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Nr. S«. Donnerstag, de« »8. April 1004. ^ Jahrgang. Sächsische Dolksmtung ^ ^„s„atr werden die Ngewalieue PelilzeUe oder deren Raum mit »rsch,Int täglich nach«, mit Ausnahme der E»mr> und ffesttaae. ^ ^ ^ ^ ^ >nf berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. (Inabbängige; Tageblatt kür lllabrbeit. llecbt u.freibeit. mit Ausnahme der E»nn> und ffesttaae. ierteijShrl. 1 M». SV Pf. (ohne Bestellgeld), «et stalt. It. ZeitungSpreiSl. «tnz ' autz^er?eutschen Poslanstali. It. ZeitungSpreiSl. ittn,einummer 10 Pf. ! RedaktionS-Sprechstunde: H—L Uhr. llnabbängige; Tageblatt kür lllabrbeit. llrcbt u. freibeit. Die Reform der Portotaxe für Pakete. In der Budgetkommission des Reichstags ist man bestrebt, das Reich durch höhere Einnahmen von der für die kommenden Jahre drohenden Defizitnot zu befreien. Bereits sind verschiedene Vorschläge gemacht worden; an die Einführung neuer indirekter Steuern ist nicht zu denken. Der Reichstag selbst hat sich durch die beiden neuen Flotten gesetze den Weg hierzu vermauert. Das Gebiet der direkten Besteuerung aber must den Einzelstaaten überlassen bleiben, sonst herrscht bei diesen noch größere Not als im Reiche. Der Erhöhung der Champagnersteuer und Börsensteller würden wir garnicht unfreundlich gegenüberstehen; aber erstere ist erst neu eingeführt worden, sodaß man sie jetzt ausproben mutz. Für eine Erhöhung der Börsensteuer aber ist die Regierung nicht zu haben, denn sie hat ja leider eben in dieser Session dem Reichstage einen Vorschlag unterbreitet, der auf eine Herabsetzung der betreffenden Börsensteuer hinausläuft. Ein gut Stück Geld für das Reich ist bei den massenhaft entstehenden „Weltbureaus" zu haben, die riesige Umsätze erzielen und völlig steuerfrei ausgehen. Im Bundesrat sind auch, wie wir hören, bereits Schritte in dieser Richtung geschehen. Nunmehr haben die Zentrumsmitglieder der Budget kommission eine Reform des Paketportos angeregt. Der Abgeordnete Speck meint, datz die Einnahmen sich noch vermehren würden, wenn das Porto für Pakete (auf weite Strecken) erhöht würde. Das liege im Interesse der Reichs- finanzen wie im sozialpolitischen Interesse, da den großen Versandhäusern der Versand erschwert werde, im Interesse des kaufmännischen und gewerblichen Mittelstandes. Die sozialdemokratischen Abgeordneten Or. Südeknm und Singer traten dieser „Mittelstandspolitik" entgegen, welche den Mittelstand nicht retten würde. Abg. Müller-Fulda führt aus, man möge drei Zonen, etwa zu 20, 40 Pfg. und die weitere Zone zu einem erheblich höheren Satze einführen. Wenn nun auch in der Budgetkommission vorerst diese An gelegenheit nicht weiter verfolgt wurde, so ist sie doch ss wichtig für das Reich und den Mittelstand, datz eine nähere Erörterung angezeigt erscheint. Man wird hierbei finden, daß in dieser Richtung noch viel zu geschehen hat. Die Post kennt bekanntlich 0 Zonen; die erste umfaßt die Entfernung bis zu 10 Meilen, die zweite von 10 bis 20, die dritte von 20 bis 50, die vierte von 50 bis 100, die fünfte von 100 bis 150 und die letzte die größeren Entfernungen. Nun mutz doch die Leistung an die Post sich richten nach der Arbeit, welche diese übernimmt; die Arbeit der Post bei der Paketbesörderung aber ist um so höher, je größer das Gewicht der Pakete und je weiter die Entfernung ist. Das höhere Gewicht nun wird jetzt schon mit höherem Portosatz belegt, nicht immer aber die größere Entfernung: die letztere wird nur in Rechnung gebracht, wenn das Gewicht über 5 lizx beträgt. Bei allen Paketen bis zu 5 ir^ ist der Tarif für die erste Zone 25 Pf. und für alle anderen 60 Pf.; die Entfernung ist hier gar nicht in Betracht gezogen. Man kann z. B. ein Paket von 5 Ir^ von Dresden nach Konstanz so billig befördern, wie von Dresden nach Leipzig. Nur bei schwereren Paketen kommt der zurückgelegte Weg in Betracht; so kostet z. B. ein 15 schweres Paket von Dresden nach Leipzig 1.50 Mk., von Dresden nach Konstanz aber 3,50 Mk. Doch fällt es dem Absender gar nicht ein. so schwere Pakete in einem Stück zu versenden; er macht, wenn es irgend angeht, einfach aus den 15 8 Pakete zu je 5 kzx und bringt die ge samte Sendung von Dresden nach Konstanz so billig wie von Dresden nach Leipzig, da hier der Einheitstarif von 50 Pf. für Pakete besteht. Die Post selbst wird so in direkt sehr schwer geschädigt, denn es entgehen ihr riesige Einnahmen und sie hat erhöhte Arbeit zu leisten, da die Beförderung von 8 Paketen zu je 5 sicherlich mehr Arbeit erfordert als die von einem Paket zu 15 Dieser Portosatz ermöglicht es aber auch den großen Waren- und Versandhäusern, ihre Arme über ganz Deutsch- land auszustrecken, und so dem ortsansässigen Kaufmann und Handwerker schweren Schaden zuzusügen. Eine Ab änderung des Portosatzes ist somit ein Gebot der Fürsorge für den Mittelstand, wie es dem Reiche höhere Einnahmen einbringt. Wenn man z. B. für die erste Zone 20 Pf. für das Postkolli läßt, für die zweite vielleicht nur 40 Pf. statt der heutigen 50 Pf. setzt, für die dritte aber 1 Mk. statt 50 Pf., für die 4. 1,50 Mk. statt 50 Pf. usw. einstellt, so würden hiermit dem Reiche wesentlich höhere Einnahmen gesichert; die Post aber für ihre Leistung nur entsprechend entlohnt werden. Der Mittelstand hätte gewiß keinen Schaden, sondern nur Vorteile und Nutzen hiervon. Hand in Hand mit dieser Umgestaltung der Portosätze für die Post müßte eine entsprechende Erhöhung der Tarife ans der Eisenbahn gehen, sonst geht der Postverkehr einfach ans die Eisenbahn über. Niemand wird einer solchen Ausgestal tung der Portosätze mit gewichtigen Gründen entgegentreten können; da sie nur der Gerechtigkeit und Billigkeit ent- spricht. — Reichstag. s. Berlin. 7t). Sitzung am 20. April t!>04. Ter Reichstag war heute sehr gut besucht: das Abkommen über das internationale Privalrecht winde angenommen, nachdem Kirsch (Zlr.) auch im Handels-und Wechselrecht ein internationales Abkommen gewünscht hatte. Die Vorlage über die Krankcnfür- sorge für Seeleute wurde in zweiter Lesung unter Ablehnung der sozialdemokratischen Anträge angenommen. Dann folgte die erste Lesung des Börsengcsctzes, die Handclsminister Möller mit einer sehr börscnfrenndlichen Rede cinleiteke. Er gibt einen Uebcrblick über die seitherige Börsengesetzgebung. Gegen das Gesetz von Ikon wehrte sich ein Teil der Geschäftswelt sehr entschieden. Die Ein führung eines Zeitgeschäftes im Produktenhandel ist geboten. Ter Diffcrenzcinwand wurde in der Mehrzahl von Geschäftsleuten er hoben, selbst von Bankiers (hört!). Die Mehrzahl der Knnden aber hat Treu und Glauben gehalten. Das Börsenregister und das Verbot des Tcrminhandels sind im Entwurf beibehalten: der selbe soll nur dem Bruch von Treu und Glauben enlgegcnwirken. Tie Folge dieses Entwurfs wird sein, das; das Börscnregnter mehr zur Geltung kommen wird. Wer nichts mit der Börse zu tun hat, soll von dieser fern bleiben. Eine mächtige Börse ist ein politischer Machtfaktor, den wir nicht entbehren können. Ich bitte, das Gesetz noch in dieser Session zu verabschieden. Graf Kanitz (Kons.) Wenn Rückgänge an der Börse statt gefunden haben, so stehen sic nicht mit dem Börsengesetz in Zu sammenhang. Es finden zu wenig Revisionen der Banken statt. Inserate werden die «gespaltene PelilzeUe i Ik «f. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Buchdru-srrei. Redaktion und Pillniqrr Strafte 4.1. - Fernsprecher Rin, I Nr. I.»«. Unst würden die Erträgnisse der Börsensteucr höher stehen. Die Kursschwankungen sind an der auswärtigen Börse tsivßer als de unS. Tie 'Zusammensetzung des Börsenausschusies sollte dahm ge ändert werden, das; die Produktivstände mehr berücksichtigt werden. Die Annahme des Entwurfes führt zur völligen Wiederzulassung des Terminhandels. (Sehr richtig!) Ich sage Bravo. Reichs gericht' das; es sich dem Ansturm der Börse unversetzt hat. Die Gründe, die zum Verbot des Terininhandcls geführt haben, be stehen heule noch fort. Selbst hervorragende Getreidehandler und Vertreter der Mühlenindustrie haben sich sehr abfällig über den Terminhandel ausgesprochen. Via» setze Strafbestimmungen in das Börsengesetz hinein, die sich auf unerlaubte Bor cngeschüfte beziehen. Wenn diese Börsengeschäfte gut und anständig sind, braucht sich niemand deS Eintrags in das Börsenregister zu schämen Warum läßt man sich nicht einlragen? Die Berliner Börse selbst aber nannte es „Spiclerrcgister". !)W sind ja eingetragen und das soll eine sehr anständige Gesellschaft sein. Das Handelsregister genügt als Ersatz nicht. Den Differenzeinwand verurteilte ich auch auf das schärfste: wer diesen erhebt, den soll man aus der Börse ausschließcn. Die Börse ist nicht um ihrer selbst willen da. sie hat nicht das alleinige Recht der Preisbildung für die Produkte. Auch die Produktivstände müssen ein Recht haben hier nntzusprechen. Das Börsengesetz von >8W »st ein zivilisatorischer Fortschritt: seine Acnderung würde ein Rückschritt sein. (Lebhaftes Bravo.) Geh. RegierungSral Wendelstein. Die verbündeten Re gierungen halten an dem Verbot des Tcrminhandels fest und ebenso am Borsenregister; nur einige Mis,stände sollen beseitigt werden. DaS Haus vertagt sich sodann auf morgen 1 Uhr. Wahl- prüfungen und Fortsetzung. Politische Rundschau. Deutschland. — Die Einführung von Reichstagsdiätcn soll nach der „Deutschen Tagesztg." bevorstehen. Sie will von „unter richteter Seite" erfahren haben, daß sich der Bundesrat sehr wahrscheinlich „demnächst, wenn auch nicht vielleicht in den nächsten Wochen", mit der Gewährung von Tage geldern an die Neichstagsabgeordneteu befassen werde. Ein konservativer Abgeordneter, der bisher zn „den schärfsten Gegnern der Diätengewährung gehörte", macht zugleich in dem genannten Blatte den Vorschlag, für die ersten 00 Plenarsitzungen jeder Session Amvesenheitsgelder je 80 Mk. für die Sitzung" zu gewähren. Diese letzte Idee hat sehr viel für sich; mit einer solchen Beschränkung werden die Arbeiten sehr gefördert; aber wir glauben nicht so leicht an die Durchführung des Vorschlages. — Oberst Dürr. Der Befehlshaber des Marine- Expeditionskorps nach Dentsch-Südwestafrika, Oberst Dürr, der erst vor kurzer Zeit von Deutschland abgereist war, ist bereits wieder ans der Rückreise begriffen und wird in etwa 10 bis 14 Tagen hier eintreffen. Was seine Rückberufung veranlaßt hat, ist noch nicht bekannt geworden. Sollte sie nicht durch eine schwere Erkrankung notwendig geworden sein, dann könnte nur ans eine tiefgehende Disharmonie zwischen dem Obersten Dürr und dem Gouverneur Leut wein geschlossen werden. Die Charaktere der beiden Offi ziere werden als sehr verschieden geschildert. Während Lentwein eine ruhige, kühle Natur ist, soll Oberst Dürr von temperamentvollster Lebhaftigkeit sein. — Verstaatlichung der Gruben im Nuhrgcbietc. Die Gärung unter den Bergleuten des Ruhr Reviers nimmt größeren Umfang an. In mehreren Volksversammlungen wurde eine je dreigliedrige Kommission gewählt, welche in Ein Geschichtsmärleiri über den Anfang des dreißigjährigen Krieges. Die alte Tuchmacherstadt Braunau in Böhmen ist durch den 30 jährigen Krieg zu einer ganz besonderen Berühmt heit gelangt; war es doch eine Braunauer Angelegenheit, welche zum Fenstersturz von Prag führte und mit diesen: den Stein ins Rollen brachte. Die herkömmliche Darstellung führte die Erbitterung der Braunauer Protestanten gegen den Abt Wolfgang Se ilender (1602—-1619) darauf zurück, daß dieser die Pro testantische Kirche in Braunau habe sperren lassen. Noch Gindelh, der Geschichtsschreiber des böhmischen Aufstandes und des 80 jährigen Krieges, bringt die Er- zählung, daß in Braunau die protestantische Kirche gesperrt worden sei. Die Erzählung entbehrt der tatsächlichen Unterlage. Der um die Erforschung der Lokalgeschichte Braunaus sehr verdiente Benediktiner L. Wintera hat eben das Akten- matecial publiziert in einer geschichtlichen Studie „Braunau und der 30 jährige Krieg", Sonderabdruck aus dem Jahres berichte des öffentlichen Stifts-Oberghmuasiums der Bene dirktiner zu Braunau in Böhmen am Schlüsse des Schul jahres 1903. Aus dem vorgelegten Aktenmaterial ergibt sich die Tatsache, daß die protestantische Kirche in Braunau über- Haupt nie geschlossen worden ist, weder im Jahre 1614, noch 1618, und daß der Abt Wolfgang Seiender sie niemals hat schließen lassen. Wohl hat der Kaiser Matthias im August 1611 den strengen Befehl nach Braunau geschickt, den Kirchenbau, der eben damals im Werke war. einzu stellen; aber die revolutionäre Partei setzte sich über das kaiserliche Mandat hinweg, und der Kaiser trug Bedenken, gewaltsam vorzugehen, um die ohnehin aufs äußerste er- regten Gemüter nicht noch mehr zu erregen. So wurde die Kirche vollendet und blieb in den Händen der Pro- testanten. ohne daß sie von 1618, der Zeit ihrer Vollendung, bis zum Sieg der katholischen Sache auch nur einen Augen blick gesperrt worden wäre. Daß die Katholiken von Braunau eine Duldsamkeit an den Tag legten, wie sie die protestantischen Territorien damals so wellig kannten wie heute, zeigt am besten der Umstand, daß auch nach der Schlacht am Weißen Berge die protestantische Gemeinde fortbestehen konnte. „Es ist ganz unwahr, wenn behauptet wird, in Braunau wären die Protestanten gleich nach der Schlacht am Weißen Berge entweder zum Katholizismus gezwungen worden, oder sie wären ausgewandert. Sic mußten nur die Pfarr kirche und den Magistrat räumen, aber als „protestantische Gemeinde" bestanden sie noch immer weiter, auch gebrauchten sie ungehindert das Kirchlein, das sie sich erbaut hatten, ja sogar der 1618 verwiesene Prädikant Bittner verblieb auch nach der Einführung der Benediktiner in Braunau und machte für die Augsburger Konfession ziemlich kühne Propaganda" (s. 44). Wann wird das Märlein von der Braunauer Kirchen sperrung aus gewissen Geschichtsbüchern verschwinden? Zwar schreibt Wintera: „Wir stellen an der Hand der gegebenen Beweise die öffentliche ernste Bitte, daß die literarische Welt den Irrtum Gindelhs ausmerze und den so wichtigen Umstand einer Braunauer Sperrung, welche tatsächlich weder 1614 noch 1618 vorgenommen worden ist, der Wahrheit gemäß richtig stelle" (S. 28). Aber gewisse Leute würden mit der Darangabe der alten Darstellung das Material verlieren, mit dem sie bisher so fleißig in Entrüstung gemacht haben, als daß sie von der Richtigstellung der Sache mit besonderem Eifer Notiz nehmen würden. Gelingt die preußische Germanisatioir der Polen? Die „Allpolnische Rundschau" veröffentlicht in einem ihrer letzten Hefte eine umfassende Arbeit, die sich mit der Beantwortung der Frage befaßt, ob man in Preußen von einer „Verpolung" oder „Eindeutschung" sprechen kann? ES wird zunächst bemerkt, daß es im Jahre 1861 mehr Polen in Preußen gab, als damals die erste Nationalitäten statistik angab. weil man das Gesinde deutscher Familien dautsch zählte und namentlich die Polen in der „Fremde" nicht als Polen eintrug. Weiter ist eS ein Irrtum, die Zahl der zweisprachigen Personen aus den Statistiken von 1890 und 1900 zur Hälfte den Deutschen, zur andern Hälfte den Polen zuznzählen; richtiger scheint, die größere Hälfte hievon als Polen zu betrachten. Es werden, wenn die Zweisprachigen in gleiche Hälften geschieden sind, ge zählt für ganz Preußen 1861; 18 491 220 Deutsche, 2266 042 Polen, 1890: 29 792 562 Deutsche, 2 977 951 Polen. 1900: 84 472 509 Deutsche, 8 894 188 Polen. Aus diesen Ziffern folgert der polnische Verfasser, daß der Zuwachs an pol nischer Bevölkerung in den letzten Jahren größer war als früher. In den Regierungsbezirken Posen, Bromberg und Marienwerder, wo die Polen geschlossen sitzen, nehmen sie zn, die Deutschen aber ab. Nur in Oberschlesien nahm das Polentiim im Verhältnis zum Deutschtum weniger zu; die Vermehrung der Deutscheil war aber dort im letzten Jahr zehnt ganz ungewöhnlich stark. Die natürliche Zunahme bei den Polen ist erheblich stärker (45,8) als bei den Deutschen (85,9). Daran gemessen müßte auch die tatsäch liche Zunahme der Polen stärker sein. Es ist nicht richtig. Abwanderung oder Eindeutschung allein als Ursachen der geringeren Zunahme der Polen hinznstellen; auch die Kindersterblichkeit ist sehr groß. Zutreffend ist, daß die Polnische Abwanderung erheblich ist, ihr steht aber auch eine polnische Rückwanderung gegenüber. Es wird nun ange nommen. daß 70 000 katholische und 7000 evangelische Polen im Jahrzehnt „eingedeutscht" worden seien, 8 bezw. I2°/„ der Gesamtsumme. Trotzdem glaubt man auf die vollständige „Verpolung" der Regierungsbezirke Posen. Bromberg und Marienwerder hoffen zn dürfen, weil dort die Deutschen in steigender Zahl abwandern. Dagegen sei überall, wo die Polen zerstreut in der Diaspora leben, eine teilweise Entnationalisierung nicht zu verhindern; am geringsten ist diese Gefahr jedenfalls in Westfalen und den Nheiulandcn. wo die Polen bereits in Massen leben. Die deutsche „Neue Posen. Zig." bemerkt dazu: „Mit dieser Darstellung kann man sich im ganzen einverstanden erklären, namentlich auch hinsichtlich der Meinung, daß nur wenig Polen eingedeutscht werden und daß die Landflucht der Deutschen auS der Provinz Posen immer größeren Umsang anuimmt." '' §