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Dresdner Journal : 21.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-21
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1897
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Vez«,»»retS: ^ür Dre-den vierteljährlich: 2 Mark 50 Ps., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb de- Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr 128» ««ktnstguuss-ebkhrka: Kür den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift RO Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Henm»,eber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwrngerstr. 20. Sernspr.-«nschluß:Nr 1SSL. N 116.Freitag, den 21. Mai, abends.1897. Diejenigen VezieKer unseres Blattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber weis u n g s g e b ü h r einsenden zn wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. HAnf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Erpedition des Dresdner Journals. Amtlicher Lei!. Dresden, 2t. Mai. Ihre Majestät die Königin sind gestern nachmittag 1 Uhr 32 Min. von Karlsbad in Dresden eingetrofsen und haben Sich nachmittags 4 Uhr 30 Min. nach Sibyllenort in Schlesien be geben. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, dass der Recitator Pötsch in Leipzig den ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehenen Verdienstorden für Wissenschaft und Kunst annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Miniftertums der Finanzen. Forstverwaltung Der seitherige Rechnungsinspeltor beim Finanz Ministerium Härtel ist zum Forstrentbeamten in Grimma ernannt worden: — die zeilherigen Privatexpedienten Beyer, Mietzsch und Weber sind zu Expedienten bei dem Korstrentamle Dresden, bei dem Forstrentamte Schandau und bei der Obersorstmeistcrei Schandau ernannt worden Bei der Post-Berwaltung sind ernannt worden: Kemnitz, zeither Ober-PostdirectionSsecretär, als Postkassirer bei dem Postamte S in Dresden; Platz, Schanz, Röhringer, Helbig, Müller, Kreisel, Burck, Gneist, Krause, Oehme und Günther, zeither Postassistenten, als Ober Post assistenten im Bezirke der Kaiser!. Lber-Posidireclion zu Leipzig; Hitler, zeither Postanwärter, als Postassistent im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirection zu Dresden Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 2 ständige Lehrcrstelle zu Berggießhübel. Kollator: das Königl. Mi nisterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Die Stelle gewähr» außer freier Wohnung ini Schulhause mit Garten ein jährliches Einkommen in Höhe von 1100 M sowie 72 M für Erteilung des Turnunterrichts und 36 M. für den Fort bildungsschulunterricht und eventuell sür Überstunden 72 M. Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den ersorder- licheu Beilagen bis zum 1. Juni bei dem Königl BezirlSschul- inspektor Schulrat Lehmann in Pirna einzureichen; — die zweite ständige Lehrerstelle in HeinrichSort bei Lichtenstein. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M. Gehalt, 36 M. sür Turnunterricht im Sommer und freie Wohnung Bewerbungs-Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum l Juni bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen; — die 2. ständige Stelle an der Schule zu Bannewitz. Kollator: das Königl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen. 1000 M Gehalt, 200 M persönliche Zulage, die in die gesetzlichen Alterszulagen einzurechnen ist, 50 M sür einen Test deS Fortbildungsschulunterrick IS, sreie Wohnung im Schulhause und Garlengenuß Musikalische Be werber erhalten den Vorzug Gesuche sind bis zum t Juni bei dem Königl. Bezirksschulinspektor für Dresden-Land, Schulrat Fink einzureichen; - die 3. ständige Lehrerstelle zu Lang- burkersdors. Kollator: das Königl Ministenum deSKultus und öffentlichen Unterrichts Die Stelle gewährt ein jährliche- Einkommen in Höhe von toov M sowie 100 M persönliche Zulage, 150 M. Wohnnngsgeld und 36 M. sür Erteilung des FortbildungSschuluntcrrichts Besuche sind an den Kollator zu richten und nebst den erforderlichen Beilagen bis zum 5 Juni an den Königl. Bezirksschulinfpektor Schulrat Lehmann zu Pirna einzusenden. Zu besetzen: die 2 ständige Lchrerstelle in Brünlos. Kallator: die oberste Schulbehörde Einkommen außer freier Wohnung im neuen Schulhaufe und Gartengenuß: 1000 M- Gehalt und 72 M für FoNbildungSschulunterricht Bewerbungs- gefuche sind unter Beisügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 6 Juni an den Königl. Bezirksschulinspektor sür Chemnitz II, Schulrat Richter einzureichen. WekannLrn achung. Gemäß der einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen wird hierdurch bekannt gemacht, daß dem Schiedsgerichte für den V. Bezirk der Fleischerei-Berufsgenossenschaft die nachstehend aufgeführten Personen als Beisitzer und deren Stellvertreter angehören: Dresden, am 15 Mai 1897. Von der BerufSgenoffenschaft gewählte Von den Arbeitervertrelcru gewählte Beisitzer Stellvertreter Beisitzer Slellverireter 1 Kögler, Schlachlhau-director, Cbemnitz 1 Lippert, Wilhelm, Fleischermeister, Meißen. 2. Meyer, Carl, Fleischermeister, Zwickau. 1. Schwenke, Curt Ernst Moritz, Fleischergeselle, Dresden-Alm. t Schwenke, Ernst, Fleischergcjelle, Tiesden-Altst. 2 Kempe, Paul, Schlächter, Dresden Reust. 2 Matthe», Robert, Fleischermeister, Dresden 1. Neidhardt, Ferdinand, Fleischermeister, Plauen 2 Rarifch, A, Fleiichermeister, Dre-den. 2 Schlößer, Bruno, Fleischergeselle, Dresden 1 Grüneis, Richard, Fleischergeselle, Dresden-Neust 2 Hauenstein, Ernst, Schlächter, Tresden-Altst. Ministerium des Innern. Für den Minister: Bodel. Lippmann. Nichtamtlicher Teil. Zn der Asrikapolitik Italiens steht eine durchgreifende Wandlung bevor. Das Re gierungsprogramm, welches der Ministerpräsident Rudini am letzten Sonnabend in der Kammer ent wickelt und das er mit Unterstützung des KriegS- rninisterS gestern noch bekräftigt hat, sieht für die allernächste Zeit die Aufgabe Kassalas, für eine nahe Zukunft die Beschränkung der militärischen Besetzung auf Massauah und vielleicht die Unterstellung des Hinter landes untereingeboreneHäuptlinge vor. Es bezeichnet die sofortige Räumung der Eritrea bis auf den Küsten punkt als den eigentlichen logischen Schluß aus den bisher gemachten Erfahrungen, hält aber den lang samen Rückzug aus Gründen der internationalen Politik für geboten. Daß Kassala an Ägypten bez. an England fällt, unterliegt keinem Zweifel; über diesen Punkt sind die beiden Regierungen schon ins Einvernehmen getreten. Was mit dem abesjyniichen Hochplateau geschehen soll, wird in der „Zeit der Ruhe und Sammlung", die das römische Kabinett in dieser Sache gefordert hat, endgiltig entschieden werden. Kunst und Wissenschaft. K Hostheater. — Altstadt — Am 20 d Mts: „Der Freischütz" Romantische Oper in drei Akten von Friedrich Kind Musik von Karl Maria v Weber In der gestrigen Aufführung setzte Frl. Ney als Agathe ihr Gastspiel fort. Bei geringerer Befangenheit entwickelte sie ihre stimmlichen Mittel mit gesteigertem Eindruck und zeigte sich auch musikalisch freier. Die Ton gebung war etwas fester und edler als am ersten Abend, vie Phrasierung ausdrucksvoller und vor allem berührte wieder der gesunde, warme Vollklang des umfangreichen, dunklen Soprans höchst günstig. Dieses schöne Material dürfte einen Versuch mit der Sängerin der Theaterleitung nahelegen, in der berechtigten Erwägung letzterer, daß Tre molo, Aussprache und sonstige Schwächen des Frl. Ney sich bald heben lassen würden, und in der Hoffnung, daß tzie vorzüglichen Erfahrungen, welche die Hofbühne mit der raschen Entwickelung Frau Edels in musikalischer und schau spielerischer Hinsicht gemacht hat, sich bei dieser ebenfalls ganz anfängerischen jungen Sängerin wiederholen könnten. Frl Ney hatte gestern nach ihrer großen Szene und Arie im zweiten Akte, trotzdem sie die darstellerische Seite der Ausführung gänzlich fallen ließ und sich beispielsweise an der Stelle „Dort aus der Tannen Mitte" dem Publikum zuwandte, allgemeinen lebhaften Beifall P 88 Genauere Mitteilungen aus dem Nach laß UhlandS hat Pros Erich Schmidt in einem in der Berliner Gesellschaft sür deutsche Litteratur gehaltenen Vortrage gemacht Der bei weitem größte Teil der von Ludwig UHIand hinterlaßenen Handschriften war bi« vor kurzem in der treuen Hut seiner Schwestertochter, die die Papiere jedoch der wissenschaftlichen Bearbeitung vor- enthielt; ein weiterer Teil, namentlich Jugenvgedichte, be findet sich auf der Tübinger Universitätsbibliothek, anderes ist bei Autographensammlern zerstreut Durch eine Ge meinschaft hochherziger Gönner ist, wie bereits mitgeteilt wurde, der bisher in Uhlands Familie bewahrte Hand schriftenschatz für das Schwäbische Schillerarchiv in Mar bach angekauft worden Die in Tübingen vorhandenen Sammlungen bestehen aus einer Brieftasche aus den Jahren 1799 bis 1804, also aus den Knabenjahrcn des Dichters (geb 1787), aus mehreren Heften poetischer Versuche, einigen Heften Gedichte, von denen viele un gedruckt sind und andere zahlreiche Varianten zu den bereits gedruckten aufweisen, dann einigen Heften, die wissenschaftliche Auszüge und die Uebersetzung einer Tragödie von Seneca bieten Von diesen Tübinger Papieren hat Prof. Nägele in einem Gymnasialprogramm vom Jahre 1893 mancherlei in Vers und Prosa bekannt ge macht. Ganz anders geartet und wertvoller ist nun der jetzt eröffnete Teil von Uhlands Nachlaß, der des werdenden und gewordenen Dichters ganzes Schaffen, sein wissenschaftliches und politisches Wirken in Rede und Schrift, seinen Briefwechsel mit der Braut, der Gattin, der Familie, den Freunden und der gelehrten Welt, dar unter viele inhaltreiche Briesreihen anderer Dichter und Germanisten, aufweist. Ein durchgehender Zug in allen diesen Papieren ist die mühevolle, sorgsame, sich nie genug- thuende Art, mit der Uhland poetisch schuf, mit der er jeden Brief erst für sich konzipierte, ehe er ihn in der Reinschrift absandte Daneben ist aus den Tag, oft auf die Stunde notiert, wann er ein Gedicht schrieb, aus welcher Stimmung heraus es ihm gelang So erblüht ihm durch einen Morgenspaziergang im Frühling ein ganzer Liederstrauß, der von seiner heiter zufriedenen Stimmung, über die er an diesem Tage im Tage buche berichtet, Zeugnis ablegt Ein Tagebuch hat Uhland übrigens nur ein Jahrzehnt lang geführt Wir Man sieht, daß die seit der Niederlage bei Adua von den Demokraten und Radikalen betriebene Agitation gegen die Asrikapolitik Früchte getragen hat. Ein Teil ihrer damaligen Forderungen, die Aufgabe Kasfalas, wird jetzt von der Regierung zugestanden; der andere, vollständiger Rückzug auS Afrika, wird zwar zur Zeit noch abgelchnt, dürste aber schließlich durch fremde Faktoren erfüllt werden. Denn wenn Italien das Hochplateau wirklich den eingeborenen Häuptlingen überläßt und damit diesen Besitz einmal den Streitigkeiten unter jenen, anderseits der Be gehrlichkeit des abessynischen Oberherrschers aussetzt, wird es aller Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang gezwungen werden, für seine Oberhoheit militärische und finanzielle Opfer — die man doch vermeiden will — zu bringen oder das Ländergebiet wohl oder übel dem mächtig aufstrebenden Abesfynierreiche überlassen müssen. Und wenn das erfolgt ist, dann wird auch der letzte Akt des Dramas nicht auf sich warten lassen, der Versuch des NeguS Menelik, oder seines Nachfolgers, seinem Volke das Hauptthor zur europäischen Kultur, seinem Lande den beständigen Verkehr mit der europäischen Welt zu er öffnen, indem er seine Hand nach der Küste selbst, nach Massauah ausstreckt. Das abesfynische Volk nimmt heute unter den ostafrikanischen Stämmen die erste Stelle ein, dos Reich ist selbständig und hat seine Kraft bewiesen im Kampfe mit den Italienern, sein Herrscher gilt — mit Recht oder Unrrcht — als ein befähigter Fürst und Organisator, das ganze Staats wesen erfreut sich einer Bccchtung, die am nachdrück lichsten in der Protektion Rußlands, in den Bemüh ungen -und Ncbenbuhlereien Englands und Frankreichs hervortritt. Einen solchen Nachbarn kann Italien nur ohne Gefahr haben, so lange es auf seine Gegnerschaft vorbereitet nnd gerüstet ist. Verkleinert es seine Stell ung, verringert es sein militärisches Aufgebot, so be deutet das diesem Nachbar gegenüber den Anfang vom Ende — ein Ende, welches rascher und vollständiger eintreten kann, als man es in italienischen Kreisen heute annimmt. Tie finanziellen Gründe, welche das Kabinett Rudini ins Feld führ», sind nicht ohne weiteres ab zulehnen, obwohl der Ministerpräsident eine genaue und völlig überzeugende Berechnung noch schuldig ge blieben ist. Über dem Lande liegt eine schwerer Steuerdruck, und es kann keiner Regierung leicht fallen, diese Bürde um auswärtiger Unternehm ungen willen zu erhöhen, zumal es im Inneren des Königreichs genug zu thun und zu bessern giebt. Aber das itaiienische Volk hat seinerzeit, als Frank reich die Regentschaft in Tunis besetzte, seine Regier ung mit aller Gewalt dazu gedrängt, festen Fuß in Afrika zu fassen. Man hätte damals bei einiger Energie das wertvolle Tripolis nehmen können, be gnügte sich indessen mit Massauah. Um die klimatisch ungünstige und unfruchtbare Küste behaupten zu können, drang man immer weiter ins Hinterland vor, zuletzt gar zu schnell und zu weit, was die bekannten Konflikte und Niederlagen gegen die Abessynier zur Folge hatte. Jetzt ist man nun völlig ent mutigt und will nach übermäßigen Aspirationen den gemachten Fehler durch übermäßiges Zurückweichen wiederholen. DaS ist, wie oben bemerkt, gleich bedeutend mit dem Begraben der Kolonialpolitik, oder wird es wenigstens in absehbarer Zeit werden. Das ist aber auch eine Schädigung des nationalen, des Großmacht-Prestiges, welches aufrechtzuerhalten immer finanzielle Opfer erheischt, und das birgt weiter die Gefahr internationaler Verwickelungen m sich, die ihre volle Schärfe erreichen werden, wenn der durch den Rückzug Italiens genährte Drang des Negus, sein nationales afrikanisches Reich bis zur Küste aus- zudehnen, sich kundgiebt und an die schwache euro püische Position in Massauah, die beispielsweise für England sehr viel Wert haben würde, heranwagt. verfolge« bekannte Gedichte von ihm in ihrer oft langsamen Entstehungsweise, so „Des Sängers Fluch", das zuerst im Präsens geschrieben war und allmählich viel kraftvoller und wirksamer in die Vergangenheit um geschrieben wurde: „Es stand in alten Zeiten rc." In der schwungvollen Ballade „Tailleser" ist vielfach durch Einschiebung anapästischcr Verse der Rhythmus lebhaft beflügelt, durch langsame, mehrfache Umarbeitung schwä cherer Zeilen der Tert voller und runder, der Reim wirksamer gemacht worden „Schäfers Sonntagslied" wird durch wiederholte kleine und kleinste Änderungen in den Eigcnschafts- und Umstandsworten erst zu voller poe tischer Wirkung gebracht, so heißt es hier z B „als knieten viele neben mir", während wir jetzt das stimm ungsvolle „Als knieten viele ungesehn und beteten mit mir" im Druck lesen Durch diese Eigenart Uhlands, jeden Brief, wie jede poetische und schriftstellerische Leist ung, erst für sich niedcrzuschreiben, erhalten wir lichtvolle Einblicke in die Entstehung seiner Arbeiten, in den Gang seines litterarischen Verkehrs und in die Ent wickelung seiner germanistischen Studien Nicht ohne Heiterkeit bemerken wir hierbei, daß sogar, als er der Köchin in seinem Hause einen ökonomischen Ver weis zu erteilen für nötig findet, er diese schrift stellerische Leistung erst sorgfältig für sich niederschreibt und an dem Brieftext herumfeilt Uhlands Lyrik wird durch diese Papiere vielfach bereichert, der Tert zahlreicher Gedichte in den bisherigen Ausgaben berichtigt, was in besonders starker Weise den Dramen zu gute kommen wird, die viel falsche und störende Lesarten ausweisen Namentlich zahlreich sind politische Gedichte vorhanden, darunter ein zweistrophiger Zuruf an Ferdinand Freiligrath über dessen Gedicht „Glaubensbekenntnis" au» dem Jahre 1844; es betraf Freiligraths Ablehnung des JahrcSgchaltS, welche« ihm der König von Preußen 1842 ausgesetzt hatte Auch von Uhlands politischen Reden liegen hier Die Entscheidung der italienischen Kammer wird aller Voraussicht nach da- Programm Rudinis und damit einen Schritt billigen, der unter einer anderen Regierung kaum wieder gutzumachen sein dürfte und der viele italienische VaterlandSfreunde, welche wohl für eine genaue Abgrenzung des Gebiets gewesen, aber dann auch für die volle militärische Sicherstellung der Kolonie die notwendigen Opfer gebracht haben würden, mit großem Bedauern erfüllen muß. Vom Aritftsschauplatze sind folgende Meldungen eingetrofsen: Athen, 20 Mai, 3 Uhr morgens Die Türken besetzte« um 1 Uhr die Verberge bei Taratza Ein griechische- Kavalleric-Regiment besetzte Taratza, da die Türken zwischen Lamia und Taratza durch drei Jnsanterie - Regimenter und andere Corps ausgehalten wurden Die Artillerie zog sich in vollkommener Ordnung zurück und verlor einige Wagen — Dir Kämpfe dauerten bis gestern 3 Uhr und wurden eingestellt in dem Augenblicke, alS der für Cpüus abgeschlossene Waffen stillstand gemeldet wurde Die beiderseitigen Verluste sind noch nicht bekannt Konstantinopel, 20. Mai Ter Versuch der türkischen Befehlshaber in EpiruS mit den griechischen Führern wegen Herstellung der Waffenruhe in Verbindung zu treten, scheiterte an der Haltung der Griechen, die von dem türkischen Parla mentär keine Notiz nahmen Dagegen versuchten die Griechen gestern mit 2 Bataillonen von Arta an- einen neuen Vorstoß auf türkischem Gebiet. Die Stellungen der Türken wurden mit Artillerie beschossen Aus der Pforte lehnt man die Ver antwortung sür diese Vorfälle ab Paris, 20 Mai. Der „AgenceHavas" wird aus Lamia von gestern abend 10 Uhr gemeldet, daß die Stadt ganz ent völkert sei; es seien fast nur der Präsekt, die Telegrqphen- beamten und Zeitungskorrespondenten in der Stadt zurück geblieben. Konstantinopel, 20 Mai Zwischen den Führern der türkischen und griechischen Truppen in Epirus ist nunmehr der Waffenstillstand abgeschlossen worden. Athen, 20 Mai. Cipriani, der Führer der italienischen Freischaren, der in dem letzten Gefechte bei Tomokos eine Ver wundung am Knie erhalten hat, ist hier ein getroffen. Der verwundete General Mavromichalis ist gleichfalls hierher gebracht worden. Athen, 20. Mai, 8 Uhr abends. („HavaS"-Meldung) Eine Kommission höherer Offiziere aus beiden Heeren fwird eine neutrale Zone zwischen den beiden Heeren errichten Athen, 20 Mai Aus Cbalkis wird unter dem 20. abends 9 Uhr gemeldet: Am DicnStag nachmittag 1 Uhr fand beim Furkapaß eine Schlacht statt 15000 Türken verfolgten die Griechen von Tomokos her und eröffneten das Feuer mit schweren Geschützen. Der Paß war mit 10000 Mann grie chischer Infanterie besetzt; die übrigen Truppen der grie chischen Armee befanden sich bereit- auf dem Rückzüge nach Lamia. Ter Kamps endete um 8 Uhr abends Die Griechen behaupteten ihre Stellungen und zogen sich dann am Mittwoch früh nach Taratza zurück, einem Orte zwischen Furka und Lamia Die Türken verfolgten sie Um 10 Uhr vormittags kam eS zu einem neuen Gefecht Etwa 20 Schwadronen türkischer Kavallerie machten eine UmgehungS- bewegung und versuchten, den Rückzug der Griechen zu hindern Es wurde seilen der Griechen ein lebhafte- Feuer unterhalten, durch welches den Türken große Verluste beigebracht wurden Der Kampf wurde plötzlich mfolge deS Abschlusse» de- Waffen stillstandes abgebrochen. Die Griechen zogen sich auf Lamia zurück Heute, Donnerstag, gingen die Türken hinter den Furka paß zurück bis jenseits der alten Grenze. Kronprinz Konstantin hat sein Hauptquartier bei den Thermopylen ausgeschlagen. Bei ihm befinden sich General Smolenski und Oberst Bassos. Die Armee steht bei Lamia und Molo an den Thermopylen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser nahmen gestern mittag in Wiesbaden an der Frühstückstasel im OfsizierSkasino teil. Zum Diner war der General v. Lindequist geladen Abends besuchten Se Majestät die zweite Aufführung de» „Burggrafen" von Laufs Auf dem Wege zum Bahnhofe bildeten fackeltragende Mitglieder der Kriegervereine Spalier. Abends um H11 Uhr erfolgte die Abreise Sr Majestät nach Wirschkowitz — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung dem Antrag Oldenburgs, betreffend den Dockbetrieb im Freibezirk Brake, und dem Ausschußantrag, betreffend die Verwendung von Altheeblättern und Wegcbrcitblättern bei der Herstellung von Zigarren, seine Zustimmung erteilt Den zuständigen Ausschüssen werden überwiesen der An- Konzepte und manche mitten im parlamentarischen Kampfe, in der Paulskirche, in der Württcmbergischen Ständekammer schnell gemachte Aufzeichnungen, oratonsche Einfälle, Schlag worte u a. m vor. UhlandsKaiserrede vom 22. Januar 1848 in Frankfurt mit der Sch lußpointe von dem „Tropfen demokrati schen Ols" liegt in mehrfacher Fassung vor, bei der diese be rühmte Stelle sich erst nach drei- oder viermaliger Änderung herausbildet — Von den Briefen an Uhland sind außer der Korrespondenz mit den Brüdern Grimm (bereits gedruckt), die Schreiben von Moritz Haupt, von dem alten Maß mann, von den Dichtern Fouquö und Platen, eine be geisterte Zuschrift von Heine, Briefe von Rückert, ein Briefchen von Lenau zu erwähnen — Aus diesen flüch tigen Andeutungen mag man ersehen, wie reich Uhlands Nachlaß ist und wieviel Aufklärung über seine poetische und wissenschaftliche Entwickelung, wieviel wertvolle neue Mitteilungen zur Geschichte seiner Zeit hieran« noch zu entnehmen sein werden Man muß Prof. Erich Schmidt dankbar sein, daß es ihm im Verein mit seinen schwäbischen Freunden gelungen ist, diese inhaltreichen Papiere der deutschen Bildung, der Wissenschaft zugänglich zu machen, und sicher wird dieser Schatz aus seiner Hand in wür diger und genußbringender Form an die Öffentlichkeit kommen * Ein Kunstwerk seltener Art ist das vom Verein für bergbauliche Interessen de« Oberbergamt-bezirk- Dortmund dem Fürsten Bismarck gewidmete Ehrengeschenk, das der Bildhauer Clemens Buscher in Düsseldorf, der Schöpfer de« Frankfurter Kaiserdenkmal«, entworfen und modelliert hat Originell ist die Verbindung von Silber und Kohle zur Darstellung de« Entwurf«, den Buscher mit künstlerischer Phantasie ersonnen hat An einem Felsen auS Kohle, die fest und schwarz wie Ebenholz ist, steht die markige Gestalt eine« westfälischen Bergmannes auS Silber Die Linke hält da» Grubenlicht, die Rechte
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