Königliche Amtsgericht ««- den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal Orgcrrr iller Gerneirröe-Verwcrlturrgerr ösB urnliegenöeir Ovtschcrftsrr. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einschätzung zu den Gemeindeanlagen den Beitrags» pflichtigen bekannt gegeben worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in 8 31 der Gemeindean lagenordnung sür die hiesige Stadt alle Personen, welche hierselbst ihrer Steuerpflicht zu genügen haben, denen aber die Steucrzettel nicht behändigt werden konnten, hiermit aufgeiordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme zu melden. Gleichzeitig wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Entscheidungen auf etwaige gegen die Ttaatseinkommenfteuer erhobene Reklamationen ohne Weitere- auf die Gemeindeanlagen Anwendung finden, eS daher ei«er besonderen Rekla mation gegen die städtische Steuer nicht bedarf. Hvheusteiu Ernstthal, den 2. Mai 1904. Der Stadtrat vr. Polster, Bürgermeister. St. Das Schulgeld, FortbildungSschulgeld und dasjenige für fremdsprachlichen Unter- richt auf die Monate April bis mit Juni lfd. Js. ist nunmehr längsten- bis MM 21. Mai 1904 an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzusühren. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, den 2. Mai 1904. vr, Polster, Bürgermeister. St. Nachtrages zum ReichShauShaltS-EtatS und zum HauShaltS-Etat sür die Schutzgebiete aus daS Rechnungs jahr 1903; Bekanntm., betr. die Vereinbarung erleichternder Borschriften für den wechselseitigen Berkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschlands und Luxemburgs; 2., das 5. Stück vom diesjährigen Gesetz- und Uerorbnung-blatte für da- König reich Sachsen, enthaltend: Bekanntm., die Genossenschaft für Berichtigung des Wasserlaufes der Mauda« in den Fluren Pethau und Hörnitz betr.; Bekanntm., die Ausdehnung des Geltungsbereichs der OrtStaxe aus Nachbarpostorte betr.; Gesetz, daS Aufrücken der Richter in höhereGehaltSklassen betr.; Berordn., da- Dienstalter der Richter betr. Diese Gesetzblätter liegen im Rathause, Zimmer Nr. 1, 14 Tage lang zu jedermanns Ein- sicht aus. Stadtrat Hohenstein Ernstthal, den 2. Mai 1904. vr. Polster, Bürgermeister. We. ES sind bei unL eingegangen: 1., Rr. 16 bis 18 des diesjährigen Reichsgesetzblattes mit folgendem Inhalte: Gesetz, betr. die Rechtsstellung des Herzoglich Holsteinischen Fürstenhauses; Gesetze, betr. ^ie Feststellung je eines zweiten Krkimntmachtmg. Der am 30. April 1904 fällig gewesene 1. Termin Einkommens und ErgänzungSsteuer ist spätestens bis zum 20. Mai 1904 an die hiesige OrtSsteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf der bezeichneten Frist wird gegen Säumige das BeitreibuugSversahreu eingeleitet werden. GerSdorf, am 2. Mai 1904. Der Gemeindevorstand. Göhler. Ae MuWiW in st. Lonis. * Die Weltausstellung in St. LouiS ist, nachdem die mit echt amerikanischer Betriebsamkeit und Gffchick- lichkeit inszenierte Reklame schon seit Jahren dasür ge- sorgt hatte, daß die zivilisierte Welt sich fast rnauS- gesetzt mit den P änen und den Borbeitungen zur Weltausstellung beschäftigte, nunmehr in feierlicher Weise eröffnet worden. Die E öffnung zeigte, nach den telegraphischen Nachrichten, die darüber aus St. Louis zu uns gelangt sind, in einer Beziehung da! typische Bild aller WeltauLst, Hungen, daß sie nämlich am Tage ihrer Eröffnung noch erstaunlich weit vor ihrer Vollendung sind. In dieser Beziehung ist die Ausstellung von St. LouiS dem Charakter aller Welt- auSstellungen treu geblieben. Nack zwei anderen Richtungen hin aber wies die Eröffnung der Aus- stellung von St. LouiS echt amerikanische Züge aus. Einmal stand die Eröffnung im Zeichen des Zeitalters der Elektrizität, denn die Ausstellung wurde auf ein Zeichen, welches Präsident Roosevelt in Washington durch Druck aus den Knopf einer elektrischen Leitung gab, eröffnet. Und zweiten- stand die Eröffnung im Zeichen des Zeitalters des Dampfes, denn von den Ausstellungszügen, welche die Riesenmassen der Be sucher nach St. Louis befördern, ist bereits einer vor der Eröffnung entgleist und dieser „echt amerikanische" Zug" hat zahlreiche Opfer gefordert. Im „Lande der unbegrenzten Möglichkeiten" ist eben alles großartig, selbst die Unglück-fällel Echt amerikanisch ist die Ausstellung in St. Louis auch durch die ungeheuren Mittel, welche sür sie zu- Versitzung standen durch die dementsprechende Massen- Hastigkeit dessen, was auf der Ausstellung geboten wird. 100 Millionen Mark beträgt die finanzielle Basis, auf welcher die Ausstellung aufgebaut ist; daS ist nahezu dreimal so viel, als jemals sür eine Welt- auSstellung zur Beifügung gestanden hat. Echt amen- kanisch ist endlich auch die bunte Mannigfaltigkeit dessen, was die Schaulustigen in St. Louis zu sehen und auch zu hören bekommen werden. Industrie, Kunst, Wiflenschast und Vergnügen wirken dort zu- sammen, um ein sehr abwechselungsreiches, aber viel- leicht auch etwas kunterbuntes Gesamtbild zu erzeugen. Die Amerikaner haben sich mit der Kunst und Wissen schaft nicht begnügt, sondern sie wollen die Ausstellung gleichzeitig zu einer Art wissenschaftlicher Zentralstation machen, indem sie sich Gelehrte aus fast allen Gebieten des Wissens und Forschens verschrieben haben, die in einem eigens dazu bestimmten Gebäude ihre Borträge halten solle». Daß aber eine noch bedeut samere Rolle als Industrie, Kunst und WissenMs die Vergnügen in aller« Gestalten, jene Wel, in der man sich nicht langweilt, spielen werden, dafür bürgt eben der Umstand, daß die Ausstellung in Amerika stattfindet. Inwieweit in St, LouiS das Beiwerk den eigent lichen Kern der Ausstellung zurückdrängen wird, das wird man füglich abw^rten und mit seinem Nrt.il bis doh n zurückhallen müssen Man hat nach dieser Richtung hin bei den letzten Weltausstellungen nicht die allerbesten Er- Zahlungen gemacht, und im Zusammenhang damit ha: sich der SuSstellungseifer nicht nur bei uns, iondern auch in den anderen Ländern Europas stark abgekühlt. In vcr „neuen Welt", in Amerika, ist diese Ablühlunz allem Anschein nach noch nicht eingetretcn, denn allen Berichten zufolge hat man in dem ganzen Gebier der Vereinigten Staalen von Amerika mit fieberhaftem Eifer zur Aui- stellung in St, LouiS gerüstet. Den Amerikanern fehl! das, was den Kern de- Wesens der meisten europäischen Nationen bildet, die alte Kultur, auf der sich die gleich mäßige und fortschreitende Entwicklung der Nationen auf baut, es liegt im Wesen des amerikanischen Volke-, dem eben d'e alte Kultur fehlt, daß ihre Entwicklung eine spruiighaste ist, daß fie eben deshalb von Zeit zu Zeit das Bedürfnis empfinden, gleichsam eine Messung dieser, >n unaufhaltsamem Fluß befindlichen neuen Kultur vor zunehmen. Als solche VermesiungSstationen können die Weltausstellungen gelten. ES ist bekannt, daß die Ameri kaner zu einer Ueberschätzung ihrer neuen Kultur neigen, and in diesem selbstbewußten Kraftgesühl hoffen sie, wie fie auf dem amerikanischen Kontinent in politischer Be- ziehung ihre selbstherrliche Monroe.Doktrin durchgesetz: haben, auch in wirtschaftlicher Beziehung die anderen Na tionen aus dem Felde schlagen zn können- Aber gerade die Ereignisse der letzten Jahre — wir erinnern nur ar- den Krach des SchiffahrtStrusts und des Stahltrusts — haben dem Glauben an die unbegrenzten Möglichkeiten im Lande der AankeeS einen starken Stoß versetzt, und wir sehen dem industriellen Wettbewerb in St. Lo^iS, an dem sich von den europäischen Rationen in erster Reih-. Deutschland und England beteiligen, ohne sond rliche Be- lorgniffe entgegen Im übrigen liegt in diesem gesunden Wettbewerb der freilich nicht allein in den Weltausstellungen, aber doch auch in diesen, seinen Aukdruck findet, ein wertvoller Ansporn zum wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritt Und wenn man auch von der allzu optimistischen An rchaunng zurückgekommen ist, welche in den Weltaus stellungen eine Art praktischer Friedenskongresse feierte, so darf doch ihre Bedeutung für die Förderung inter- nationalen Verstehens und internationaler Verständigung nicht geleugnet werden- lieber Einzelheiten bet der Einweihung- Mrierlichkeit wird dem „Lok. Anz" noch «o» St. Loni- telegraphiert: Dre Au-stellung-eröffnuog «ar ein Feiertag all; Geschäfte waren geschloffen, die Stadt mit Flaggen geschmückt. Heiß bräunte die Sonne hernieder. Ans dem An-stellungtgelände war eine schlichte Tribüne am Fuße des Lomfiana-Denk- mal- errichtet. Dort saßen die Würdenträger -e- Au-stellung-komiteeS in weitem Kreise von einer unge heure« Menschenmenge, fast einer halb n Million Zu schauer, umgebe». In der nächsten Näh: der Tribüne waren primitive Sitze für die Ehrengäste, die fremd- ländische» Kommissare, die Presse vorgesehen Wenig äußerer Schmuck wenig militärisches Gepränge war zn sehen. Nur Kavallerie und eive Abordnung schwarzer P ilippmo-Soldaten, die für der» Krieg-Minister Tait, den Vertreter Roosevelts, Ehrenplätze bilden, waren da Taft sowohl, wie der Präsident der Ausstellung, FranciS, und Bürgermeister Rolla Wells wurden jubelnd mit Pfeifen urd Klatschen begrüßt. Wenig Uniformen wurden bemerkt, die bürgerliche Kleidung! »ar vorherrschend. Geheimrat Lewald und der deutsche Konsul waren in Gala. Auch eine preußische Offi zier-uniform war sichtbar. Ein herrliche- Bild bot die Umgebung der prächtigen, malerisch gelbwcißen Gebäude, die teilwrise vm Menschen besetzt waren. E- »,r ein eindruck-voller Moment, als daS eröffnende Vaterunser de» Geistlichen von der tausendköpfigeo Umgebung murmelnd nachgesprochcu wurde, und alt Präsident Franc'-, nachdem er diese- Friedeaswcrk als die Erinnerung-feier einer friedlichen Slraogevschast begeistert begrüßt hatte, den goldenen Schlüffe! der Aa-stellnog erhielt Sousas Orchester und ein großer Frauenchor belebten da» Fest musikalisch. Der eigen artige volk-festliche Charakter de» Ganzen, die typiche amerikanische Natürlichkeit und Zwang-losigkeit zeigt: sich selbst im o'fiz ellen Zentrum der Feier. Im letzten Augenblicke erfolgte eive Aevderung des Programms, indem anst.tt de- mexikanischen Vertreter- der franzö sische Kommissar Lagrave als Vertreter de» Laudct. welche- als zweite- die Emladunz zur Äu-stellang, angenommen, sprach Ermüden» lang wirkten einige folgende Rede». Die glänzendste Rede wurde vom Krieg-Minister Tatt gehalten, der den inneren an: äußeren Wert der Weltausstellung in weiten Gesichts punkten würdigte. Um 1 Uhr geriet Bewegung in die Menge, als mau d,S Heran! mmen de- ent'cheidend-'- Moments spürt: Präsident Frasci- trat an den gold - neo telegraphiichen Taster, um dem Präsident-» Roosevelt, der im Weißen Hause, umgeben vom Ministerium und dem d plomatischen Korps, wart te, »ie Eröffnung der Au-stellung avzuküvdigen. Ani sämtlichen Gebäuden werden Flaggen entrollt, die Kaskaden springen. Die Nationalhymne schloß di- Feier. Im Anschluß hieran erfolgte ein buntfarbiger interessanter Umzug typischer Figuren der Vergnügung!. auSst llunz, Völkerschaften usw. Schließlich begrüßte der ReichSkomwiffar Lewald die Ehrengäste, unter anderen den chinesischen Prinzen Pu-Lun am Fuß- deS bronzenen Adlers in der Kunftgewerbehalle der deutschen Abteilung, die allein bezüglich der dekora- tiven Ausstellung ein Bild der Vollendung zeig». So bot Deutschland den ersten offiziellen Empfang." Sächsischer Landtag. Dresden, 2. Mai. Die Zweite Kammer genehmigte zunächst die Errichlung neuer Sleparaturftäude für Lokomotiven. Abg. Engelmann - Mülsen (kons.) erstattete dann den Deputationsbericht über die Petition deS Bundes für Handel und Gewerbe, S>tz Leipzig, den 8 3 deS Gesetzes vom 10. September 1870 dahin ab zuändern, daß die Schaufenster an Sonn- und Festtagen auch während der Zeit, in welcher der öffentliche Handel verboten ist, nicht geschloffen zu werden brauchen. Die Deputation ist der Ansichr, daß derartige veraltete Bestimmungen zu beseitigen fsiod, und beantragt deswegen, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Abg. Behrens-Niederlößnitz (kons.) begrüßt deu DeputaiionSantrag mit Freude und gibt seiner Ver wunderung darüber Ausdruck, daß die Regierung sich bei diesen Verhandlungen so ablehnend verhalten habe. Abg. Or. Bogel-DreSden (nat.-lib.): In anderen Ländern ist man längst zu der Ansicht gelangt, daß daS Offenhalten der Schaufenster die Sonntagsruhe keineswegs stört. ES ist erwünscht, daß auch bei unS diese Ueberzeugung durchdringt. Der Deputation-antrag wird einstimmig an genommen. Nach der folgenden Genehmigung deS Etats deS BraunkohleuwerkeS Leipnitz referiert Abg. Schieck (nat.-lib.) über das Kapitel Landes- lotterte. Er nimmt Gelegenheit, die vielfach kolportierte Auffassung zu widerlegen, als ob Sachsen die Veranlassung zu dem neuen preußischen Lotterie gesetz gegeben habe und beantragt namens der Deputation, die Einnahmen der Landeslotterie mit 45 660000 Mark nach der Vorlage zu genehmigen, die Ausgaben, jedoch ausschließlich Tit. 7s, Wohnung-- grldzuschuß betreffend, mit 41389 715 Mark, darunter 2400 Mark transitorisch, nach der Vorlage zu be willigen. Die Kammer tritt diesem Anträge ohne Debatte einstimmig bei. Der Berichterstatter reseriert dann noch über zwei Lotterieplüne, die dem Landtage zugesandt worden sind und von denen der eine jedes Los ge winnen lasse. (Heiterkeit. Bravo!) Die Kammer beschließt, da eine Aenderung in der Organisation der Landeslotterie nicht in Aussicht genommen sei, die beiden Eingaben aus sich beruhen zu lasten. Schließlich werden die Einnahmen der all gemeine« Kaffenverwaltung 1904/05 mit 1871400 Mark ebenfalls debattelos genehmig». Nächste Sitzung: morgen, Dienstag, vormittag- 10 Uhr. Tagesordnung: Rechenschaftsberichte. Deutscher Reichstag. Berlin, 2. Mai. Die zweite Beratung deS Etat- wird bei de« Zölle» und Verbrauchssteuer« fortgesetzt. Bei den Zöllen hat die Kommission den Einiiahmevoran- ichlag um 20 Millionen Mark erhöht, bei der Zucker steuer um 10 Mill onen Mark, bei der Branntwein- und Maischbottichsteuer um 2 Millionen Maik. Abg. Hug (Zentr.) bittet um Wiederherstellung des BerrdtlungSverkehrs an der badifch-schweizerischen Grenze mit Papierwaren bei Abschluß eines neuen BertraMmit der Schweiz. Staatssekretär Frhr. v. Stengel erwidert: Eine Revision des ZollvereinSgesches pi beabsichtigt und werde tunlichst dejchleunigt werden; dabei werde auch eine Regelung des BeredelungSverkehrs eifolgen. Abg. Dr. Paasche (nat.-lib.) weist darauf hin, daß die Badgstkommission, um die Zuschußanleihe zu beseitigen, einmal die obenerwähnten Erhöhungen von