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WMltz-MW Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage dei Blattes eine sehr wirk» fame Verbreitung finden, werden init 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eilige» sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Die „Welßcrltz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag. Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 28 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, soivie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Nr. 96. Sonnabend, den 15. August 1885. 51. Jahrgang. .' —' ' . — " - 1— 1' Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Mit der am Donnerstag er folgten Rückkehr des Kaiser Wilhelm von Wildbad Gastein nach Potsdam, beziehentlich Schloß Babelsberg, hat der hohe Herr seine heurigen Sommer- und Bade reisen beendigt und gedenkt er bis auf Weiteres auf Schloß Babelsberg zu residiren. Erfreulicherweise ist der greise Monarch auch diesmal neu gekräftigt und gestärkt von den Quellen Gasteins heimgekehrt, und kann man daher an seine Heimkehr die Hoffnung knüpfen, daß es ihm auch im nächsten Jahre vergönnt sein werde, wiederum an den Gasteiner Quellen in gewohnter Weise Stärkung zu finden. Die Kur Kaiser Wilhelms in dem salzburgischen Badeorte wurde kurz vor ihrer Beendung durch die traditionell gewordene Begegnung des Kaisers mit seinem erlauchten Freund und Verbündeten, dem Kaiser Franz Josef, unter brochen, welche auch diesmal vorzugsweise der innigen persönlichen Freundschaft Ausdruck verlieh, welche die beiden Monarchen so lange Jahre verbindet, die in dessen auch zugleich aufs Neue die unveränderte Fortdauer der, zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn bestehenden engen politischen Beziehungen be kundete. Dasselbe darf man auch von der Reise be haupten, welche den Leiter der auswärtigen An gelegenheiten des Donaureiches, Grafen Kalnoky, in dieser Woche nach Varzin, dem pommerschen Tusculum des Reichskanzlers, geführt hat. Die Zusammenkunft beider Staatsmänner bildet die Ergänzung zu der Be gegnung der Fürsten in Gastein; man kann jene ge wissermaßen als eine Folge des unentwegten Fort bestandes des deutsch-österreichischen Bündnisses be trachten und somit die Varziner Ministerzusammenkunft den erfreulichen Erscheinungen beigesellen, welche die Sicherung des europäischen Friedens verbürgen. Welche spezielle Fragen in Varzin zur Erörterung gelangen werden, entzieht sich natürlich der weiteren Kenntniß, doch kann man wohl vermuthen, daß u. A. auch die angestrebte handelspolitische Verständigung zwischen Deutschland und Oesterreich einen hervorragenden Gegenstand der Besprechungen des Fürsten Bismarck mit dem Grafen Kalnoky bilden wird. — In den inneren Angelegenheiten ist noch immer wenig Be- merkenswerthes zu verzeichnen. Nur der jüngst in Thale stattgesundene uationalliberale Parteitag für die Provinz Sachsen verdient hervorgehoben zu werden und zwar durch die Rede, welche der Frankfurter Oberbürgermeister vr. Miquel auf demselben gehalten hat, und in welcher er in klaren, kräftigen Zügen das Programm der nationalliberalen Partei bei den be vorstehenden Landtagswahlen in Preußen zeichnete. — Die Verhandlungen der in Berlin am Montag zu sammengetretenen internationalen Telegraphenkonferenz gehören mehr, wie dies schon im Namen liegt, in das Gebiet der auswärtigen Angelegenheiten und ist im Uebrigen die Beendigung derselben noch nicht so bald zu erwarten, da ein außerordentlich reichhaltiges Material zu verarbeiten ist. Oesterreich-Ungar«. Die Einberufung des neu gewählten österreichischen Neichsrathes wird frühestens in der letzten Woche des Münats September erfolgen. — Der Kaiserbegegnung in Kleinster wird auch ein Mitglied des ungarischen Kabinets beiwohnen und zwar der ungarische Minister am kaiserlichen Hoflager, Baron Orczy, in Vertretung ves nach Ostende gehenden Ministerpräsidenten Tisza. In Kremsier werden die strengsten Vorsichtsmaßregeln getroffen. Unter Führung eines österreichischen Polizeiraths haben Wiener und russische Polizeibeamten den Sicherheitsdienst über nommen. Das sürstbischöfliche Schloß, in welchem die Zusammenkunft stattsindet, und der dazu gehörige Park sind für das Publikum abgesperrt; das Melde wesen ist verschärft worden. Frankreich. Die Wahlbewegung in der franzö sischen Republik steht nunmehr in voller Blüthe. Be sonders rühren sich die Monarchisten, indessen labo- riren sie an dem Mangel eines Führers, der überlegenes taktisches Talent zeigt und die Massen mit sich fort zureißen weiß. Auch die Opportunisten, die früheren Gambettisten, thun ihr Möglichstes, wie die kürzlich in Lyon gehaltene Rede Ferry's beweist und thun sehr hoffnungsfroh. Di- „Republique Franyaise" meint sogar, daß „die Lage der Regierungsmehrheit von einem Ende des Landes bis zum andern die cheste sei." Offenbar hoffen die Gambettisten das Fett von der Suppe abzuschöpfen; in Paris selbst werden sie freilich keine großen Lorbeer» pflücken, dort setzen sich die Ultraradikalen immer fester im Sattel zurecht, wie neuerdings wieder aus dem Umstande hervorgeht, daß bei der Ersatzwahl für Viktor Hugo, durch dessen Tod ein Sitz im Senat erledigt wurde, der Radikale Son geon dem opportunistischen Kandidaten Daix gegenüber den Sieg davontrug. — Aus Ost-Cochinchina sind wahre Hiobsposten eingetroffen. Der „Monde" und der „Univers", die hervorragendsten klerikalen Organe unter der Pariser Presse, veröffentlichen eine Depesche des apostolischen Vikars von Ost-Cochinchina, wonach daselbst 5 französische Missionäre mit mehr als 10000 Christen niedergemetzelt worden sind. Meuchel morde und Ruhestörungen dauern fort. Das Vikariat ist vernichtet. England. Das englische Parlament wird nach einer langen Session in diesen Tagen endlich auch ge schlossen werden. Es ist dies die letzte Session des gegenwärtigen Parlaments, da im kommenden Herbste die Neuwahlen unter theilweise veränderten Bedin gungen stattsinden werden, indem z. B. über eine Million neuer Wähler an die Urne treten und so treffen deshalb die Kabinetsmitglieder bereits jetzt ihre Vorkehrungen. Der Premier, Lord Salisbury, wird auf zwei großen Provinzialmeetings sein Programm entwickeln, während Lord Jddesleight sich von seinen Nord-Devonshirer Wählern verabschieden wird. — Die Engländer treffen in Centralasien fortgesetzt Vorkeh rungen, um allen kriegerischen Eventualitäten zu be- begegnen. Nachdem die Errichtung eines befestigten Lagers im Pischinthale beschlossen worden ist, verlautet jetzt von einer, wahrscheinlich Ende Dezember erfol genden Bildung eines großen Truppenlagers bei Lohore zur Ausbildung der Truppen und Verstärkung der britischen Armee in Indien um 6000 Mann. Spanien. Die spanischen Behörden haben infolge eines in Gibraltar vorgekommenen choleraverdächtigen Todesfalles die Absperrung der Stadt auf der Land seite verfügt. Dagegen protestirt jetzt die Handels kammer von Marseille und hat sich dieselbe mit einer Adresse an die französchen Minister des Handels und des Auswärtigen gewendet, in welcher die Minister ersucht werden, Schritte zur Aufhebung der spa nischerseits gegen Gibraltar angeordneten Quamn- tänemaßregeln zu thun. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Juli gestaltete sich in folgender Weise auf den ein ¬ zelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillels. TaaesbillctS. Mililär- dillcts. 11. III. II. III. Dresden . . . 188 911 460 1736 44 Hainsberg. . . 186 1163 188 1132 35 Dippoldiswalde . 91 1165 196 1535 44 an den Haltestellen 268 2158 241 2552 50 Sa. 733 5397 1085 6955 173 14343 Befördert wurden 2,238,286 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 1541 Billets weniger verkauft und 26,2 l 7 Kilogramm Güter weniger befördert. Demnach bis jetzt (vom Januar 1885 an) 71,431 Billets und 16,264,941 Kilogramm Güter. Poffendorf. Hier ist das Scharlachfieber unter den Kindern ausgebrochen. Innerhalb 8 Tagen sind leider schon 4 Kinder — darunter 2 schulpflichtige — dieser Krankheit erlegen. Frauenstcin, 12. August. Bei dem am ver gangenen Sonntag und Montag stattgefundenen Vogel- und Reiterschießen wurde Herr Schleifer meister Seifert Reiter- und Herr Flanellmacher Berger Vogelkönig. — Eine sehr erfreuliche Nachricht geht Einsender soeben vom Lehrer Wehsnigk, Führer der bis vor Kurzem hier gewesenen Dresdner Ferienkolonie zu. Unter den Knabenkolonien hat Frauenstein das vorzüglichste Resultat aufzuweisen, und von den Mäd chenkolonien steht nur Mulda II höher. Erfahrungs gemäß (schreibt Herr Wehsnigk) nehmen Mädchen mehr zu als Knaben, wahrscheinlich, weil sie sich weniger bewegen. Bei der Untersuchung der Ferien kolonisten ergaben sich bezüglich der Körpergewichts zunahme folgende Durchschnittsresultate: Knaben: Frauenstein 4, Glashütte 3, Somsdorf, Schönfeld und Gottleuba I je 2,« , Gottleuba II 2,4, Waltersdorf 2 Pfund Durchschnittszunahme. Bei den Mädchen zeigte sich folgende durchschnittliche Körpergewichtszu nahme: Mulda II 4,4, Mulda I 3,», Kirchbach 3,a, Sedlitz und Graupzig je 3,4, Bühlau 3,,, Auer 2,4, Stenz und Glashütte je 2,, Pfund. — Die Getreideernte hat in hiesiger Gegend nunmehr auch ihren Anfang genommen. Gestern wurde das erste Korn eingefahren. Arif einigen Feldern mit etwas schärferen Boden ist auch schon Hafer gemäht. Hoffentlich dauert die schöne, jetzige Witterung einige Wochen an, damit der reiche Ernte segen unsers Gebirges auch glücklich unter Dach und Fach gebracht werden kann. — Fast unglaublich erschien die gestern hier ein getroffene Kunde von dem plötzlichen Tode der Frau Pastor Hesse in Trages bei Borna, welche heute zur Erde bestattet wurde. Der Gatte der Verstorbenen >var lange Jahre (bis Herbst vorigen Jahres) Dia- konus in unserer Stadt. Die Verblichene hat sich durch ihren edlen Charakter, ihre Sanftmuth, Schlicht heit und aufopfernde Mildthätigkeit ein bleibendes Andenken in Frauenstein und dessen Umgegend er worben. — Eine größere Anzahl Artillerie-Offiziere der Freiberger Garnison besuchte gestern unsere Stadt, nahm die Schloßruine und den Park in Augenschein und setzte hierauf ihren Spazierritt nach Altenberg fort. Dresden. Das Albertfest im Großen Garten wird nächsten Sonntag Nachmittags I Uhr seinen An fang nehmen. An Abwechslungen für das Publikum ist mehr als hinreichend gesorgt. Verloosungen, Theater, Gondelfahrten, Wettrennen von Radfahrern werden mit einander abivechseln. — Der Ertrag des selben fließt wie gewöhnlich dem unter dem Protekto rate der Königin segensreich wirkenden Albertverein zu. — Der diesjährige zweite Dresdner Roßmarkt wird am 9. September im Centralschlachtviehhofe ab gehalten werden. — Ueber das gesammte Medizinal-Personal im Königreich nach dem Stande vom 1. Januar d. I. enthält das kürzlich erschienene Statistische Jahrbuch folgende Angaben: Es beträgt die Zahl der Civil- ärzte 993, Militärärzte 74, Civil-, Wund- und Zahn ärzte 53, Summa 1120. Die Zahl der Apotheken beträgt 252, diejenige der Hebammen 1737, und es kommen im Königreich auf I Arzt incl. Militärärzte 2786, I Wundarzt, bez. Zahnarzt 56,091, I ärztliche Person vom Civil oder Militär überhaupt 2654, I Apotheke 11,797, 1 Hebamme 1711 Bewohner. Meißen. Die hiesigen Weinbauer sehnen sich nach Sonnenschein. Es sind Heuer nicht allzuviel