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ZchönburM Tageblatt tLzUch mit Luöttaüm- der Tuge nach Sonn- und Frstta^en. 8««shme »vn Inseraten für dd? nLchster» iHetnende Nummer bis naSmitlags 2 Nhr. Der AbonNementsprsis beträgt vlerteliLhr- lich 1 Mk. ÄS Bf. Zierats vro Zeile 10 Pf., Eingei. 20 Pf. AMbition: Waldenburg, Obergasse 29 !s. AstshlM sR des Asdtwth I» WidtÄW. Zugleich weit verbreitet in den Städten Bruig, L«»zenau, Lichtenftem-Callnberg und in den Ortschaften Filialen: in Tlistadtrvaldenburg bei Herrin Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann RoS. Härtig, Mandelqaffs; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn, Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Webei; in Lichtenstein b. Hrn, Buchh. I. Wehrmann. der nachstehenden Stcmdesauttsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidim, Shrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kausungen, Langenchursdorf, Langen« lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oöerwinkel, Oelsnitz i. G., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolksnburg und Ziegelheim. 73i Toiinerstag, de» 28. März 1««S. Witteruuzsausfichten für den 28. März: Fortdauernd trübes und regnerisches, etwas kälteres Wetter. Barometerstand am 26. März, nachmittags 3 Uhr: 757 mm. Gestiegen. "Waldenburg, 27. März 1889. Der Normalarbeitstag hat in der vorigen Woche den Reichstag beschäftigt. Es war der Antrag gestellt worden auf Einführung eines Arbeitstages von höch stens elf Stunden. Auch Ueberstunden sollten nicht gestattet sein. Den socialdemokratischen Rednern war diese Frist aber noch zu lang, sie meinten, höchstens zehn stündige Arbeit am Tage genüge. Die Ausführungen fanden indessen im Hause nur geringen Beifall. Der Mensch ist nun einmal zum Arbeiten da, es kann sich nur um die Beseitigung des „Zuviel" handeln. Aber von diesem „Zuviel" ist in Deutschland wirklich recht wenig zu bemerken. In gewöhnlicher gewerblicher Thätigkeit wird heute schon nicht länger als zehn Stunden gearbeitet, und wer in kleinen Betrieben länger thätig ist, das ist häufiger der Geschäftsinhaber, als seine Gehilfen. Vielfach wird in ruhigen Geschäfts- Perioden nicht einmal zehn Stunden gearbeitet, dieser Ausfall wird dann allerdings in der eigentlichen Saison wieder eingeholt. Es fehlt ja auch in Deutschland nicht an Gelegenheiten, wo die Arbeitszeit eine über lange ist, aber auch hier müssen wir wieder einen Unterschied machen. Der selbständige Geschäftsmann ist häufig schlimmer daran, als die Arbeiter. Fehlt es ihm an passenden Gehilfen, oder sind seine finan ziellen Verhältnisse nicht günstig, so muß er einfach länger arbeiten. Der Mann findet daran auch nichts Besonderes, es ist einfach selbstverständlich. Der Normalarbeitstag ist in Deutschland überflüssig, und einführbar nur bei einem Stillstände der Industrie. Dann läßt sich die Arbeitszeit regeln. Heute, wo der Dampf schon dem schnellen elektrischen Funken zu weichen beginnt, ist das unmöglich. Heute muß ver dient werden, so lange es eben etwas zu verdienen giebt. Wer nicht auf die Mark zu achten braucht, der wird schon freiwillig auf die Extraarbeit verzich ten; wer das nicht kann, der wird eben arbeiten. Der Normalarbeitstag ist der schlimmste Streich, der besonders kleine Gewerbetreibende treffen könnte. Jeder praktische Mann weiß, daß die Augenblicksarbeit heute nicht mehr zu beseitigen ist, daß es auch nicht immer möglich ist, abends eine Verrichtung halbfertig liegen zu lassen. Wer Lust und Liebe zur Sache und zu seinem Fache hat, der wirft heute schon nicht mit dem Glockcnschlag die Arbeit fort, sondern bringt sie bis zu einem gewissen Abschluß. Und handelt es sich um etwas Außerordentliches, nun so ist es keine Last, sondern eine Lust, die Arbeit fertig zu bringen, nament lich wenn dafür bezahlt wird. Die Anschauung, die Ueberstundenarbeit sei verhaßt und ruinire, ist eine irrige. Nur das „Zuviel" schadet; im Uebrigen wer den die Ueberstunden recht gut bezahlt und gestatten dem Arbeiter, sich etwas Extragutes zu leisten. Die Handarbeit, das muß immer beachtet werden, ist die schwerste noch nicht. Oft gehen die Handarbeiter mit dem Glockenschlage nach Hause, und der Prinzipal zerbricht sich bis in die Nacht hinein den Kopf, wo hn er Arbeit für seine Leute und Verdienst erhält. Auch daran mag man denken, hierfür giebt es keinen Normalarbeitstag, keine Garantie für die Schonung geistigen Kräfte. Von allen Gründen, welche zu Gunsten des Normalarbeitstages vorgebracht werden, nur einer geeignet, Sympathie zu erwecken, nämlich Angabe, die verkürzte Arbeitszeit werde zahlreichen Brodlostn Beschäftigung geben. Aber man kann dem Auen nicht nützen, ohne dem Anderen zu schaden, ^nn zehn Arbeiter dieselbe Arbeit sertigsiellen sollen, wie früher acht, und eine Erhöhung des Verdienstes für den Prinzipal nicht eintritt, so können selbstver ständlich die Zehn zusammen nur so viel Lohn erhal ten, wie früher die Acht, und damit würden die Letz teren wenig einverstanden sein. Vermehrter Absatz,, allgemeiner industrieller Aufschwung und besserer Ver dienst, das sind die Mittel, welche die Wünsche nach Aufbesserung der industriellen Lohnverhältniffe herbei führen können; künstliche Experimente führen zu nichts. Eine nothwendige Folge des Normalarbeitstages, wenn er überhaupt durchzuführen wäre, müßte der Normalarbcitslohn sein. Denn was hilft dem Arbeiter und Gehilfen die vermehrte Ruhezeit, wenn er keine Geldmittel besitzt, sich ihrer zu freuen. Der bekannte Wunsch: Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Er holung, acht Stunden Schlaf hört sich recht hübsch an, aber woher soll das Geld kommen, welches in den acht Stunden ausgegeben wird? Mit trockenem Munde und leerem Magen erholt es sich schlecht. Wenn der Arbeiter aber einen Normallohn fordert, dann muß der Arbeitgeber auch ein Normaleinkommen haben. Es ist eben der Fehler der socialdemokratischen Lehre, daß sie behauptet, der Arbeitgeber wisse nicht wohin , mit seinem Gelde, während der Arbeiter „darben" j müsse. Leioer liegen die Verhältnisse in ersterer Be ziehung lauge nicht so, mancher Geschäftsmann muß sich oft mehr einrichten, wie seine Leute, die mit ihrem sicheren runden Lohn Sonnabend Abend nach Hause gehen. Was dem Einen recht ist, ist dem Anderen billig. Der Prinzipal Hal genau denselben Anspruch auf ein gemüthliches Leben, wie sein Angestellter. Dann müßte also der Staat verpflichtet werden, alle Pro- ducte zu einem bestimmten Preise anzunehmen. Und was hätten wir dann? Das glückliche socialistische Zeitalter, das nach einem Jahre zu einem Riesenkrach und totalen Ruin aller Gewerbe führen würde. Man muß stets ans Ende denken. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hatte am Montag Abend eine längere Conferenz mit dem Reichskanzler Fürsten Bis marck. Am Dienstag Vormittag besuchte der Monarch die bekannte Waffenfabrik von Ludwig Löwe, deren Gründer der vor einigen Jahren verstorbene freisin nige Abg. Ludwig Löwe war, und nahm dort wäh rend eines einstündigen Aufenthaltes sowohl die Fab riksräumlichkeiten, wie auch die Vorrichtungen zur Sicherheit der Arbeiter gegen Unglücksfälle eingehend in Augenschein. Nach dem Schlosse zurückgckehrt, em pfing der Kaiser den Admiral von der Goltz, den General von Hahnke, den commandirenden General v. Grolmann und andere Offiziere. Vor der Mittags tafel unternahmen beide Majestäten eine Spazierfahrt. Kaiser Wilhelm nahm am Dienstag an einem vom Fürsten Bismarck gegebenen parlamentarischen Diner Theil. Der Kaiser hatte sich selbst zur Tafel geladen, als Fürst Bismarck ihm am Montag davon erzählte. Es ist das der erste Fall, daß ein deutscher Kaiser an einem solchen Diner theilnimmt. Der Monarch unter hielt sich mit zahlreichen Abgeordneten, man sprach besonders über sociale Fragen. Der Kaiser zeigte sich über die Reichstagsarbeiten genau informirt. Der Kanzler erschien sehr frisch. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind am Mittwoch in Kopenhagen eingetroffen und von der dänischen Königssamilie empfangen wor ¬ den. Heute reisen dieselben nach Stockholm weiter. Die griechische Kammmer bewilligte 600,000 Fran ken zur Erbauung eines Palais für den Kronprin zen zu dessen Vermählung. Nach kaiserlicher Bestimmung soll der Neubau des zur Aufnahme der sterblichen Hülle Kaiser Friedrichs bestimmten Mausoleums neben der Friedenskirche in Potsdam unter Leitung des Professors Raschdorf so fort begonnen und derart gefördert werden, daß die Einweihung des Mausoleums am 18. October d. I. erfolgen kann. Das dem Professor Begas übertragene Grabdenkmal Kaiser Friedrichs wird bis zu jenem Termin als Gypsmodell vollendet sein und an den Ort seiner Bestimmung übergeführt werden. Am gleichen Tage soll auch der Erweiterungsbau des Char lottenburger Mausoleums beendet sein. Das im Mau soleum für Kaiser Wilhelm I. zu errichtende Grab denkmal, welches Professor Encke ausführt, wird als dann provisorisch als Gypsabguß zu Füßen der Sar- ; kophage seiner erlauchten Eltern aufgestellt werden, i Die künstlerische Formengebung des Sarkophags ent- ! spricht den beiden Schöpfungen Rauchs; jedoch nicht ; die Heldengestalt des kaiserlichen Herrn wird als j Marmorgcbilde auf Lem Sarkophag ruhen, sondern s ein knieender Engel, dessen Haupt im Gebet zu Gott : erhoben ist, und dessen Hände sich wie schirmend über , die Kaiserkrone falten, wird denselben in ernst bedeut- s samer Weise schmücken. s Vom Reichsversicherungsamt ist em Rundschreiben an die Berufsgenossenschaften ergangen, worin Be stimmungen getroffen werden über die einheitliche Auf- , stellung einer Statistik der Löhne und der beschäf- ! tigten Arbeiter. ; Der greise Leibarzt Kaiser Wilhelms I., Or. von ; Lauer, ist in Folge von Altersschwäche erheblich er« s krankt. j Der Domkapitular Thoma in München ist zum s Bischoff von Passau ernannt worden. Graf Herbert Bismarck wird in der zweiten Hälfte dieser Woche wieder in London von dem Land gute seines Freundes, des Lord Roseberry, eintreffen und dann noch einige Unterredungen mit dem Mini sterpräsidenten Lord Salisbury haben. Die Einzelheiten über den Besuch Kaiser Wilhelms II. in England dürf ten zwischen den beiden Staatsmännern definitiv fest gestellt werden. Die Regelung der Colonialfragen kann keine besonderen Schwierigkeiten machen, da zwi schen Deutschland und England in letzter Zeit immer ein gewisses Einvernehmen bestand. Die im Bundesrath befindliche und einstweilen den Ausschüssen überwiesene Vorlage zum Ersatz des Socialistengesetzes hat wenig Beifall gefunden; obgleich nur ein ganz geringer Theil ihrer Bestimmungen erst bekannt ist, steht doch so viel fest, daß die darin ge forderten Abänderungen des Preßgesetzes ganz außer ordentlich scharfer Natur sind. Sogar die „Köln. Ztg." schreibt, daß die Ablehnung der Vorlage in Reichstagskreisen allgemein als unvermeidlich angesehen werde. Der Kaiser hat den Vice-Admiral Frhr. von der Goltz zum Leiter des Marine - Commandos, den Contre-Admiral Heusner zum Chef des Marine- Amtes ernannt. DieMittheilungen, daßderAraberhäuptling Buschiri in Deutsch-Ostafrika anfange, sich seine Lage genau zu überlegen, scheinen wirklich auf Thätsachen beruht zu haben. Denn jetzt kommt die Meldung, daß Buschiri