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DK „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljithrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz -MW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile M Pfg- für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 135. Sonnabend, den 14. November 1885. 51. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Das Befinden des Kaisers ist ungeachtet der seit einiger Zeit herrschenden fast winter lich rauhen Witterung fortgesetzt ein zufriedenstellendes und auch die beiden Jagdausflüge, welche der hohe Herr bisher unternommen — nach Hubertusstock und nach den königlichen Forsten bei Springe — sind ihm vortrefflich bekommen. Für diese Woche — und zwar für Freitag und Sonnabend — ist wiederum eine Hofjagd unter Theilnahme des Kaisers projektirt und findet dieselbe in der Colbitz-Letzlinger Haide statt. — Von offiziöser Seite werden jetzt die Spezialetats des Reichsbudgets pro 188L/87 veröffentlicht. Den Anfang hat der Militäretat gemacht, welcher im Ordinarium mit einem Plus von 5?/, an fortdauernden und circa 8 Millionen an einmaligen Ausgaben, im Extra- ordinarium mit einem Plus von 4"/, Mill. M. gegen das Vorjahr abschlietzt. Ihm ist nun der Etat des Auswärtigen Amtes gefolgt, dessen fortlaufende Aus gaben 7,377,535 M. betragen und wird das Mehr gegen das Vorjahr (234,460 M.) hauptsächlich durch neue Stellen bei der Centralverwaltung, durch die Erhöhung der Nepräsentationsgelder zweier Gesandten und die Errichtung dreier neuer Konsulate veranlaßt. Einmalige Ausgaben sind mit 615,000 Mark (mehr gegen das Vorjahr 79,050 M.) angeführt, darunter 150,000 M. für Erschließung Central-Afrikas und andere Ländergebiete, welche bisher im Budget des Neichsamts des Innern enthalten waren. — Die Nach richt von der bevorstehenden Ernennung des Grafen Herbert Bismarck zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes wird jetzt in verschiedenen Blättern wieder an gezweifelt und hierbei darauf hingewiesen, daß die Wiederbesetzung des Staatssekretariats des Auswärtigen überhaupt noch nicht so bald erfolgen werde, da es schwierig sei, für den Grafen Hatzfeldt einen geeig neten Nachfolger zu finden. Man wird diese Meldung wohl nur mit großer Reserve aufzunehmen haben, denn Deutschland hat doch offenbar keinen Mangel an tüchtigen Diplomaten, die auch einen so verantwor tungsreichen Posten ausfüllen könnten, wie es der jenige eines Chefs im Auswärtigen Amte ist. Und warum sollte sich Graf Herbert Bismarck hierzu nicht eignen, da doch anzunehmen ist, daß er über die Ab sichten und Pläne seines Vaters, des Reichskanzlers, mit am besten unterrichtet ist und da er doch schon befriedigende Proben von seiner diplomatischen und staatsmännischen Befähigung abgelegt hat? — Unter den verschiedenen Ansprachen, welche der neue Statt halter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, beim Empfange der verschiedenen Behörden, Deputationen rc. gehalten hat, wird diejenige beim Empfange des Coatjutors l)r. Stumpf und des Straßburger Dom kapitels besonders bemerkt. In seiner Erwiderung auf die Ansprache des Herrn vr. Stumpf betonte Fürst Hohenlohe, welch' hohen Werth er auf die Fort dauer der guten Beziehungen, die im Neichslande schon unter Herrn v. Manteuffel zwischen der Staatsgewalt und der katholische» Kirche bestanden hätten, lege. Der Statthalter versicherte, diese Beziehungen weiter pflegen zu wollen, umsomehr, da ja auch er ein Sohn der katholischen Kirche sei und da ja auch derselbe» der größte Theil der reichsländischen Bevölkerung angehöre. — Das württembergische Königspaar ist am Diens tag nach Nizza abgereist, da der Gesundheitszustand König Karls noch immer einen Winteraufenthalt des Monarchen in einem südlichen Klima verlangt. Be züglich der Staatsgeschäfte ist verfügt worden, daß wichtigere Gegenstände dem König nachgesendet werden, die übrigen Angelegenheiten erledigt im Auftrag des Königs Prinz Wilhelm von Württemberg. — Die bayrische Abgeordnetenkammer genehmigte am Diens tag die Etats des königlichen Hauses und des Hofes, des Staatsraths und Landtags, dem Anträge des Ausschusses gemäß debattelos und nahm ferner den Gesetzentwurf über die Nebenbahn von Passau nach Freynug einstimmig an. Oesterreich-Ungarn. Im Budgetausschuß der österreichischen Delegation beantwortete Graf Kalnoky die Interpellation Czerkawski wegen der Ausweisungen aus Preußen kurz und bündig dahin, daß Preußen bei den Ausweisungen polnischer Unterthanen aus Staatsrücksichten handele. Frankreich. Die am Dienstag erfolgte Eröffnung des neuen französischen Parlamentes ist ohne besondere Feierlichkeiten, jedoch auch ohne irgendwelche störende Zwischenfälle vor sich gegangen. Die Kammer hielt zwei Sitzungen ab, in deren erster der Altersprsident Blanc eine Ansprache hielt, und betonte der Redner in derselben, wie sehr die Republikaner Einigkeit nöthig hätten, um die Republik zu befestigen und die schwebenden Fragen und Angelegenheiten zu erledigen. Unter dem Beifall der Linken und des Centrums gab dann Blanc eine Uebersicht über die nothwendigsten Reformen, welche einen friedlichen und unaufhörlichen Fortschritt herbeisühren würden. In der zweiten Sitzung wurde Flouquet, der bisherige Kammerpräsi dent, mit 390 Stimmen zum provisorisch-n Präsidenten wiedergewählt. Zum ersten Vizepräsidenten wählte die Kammer Anatole de la Forge, zum zweiten den Alterspräsidenten Blanc (radikal) mit 231 gegen 210 Stimmen, welche der Opportunist Spuller erhielt. In der nächsten Sitzung am Donnerstag wurde die Bildung der Bureaux vorgenommen. In diesen Tagen wird sich auch das durch die Ernennung Gomots zum Acker bauminister und Dautresme's zum Handelsminister rekonstruirte Kabinet Brisson - Freycinet der neuen Kammer umstellen und hierbei durch den Konseil präsidenten Brisson sein Programm entwickeln. In Pariser unterrichteten Kreisen zweifelt man nicht, daß dem Kabinet das gewünschte Vertrauensvotum seitens der Kammer zu Theil werden wird, doch wird sich die parlamentarische Lage mit klarer Bestimmtheit erst dann überschauen lassen, wenn einige Abstimmungen über tief einschneidende politische Fragen stattgefunden haben. England. Die englische Wahlbewegung ist all gemach auf ihren Höhepunkt angelangt und hält es namentlich der greise Führer der liberalen Partei Englands, Gladstone, für angezeigt, mit seiner glän zenden Beredtsamkeit nunmehr in den Gang der Dinge energisch einzugreifen. Auf einer am Montag in Edinburg abgehaltenen liberalen Versammlung betonte der Ex-Premier die Nothwendigkeit einer Einigung der liberalen Partei, wie eine solche besonders der vor eiligen Forderung der irischen Nationalisten auf Los- reißung Irlands von England gegenüber am Platze wäre. Entschieden forderte Gladstone, daß.die In tegrität des britischen Reiches unter allen Umständen aufrecht zu erhalten sei, daß aber gleichzeitig in Ir land liberal und verständig gehandelt werden müsse. Daß Gladstone den Gedanken eines „freien Irlands" so schroff verurtheilt, wird ihm von den Parnelliten sicher nicht vergessen werden. Balkanhalbinsel. Während die Konstantinopler Konferenz den Versuch macht, die bulgarische Frage in friedlicher Weise zu lösen, kommen von der serbisch bulgarischen Grenze jeden Tag bedenklichere Nach richten. Nachdem die „Agence Havas" soeben erst berichtet, daß es bei Ranitza, auf bulgarischem Gebiet, zum ersten Zusammenstoß zwischen Serben und Bul garen gekommen sei, meldet sie aus Sofia vom 11. d. Mts.: Am Montag Abend suchte eine etwa 300 Mann starke serbische Truppen-Abtheilung an der Grenze bei Trin etwa 25 Mann Bulgaren einzu schließen; den Letzteren gelang es jedoch, sich zurück zuziehen, wobei sie von den Serben 1 bis 2 Kilometer weit auf bulgarisches Gebiet verfolgt wurden. — Die Nachrichten der „Agence Havas" vom Orient müssen allerdings immer mit einer gewissen Reserve ausge nommen werden; daß aber die Spannung zwischen Serbien und Bulgarien thatsächlich einen bedenklichen Grad erreicht hat, beweist folgende amtliche Mittheilung der serbischen Negierung aus Nisch: Die serbische Re gierung braucht nicht einen oasus belli zu ersinnen, sie hat infolge Verhaltens Bulgariens genügende sach liche Gründe für die Kriegserklärung, wenn sie den Zeitpunkt für gekommen erachtet. — Es ist wahrhaftig hohe Zeit, daß die Großmächte die kriegslustigen Serben, welche so unverantwortlich mit dem Feuer spielen, ein mal gehörig auf die Finger klopfen. Thronrede bei Eröffnung des Landtages am 12. November. Meine Herren Stände! Ich habe Sie zusammenberufen, damit Sie mit Meiner Regierung von Neuem die Arbeiten über nehmen, welche nach verfassungsmäßiger Ordnung für die öffentlichen Angelegenheiten des Landes zu erle digen sind, und heiße Sie von Herzen willkommen. Ihr Zusammentritt fällt in eine Zeit, in welcher die Gesammtlage des Landes zu Meiner großen Freude sich im Ganzen als eine günstige darstellt. Durch Gottes Gnade von schwereren allgemeinen Schicksalen verschont, hat unser Sachsen auch in den letztvergan genen Jahren die Bahn seiner gedeihlichen Entwickelung verfolgen und in förderlicher Entfaltung seiner Kräfte an der Befestigung und Mehrung jener Grundlagen arbeiten können, auf denen das sittliche Leben und der Wohlstand des Volkes beruht. Die gesetzlichen Ordnungen der einzelnen Verwaltungsgebiete haben sich auch in dieser Zeit als zweckentsprechend erwiesen, und die gewissenhafte Arbeit aller Derer, welche zu ihrer Ausführung berufen sind, ist nicht ohne sicht baren Erfolg geblieben. Als eine neue und höchst wichtige Erscheinung auf dem Gebiete der sozialpolitischen Interessen sind die seit dem Schluffe der letzten Ständeversammlung wirk sam gewordenen Neichsgesetze über die Kranken-Ver sicherung und über die Unfall-Versicherung hervorge treten. Es gereicht Mir zur Befriedigung, daß die Behörden in richtigem Verständniß der Ziele dieser gesetzgeberischen Maßnahmen mit Erfolg bemüht ge wesen sind, die ihrem Geschäftskreise zufallenden Vor bereitungen rechtzeitig fertig zu stellen, und daß die Betheiligten aller Orten dem Vollzug dieser bedeu tenden Reformen eine eingehende und opferwillige Theilnahme entgegengebracht haben. Es werden Ihnen Gesetzentwürfe vorgelegt werden, welche in Uebereinstimmung mit den wiederholt aus gesprochenen Wünschen der Vertreter der Landwirth- schäft die Hebung der vaterländischen Viehzucht und die Erweiterung der über die Entschädigung wegen Viehverlusten in Seuchenfällen bestehenden Vorschriften erstreben; ftrner, auf Grund der von der letzten Stände versammlung angeregten Erwägungen, Gesetze, welche die Erleichterung und Erweiterung der Benutzung der freiwilligen Versicherung bezwecken, die mit der Landes brandversicherungsanstalt verbunden ist. Weiter wird Ihnen ein Gesetzentwurf zukommen, welcher eine festere und der neueren Rechtsentwickelung sich anschließende Grundlage des polizeilichen Ausweisungsrechts schaffen soll, und ein Entwurf, welcher eine fühlbare Lücke unserer Gesetzgebung über die Formen des Erwerbs des Bergwerkseigenthums auszufüllen bestimmt ist. Ueber die Frage, in welcher Weise die Zukunft des eine so zahlreiche Bevölkerung ernährenden Frei berger Bergbaues wirksamer als bisher sicher gestellt werden könne, haben eingehende Erörterungen statt gefunden. Das Ergebniß derselben hat Meine Re gierung bestimmt, Ihnen den Ankauf einer Anzahl Gruben dieses Bergbaues vorzuschlagen. Gern gedenke Ich sodann an dieser Stelle des er freulichen Aufschwungs des Feuerlöschwesens, dem Meine Regierung fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit zu wendet. Ein von Mir gestiftetes Ehrenzeichen ist dazu bestimmt, langen und ausgezeichneten Dienstleistungen