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Nr. 2S8 Der Preis der «InwMtt,,«» «nzelaenzclle ierraal IV der Rrklamk-cN« 4c Äoldv!r»n>ec ,>Iii den Nachweis werden 2S Goldpseiintae berechnet. Freiteg, den 23. Dezember 1927 MWMWMWM Hohensle'm-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bet Klagen, Konkursen Begleichen usw wir» »er Brutto betrag tn Rechnung gestellt Hin Kalle HSIicrei Sewall — Krieg oder sonstiger Irgend welcher Störung de» Beiriedes »er Zeitung, der Lieseranien oder der BesörderniigScinrich- lungcn - hat der Beziehe, «einen Anspruch aus Licserung oder Nachlleserung der Zeitung »der aus Rllckzahluna »es Bezugspreises strich«,ni ,eden Wochentag nachmittag» - Kernspr Nr. l». Postscheckkonto Leipzig LL 4K4 — Gemeindegirokont, 14. — Bankkonten Kommerz, und Privat - Bank Zweigstelle Hohen. Kein. Ernstthal — Daemstiidier und Nattonalbank Zweig. Niederlassung Hoheustein Ernstihal. — llnberlangi «mgesandte Manuskript« werden »ich, zurückgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden «ein, Ausnahme Generalanitister für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrilnd, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdors, Langenberg, MetnSdors, Falken, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach. Tirschhetm, Kuhschnappel, St. Egidien, Wllstenbrand, Grüna. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Ruhdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des AmtSaerichtS, des Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden de« umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr Alban Frisch. vczuaSorcis palbmouaiiich 80 Goldvtennlge einichliesiltch rräarrlvdu. 77. g^hrg. Meg Mr MM M Bou uulerem Berti n«r Brrtre««» Berlin, 23. Dezember Deutschland hat bekanntlich die Vertre tung der russischen Interessen in Lüdchina übernommen. In Frage dafür kommen in erster Linie unsere Generalkonsulate in Schanghai, Kanton und Hankau, während unsere Vertretung in Sunking weniger davon berührt werden wird, da sie zu tief im Innern liegt und es in dieser Gegend keine Russen gibt. Wie wir von zuständiger Seite ersahren haben, wird das Auswärtige Amt den deutschen Gene ralkonsuln keine generellen Richt linien für die Ausübung dieser Interessenver tretung vorschreiben, da es sich mit Recht auf den Standpunkt stellt, daß in Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse gehandelt werden müsse, die sich an Ort und Stelle, nicht aber vom grü nen Tisch in Berlin aus übersehen lasten. Es ist nur als eine Abkehr vom Bürokratismus an zuerkennen, wenn die Zentralbehörde sich lieber auf den Takt und die Erfahrung ihrer auswär tigen Beamten als auf blutleere Bestimmungen verlassen will; trotzdem wird die Aufgabe, die wir übernommen haben, keineswegs leicht ge nommen werden dürfen, da sie uns nur allzu leicht in die Wirren des fernen Ostens mit hin- einreißen kann. Was sich jetzt in China abspiclt, daß ist ein Krieg aller gegen alle, bei dem die Parteien wechseln, Generale und Truppen von der einen Seite zur anderen überlaufen, kurz, bei dem es überhaupt keine festgefügten Fronten mehr gibt. Sicht man von dem Ansturm der nationalsozialistischen Truppen Südchinas gegen die konservative Armee der Mukdenregierung ab, so sehen wir in China eine Einheitsfront, die unter der Parole ficht: „China den Chine sen". Als dritte Unterströmung in dem allge meinen Wirrwarr ist der unterirdische Kampf Rußlands gegen England sestzustellen. Es ist durchaus nicht so phantastisch, wie man vielfach angenommen hat, wenn Rußland seinen Kampf gegen Großbritannien in Asien aussech- ,cn will. Tschitscherin könnte sich dabei aus einen der größten Feldherren und Staatsmänner aller Zeiten, nämlich auf Napoleon I. berufen, der klar erkannt hatte, daß England nur in seinem Kolw nialreich, niemals aber in Europa, tödlich ge troffen werden könne, und der deshalb seinen „Alexanderzug" unternahm, dessen letztes Ziel Indien war, das er freilich nicht erreicht hat, weil ihn die Pest, Nelsons Flotte und inner- politische Rücksichten zur Umkehr zwangen. Auch während des Weltkrieges sind ja ähnliche Gc- dankengänge ausgetaucht. Rußland kommt nun von der anderen Seite und will England zu nächst in China mattsetzen, dann China, wenn schon nicht der Sowjet-Union angliedern, so doch wenigstens derartig durchbolschewisieren, daß von dort aus jeder Ostwind die bolschewistischen Funken nach Indien hinübertragen kann. Der Plan ist außerordentlich weitsehcnd und keineswegs ganz phantastisch. England hat mit seinem realpolitischen Sinn diese Gefahr schon längst erkannt, denn sonst würde es niemals so viel Geld und Kraft in chinesische Angelegenhei ten hinÄngesteckt haben. Die siegreiche Ueber- zeugungskraft des Pfundes hat über den Rubel auch schon einen Achtungserfolg davongetragen, indem General Tschangkaischek dieser Lockung gegenüber nachgegeben hat. Auf die Dauer dürfte es kaum möglich sein, dem Freiheitswillen eines geeinten chinesischen Volkes Widerstand zu leisten, und man kann nur hoffen, daß dieses Riesenreich, dessen Bevölkerung doch fast durch weg aus Kleinbauern besteht, sich dann ebenso tatkräftig gegen die bolschewistischen Lehren wenden wird wie jetzt gegen die Fremdherrschaft. Berlin, 22. Dezember In einem Rundfunkvortrag, den Reichsminister Schiele über „Die Landwirt schaft an der Jahreswende" hielt, führte der Minister zunächst aus, daß mengenmäßig die Ernteergebnisse in diesem Jahre etwas besser seien als im Jahre 1926. So sei die Vrotgetrcidcernte um annähernd eine Million Tonnen und die Kartoffelernte um 80 Millionen Doppelzentner gestiegen. Dieser mengenmäßige Gewinn gehe aber zum großen Teil dadurch ver loren, daß qualitativ fast alle Früchte durch das Unwetter erheblich gelitten hätten. Immerhin rechtfertige der Ausfall der Ernte die Feststellung, daß zu einer Besorgnis hin sichtlich der Verjorgungslage der städtischen Be völkerung kein Anlaß vorliegt. Auf dem Gebiete der Viehhaltung, so führte der Minister aus, liegen die Verhältnisse wesentlich trüber. Durch starke Angebote seien die Preise in den letzten Monaten ständig zu- rückgegangen. Die Schweinepreise seien heute weit unter die tatsächlichen Erzeugnngskosten ge sunken. Erfreulicherweise habe der Fleisch verbrauch in Deutschland in diesem Jahre etwa wieder dieHöhederVorkricgszcit erreicht. Es bedeute eine Großtat der Landw'rt- schaft, daß es ihr gelungen sei, trotz aller wid.'- gen Verhältnisse den Viehbestand wieder auf ein der Vorkriegszeit angenähertes Maß zu bringen. Weiterhin betonte der Minister, daß die Wer tung der volkswirtschaftlichen und insbesondere der handelspolitischen Stellung der Landwirt schaft wachse. Freilich beweise gerade die neuere Entwicklung unserer Handelsbilanz, daß wir von gesunden Marktverhältnissen noch weit entfernt seien. Unter Hinweis auf die Passivität unserer Handelsbilanz forderte der Minister eine zielbewußte Hebung der hei mischen Produktion. Nur eine diesem Ziele untergeordnete Wirtschaftspolitik könne die Ge fahren beschwören, die aus der andauernden Passivität für unser« Finanzen und unsere Wäh rung drohen. Ohne eine solche Handelspolitik sei die Landwirtschaft, insbesondere des deutschen Ostens, verloren. Das en scheidende Merkmal der gegenwärtigen Lage unserer Landwirtschaft sei die Tatsache, daß eine erschreckend große Anzahl der Betriebe mit Fehlbetrag arbeite. Die Folge dieses Notstandes seien M i l l i a r d e n v e r ! u st e, die die Landwirt schaft in den vergangenen Jahren erlitten habe. Ueber die V e r j ch u l d u n g d e r Land ¬ wirtschaft teilte der Minister genaue Zah len mit, aus denen sich die schwerwiegende Be deutung seiner Ausführungen ergibt. Die be denklichste Seite der Verschuldung liege einmal in der Kurzfristigkeit der personellen Schulden und ferner in der ungeheuerlichen Zinsenlast, die sich auf 850 Millionen Mark jährlich beläuft. Die R e i ch s r e g i e r u ng, so fuhr der Minister fort, hat die Entwicklung dieser Ver hältnisse mit ernster Besorgnis v e r- folgt. Sie sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben für die nächste Zukunft an, auf eine Ordnung der landwirtschaftlichen Schuldverhült- nisse hinzuwirken. Mittel seien die Umwand lung der schwebenden Schulden in langfristigen Kredit und eine Absenkung der untragbaren Zinslasten. Die Reichsregierung werde in Kürze die erforderlichen Maßnahmen treffen. Hierbei wird die Landwirtschaft selbst entscheidens mit- zuwirlen haben. Ihre Aufgaben in dieser Hin sicht kennzeichnete der Minister folgendermaßen: Unablässige technische Vervollkommnung und Rationalisierung der Betriebe und des Absatzes sowie Standardisierung und Qualitätssteigerung der Produkte, wodurch die Konkurrenz mit dem Auslände erfolgreich ausgenommen werden könne. Was uns der Versailler Vertrag an Land und Gut geraubt, was uns Krieg und Nachkriegszeit an kulturellen Schäden zugefügt haben, müsse ersetzt werden durch gesteigerte Wirtschaftsenergie, die aus dem deut schen Boden das letzte herausholt, was heraus zuholen ist. Der Minister wies dann auf die Hilfs maßnahmen hin, die in letzter Zeit für die Landwirtschaft ergriffen worden sind. So werde auf fünf Jahre von Reichswegen ein Betrag von jährlich 6 Millionen Mark bereitgestellt werden, um den Zinscndienst für landwirtschaftliches Meliorationskapital auf tragbare Sätze zu ver billigen. Für das Molkereiwesen werden jähr lich 1,5 Millionen Mark fünf Jahre hindurch für Zinsverbilligung vom Reiche ausgeworfen. Der Produktionssteigerung in Gartenbaubetrieben dienen Neichskredite in Höhe von 5 Millionen Mark und ebenso werden für den Weinbau nam hafte Mittel ausgeworfen. Der Minister schloß mit der Feststellung, daß die Hoffnung berechtigt sei, daß die Landwirtschaft bei Reich und Län dern dasjenige Verständnis und diejenige Hilfe finde, die sie in ihrer bedrohlichen Lage mit Recht erwarten dürfe. Iss MMPWz HitSEurgs ts Paris Botschafter vo« Hoesch bei Briand Paris, 22. Dezember In der Unterredung, die der deutfche Botschaf ter von Hoesch am Mittwoch mit Bri and hatte, kam auch die Angelegenheit des skandalösen Hindenburg-Plakates zur Sprache. Briand konnte den Standpunkt der französischen Regierung nicht endgültig präzisie ren, da anscheinend die Erwägungen innerhalb des Kabinetts noch nicht abgeschlossen sind. Die Polemik in der Presse und den Parteien duncrt aus. Allerdings ließ Briand durchblicken, daß ein Einschreiten gegen das Plakat durch die französische Gesetzgebung sehr erschwert fei. Man fei sich nicht einmal darüber einig, ob es ein« Beleidigung enthalte oder nicht, und ob .das Bild ein« unzulässige Karikatur des Reichspräsidenten darstelle. Die deutschen Forderungen wur den selbstverständlich in vollem Umfange auf- rechterhalten. Jnzwschen fährt das „Echo de Paris" fort, das Plakat in Massen zu verbrei ten. Auch der Pariser Westen ist seit Mittwoch mit Mengen des Plakates überflutet. * Es ist durchaus glaubwürdig, daß die franzö sische Pressefreiheit ein direktes Einschreiten ge gen di« Verbreitung des Plakates nicht gestattet, ebensowenig, wie es Briand möglich war, Musso lini gegen die groben Verunglimpfungen der Pa riser Antifaschistenpresse zu schützen. Was wir vermifsem, ist aber die klare Mißbilligung der artiger Wahlkampfmethoden durch den französi schen Außenminister. Das wäre das wenigste gewesen, was man erwarten durfte. Erst dieses Unterlassen, der mangelnde gute Wille des französischen Kabinetts, diese Wahlkampfmethode persönlich zu verurteilen, macht die Geschmack losigkeit zum Skandal. Isst Um im Alm Eia«ll« Drabtm«ti>u»a Berlin, 23. Dezember In politischen Kreisen hat die plötzliche Offensive der offiziösen italienischen Presse, die sichtlich auf einen Bündnisvertrag mit Frankreich hinarbeitet, um so größeres Auf zehen erregt, als diese Taktik bekanntlich in schärfstem Gegensatz zu der bisherigen Politik Roms steht, die geradezu darauf ausging, Paris zu provozieren. Man glaubt allgemein, daß es sich hier um einen Versuchsballon han delt, durch den man aushorchen will, ob Frank reich durch das Angebot eines Militärbündnisses den italienischen Mittelmeerwünschen geneigter gemacht werden könne. Bei diesem Angebot spekuliert man auf die französische Psyche und di« öjfentliche Meinung Frankreichs, die ja noch immer von der Furcht vor der „deutschen Revanche" beherrichr wird. Was Italien vor- schlügt, ist ein glattes Tauschgeschäft, in dem man Frankreich Vorteile am Mittelmeer abhandeln möchte und ihm dafür die Sicherung seiner Ost grenze bietet. Da dieser ihm aber durch den Locarnovertrag sowieso garantiert ist und man in Paris sehr genau weiß, daß die Gefahr eines Uebersalls nicht von dem gänzlich entwaffneten Deutschland, sondern von dem in Waffen star tenden Italien droht, dürste man nach Ansicht aller eingeweihten Kreise am Quai d'Orsay für dieses Angebot kaum mehr als ein Achselzucken übrig haben. Das ist um so wahrscheinlicher, als eine italienische Zeitung bereits so unvorsichtig gewesen ist, auszuplaudern, daß man sich keines wegs aus freundschaftlicher Gesinnung, sondern lediglich aus Nützlichleitsgründen Frankreich nähern wolle. Diese Zeitung schreibt nämlich in einem vielbeachteten Leitartikel, daß Paris, wenn es dieses Angebot ablehne, Italien geradezu Deutschland in die Arme treibe. Es ist auch durchaus bekannt, daß in Genf von italienischer Seite bereits Anbiederungsversuche an deutsche Stellen gemacht worden sind und die sehr posi tive Frage gestellt wurde, ob wir uns denn von einem Zusammengehen mit Italien gar nichts versprächen. Man sieht also, daß das italienische Angebot an Frankreich eng limitiert ist und eine Even tualdrohung enthält. Ungefähr -wie ein Ge schäftshaus, daß an seinen Lieferanten kabelt: „Wir werden uns anderweitig eindecken, wenn nicht bis zum 30. cr. von Ihnen preiswertes An gebot erfolgt ist!" Diese geschäftlichen Methoden greifen jetzt allmählich auf die Politik über. Wir glauben kaum, daß Italien mit dieser Neueinfüh rung viel Glück haben wird. Es ist allerdings unzweifelhaft, daß Deutschland durch diese neueste Wendung in Situationen geraten kann, die außerordentliches politisches Geschick erfordern werden. Wir glauben aber nicht, daß der Ge danke einer Annäherung an Italien mit der Spitze gegen Frankreich an einer maßgeb-» «den Stelle ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Kei«« Stillegung der westdeutsche« Eisenindustrie Berlin, 22. Dezember Wie dem Düsseldorfer Korrespondenten des „Berliner Tageblattes" von industrieller Seite erklärt wird, werden die Arbeitgeber der Nordwestgruppe der Eisenindustrie sich der Ver bindlichkeitserklärung des Reichs arbeitsministers fügen und den Schiedsspruch in loyaler Weise durchführen. Die Stillegungsanzeigen bleiben zwar bis zum 31. Januar in Kraft, aber, da Kündigungen nicht vorgenommen werden, kommt ibne« kemH praktische Bedeutung mehr zu.