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i Li Erschei nt Mittwochs und Sonnabends. Abonnementspreis: Vierteljährlich 10 Ngr. Wochenblatt Inserate, welche in Königsbrück bei Hrn. Kans mann I. And. Grahl angenommen werden, sind in Pulsnitz bis MontagS und Donnerstags Abends einzusenden. Preis der dreispalt. Corpuszeile 1 SAo Pulsnitz, Königsbrück, Nadeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt ihl -er Königlichen Verichtsbehör-en und -er städtischen Dehörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Wo. 32. Sonnabend, den 20. April 186^. te sind Art bei S 8 ichst ich l, iol« :de. en- eln lyn. Zeitereignisse. Dresden, 14. April. Ihre Majestät die Königin Marie sind heute früh 1 Uhr von Karlsbad wieder hier eingetroffen. Dresden, 16. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin haben heute Mittag Höchstihre Billa bei Strehlen bezogen. Leipzig, 16. April. Vom hiesigen k. Bezirksgericht wurde gestern der Kellner Kühne aus Eckartsberga, der am 7. Febr. bei einer Prü gelei im „Königskeller* dem Wirthe ein Stück von der linken Augenbraune mit der ganzen Dick- der Haut in der Größe von j Zoll Breite und j Zoll Länge mit den Zähnen herausgebissen und hinterher von sich gespuckt hatte, zu 8 Monaten Gefängniß, 25 Thlr. Schmerzensgeld und 5 Thlr. Kurkosten verurtheilt. Berlin, 14. April. Die officiöse „N. A. Z." reproducirt heute — und zwar an bevorzugter Stelle — einen Artikel des Pariser „Monde*, welcher Betrachtungen über die Stellung Frankreichs zu Preußen anstellt unv namentlich davor warnt, daß man sich der Illusion hingebe, Oester reich werde sich mit Frankreich verbinden; denn aus den Wiener Blät tern gehe hervor, daß man eine absolute Neutralität einhalten wolle. „Im Gegentheil — sagt das Pariser Blatt — hinter Preußen steht Nuß land. Wir wissen nicht, ob das preußisch-russische Bündniß bereits gemacht ist; aber das Verhängniß muß es herbeiführen, was schlimmer ist. Denn ein geschlossenes Bündniß kann gelöst werden, wäh rend ein Bündniß, welches nothwendigerweise aus der Lage und den In teressen der beiden Völker hervorgeht, unzerstörbar ist; man kann es we der vorhersehen noch brechen. Es sollte uns demnach gar nicht wundern, wenn ein Vertrag bereits unterzeichnet wäre. Wir sind, wa« die Politik anbctrifft, schwerhörig, und Hr. v. Bismarck versteht es, leise zu sprechen. Die Verträge mit Süddeutschland sind vom verflossenen August. Sechs Monate später ahnten wir noch nicht einmal ihr Bestehen; im Augenblick, wo der Krieg ausbräche, könnten wir gar wohl einen Vertrag zwischen Preußen und Rußland erscheinen sehen, der auch von 6 Monaten her datirte." Ein Bündniß zwischen Frankreich und Oesterreich müßte nun, dem „Monde" zufolge, unfehlbar eine Intervention Rußlands nach sich ziehen, aber auf der anderen Seite würde eine Nicht-Intervention Oesterreichs nicht nothwendigerweise die Neutralität Rußlands zur Folge haben. Die Gelüste Rußlands hätten sich bei der Kreta'schen Angelegen heit wieder deutlich durchblicken lassen, und das einzige Hinderniß einer erklärten Feindschaft sei vielleicht die Befürchtung, nochmals Frankreich und England als Verbündete sich gegenüberstehen zu sehen. „Der Krieg in Deutschland — sagt der „Monde" würde dieses Hinderniß heoen. Durch Preußen würde Frankreich in Schach gehalten; die Vereinigten Staaten könnten England beschäftigen; Griechenland würde sich mit den Türken befassen, Oesterreich wäre durch die Furcht, die politische Frage angeregt zu sehen, gelehmt und Rußland könnte über alle seine Kräfte verfügen, um sie da in Anwendung zu bringen, wo sein Interesse es er heischt. — Der preußische und der russische Ehrgeiz sind mithin dazu ge wacht, sich zu verstehen und sich gegenseitig auSzuhelsen. Der eine strebt nach Norden, der andere wendet seine Pläne gegen den Orient. Sie lau fen durchaus keine Gefahr, weder sich zu begegnen, noch sich gegenseitig Schaden zuzufügen. Was kommt es Rußland darauf an, ob Preußen Holland absorbirt und sogar Belgien, was kommt es Preußen darauf an, ob Rußland Konstantinopel besetzt. Wenn man einig ist über die Theil- ung, so ist man nicht weit davon entfernt, sich über den Kampf zu einigen." — 15. April. Der Finanzminister hat nach der „Köln.Ztg." bestimmt, daß Personen, welche wegen Einberufung zur Fahne ihr Gewerbe gänzlich eingestellt hatten, die Gewerbesteuer iür diejenigen vollen Monate, während welcher das Gewerbe eben ruhte, der unterlassenen Abmeldung ungeachtet, erlassen, beziehungsweise erstattet werden kann. — 15. April. Morgen werden die Berathungen des Reichstags beendet, am Mittwoch wird die Session durch Se. Majestät den König geschlossen. — In betreff Luxemburgs hat man jetzt hier authentisch Kenntniß von den großartigen Rüstungen Frankreichs erlangt, und als ich heut eine den Verhältnissen sehr nahe stehende Person fragte, ob wir denn ganz ruhig bleiben, da bekam ich die Antwort: „das ist gar nicht noth- wendig; wir haben sogar soviel Pulver vorräthig, daß wir welches an Frankreich ablassen könnten." Es wird mir ferner mitgetheilt, daß, da durch die Verträge von 1839 die agnatischen Rechte der älteren nassau ischen Linie auf Luxemburg gesichert und diese Rechte durch die Erwerb ung Nassaus auf Preußen übergegangen sind, Preußen diese Rechte even tuell geltend machen wird. — Ein Allerhöchster Erlaß vom 13. März bestimmt, daß zur Deckung der für die Aufhebung der Grundsteuerbefrei ungen und Bevorzugungen zu gewährenden Entschädigungen eine An leihe von 10 Millionen Thalern ausgegeben werde. — 17. April. Bezüglich behaupteter preußischer besonderen Militair- Vorkehrungen wird authentisch versichert, daß lediglich die im Herbst begonnene Erweiterungs-Organisation der Linie und Landwehr jetzt vollendet wird; von den Gewehrfabriken sind keine außerordentlichen Leist ungen gefordert; der vorhandene Vorrath an Zündnadelgewehren reicht für die nöthig gewordene größere Verausgabung aus, und von Armirung der Rheinfestungen ist Nichts bekannt. Mainz, 11. April. Gestern wurden die wegen des Fankfurter Auftritts zu Festungsstrafe verurtheilten Landwehrmänner ärztlich un tersucht, um sie demnächst auf die für sie bestimmte Festung zu transpor- tiren. Unter denselben befinden sich 9, welche lebenslänglich, und 3, welche zu 6 Jahren verurtheilt sind. (Dieselben ließen sich bekanntlich nach ihrer Entlassung vom Regiments mehrfaches Ausschreitungen zu Schulden kommen, in Frankfurt weigerten sie sich die Heimreise zu Fuß ! sortzusetzen und nahmen einen im dortigen Bahnhofe zur Abfahrt bereit- : stehenden Wagenzug im Beschlag.) München, 14. April. Se. k. Hoh. Herzog Karl Theodor in Bayern, höchstwelcher sich mit der herzoglichen Familie seit einigen Wo chen in Possenhofen befindet, wird morgen die beabsichtigte Reise nach Rom antrelen. Seine Abwesenheit von hier wird sich auf die Dauer einiger Monate erstrecken. (Ein officiöser Korrespondent der Augsburger „Allz.Z" bezeichnet ein dieser Tage aus einem Wiener Blatte auch in einige andere Zeitungen übergangenes Gerücht über diesen Prinzen als völlig grundlos.) — In München wurde dem Minister Fürsten Hohenlohe eine von 115 bayrischen Abgeordneten unterzeichnete Adresse übergeben, worin der Regierung die patriotische Unterstützung der Kammer für den Kriegsfall Bekanntmachung. Seilen des unterzeichneten königlichen Gerichtsamts sollen den 24. April 1867 und soweit nöthig, die darauf folgenden Tage von Vormittags 8 Uhr an im Hofe des Rittergutes Glauschnitz zwei Pferde, 15 Stück Rindvieh, Borräthe an Kartoffeln, Heu, Grummet und Stroh, ein moderner Kutschwagen, ver- schiedeue Hans-, Küchen und Wirlhschaftsgeräthe, Meubles, Betten, Gewehre und Bücher an den Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung verkauft werden, was unter Bezugnahme auf das an hiesiger Amtssielle und in der Schänke zu Glauschnitz aushängende speciellc Verzeichnis andurch bekannt gemacht wird. Königsbrück, am 2. April 1867. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Hartuog. Pke.