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Dies Blatt enthüll die amtlichen BetzLnmwachnnßen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz/. des Amtsgerichts, der Wmsam waltschuft und des StsLselLL.M Adorf. §-rnsprecher Nr. 14. BeranrwrMcher Schriftleiter, Drucker und Verleger Otta Meyer in Adorf TelMLr-: Grenzbote Freitag, de« 15. Hezember >k»>«»W«-»»»^«E»»»«»»S»»— za.«--»--»»»«»»!»«.»!»-!««»!. »L» '—: : -U - 's 4 ten Des aus kernrann und Grenz sei als Ziel des Unternehm die Beseitigung Ha-dens angegeben worden. Beide so ten von Grenz 20 000 M. zur Begleichung ihrer Schul» den und für ihren Aufenthalt in Berlin erhalten. Nach Verlesung des Protokolls erklärte der Zeus-4 Kriminalkommissar Weitzel auf Befragen des Ober, staatsanwaltö, daß Weichardt diese zur"Perlesung ge brachten Angaben Wort für Wort seinerzeit gemacht habe. Dann erhaltet Geh. Mcdizinalrat Prof. Dr. Borchardt, der Ha den behandelte, sein Gutachten und bekundet, daß .Harden acht Wunden am Schädel da» vongetragen Habs. — Berlin, 14. Dezember 1022. " Tie Krage der bayerische« Staatspräsident» schast ist durch den Beschluß, des Verfassungsauss us- ses, der sich mit 16 Stimmen der Rechtsparteien gegen 13 Stimmen der übrigen Parteien für die Schaffung eines selbständigen Staatspräsidenten aussprach, noch keineswegs im positiven Sinne entschieden worden Nach dieser Art von Probeabstimmung stehen im Plenum 85 Stimmen der Rechten gegen 61 der Linken, eins Mehrheit, die für Verfassungsänderungen nicht aus» reicht. Von der'Linken wollen die Sozialdemokraten überhaupt keinen Staatspräsidenten, die Demokraten und Bauernbündler nur einen titulierten Staats- und Ministerpräsidenten ohne Befugnisse gegenüber dem Parlament. Vorm Law s'ber die SKMensraßc. Eine AuftaHe in» Nnterhause. Im Unterhause richtete der Abg. Kenworthy die wage an die Negierung, ob sie in der Lage und gewillt ü, vor dem Ferienbsginn des Parlaments am Freitag M Hauss irgendwelche Aufklärungen .über Pen setzst s Was gibt es Veues? — Die ablehnende Antwort Bonar Laws auf die Bor- pH lüg« des Reichskanzlers Dr. Cuno ist in Berlin einge- Dangen. — Im Reichstag hat eine Sondersitzung mit Ver tretern der kommunalen Verbände über die Finanznot der Städte stattgefunden. — Poincärs hat vor Pariser Pressevertretern Er klärungen über die Londoner.Konferenz abgegeben. — Die türkische Abordnung in Lausanne fordert in einer Note die Bildung einer besonderen Unterkommission kür die Meerengenfrage. — Im Elyse« fand am Mittwoch ein Mintsterrat statt, in dem Poincars über seine Londoner Verhandlungen be richtete. worden, daß Frankreich in London die Besetzung Ruhrgebietes beantragt hast.. Nun soll das alles einmal nicht wahr sein. Dann wird als Zeuge Kriminalkommissar Weit zel von der Abteilung lL des Berliner Polizeiprä sidiums gehört, der seinerzeit Weichardt erst auf der Polizeiwache und später im Präsidium vernommen hatte. Da sich der Zeuge der Einzelheiten der Aus sage Weichardts nicht mehr entsinnt, wird das Poli fi» liche Protokoll verlesen, in dem Weichardt zugibst Mittäter an» Anschlag auf Harden beteiligt gewesen u sein. Bei den Besprechungen in Oldenburg mit w.« Wie Bonar Law will sich anscheinend auch Poin- carv, der inzwischen wieder in Paris eingetroffen ist, über die Londoner Verhandlungen vorläufig ausschwei gen. Man nimmt an, daß der Ministerpräsident in der Kammer, die am Freitag die Jnterpellationsdebatte Wieder ausnimmt, nur dann Erklärungen abgeben wird, wenn ein Zwischenfall ihn dazu nötigt. Im übrigen werde er sich auf die Berichterstattung im Ministerrat beschränken. Man betrachtet die Londoner Verhand lungen nicht als abgebrochen, sondern als vertagt und in der eingetretenen Pause soll zwischen den verbün deten Regierungen, vor allem zwischen Paris und London, ein weiterer Meinungsaustausch in der soge nannten Psäudersrage statt finden. gen Stand der Reparativnsfrage und über etwaige von Frankreich Deutschland gegenüber geplante Sank- : tioncu zu geben. Bonar Law erwiderte daraus, er - wolle, da die Londoner Besprechungen in drei Wochen in Paris wieder ausgenommen würden, sich jeder Mit teilung über den Stand der Dinge enthalten. Ledig- lich in einer Frage glaube er sich einer aufklärenden Mitteilung nicht entziehen zu können, nämlich in der Frage der interalliierten Schulden, da es den Ansckein f haben könne, als habe England seiner» früheren Stand- Punkt verlassen. Er wolle daher so genau wie möglich seine Worte wiederholen, die er in den Besprechungen nrit den übrigen Ministerpräsidenten gesprochen habe. Ich habe gesagt, fuhr Bonar Law fort, es sei ungerecht, das Problem so zu lösen, daß England hinterher in Wirklichkeit allein von allen alliierten Staaten Scha den davon haben müßte. Es lag mir vollkommen fern, die Summe der von Deutschland erreichbaren Zahlun- ! gen irgendwie beliebig hoch festzusetzen und dann den : anderen Alliierten zu sagen, da Ihr doch nicht alles ' von Deutschland erhalten könnt, was Ihr braucht, sind wir Willens, unsere eigenen Ansprüche zu be- ' schränken. Painearö empfing nach seinem Besuch bei Mille rand die französischen Pressevertreter am Quai d'Orsay und versicherte ihnen u. a., daß er in London mit keinem Menschen, weder privat noch amtlich von der eventuellen Besetzung des Ruhregebiets gesprochen Habs. Alles, was über eine angebliche französische Forderung dieser Art veröffentlicht wurde, sei reine Phantasie. Es sei nicht möglich, heute bereits anzugeben: an welche Pfänder Frankreich denke nnd es sei sicher, daß ihre Erfassung keine militärischen Operationen erforderlich mache. Jedenfalls würde kein Vorgehen, das beschlos sen würde, die Einberufung auch nur eines Soldaten erfordern. Nicht weniger sicher sei es, daß die Zeit der Drohungen, ohne diese Drohungen in die Tat um- zusetzsn, vorüber sei. Wir sind fest entschlossen, sagte Poincace, selbst isoliert und selbst wenn vor den» 15. Januar die Reparationskommission sich für ein neues Moratorium für Deutschland aussprechen würde, vor zugehen. Auf alle Fälle können keine Maßnahmen vor dem 15. Januar ergriffen werden. Wenn wir die Debatte auf den 2. Januar verlegt haben, so bedeutet dies keinen Zeitverlust. Diese Erklärung, die allgemeine Verblüffung er regte, erinnert doch etwas zu sehr an die Geschichte von einen» gewissen Fuchs, dem die Trauben zu sauer waren. Bisher war noch von keiner Seite bestrit- Das Sarden-Menlal vor Gericht. Im Prozeß Harden wurde mit der Beweisaustz nähme begonnen. Nach der Vernehmung einiger von der Verteidigung geladener Leumundszeugen für dis Angeklagten und des Kassenboten Priemest der Harde » Lin Boden liegend ausgefunden hatte, wurde Harden selbst vernommen, der ausführlick den Uebsrfall k-LU- derte. Auf Befragen des Rechtsanwalts Bloch erklärt er, daß seine geistige Kraft durch den Ueberfall n .-t gelitten hätte. Das Gericht beschloß, sowohl Theodor Wolff Wie Prof. v. Moellendorff zur Begutachtung der schrift stellerischen Tätigkeit Hardens am Mittwoch als Zeu gen zu vernehmen. Hierbei kam es zu einer erregten Erörterung. Rechtsanwalt Bloch erklärte, er müsse auf das Zeugnis Wolffs Wert legen, weil er nam- weisen- wolle, daß die Angeklagten Politische Motiv« hatten und daß sie in Nebereinstimmung mit einem großen Teil des Volkes Harden für einen Schädling halten konnten. Um die Beweisaufnahme darüber zu ersparen, schlug der Vorsitzende vor, man solle es doch als wahr unterstellen, daß „ein Teil, ein großer Teil des Volkes Hardens politische Wirksamkeit als schäd lich" betrachte. Da sprang Harden erregt auf und rief: „Das darf man doch nicht sagen!" worauf er den Saal verließ. Der Vorsitzende erklärte daraus, es habe ihm völlig fern gelegen, Harden zu beleidigen, aber , s- der Politiker habe selbstverständlich Gegner und An hänger". Der ganze Zwischenfall findet schließlich dadurch seine Erledigung, daß in der am Mittwoch fortgesetzten Verhandlung sowohl der Verteidiger wie der Vertre ter des Nebenklägers auf die Vernehmung der beiden Zeugen verzichtet. Der Vorsitzende gibt bekannt, datz sich das Gerücht die Beschlußfassung über die Be weisanträge bezüglich Kapitän Ehrhardts, der Sach verständigen über Femesterne und des Lokaltermins Vor behalten hat. Reue Vewcisanträge. Nun stellt Rechtsanlvalt Grünspach folgende Be» weisanträge: Es sollen die Vo»-standsmitglieder d«S deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbundes in Olden burg geladen und darüber vernommen werden, daß in mildernde Wirkungen erwarten, wenn die Franzosen sehen, daß sich alles besser entwickelt, als ihnen bisher vorgeredet worden ist. Und dann ist auch damit zu , rechnen, daß sich die Weltwirtschaft nicht von Frankreich ! zum Besten halten lassen wird, das selbst schließlich auf ein Zusammenarbeiten mit anderen angewiesen ist. ! Die Pariser Annahme, daß sich Frankreich um die unausbleibliche Wirtschaftsmisere in Europa in- ' folge eines deutschen Zusammenbruchs nicht zu be- ' kümmern brauche, rührt ans den eigenartigen An- , schauungen her, die die Franzosen von jeher von ihrem Paterlande gehabt haben. Sie denken, Europa braucht ? Wohl sie, aber Frankreich hat dis übrige Welt überhaupt : ' nicht nötig. Die Rechnung ist aber falsch, daß der frau'd„:. e - Kredit unversehrt bleiben würde, auch wenn das Wirt- ! schaftliche Leben in Europa in Scherben ginge. Der ! liebe Gott hat in seiner Weisheit dafür gesorgt, daß ! nirgendwo die Bäume in den Himmel wuchsen. Was ! außer den wirtschaftlichen Möglichkeiten noch auf polt- j tischen» Gebiete erfolgen kann, ist erst recht weitgehen- 'den Deutungen fähig und braucht deshalb nicht weiter ! betont zu werden- Die Sndlöslms. Der Verlauf der jetzt vertagten Londoner Minister konferenz hat wie derjenige der Augustkonferenz be wiesen, daß England wirklich nicht alles kann, was Poincarä will, gleichviel, ob der Ministerpräsident Lloyd George oder Bonar Law heißt. Großbritannien würde, von seinem Standpunkt gerechnet» den Krieg umsonst geführt haben, wenn es in die Ruhrpsünder willigte. Die jetzt beschlossene Vertagungssrist gibt Ge legenheit, die Möglichkeiten der schließlichen Lösung wie man sie heute ins Auge fassen kann, genau zu betrachten. Man erhält dabei interessante Einblicke. Poincarö rennt wohl gegen die Wand, aber durch die Wand wsi'd er schwerlich kommen. Die Kritik .»'rd vielleicht Aenderungen der Vorschläge zeitigen. Es ist begreiflich, daß die Vorschläge der deut schen Reichsregierung au die Ministerkonferenz in Lon don nicht die volle Zustimmung der deutschen Industrie gefunden haben, die darin die Schlnßlösung, die Her absetzung der unmöglichen Aeparalionssumme von 132 Goldmilliarden Mark, vermißte. Jeder solide Kauf mann sieht bei einem Geschäft auf das Endergebnis, und wenn er genötigt ist zu wagen, so hält er darauf, daß der mögliche Verlust seine Stellung nicht bedroht. In den deutschen Vorschlägen, die eine Zahlungspause ms zu fünf Jahren betreffen, ist die Kürzung der Gesamtsumme nicht beantragt, wir haben also abzu warten, was später in dieser Beziehung herauskommen wird. Der Reichskanzler Dr. Cuno hat wohl geglaubt, feine Vorschläge nicht zu sehr mit umstrittenen Fragen belasten zu sollen, denn es war schon der Widerspruch Poincares gegen die Zahlungsstundung ohne gleich- tzeitige Gewährung von Pfändern vorauszusehen. Und der leitende Staatsmann hat weiter angenommen, daß, wenn erst über das Moratorium eine Verständigung erfolgt ist, die über die Höhe des Reparationsbetrages früher oder später von selbst nachfolgen muß. Die Vertagung der Endlösung ist allerdings eine Spekulation, aber doch noch kein Va-Banquespiel, bei dem alles auf eine Karte gesetzt wird. Freilich muß ohne weiteres zugegeben werden, daß es kein ange nehmer Gedanke »st, zu wissen, daß Frankreich das Recht in Händen be malten wird, bei der Festsetzung oder Ausrechthaltung der endgültigen Reparationssumme in einer heute noch nicht absehbaren Zukunft mitzu sprechen, aber wir dürfen auch von der Zeit einige Weshalb Wilson in den Krieg eintrat. Der Neuyorker Bürgermeister Hhlan sprach vor einer Versammlung in Chicago und sagte, englische Propanda und zensurierte Nachrichten hätten Amerika zum Kriege verführt. Hhlan erwähnte, wie ein Eng länder in Washington drei Millionen Dollars für Kriegspropaganda guSgegeben hätte. Er sprach sich gegen eine Streichung der Kriegsschulden der Alliierten aus und erklärte, Wilson sei in den Krieg eingetreten, um die Zahlung der riesigen amerikanischen Kredite Mcherzustellen, die den Alliierten vorher und später gewährt worden seien. dem Briefe» den Grenz in Frankfurt erhalten hat« sich kein Zettel befand» in dem von der Amerikareistz Hardens die Rede war. Ferner, daß die ausgesprochen« , Tötungsabsicht bestanden hat und daß dem Angeklag- j ten Weichardt dies bekannt war. Ferner soll Maximi lian Harde»» als Zeuge darüber vernommen werden. ! daß bereits im Sommer 1921 die Reise nach Amerika - aufgegeben wurde und datz in fast allen Zeitungen vor» der Aufgabe der Reise berichtet worden ist. Keine Ruhrhesetzrmg. Voinearp b i Millerand. Poiucare hat sogleich nach seiner Rückkehr von London dem Präsidenten der Republik über den Ver lauf der Londoner Bericht erstattet. Neber die Un terhaltung zwischen Millerand und Poincare verlautet, daß dis beiden Staatsmänner sich Wider Erwarten einigen konnten und den Verzicht auf die Besetzung des ! Ruhrgsticts beschlossen haben.