Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 25.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192008258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-08
- Tag 1920-08-25
-
Monat
1920-08
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.08.1920
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-K.LV4 L». Jahrg. «eschitft-ft«»« »» Dresd«».». IS, r>»U»«tnft»»b« «« SöcklMe Mittwoch, 25. August 1920 F«evsp»«che, «t»» «voMchrckkontl»: L«ip»tg UM 0 Eszett ung Bezugspreis, Vierteljährlich in der GeschästSslell« oder von der Po't abgeholt AnSgab« 4 mit illuslr. Beilage IluSgabr « V.4S 4». In Dresden und ganz Deutschland frel Hau» AnSgad« 4 1V.»L Au-gabe » S.VV — Die Sächsische BoUSzeltung erschelnt an allen «ochentagen nachm. — Sprechstunde der «edaklio»: 1t bi» 1» Uhr vorm. Auzetgen, «nnahme von Geschästs-uz-igen bl« 10 Uhr. von Familien«,-zeige» bl» 11 vorm. ^ Petit-Spaltzetle 1.4« tm ReNametell 8.5« Famlltenanzelgeii 1.»« - Kür „ndeiülich geschriebene, sowie durch Feriilprecher misgegebene «nzelgen können wir die «cranlworllichkeit siir die Richtlgleti de» Dexie» nichl llbernehme« wie lange noch? Dte Menschen leben in den Tag hinein, wie wenn wir nicht rin armes besiegtes Voll wären, sondern uns Luxus und Leichtsinn unge- strast leisten könnten. ES wird einem angst und bange, wenn man das Treiben von heute ansehen muh, wobei man nur im Zweifel ist, über was man mehr erschrocken kein muh: über die Sorg- losigleit, die Planlosigleit und die Schwäche und Nachgiebigkeit von oben, oder die wahnwitzige Verblendung, die entsetzliche Verantwor. tungslvsigkeit und den frivolen Leichtsinn von unten! Wie lange noch? Diese erschütternd« Frage müssen wir uns Tag für Tag, Stunde für Stunde -urufenl Diese Frage müssen wir an diejenigen richten, die unser Schicksal zu führen berufen sind, wir müssen sie aber auch an uns selbst richten! Einkehr tut not, strengste Einkehr, denn wir taumeln in den Abgrund! Jeder sieht das Verderben nahen, aber man verschließt ge flissentlich die Augen. Jeder fühlt: So kann es nicht weiter gehen! Und trotzdem wird der Kopf in den Sand gesteckt in dem Gedanken! nur von nichts wissen wollen! Unter denjenigen, die vergebens rufen und mahnen, und unter denen, welche die Schicksalsstunde für Land und Volk als Verantwortliche mit fürchterlicher, eherner Gewalt her. annicken sehen, unter all diesen herrscht nachgerade ein Gefühl deS: „Rette sich, wer kann!" Das Schlimmste, das Allerschlimmste ist, daß diesen Besten unter uns da- bißchen Rest von Glaube und Vrv- trauen an di« Kraft und Treue des Volke- schwindet! Wo bleibt da die letzte Stütze, wo der Anker, an den wir uns in der Todesstund« klammern können? .... Wielange noch? Der Politiker fragt es sich, wenn er die Zustände im Innern ansieht. Die heutige Lage gleicht einem willen los hin- und hertreibenden Wrack! Wir können trotz aller Mühen und Anstrengungen keinen festen Boden gewinnen. Die Zersetzung geht weiter, wenn nicht offen, dann versteckt. Der Radikalismus zieht stärkere Nahrung auS den zerrüttet:« Verhältnissen, als wir uns olle träumen lasten. Der VolkSwirtschaftler fragt sich: Wie lang« noch hält da» deutsch? Wirtschaftsgebäude der Unterhöhlung stand, die immer fort weiter frißt und die diesen einst quaderfest gefügten Bau der deutschen Volkswirtschaft bi» zur Sprengung reif gemacht hat. Kaum, daß mit Mühe und Not ein Riß überkleistert wurde, klaffen an an deren Stellen Dutzende neuer Abgründe aus. Der Finanzpvlitiker vor allem fragt sich schaudernd; Wie lange noch? Wohin sollen wir kommen, wenn eS auch nur noch einige Wochen so weiter geht, wie bisher? Wo ist die Steuer» moral der Bürger heute mehr als je rin Eckpfeiler unseres ganzen Wirtschaftsbaiie»? Wo aber auch ist die Steuerautorität de« Negierung? Kann eine Regierung Anspruch darauf machen, ge stützt und unterstützt zu werden, die zu schwach und zu nachgiebig ist, inn ihre eigenen, sicherlich in bester Erkenntnis der Notlage de» Reiches gemachten Vorschläge durchzuführen? Vorschläge überdies, welche die überwiegende Mehrheit der Volksvertwtung billigte! Wohin treiben wir, >venn Steuersabotage einreißt und die Regierung nicht die Kraft und den Mut findet, diesem gefährlichen Zustand mit größter Energie rntgegcnzutreten? Was ist es für eine trostlose Zeit, daß eine Steuer behörde von heute eigentlich weiß, wiv eS mit den Steuern und ihrer Ausführung bestellt ist, wenn eine Verfügung von oben die andere jagt, und so ein heillose« Durcheinander entsteht, in dem sich niemand, am wenigste» aber die Steuerzahler selber sich auskennen? Schon sind die Gerissenen am Werke, welche das fürchterliche Tohuwabohu benutzen, um sich selber aus der Steuerschlinge zu ziehen und schnell noch auf die Seite zu bringen, was irgend möglich ist! Es steht schlimm mit uns, und keine Faust ist zu spüren, die zornig dazwischen fährt! Wie lange noch wird es dauern, bis ein Chirurg ersteht, der schommgsloS die Pestbeulen mit scharfem Messer aufschneidet? Das ist die bange, angstvoll bange Frage, die uns heute be wegt. Denn eS handelt sich nicht um das Schicksal einiger weniger, deren Verlust wir verschmerzen könnten, sondern eS dreht sich um unser aller Sein, um unsere ganze Existenz als Volk und Reich, Käuferstreik, Rohstoffmangel und Papiergeldwirtfchaft Im ReichSwirtschaftSrat hat man sich dieser Lage angesichts des Käuferstreiks und der Absatzstockung auf verschiede- neu Gebieten de» Warenmarktes des langen und breiten über die Fragen unterhalten, welches sind die Ursachen dieser Erscheinun. gen und der daran anknüpfenden BrtriebSeinstellungen und ^inschrän- klingen gewesen, und auf welchem Wege läßt sich di« is^oduktion wieder in Gang bringen. Al» Hauptgrund für die Absatzschwierigkeiten wurde angegeben die mangelnde KaufsShigkeit des Publikums infolge zu hoch gestiegener Warenpreise. Die Schuld an letzteren hinwiederum wurde je nach der Stellung de« sich an dm Erörterungen beteiligenden Persönlichkeiten zugeschrieben den hohen Rohstoffpreisen, Arbeitslöhnen und Gehält«rn. Ueberspannung der Gewinnzuschläae, Mängel» an dar Selbstkosten- bercchnung, unwirtschaftlichen Produktions, und vetriebsmethoden Als lVorauSsetzung einer dauernden Belebung und Gesundung dar Wirtschaft wurde schließlich genannt eine Ausgleichung der Ware», preise an die Kaufkraft des Publikums, ein Preisabbau. Wie soll nun dieser Preisabbau erreicht lverden? „Ein wirklich durchgreifender Preisabbau", so heißt es in der der Erörterung zu grunde liegende» Denkschrift, „kann nur durch eine nach den Gesichts- punkten höchster Wirtschaftlichkeit zu regelnde Mehrproduktion, insbesondere auch in der Landwirtschaft erfolgen. Es kommt weiter vor allem darauf an, den verarbeitenden Gewerben eine wirksame Kontrolle über die Preisbildung ih re r R o h st o fse und di« der Verbraucher gestellten Preise der Fe'tigsabrikate zu verschaffen Auf diese Weise sollen also die Preise verbilligt und die Massen kauf- kräftiger geinacht werden. Die Mehrproduktion muß u. E. aber nicht nur bei der Landwirtschaft, sonder,, vor allem auch in der sonistigen Urproduktion, der Kohle, einsetzen. Wie sehr hier die Erzeugung dem Bedarf nachhinkt, ergibt eine neuerliche Denkschrift des ReichFwirt» schastsministenuins über die augenblickliche wmtschastliche Lage Deutschlands. Nach dieser hatten wir 1913 an Steinkohle eine in ländisch" Erzeugung von 190,1 Mill Tonnen einen Verbrauch von 157,7 Mill. Tonnen: der Rest wurde ausgesührt. Heute steht uns da von nur noch die Hälfte zur Verfügung, die Denkschrift beziffert den Kohlenverlust infolge „produktionsmindernder Faktoren" auf nicht weniger als 82 Millionen Tonnen. Und zwar berechnet sie die Ver luste infolge Gebietsabtretungen auf 17. infolge der Verkürzung der Arbeitszeit auf 45 und infolge verringerter Arbeitsleistung ans 20 Millionen Tonnen. Dieter Mangel an Kohle hindert uns. die Eisen- erzeugimg zu erhöhen, behindert uns vor allem darin, die chemische Industrie in vollen Gang zu bringen. Unter dem Kohlenmangel leidet diese doppelt, da die Kohle ihr nicht allein als Brennstoff, sondern auch als Rohstoff dient Ab«r auch die sonstige,, Industrien, in denen un» Rohstoffe de« Inlandes genug zur Verfügung stehen, wie die Baustoffindustrie, die GlaS- und Porzellaniudustrie, vermochten wir bisher nicht in vollen Gang zu bringe» Auch hier stand immer wie der der Koblenmangel einer vollen Aufnahme des Betriebes als Hin» dernis im Wege. Hier rächte sich der Koylenmangel um so bitterer, als die vor genannten Industrien zugleich Ausfuhrindustrien sind, die in I ihrer Ausfuhrfunktion stark lahmgclegt waren. Können wir aber auS- führen, dann können wir auch unsere große Bevölkerung hinreichend beschäftigen und erhalten für unsere Erzeugnisse Gegenlei st un. gen, um uns Rohstoffe und Lebensmittel zu beschaffen und bei enitsprechendem Bedarf unt«r nicht zu hohen Poesien auch an, der« Industriezweige mehr in Betrieb zu setzen. Was Rohstoffmangel für eine Industrie bedeutet, sehen wir an unserer Textilindustrie. Sie ist fast ausschließlich auf ausländische Rohstoffe angewiesen. Im Inland werden nur geringe Mengen erzeugt: im Jahre 1913 an Wolle 6000, an Flachs 3600 Tonnen. Dazu kämmen 55 000 Tonnen aus Lumpen hergestellte Kunstwolle Aber was bedeutet das für den gewaltigen Bedarf einer Industrie, die bereits 1907 in 196 000 Hauptbetrieben und 25 000 Skrbenbetrieben nicht weniger wie 1.1 Mülionen Personen beschäftigte! Ihr Bedarf erheischt« aber 1913 folgende Einfuhrmengen: Baumwolle 505 000, Wolle 119 000, Flachs 62 000, Seide 6300 und Jute 154000 Tonnen im Gesamtwerte von 1)4 Milliarden Mark. Zwar sind seit dem Herbst 1919 wieder grö ßer« Mengen an Rohstoffen nach Deutschland gelangt; hauptsächlich Rohbaumwolle. Aber sie erreichen bei weitem noch nicht den Bor- kriegsstand. Im März 1920 kamen z B. insgesamt 20 600 Tonnen Textilrohstoffe herein gegenüber 70 500 Tonnen monatlich im Jahre 1913. So hatte denn die Textilindustrie im März auch nur eine» Beschäftigungsgrad von 40—45 Prozent deS FrredenSstandes erreicht. Soweit die heutigen hohen Warenpreise eine Folge der gewaltig gestiegenen Rohstosfprcis« und eine Ueberspannung der Erzeugerpreis« sein sollen, so dürfen wir hie,- unXK keinen Umstünden auch die Wir» kungen der übertriebene» Papiergeldwirtschaft, der Inflation, übersehen. Die „Konjunktur," Wochenschrift für Kapital und Wirtschaft, hatte nicht unrecht, wenn sie vor kurzem (Nr. 43/44) schrieb: „Daß so gewaltige Geschäftsgewinu e geinacht werden konnten, daran sind di« Wirkungen der Papicrgeldivirtschast ganz allein schuld. Denn bei der rasenden Verteuerung aller Waren kann ein Betrieb nur noch leistungsfähig bleiben, wenn er so viel verdient, daß er die nötigen Rohstoffe und Betriebsmaterialien. die Arbeits löhne und Unkosten für die wie bisher der Menge nach gleich starke Gütergcwinmmg bezahlen kann. Bei dem Tempo der Markentwertniig kommt jeder Betrieb zurück, der nicht ein Mehrfaches von dem ver dient, was er bisher verdient hatte Es ist gewiß eine ganz unge sunde Erscheinung, daß es so ist, aber unter einer Papiergeldwirt schaft müssen sicb eben solcke Exzesse entwick ln. Wen» wir also in der Papierpest heute die erste und hauptsächlichste Ursache deS wirt schaftliche» Niederganges erblicken, so sind wir doch keineswegs blind für» die anderen Ursachen der Preissteigerung Wir haben wahrhaftig die Wirkungen der Zwangswirtschaft auf die Preisbildung oft genug hervorgehoben, aber sie treten augenblicklich zurück hinter der Vei»- heerung, di« die Papiergeldwirtfchaft anrichiet." Hier können weniger die Mittel einer noch so gut gemeinten Preispolitik helfen als diejenigen, die einen Abbau der Papier- Wirtschaft erstreben: Einstellung der Papierdruckpresse, weitgehende Steuerpolitik und eine geregelte Steuererhebung Diese Mittel dürsten mehr als alle anderen geeignet sein, die Kauftraft deS Geldes wieder zu erhöben bezw. billigere Preise zu verschaffen. Da mit ergibt sich wieder der außerordentlich enge Zusammenhang zwischen unserer Finanzpolitik und den Fragen innerer Wirt- schciftsgestaltung. Kapitalbeschaffung Ei-nv neue Art der r» l» v lt a l k e s ch a s fl, n g ist neuerdings in der Großindustrie zu beobachten Es bandelt sich um die Ausgabe von V o rzugS a! t' - » die im Grunde doch nich.S anderes als festverzinsliche und rückzahlbare Obligationen sind, Diesen Weg der Kapitalbeschaffung, der auch vom allgemein?« wirt- schastlichen Standpunkte aus größter Aufmerksamkeit wert ist, hat «tzt du? Allgemeine E l e k t r I z i 1 ä t» g e s e l l s ch a ft be-> schntten. Sie hat zu ihre», b,4 j-tzt üöl Millionen Mark betra- aendvn Aktienkapital eine Erhöhung nm weitere 250 Millionen Mark beschlosien, oie in Form von sechSprozenlig«n "Ä einfachem Stimmrecht auSgegeben und von denen 100 Millionen Marl m öffentlicher Zeichnung untergebracht werden sollen. Diese Vorzugsaktien tollen -- und darin drückt sich neben der festen Verzinsung, die für Atticn sonst nicht üblich ist, die n-ue Eigenart der Transaktion aus — vom Jahre 1925, an zu 11 v Prozent znrückgejahlt werde» können. Es handelt sich bei diesem neuen KapitalbeschasinngSmodnS also nicht nur iwrnm, neues Kapital zu beschaffen, landein sich dessen auch unter günstigen Bedingungen wieder entledigen z» kennen, sobald di? Verhältnisse des Unternehmens und die Lage deS Ee'emarlteS solches vorteilhaft «scheinen lassen. Eine Kaoitalb-chrsimn durch Ausgabe ton Stammaktien oder von geivöhnlichen VorzngSnktien hätte der Ge sellschaft die Verpflichtung «uftclegt, ein um 259 Millionen Mark vergrößertes Mtienlapital dauernd verzinsen z» müss-'n. was bet weiter steigendem Geldwerte ein? selir schwer? Last werden könnte. Bei der Ausgabe von Obligationen wiederum wäre die Gesellschaft an einen festen Tilgungßplan .»elmncen worden, der unter Nmstän- den manche Unbequemlichkeiten üätie haben können. Man kann wohl genötigt sein, zu früh tilgen zu muss?», oli mich verhindert sein, in einem der Zeitlage entsprechenden schnellere» Tempo die wün schenswerte Tilgung vorzunehmen. Mit der Ausgabe von Vorzugs aktie», die ab 1 Januar 1925 zu 115 Pro,ent ei-ngelöst werden können, hat sich die A. E. G die MögiiKI'it gesichert, das neue Vorzug-kapital wieder abstoßen zu könn'n, soll« nach 'nni Jahr?» der Geldwert weiter eine steigenic N'chtumi eiiilchlagvn sollte, waS wohl allgemein angenommen wird. Der Obiig.itionentyp in Form der rückzahlbaren Vorzugsaktie stellt !>cb iomit ls ein lehr geschickt gewähltes Mittel dar. eine aufgenom,n?ne Schuld unter Anpassung an dir Lage des Geldmarktes »nd d'» jeweiligen Verhältnisse der scbuldnerischen Gesellschaft tilgen zu können, ohne dabei von einem festen Tilgnngsplane abhängig zu sein Generalstreikspropaganda Tsse GeneralstreikSpropagand a wurde in ihrem ganzen volksgefährlichen Umfange wieder einmal durch Münchener Beschlüsse offenbart. Die Versammlung der Delegierten des Mün chener Gewerkschastsvereins und der Fachrät? der zwölf Industrie- gnippen der Betriebsräte hat einstimmig b-schlossen, durch den Deut sche» Geweckschastsbund an die Neichscegierung ein Ultimatum zu stellen, In dem ein fühlbarer Preisabbau gefordert und im Falle deS Versagens der Regierung in de» Generalstreik ein ge treten werden soll. Die Beratung dieses von einem Vertreter der K. P. D. gestellten und dann von einem Vertreter der U. S P. formulierten Antrages zeitigte eine ziemlich e'regte Aussprach- übe« die Möglichkeit und die Folgen ein'S Generalitre'kS. Auf die Frag« deS Vorsitzenden Fribl (il. S PI. wie sich der K. P. D.-An- tragsteller wohl in der fetzigen Zeit oie Anwendung wirtschaftlicher Machtmittel durch die Gewerkschaften vorstelle und auf tue Erklärung, daß der Generalstreik ein glatt?? Verbrechen an der Arbeiterschaft sei da die Unternehmer darauf lauern, ihr« Betriebe sperren zu können, erklärte ein K P D-Vertreter: Es müsse Sache de« Generalissimus (deS Vorsitzenden) sein, diese Macht mittel aufzusinden, da die Organisation sonst ohne weiteres ihr« Ohnmacht zugebe: die Arbeiterschaft fti aar nicht so ohnmächtig: in anderen Gauen gehen die Arbeiter ohne ihre Führer "or. dis Demo- Istatie siebe ans dem Nnllviinkte: wir brauchte» die Diktatur! Ein Vertreter d?r S. M. P warnte vor allzu häufiger Anwendung deS SchlngworteS vom Generalstreik — schließlich werde niemand mehr darauf hören. Schriftleiter TbomaZ (K. V D.) erklärte: Wir haben die Pflicht, Anträge tu stellen, die oeeignet sind die Massen a ii f z n rütte l n, selbst wenn wir von der Undnrch. führbarkeit dieser Anträge über,engt sind; »vir müssen dis Messen so lanoe auln'itteln bis kein llnter^ned im Denk?» mevr besteht und eine einheitliche Aktion ermöglicht w'-rd" Der »Vorsitzende stellte zum Schlüsse fest daß also dieser Antrag nur zur Propaganda für die K P T dienen solle woraus ihm mi? dem Z»r»s ..Schie ber!" geantwortet wurde. Trotzdem wurde der Antrag auch mit den Stimm»» der S. M P. angenommen. Ein Kommentnr ,u dieser Schilderuno ist wohl überflüssig. Aber immer wieder erheb» sich die Frag?: Wohin treiben wir? Die deutschen Katholiken in der Tscheche» Slowakei Am 8. August hielt der VolkSbund der deutschen K a- tholike» m Ncichenberg seine erste Hauptversammlung ab. Nach elfmonatlichem Bestände zählt diese gewaltig ausbliihende Organiia- tion 208 Gruppen in Böhmen, 160 Gruppen in Mähren »nd Schle sien mit zusammen über 46 600 Mitgliedern. Mit lächerlich g.rin gen Mitteln wurde die Riesenarbeit di'sscr Organisierung geleistet. Angesichts des Kultnrlompscs finde» die Knthotiten deutscher Zunge sich zusammen. Die Zahl wird sich in kurzer Zeit bcrdoppetn. Auch die deutschen Katholikentage, die in allen Zentren abgcbalten werde», sind überall überraschend gut besucht so Hoindorf in Fricdland am 13. Juni, Mührisch-Schönberg am 4. Juli, DenlsctpGabcl am 11. Juli, Neiche»b?rg am 8. August wo zugleich d?r älteste Vollsverein NordböhmenS seine» 50jähngen Bestand feierte. In dieser einstigen Hochburg der LoS-von-Nom-Bcwegung, wo i913 die Katholiken anläßlich einer Fahnenweihe mit faulen Eiern benennen »nd anqe» spukt worden waren, verlief die Tagung geradezu überwältigend groß» srtig. Fünf Parlamentarier sprachen vor Tausenden begeisterter Zu hörer gegen die Unterdrückung katholischen Leben« durch die Prager Regierung. Die jüngst abgehaltenen sozialen KuAe, die der Volks» bund durch den Jesuitenpater Schönberger aus München in Reichenberq und Eger abhalten ließ, waren außerordentlich stark be sucht, selbst Gegner hatte» sich alz Teilnehmer gemeldet. Auch in Freudentäl (Schlesien) wird Pater Schauberger einen solchen KnrS abhalten. Aber auch dir Feinde arbeiten. In Aussig ä. d. Elbe hat der OrtSschnlrat die Entfernung sämtlicher Sckmnrknze beschlossen. In Röchlitz wurden jüngst zwei Wegkrsuze und eine herrliche Anto- nmsstatue gestürzt. Der sattsam bekannte Professor Wahrmund toucht auch wieder aus niid verlangt überall Trennung von Kirche und Staat nach französischem Muster mit völliger Beraubung der Kirche, Monopol für die religionslose Zwangsstaats^chnle. Auflösung de« Gemeinden in „Vereine z» religiösen Privatvergnügungen" usw Bet der heutigen tschechischen Regierung findet er freudige- Gehör.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite