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zrankenberger Tageblatt 77. Jahrgang Freitag »e» 23 Angnft 1218 Tischwäsche «n» Leinen- sowie Baumwollstoffe vetr Rücksicht auf Größe und Blüte des Reichs Wirk« und Strickwaren her- veräukert werden. Alle. Ber- Lassen wir uns durch Herrn Balfour nicht täuschen! Balfour wehrt sich mit scharfem Blick gegen eine drohende, wenn auch noch weit entfernte Friedensmöglichkeit. Wenn die feindlichen Diplomaten vo,r dem Kriege sich so wachsam gegen den drohenden Krieg gewehrt hätten wie heute gegen den drohenden Frieden, weiß Gott, m?ine Herren, dann hätte es keinen Weltkrieg gegeben. Der Siegeszug der gemeinsamen Ziele, daß aus dem angesammelten Leid, aus all der Not und Qual eine bessere Welt erstehen werde, die Kindern und Enkeln Ruhe und Sicherheit, den Völkern aber untereinander den guten Willen verbürgt, ist sicher. Herr Balfour kann ihn hinausM-ben, aber er kann ihn nicht verhindern. Eq werden deshalb sämtliche kn Frage kommenden eln veständsverzeichnls mit Angabe der Verkaufspreise sonen und Betriebe ausgefordert, zum 27. August bei der hiesigen BeNeidunasstelle (Kirchgasse 8) einzureichen. ' Bezüglich der Preise wolle man von vornherein beachten, daß natürlich übermäßige Preise nicht gezahlt werden können, vielmehr dürfte bei gut erhaltenen Stücken der Ankaufspreis zu- arunde zu legen sein, bei minderwertigen Stücken entsprechend weniger. Nur dann kann der Kommunalverband von etwaigen Enteignungsmaßnahmen Abstand nehmen. 3m Falle der Ent eignung können selbstverständlich nur beträchtlich geringere Preise, als die Ankaufspreise, gezahlt werdem rankenberg, Mguft 1S18. Der Stadtrat. Strickarbeit. Die au« der 17. und 18. Wollsendung fertigzustellenden Strümpfe sind unbedingt Mttt wock. den 28. August d. I.« nachmittag in der bekannten Annahmestelle abzuliefern. Stadtrat Frankenberg, am 22. August 1S18. großen Erhebung vom Lum Malvv-?rored Große Kämpfe pflegen die Aufmerksamkeit so Ar fesseln, daß andere Ereignisse dadurch zurücktreten. So wär auch der Malvy-Prozeß in den Hintergrund getreten; was unseren Feinden sicherlich recht lieb gewesen ist; denn die Verhand lungen haben in Ereignisse hineingrleuchtet und Tatsachen ans Licht gezogen, die sorglich vor der Öffentlichkeit verheim licht worden waren. Hören wir den Minister Painten«, der bei seiner Vernehmung die Vorgänge nach dem fran zösischen Angriff des Chemln des Dames im Frühjahr 1917, aussagt: . ' „Was die militärischen Meutereien betrifft, so ist meme liefinnerste Ueberzeugung, daß Malvy da keine^ Schuld trifft. Ich habe diese tragische Epoche Stunde für Stunde erlebt und sozusagen beständig den Puls dieses großen Kindes abgetastet, dieser enttäuschten, ermüdeten, entnerv ten Armeen. Was sind die wahren Ursachen der Wbellion? Die Armee hajte wegen des Ausganges der Offensive vom 16. April die größte Enttäuschung empfunden. Man wollte, nach dem Plan des Oberkommandos, gegen , den Damenweg einen sehr schnellen und starken Angriff führen, der uns binnen weniger Stunden sehr weit in der feindlichen Linien bringen sollte. Unsere Truppen hofften, mit einem Schlage die feindlichen Befestigungen zu zertrümmern und sie sogar bereits verlassen aufzufinden. Der Ansturm be gann mit dem großen Elan, aber bereits wenige Stunden später enthüllten die Feinde eine Menge unzerstörter Ma schinengewehrposten, und wir mußten feststellen, daß wir fast gar nicht vom Lleck gekommen waren. Am Abend des zweiten Tages war der Durchbruch nicht geglückt, und nach einer ganzen Woche zeigten sich die feindlichen Linien überall unversehrt, Unserer Truppen bemächtigte sich die bitterste Enttäuschung, und was von der Front zu uns drang, waren Vorwürfe, Beschuldigungen, Klagen, Zornausbrüche. Dann verbreitete sich diese böse Stimmung auch im Hinier- lande. Aber weder das Kriegskomitee noch der Kriegs- minister hatten in der Zeit vom 16. bis 23. April «ine Einstellung der Offensive angeordnet. Ein neuer, in be scheidenen Grenzen gehaltener Operationsplan wurde dem ersten ungegliedert und Ende Mai zeigte sich, daß man die Armee ausruhen lassen müsse. Cie hatte in sechs Wochen ebenso schwere Verluste, wie in den vier Monaten der Somme- Offensive!" In welchem Lichte erscheine» jetzt all die Presseäuße- rungen der Feinde, die die französische Offensive vom April 1917 begleiteten! Wie hieß es doch in ,,La Liberte" vom 18. April 1917: „Der Beginn der Aisne-Schlacht war äußerst glänzend nud die Folgen werden sehr gut sein. Ludendorffs Meldungen verraten denn auch schon Be sorgnis. Alles in allem wird Hindenburgs Plan zu Wasser, — er ist auf di« Defensive.zurückgedrängt und hat die russische, vielleicht auch die italienische Front schwächen müssen. —" Und im „Giornale d'Jtalia" vom 'gleichen Tag«: „Der Sieg der Franzosen zwischen Soissons und Reims ist «in militärischer Erfolg allerersten Ranges, offenbart di« erdrückende lleberlegenheit der Franzosen über die Deutschen, ist strategisch noch bedeutsamer^ als der englische Sieg bei Arras, da Laon und hiermit dl« linke Flanke der Hinden- burglinie bedroht erscheint." Im „Petit Journal" vom 19. April sagt General Berthaut: „Daß wir die eisten deutschen Stellungen, großenteils di« besten im ganzen- Aisne-Tal, sofort genommen haben, ist ein sehr großer Erfolg — es ging hier ähnlich wie an der Amre." » „Corriere d'Jtalia" schreibt am 18. April: „Die Ereignisse haben alle Hoffnungen Hindenburgs zerstört, da zu gleicher Zeit die Siegsnedstellung in ihrem Vorsprung bei Heuinel, Bullecourt, und Queant und d e festen Stellungen nördlich Reims m Gefahr sind. Bisher waren die Deutschen an der Aisne überlegen. Jetzt hat sich das Verhältnis, besonders was Artillerie betrifft, völlig gewandelt. Der Erfolg des großen französischen Stoß«s, der wohl die Kraft gehabt haben wird, die deutsche Front an ihrer vitalsten Stelle zu durchbrechen (!!) wird sich aus der Argonnen-/und Maasfront als große Gefahr bemerkbar .machen." Durch solche und ähnliche Aeußerungen wurde die Be völkerung der Entente darüber hinweggetäuscht, daß di« französische Offensive nichts anderes wie eine schwere Nie derlage war, die Blutopfer gekostet hatte, die m'schreiendem Mißverhältnis zu der geringen Vorschiebung der Linien, standen. Unsere Meldungen über die orschreckeude Höhe der Ner MMNer der Milliliege; Die Schweizer Zeitschrift „Das Buch", deren letztes Heft eine Unterredung ihres Gewährsmannes mit dem Zaren vor Kriegsausbruch brachte, durch die neuerdings dieSchuld Poincares am Kriege erhärtet wurde, veröffentlicht in dem dieser Tag« erscheinenden vierten Heft einen offenen Brief an Herrn Poincarö, der weitere für den fran zösischen Präsidenten schwer belastende authentische Aeußerungen des Zaren enthält. Wir geben daraus folgende Stellen im Wortlaut wieder: Sie wissen, Herr Präsident, Lanz genau, und zwar aus derselben Quelle wie unser Ihnen bekannter Gewährsmann, wie sich der Zar noch während Ihres Aufenthaltes in Rußland im Anschluß an die sogenannten Friedensgespräche gegenüber jenem Groß fürsten geäußert hat, mit dem Sie am gleichen Tage noch eine längere Unterredung hatten. Die Worte des Zaren: „Ich arbeite für den Frieden Europas, Poincare für die Rückeroberung Elsaß-Lothringens" sind, wie Sie wissen, rrchr weiten Kreisen bekannt geworden. Die für Sie, Herr Prä sident, nicht gerade erfreuliche Tatsache, daß dieser Satz sich auch in den Aufzeichnungen des Zaren befindet, die laut Dekret der russischen Negierung vom 19. Juli beschlagnahmt wurden, dürfte Ihnen via London seit dem 23. Julk bekannt sein, und ein weiterer, auch Ihnen erreichbarer Zeuge verbürgt di« Worte des Zaren: „In Poincares Ehrgeiz liegt «ine Gefahr für den Frieden" und „Nur wenn Poincares Präsidentschaft vvrübe< ist, halte ich den Frie- den für gesichert." Auch dieser Satz ist, nachdem die Aufzeichnungen des Zaren beschlagnahmt sind, nicht mehr zu widerlegen. „Das Buch" stellt dem französischen Präsidenten drei Spalten zu einer Erwiderung und Rechtfertigung gegen die Anklage, der Anstifter des Krieges zu sein, zur Verfügung, indem es betont, daß es eine völlig unabhängige neutrale Zeitschrift ist. Vie KuMngücblM cke; hauptauttcbnlle; Es wimmelt zurzeit rn Berlin und im Großen Hauptquar tier nicht nur von Gerüchten, sondern auch von Vertretern der östlichen Rand- und Teilstaateu, die Rat, Hilfe oder Ent scheidung einholen von der bis dato siegreichen Macht des Weltkrieges. Es verhandeln die Polen, die Finnländer und die Litauer, die Krimrepublik .hat den Grafen Tatistscheff, die Donkosaken den Herzog von Leuchtenberg, die Ukraine ihren Premierminister Lysogub entsandt. Tage voll schwie riger Direktiven, schwerstwiegender Entschlüsse, während drau ßen dl« Weltg«schichte zum letzten Wurf der eisernen Würfel sich anschickt. ' Tage, an denen jeder seine Nerven spürt, an denen diejenigen, die ihr Land lreben, aber nur vor einem zittern: nämlich davor, daß die verhältnismäßige Eintracht dieser Sommerwochen, das vertrauen-abwartende Schweigen der Heimat uns wiederum mutwillig zerrissen und zerstört werde durch die Anmaßlichkeit jener unberufenen Dreinredner Besserwisser, denen wir ohnehin bereits die trübsten Erfahrungen des Krieges verdanken, und daß so den Berufenen und erfahrenen Sachkennern des Großen Hauptquartiers wieder einmal die Möglichkeit genommen , ihren jahrhunderteschweren Entscheidungen, m nn Verantwortung allein sie selbst tragen, durch keine andere vieler «rl nur uu veu fügungen, insbesondere Verkäufe an Privatpersonen, find nicht nur verboten, sondern auchmcyng. Ebenso dürfen unverarbeitete gewebte und gewirkte Stoff?, die ganz odu Alweise aus Leinen oder Baumwolle bestehen und sich im Besitz von Personen befinden, die solche Gewese weder gewerbsmäßig Herstellen, noch gewerbsmäßig damit Handel treiben, nur an den Kommunalverband veräußert werden. .. -- ,, Der Kommunalverband beabsichtigt, von dieser Befugnis zugunsten der^ SSuglingsfitr- sorge in Anbetracht des außerordentlich großen Mangel» an SSuglmgswäsche Gebrauch zu machen und die in Frage kommende Tischwäsche und Gewebe zu erwerben. vr. Soll gegen vallom In der gestern-bereits besprochenen Red« des Staatssekre tärs Dr. Solf gegen Balfour konstatierte Erzellenz Dr. Solf, daß die Sicherstellung unserer kolonialen' Zukunft heute sm deutsches Kriegsziel aller Stände geworden l«, «m« Ehr-n- und Lebensfrage für Deutschland als Großmacht und führte des weiteren u. a. aus: ' Balfour behauptet, das intellektuelle Deutschland sei von einer unmoralischen Gewaltlehre beherrscht. Aber hüben und drüben gibt es Chauvinisten und Jingos. Unsere Feinde haben deil großen Gedanken des Völkerbundes durch die gleich wertige Forderung des Handelskrieges gegen Deutschland zu einer Spottgeburt gemacht. Ich bin aber der festen lleber- Mgung, daß vor Kriegsende überall ein« geistige Auflehnung gegen diese Knockout-Gesinnung kommen muß. und kommest, wird. Sonst bleibt die VerwirkWuiH der Völkerliga «N utopisches Kriegsziel, Der Wiederherstellung Belgiens steht nichts im "Wege als der Kriegswille unserer Feinde! Die Gesinnung des Ausrottungskrieges zu Erhalten, das ist der Zweck solcher Reden, wie die des Herrn Balfour. Irgendwann muß doch einmal zwischen Volk und Volk so etwas aufkeimen wie «ine Regung von Vertrauen. Irgendwann muß sich die gewaltige menschliche Natur aufbäumen gegen jene Irrlehre des^Hasses, die in ihr di« tiefinnerste Gememfa^ckeit der Men schen zu ersticken droht. Diese Reaktion fürchtet Balfour, Md das ist es gerade, warum er seine Anklage nicht allein gegen das deutsche Volk selbst und sein eigenstes Wesen richtet. Die Feinde wollen keinen Frieden durch Verhandlungen. Der Ententekrieg geht heut« wiederum um Raub und Ruhm. Aus diesem Tatbestand ergibt sich klar die Schlußfolgerung. Wir müssen die Balfoursche Rede hinnehmen als einen Auf ruf an das deutsche Volk, im fünften Kriegsjahre von neuem alle feine Kräfte des Leidens, Kämpfens und Siegens zu- feindlichen Verluste wurden damals ak erlogen erklärt. Wie berechtigt unsere Charakteristik der Offensive als schwere französische Niederlage war, hat der Prozeß Malvy nun mehr vor der Geschichte für alle Zetten festgestellt. Aber den Berufenen und großen Sachkennern haben bei uns von jeher die Prinzipiellen gegenübergestanden. Und wo zu hätte der Deutsche „Prinzipien", wenn er sie nicht möglichst zur. Unzeit, kn jedem Fall« aber bis zur selbstmörderischen „Unentwegtheit" in Anwendung brächte? Wie weit das gehen kann, zeigt uns ein Glaubenssatz der „Frkf. Ztg.", welche sich hres formalen Erfolges gegen Chamberlain brüstet, als sei sie nun urplötzlich ein echt nationales Blatt geworden. . Sre schrieb am letzten 4. Dezember: „Angenommen, eine ganze Nation fasse vermittels des demokratischen Prinzips Ent schlüsse, die ihr Unglück herbeiführen, — dann ist doch immer das Prinzip gerettet, daß die ganze Nation ihr Schicksal geformt hat!" Fiat prkncipum, pereat pattia! Das demo kratische „Prinzip" verlangt di« systematische Einmischung der Volksvertretung (solange ihre Mehrheit demokratisch ist) m alle Zweige und Aufgaben der Regierung; vornehmlich in diejenigen, bei denen Gesetz und ^Verfassung di« parlamen tarische Mitbestimmung ausdrücklich ausschließen, wie z. B. bei der allein dem Kaiser vorbehaltenen Außenpolitik. Wir haben es erlebt und seither eigentlich keine dringendere und ausreibender« Aufgabe gehabt, Äs die, unser Vaterland vor den verhängnisvollen Folgen der demokratischen Einmischung in die auswärtigen Geschäfte zu retten! Sind wir in der Lage, uns dieses gefährliche Experiment zum zweiten Mal« in entscheidendster Stunde zu gestatten? Schon melden die Klientelen der Herren Scheidemann und Erzberger ihre an- maßliche Forderung an, es müsse 'in Anbettacht der Trag weite der bevorstehenden Entscheidungen der Hauptausschuß des Reichstags berufen werden; offenbar, damit wieder ein mal mittels des demokratischen Prinzips Entschlüsse gefaßt werden, die zwar das Unglück der Nation herbeiführen, dafür aber das Prinzip retten." Es ist an der Zeit, dir Aufdringlichkeit der Unberufen«» und Prinzipiellen mit denkbarer Schärfe zurückzuweisen, damit die Berufenen und Verantwortlichen ungestört die Entschei dungen treffen, dir ihr Gewissen fordert. Nicht das Prinzip — weder das demokratische, noch sonst ein Parteiprinzip — gilr es zu retten, sondern das Vaterland. Was die Frak- tivnsführer zu fragen und zu wissen berechtigt sind, wird.ihnen Herr v. Hintze nicht einen Augenblick vorenthalten. Sie darüber hinaus am Werke zu sehen, in dieser Stund« — wäre ein unerträglicher Gedanke für unser Volk, welches für seine unsagbaren Opfer einen andereck Lohn erwartet, als das selbstgefällige Geschwätz von Leuten, zu denen es alles Ver trauen verloren hat. Durch Bekanntmachung der Reichsbekleldungsftelle vom Besitz von Gewerbetreibenden befindliche, zur Veräußerung gebrauchte Tischwäsche (weiße und farbige, waschbare aus We gestellte Tisch- und Mundtücher) beschlagnahmt. sammenzuraffen, wie August 1914. AmtMM für dir Königs. Amtshanptmannschast Flöha, das Königs. Amtsgericht Md den Stadtrat zu Frankenberg - - ,,«a — Druck und «erlag vou C. ». Roßberg in Frankenberg i. S«- «erantworillcher Redakteur: «ruft Roßberg sen. in Frankenberg t/sa. »r« u .