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WMmier CMÄM. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und lostet durch die Expedition und durch die Träger Mk. I.2ö, durch die Post Mk. lö«. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vormittag II Uhr, sowie die Austräger, desgleichen alle Annoncen-Expednivnen zu Originalpreisen entgegen. WOiii-WW, AeckWih, Akti-LitklNDitz, kerÄols, vcrmsiiNs, LiiPii rc. Arntsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Nr. 75. Sonntag, den 16. Mai 1886. 36. Jahrgang. Witterungs-Aussicht auf Souutag, den >6. Mai: Frischer Westwind, veränderliche Bewölkung, zeitweise Rege,» und wenig Aendernng der Temperatur. Die Entrichtung der Communanlagen betreffend. Der am 15. Mai dieses Jahres fällige II. Termin Communanlagen ist spätestens bis zum!il. Mai d. I. bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an unsere Stadlcassen Einnahme zu entrichten. Hohenstein, am 14. Alai 1886. Der Stadrrath. Pfotenljaner, Brgrmstr. Beck. Engrsgelchichtr. Hohenstein, den 15. Mai 1886. Die grichische Krisis hat in den letzten Wochen die Aufmerksamkeit Eulvpas für sich allein in An spruch genommen. Bian vergaß über den Schalks streichen eines Delyannis uno den Forderungen der Mächte alle die anderen Orientstaaten. Nachdem in Athen eine Wendung zum Bessern eiugetrelen, treten die Angelegenheiten in Bulgarien, Beachtung er heischend, wieder hervor. Rnßlund verfolgt anscheinend jetzt eine andere Tactik als ehedem. Es begnügt sich nicht mehr da mit, durch die osficiös iwpinrten Organe die Zu stände in Bulgarien als vollständig unhaltbare dar- zustellcn, sondern es sucht auch au den europäischen Höfen die freundschaftlichen Gesinnungen für den Fürsten Alexander zu beeinflussen. Wie weit dies der russischen Regierung bis jetzt gelungen, entzieh! sich jeder Erforschung, aber es sind Symptome vw- handen, die eine Deutung in dem angegebenen Sinne nicht nnr zulassen, sondern sogar wahrscheinlich machen. Vor einigen Tagen brachten die Moskauer „WjedomosU", ein BlaN, welches sich am »»versöhn- listen gegen di- jetzige Regierung in Bulgarien ge- berdet, eine Correjpondenz aus Sofia, in welcher die russischeu Leser allerhand erbauliche Dinge vom Fürsten Alexander und den Vorgängen in, Fürstenthum zu hören bekamen. Hier einige Proben aps der Korre spondenz: „So hat Herr Karawelow, - der „unz-r- trennliche" Genosse des Fürsten, diesem den ihm rin längst verliehenen und von ihm angenommenen Alexander-Ordeu zurückgeschickt und sich überhaupt von ihm völlig loegcsagt. „Mich." schreibt der Korre spondent, „setzt das nicht in Erstaunen, denn Kara welow ist ern Bulgare, der nicht umhin kann, sein Vaterland zu lieben." Der Fürst blicke aber aus Bulgarien als auf eine „milchende Kuh," ans ein Mittel, seine Eigenliebe und seine Ruhmsucht zu be friedigen. Da habe der Fürst sich ganz einer Clique ihm ähnlicher Abenteurer ergeben, welche mit seiner Unterstützung in ihrem Leiborgan Rußland schmäht. Alles dieses, sowie eine unbezähmbare Ehrsucht dürf ten Karawelow, wie verlautet, veranlasse», seine De mission bis zur Eröffnung der Volksversammlung zu geben. Sollte er wirklich von der Bühne Mreten, so dürste Radoslawow sem Nachfolger werden." So lange nnn ein Hanptorgan der Pauslavisten solche Dinge zum Abdruck bringt, mag Fürst Alex ander sich mit Recht darüber belustigen. Anders aber sieht die Sache aus, wenn die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" diese Auslassungen repro ucirt, ohne sie jedoch zu commentiren. Da rechtfertigt sich allerdings die Frage des „B. T.": „Sollte man in der Wilhelmstraße (in welcher sich bekanntlich das Reichskanzlerpalais befindet) wieder einmal das Be dürjmß fühlen, nach Petersburg hiu ein freundliches Gesicht zu zeigen?" Die Anwesenheit des Czaren in Livadia scheint auch dazu ausgenntzl worden zu sein, um das Au- seheu des Fürsten Alexander bei den Türken zu er-l schlittern. Man wird sich erinnern, daß vor der Ankunft des Czaren in Lwadia eine Reise des Fürsten' nach Constanllnopel projectirt war und vielfach be sprochen wurde. Diese ist nun aufgegeben oder we nigstens all calonckaa graveus verschoben seit Edhem Pascha, der außerordentliche Gesandte des Sultans in Livadia, sich bewogen fand, bei seinem Herrn die Wünsche Rußlands nach dieser Richtung hin zu ver treten. Die russische Regierung hat ein unzweifel hafteres Interesse daran, den Fürsten Alexander voll ständig zu isoliren. Ist ihr dies gelungen, dann wird der Zeitpunkt gekommen sein, in welchem die russischen Agenten in Bulgarien ihre eifrig fortgesetzte Maul- wurssarbett mit der Erregung eines sürstenfeiudlichen Putsches kiönen, der Rußland die ersehnte Gelegen heit zum Einmarsch giebt. Soweit sind die Russen allerdings noch nicht, aber sie arbeiten unablässig an der Erreichung dieses Zieles. Es wird zwar dementut, daß es der rus- .sischen Politik gelungen sci. den Battenberger in der Gunst des Sultans herabzusetzen; aber ebenso begegnet die Nachricht, daß allen amerc-n Meldungen zum Trotz die Reise des Fürsten Alexander nach Kvnstau tinopel in kurzer Zeit stalthaben werde, großen Zweifeln. Man mag nicht Unrecht haben, wenn man die verstärkte Aelion Rußlands gegen den jungen Fürsten lediglich auf den unbezwinglichen persönlichen Anta gonismus des Czcnen gegen den Fürsten znnickführt So wenig sich auch dec Fürst zu dem Kaiser von Rußland hingezvgeu fühlen mag, so sehr Hai er die Nnthwendigkeit erkannt, eine Ausföhnnng anzubahnen und nichlS unversucht zu lassen. Damit hing auch der Besuch seines Vaters, des Prinzen Alexan der von Hessen, am Wiener Hoke zusammen, welch' letzterer, wenn überhaupt um seine Vermitte lung angegangen, von vornherein die Aussichtslosig keit einer solchen elkennen mußte. Schon die Haltung, welche die russische Diplomatie iu Wieu gegenüber dem Vater des Batteuberges beobachtete, war ein Beweis hierfür. Aber wenn auch der Fürst und ein Theil der bulgarischen Bevölkerung diesen thalsäch- lichen Stand der Dwqe kennt, — der breiten Masse des bulgarischen Volkes dücfteu dieselben fremd ge blieben sein. Gerade diese aber ist es, welche die panslavistischeu Wühler bearbeiten und bei ihnen Rnssenfreundlichkelt zu erwecken, ist ihr Ziel, das sie aller redlichen Bestrebungen des Fürsten ungeachcet am Ende erreichen mögen. Deutsches Reich. Hinsichtlich der Auslegung und Anwendung des Gesetzetz über die Freizügigkeit vom Jahre 1867 waren von Preuße» verschiedene Anträge au den Buudesrath ergangen. Dec letztere hat nun, wie berichtet wird, beschlossen, vor weitere, Beschlagnahme über den preußischen Antrag den Reichskanzler zu ersuchen, Erhebungen darüber zu veranlassen, nach welchen Grundsätzen in de» einzel nen Bundesstaaten bei Festsetzung der eorrectionellen Nachhaft auf Grund des 8 362 des Strafgesetz buches für das Deutsche Reich verfahren wird, ins besondere auch, ob und in wie weit Anweisungen »ach der Richtung ergangen sind, daß die Dauer der Detentiou im Falle' erstmaliger Uebermeisung auf eine vorgeschriebene Minimalzeit und bei jeder späte ren Ueberweisung entsprechend höher bis zu der gcsetzl'ch zulässigen Maximalzeit von 2 Jahre» zu bemessen ist. Die Ausschüsse des Bundesrathes sind mit der Berathung der Branntweinsteuerlage am Donnerstag nicht zu Ende gekommen. Weitere Verhandlungen sind noch ini Zuge; man meint, daß am Sonnabend (heute) die Beschlußfassung erfolgen werde. Die Commission des preußischen Abgeordneten hauses für die Borberathung des Gesetzentwurfes, betiesfend de» Präcipualbeitrag Preußeos zum Baue des Nord-Ostseecanals im Betrage von 50 Millionen, hat in ihrer vorgestrigen Abendsitzung die Vorlage nach dreistündiger Discussion mit allen gegen eine Stimme (des Centrumsabgcordnetcn Szmula) ange nommen. De» Gegenstand der Discussion bildete hauptsächlich die von verschiedenen Seilen behanptete Schädigung der rheinisch-westfälischem und ober- schlesischen Montanindustrie durch den Nord Ostsec- canal für den Fall, daß nicht gleichzeitig der Dort- nnwd-Emshafcm- und Over-Spreccanal gebaut werde. Die Abgg. Hammacher und Letocha stimmten schließ lich bedingungslos zu, während der Abg. Szmula mit Nein stimmte, weil Minister v. Bötticher die ver langte Erklärung nicht abgab, daß der Oeer-Spree- crnial auch nach Ablehnung des Dortmund-Emscanals gebaut werden solle. Nach einer Mittheilnng v.i schiedener Blätter soll die französische Negierung beabsichtigen, einen Agenten nach Deutschland zu schicken mit dein Anf- trage, Sumnumg für die geplante Weltausstellung im Jahre 1886 zu machen nud die deutschen Unter nehmer zur Betheiligung an derselben zu bewegen. Soweit wir die Ansichten der deutsche» Industriellen kenne», schreibt die „Post", herrscht auch nicht die geringste Neigung vor, die Pariser internationale Ausstellung zu beschicken und wir möchten dein fran zösische» Agenten vorher sagen, daß seine Bemühnn- gcn vergeblich sein werden. Ocsterreich-l.ngarn. Im ungarischen Abge- ordueienhause wurde am 12. d. M. die Landsturm- Vorlage vollständig erledigt. Der Gesetzentwurf ist aus der Debatte des Abgeordnetenhauses mit mehr fache» Modificaticmeu hervorgegangen, die z»meist jene» Aeuderuugen entspreche», welche an demselben im österreichischen Abgeordnetenhanse vorgetwmmen wurden. Dieselben betreffen den internationalen Rechtsschutz, die constituttouelleu Garantien vei der Einberufung des Landsturmes, endlich die Embleme und die Commandosprache. Hinsichtlich der letztere» ist bcme,ke»swerth, daß die Forderungen Kroatiens bezüglich der kroatischen Cvm mandosprache bei den L mdsturm - Abtheilunge» dieses Landes die möglichste Berücksichtigung gefunden haben, lieber die. ans der Bildung des Landsturmes er wachsenden Kosten beobachtete das Ministerium in» Plenum des Haases dieselbe Zurückhaltung, wie die österreichische Regierung; doch ist der Houvedmiuister, Baron Fajarvari, im Club der liberalen Partei in dieser Richtung weitergegangen. Nach den von ihm dort gemachten Aeußeruugen würde das ungarische Budjet durch die Kosten der Evidenzhaltung des Landsturms dauernd mit jährlich 230000 fl. berech net. Die Zahl der landsturmpflichtigen Männer in Oesterreich-Ungarn soll vier Millionen weit über- schreicen. Da jedoch zur militairischen Ausrüstung eine nur weit geringere Anzahl beabsichtigt ist (auf Ungarn entfielen davon 200000 Mann), so würden